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Lustiges Krähenschießen
29. Nov. 2007, 19:48 Else
Lustiges Krähenschießen
Mit Federn, Haut und Haar: Lustiges Krähenschießen http://www.diepress e.at/home/ meinung/wisskomm entar/345786/ index.do KURT KOTRSCHAL (Die Presse, 27.11.2007) Zur Identität des männlichen Staatsbürgers auf dem Land gehört ein solides Feindbild. Am 6.November gab es an der Salzburger Landesregierung eine erbauliche Sitzung zum Thema Krähenabschuss. Die Landesumweltanwalts chaft rief, und alle kamen: Landwirtschaft, Jäger, Naturschutz- und andere Behördenvertreter. Ich war als Experte für Rabenvögel dabei. Sicher zum letzten Mal, denn diese Sitzung war so symptomatisch für den heimischen Ungeist, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten kann. Krähen sind im EU-Raum ganzjährig geschützt. Laut Zählungen der Jäger gibt es im Land Salzburg 29.000. Weil sich vor allem Bauern über Schäden beschweren, erließ die Behörde eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss von 6000(!) Tieren pro Jahr. Etwa 3000 erwischt es tatsächlich. Außer solchen vagen Bestandszahlen und einzelnen (sicherlich nicht unberechtigten) Beschwerden von Bauern und Privatpersonen, die Krähen würden Siloballen aufhacken, Saat ausrupfen, Fensterkitt entfernen, Lämmer töten und Kinder ängstigen, gab es keinerlei Daten als Basis für diese drastische Abschussgenehmigung . Auf meinen diesbezüglichen Einwand beschied man mich, es ginge hier nicht um Wissenschaft. Natürlich nicht, es kann aber wohl auch nicht sein, dass Krähen nur getötet werden, um die Rachegefühle der Betroffenen zu bedienen (wie dies auch beim Kormoran der Fall ist). Von einem zivilisierten Staat ist zu erwarten, dass Entscheidungen über Leben und Tod geschützter Tiere nicht nur aus dem Bauch heraus getroffen werden. Im Kern geht es gar nicht so sehr um die Krähen. Vielmehr gehört offenbar ein solides Feindbild zur Identität des durchschnittlichen männlichen Staatsbürgers auf dem Lande. Neben den immer aktuellen Wienern waren es gerade noch die Kormorane. Jetzt sind es eben die Krähen. Beide schwarz (und daher unheimlich), Hauptsache Feindbild. Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass diese Brachialpolitik von einem Filz 40–70-jähriger Männer getragen wird (bin selber 54), konservativen Lodenträgern und Biertrinkern, Bauern, Beamten, Jägern, Bürgermeistern, Pfarrern, Parteifunktionä ren und sonstigen Stützen der Gesellschaft? Diese heimlichen Herrscher der Heimat sehen Tiere ausschließlich im Schädling-Nützling- Schema. Selbstdefinierte Probleme löst man per Flinte. Wer anders denkt, ist ein Spinner, und Frauen gehören sowieso nicht dazu. Die Idee, angesichts der ohnehin maximalen landwirtschaftliche n Nutzung der Natur Krähen, Bären, Luchsen oder Wölfen hierzulande ein Lebensrecht zuzugestehen, selbst wenn das nicht ganz reibungslos abgehen sollte, liegt dieser Lobby so fern wie der Mond. Dass man Kompensationszahlun gen für die Bauern nicht einmal andenken will, ist auch nicht gerade hilfreich. Noch einmal, zum Mitschreiben: Es gibt keine soliden Bestandszahlen für Krähen, wir wissen nichts über ihre Bestandsentwicklung , es wird keine Schadensobjektivier ung durchgeführt, keine Kontrolle der Wirksamkeit der Abschüsse etc. Auf Basis dieses totalen Unwissens erteilt eine Behörde Abschussgenehmigung en, nur um die herrschende Lodenlobby im Lande nicht zu vergrämen. Es geht „ja nur um Tiere“. Der Skandal wird dadurch nicht geringer, ganz im Gegenteil. Kurt Kotrschal ist Zoologe an der Uni Wien und Leiter der Konrad-Lorenz- Forschungsstelle in Grünau.
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