Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

05. Nov. 2007, 21:32 naturbauer

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Zu Allerheiligen wird auch den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege gedacht. Allen Soldaten die den Krieg relativ Heil überstanden hatten war es wichtig, dass ihre Kameraden die ihr Leben im Krieg verloren hatten nicht vergessen werden. Mindestens genauso wichtig war ihnen auch, dass die Strapazen mit allem drum und dran die sie als Überlebende durchmachen mussten nie nie nicht vergessen werden sollten. Keineswegs minderer haben alle die, die bevor sie Vermisst und/oder Gefallen sind die Hölle erlebt, bis sie es überstanden hatten und durch den Tot erlöst wurden. Manche Überlebenden mussten sich das Erlebte von der Seele reden. In der Endsumme kam eben dadurch heraus, dass man alle die im Krieg umgekommen sind niemals vergessen werden sollten. Allerheiligen ist auch der Tag an dem ihrer gedacht werden sollte. Mein Vater war den ganzen Krieg dabei, er war sogar die meiste Zeit davon an den gefährlichsten Fronten als Infrantrist der Wehrmacht eingesetzt. Die genauen Beschreibungen die er mir immer und immer wieder gemacht hat, wie es ist in Todesangst zu sein, wenn zum Beispiel Bomben von Flugzeugen und zeitgleich Panzer, Artillerie, Handgranaten, Maschinengewehrsalben, einfach alles was es zum Schießen gab gegen sie abgefeuert wurde, war meines Wissens niemand dabei, der gezweifelt hatte, dass es einen Gott gibt. Wer also in absoluter Sicherheit damit rechnen muss jede Sekunde tot, oder so schwer verwundet zu werden, dass er dann elendig verrecken muss der hofft im allerletzten Moment noch auf Gott, dass er ihn in sein Reich aufnimmt. Ich frage mich, was würden all jene dazu sagen, wenn sie lesen würden wie Allerheiligen wer kommt in den Himmel oder in die Hölle? Quasi als Verarschung, dass sie an Gott glauben zu verstehen? Eines steht für mich fest, dass je schlimmer ein Mensch was durchgemacht hat, desto fester glaubt er an Gott. Umgekehrter also je weniger Schlimmes er durchgemacht desto weniger glaubt er an Gott. Die Betroffenen die ich damit meine können sich nicht mehr wehren, weil sie ja heute tot sind. Soweit ich meinen Vater immer verstanden habe soll man sie bei Gelegenheit immer wieder erwähnen. Das habe ich hiermit getan. Meine Nachbarn gehen nicht nur regelmäßig in die Kirche, sondern die Bäüerin liest sogar und der Bub ist Minstrant usw. usf. Sie haben beim Pfarrer gutes Ansehen, ich nicht, weil ich trotzdem, dass ich an Gott glaube einfach zuwenig in die Kirche gehe. Der Clou ist, dass mir dieser Nachbar schon Holz gestohlen hat, sein Sohn mich durchs offene Autofenster ins Gesicht gespuckt hat usw. usf.. Aber desahalb gebe ich weder Gott noch der Religion die Schuld dass es so ist. Der Mensch hat von Gott das selbständige Handeln bekommen und kann damit machen wie er will. Man kann es leicht so drehen, dass Gott, die Religion für alles Unheil Schuld sind. Schuld sind die Menschen, die Gott, oder DIE oder irgendeine Religion vorschieben, aber die Religion selbst ist nicht schuld.

Antworten: 5

05. Nov. 2007, 21:46 bionicle

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Hallo Ich finde Deine Ansichten über Gott gut. Als Kind mußte ich 3km weit mit meinen Eltern regelmäßig mit in die Kirche gehen - und habe dabei eher Widerwillen bis heute empfunden. Dass derart schlimme Kriege noch immer stattfinden, Ausbeutung, Vertreibung u. Verhungern noch immer möglich sind, kann nicht gottgewollt sein - wenn es ihn gibt oder wie er in der Kirche beschrieben wird. Vielleicht bekomme ich da noch bessere Erkenntnisse.

