Justiz promotet radikale Tierschützer?

Justiz promotet radikale Tierschützer?

Mal etwas provokant gefragt: Wieso unterstützt die Justiz auf ganz originelle Weise militante Tierschützer? Mit der völlig absurden Dauer-Untersuchungshaft hat die Justiz ein paar Märtyrer geschaffen und wochenlang die mediale Plattform gestützt. Mit der späten Enthaftung nach medialer Aufarbeitung steht die Justiz komplett blöd und die Tierschützer sehr komfortabel da. Von einem Prozess und ordentlichen Beweisen scheinbar noch keine Spur. Untenstehenden Kommentar in der heutigen Kleinen Zeitung (bekanntlich keine rotgrüne Zeitung) finde ich recht treffend. DENKZETTEL Schmaler Grat Das ist schon sonderbar. Mehr als 100 Tage lässt die Justiz eine Handvoll Tierschützer auf einer abstrusen Rechtsbasis (Anti-Mafia-Paragraph) in der U-Haft dunsten. Kaum gerät die Angelegenheit in die Schlagzeilen, weil die Grünen einen der Aktivisten auf ihre Liste setzen, wird die Staatsanwaltschaft aktiv und ordnet die Enthaftung an. Hätte sich die Justiz ohne mediale Entrüstung auch der Fälle angenommen? Wohl kaum. Die Kehrtwende der Staatsanwaltschaft fördert nicht gerade das Vertrauen in den Rechtsstaat. Dass die Tierschützer keine Waisenknaben sind, davon kann man ausgehen. Wer Anschläge auf Modehäuser verübt, muss vor Gericht, aber nicht für Monate in U-Haft. Mit der Kandidatur zweier Tierschutzaktivisten beschreiten die Grünen einen schmalen Grat. Aktionismus, Streiks, Demonstrationen, Boykottaufrufe oder auch Blockaden sind das Salz der Grünbewegung. Bei mutwilligen Zerstörungen hört sich aber der Spaß auf. Mit den schornsteinkletternden Greenpeace-Aktivisten sind die Tierschützer, die gerade enthaftet worden sind, wohl kaum in einen Topf zu werfen. MICHAEL JUNGWIRTH