05. Nov. 2007, 22:55 Steira

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Hallo, Über Gott und die Welt könnte man lange streiten/diskutieren! MFG A STEIRA

06. Nov. 2007, 19:13 Bergdoktor1

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Hallo Hans, Du bist doch der User der sich mal "Hans aus Bayern" nannte? Deine Schilderung von den Leidtragenden der Weltkriege in Verbindung mit Gott erinnert mich stark an den "philosophisch nicht widerlegbare Gottesbeweis" den ein Gläubiger einmal im Netz veröffentlichte: Zu den Gästen am Stammtisch der Dorfwirtschaft setzte sich ein fremder Mann. Er sei Atheist, erklärte er. Die Christen und vor allem ihre Pastoren, Pfarrer und Prediger seien doch alles komische Käuze. Da reden sie von einem Gott, der nicht beweisbar ist und merken nicht, wie extrem lächerlich sie sich dabei machen. Dann grinste er breit und schaute uns alle der Reihe nach herausfordernd an. Ich fragte ihn : "Woher weisst Du, dass Gott nicht beweisbar sei ?" "Ach, hör mal. Hast du keine Bildung ? Die Philosophen bewiesen klar und unwiderlegbar, dass Gott nicht beweisbar ist. Ich kenne deren Argumente." "Meinst du ? Du kannst also - deiner Ansicht nach - Gottesbeweise widerlegen ?" "Natürlich. Ist doch klar. Ist auch keine Kunst. Ich sagte ja schon, dass ich Philosophie studiert habe." "Nun, wenn dem so ist, dann bist du sicher bereit, dass ich dies kurz prüfe ? Ich nenne Dir jetzt einen Gottesbeweis. Nur einen einzigen. Anschliessend widerlegst Du diesen. Wenn Du dies nicht kannst, gibst Du dann deinen Atheismus auf ?" Der Fremde grinste. "Natürlich. Aber zuerst musst Du so einen Beweis nennen können. Und das kannst du nicht. Aber trotz allem, lass hören. Ich werde mich dabei sicher amüsieren." "Also gut. Hör zu. Während ich hier sitze und mit Dir ein Bier trinke, liegt Zuhause meine Frau krank im Bett und wartet auf mich. Sie ist sehr schwach, kann sich kaum bewegen, kann beinahe nicht reden, nicht selber essen und trinken und jede Berührung tut ihr weh. Die Krankenschwestern lehnt sie ab. Diese sind ihr zu grob. Denn diese können das, was sie sagen möchte und nicht sagen kann, nicht aus ihrem Gesichtsausdruck lesen. So pflege ich meine Frau. Meine Frau ist sehr schön und ich liebe sie sehr. Jeden Tag wasche ich sie im Bett von oben bis unten. Waschen. Ja. Aber nicht mehr. Sanft waschen ist wichtig. Aber sonst tut ihr jede Berührung weh. Wenn Du ein bisschen Phantasie hast und einigermassen normal veranlagt bist, kannst Du Dir das sicher realistisch vorstellen." Der Fremde hatte aufgehört zu grinsen. "Die Ärzte, Sozialarbeiter und Psychiater, welche die Situation sahen, sagten mir 'was Du da tust, haben wir noch nie gesehen. Warum kannst Du das ?'. Die Menschen im Dorf, die uns kennen, reagieren gleich. Siehst Du. Ohne Gott, ohne Gebet, geht das nicht. Und das wissen die Menschen hier im Dorf." Der Fremde blickte fragend die anwesenden Gäste an. Diese nickten wortlos. Darauf sagte er : "Zahlen". Stand auf und ging. Vierzehn Tage später traf ich den Fremden in derselben Wirtschaft. Er sass da, zusammengesunken vor seinem Bierglas und starrte es an. Er bemerkte mich. "Ich weiss noch jedes Wort, das du gesagt hast. Deine Worte brennen wie Feuer in mir. Du hast damals, ohne es zu wissen, mitten in's Schwarze getroffen hast. Du hast recht. Was Du sagst, stimmt. Und nun muss ich dir was erzählen. Mein Vater pflegte, wie du, seine kranke Frau. Sie war nicht so krank wie deine Frau, aber meine Mutter konnte sich nicht mehr selber anziehen und war über den Tag im Rollstuhl. Mein Vater sagte zu uns drei Geschwistern : 'Versprecht mir, dass, wenn ich sterbe, ihr eure Mutter weiter pflegt und eure Mutter nicht in eine Pflegeheim steckt'. Wir versprachen das unserem Vater. Mehrmals. In aller Ernsthaftigkeit. Immer wieder. - - - . Als unser Vater starb, vergingen 14 Tage. Danach war unsere Mutter im Pflegeheim." Nun schwieg er wieder. Und starrte sein Bierglas an. Hätte dem philosophisch gebildeten Bierglasbetrachter die gesamte tiefe philosophische Weisheit über die Unbeweisbarkeit Gottes jetzt noch irgendwelchen Eindruck gemacht? Wohl kaum. Zitat Ende Beeindruckend, nicht wahr? Denn der "Gottesbeweis" ist philosophisch tatsächlich nicht widerlegbar. Es ist nämlich keine Spur von einem Beweis da! Wo kein Beweis ist, da kann man auch nichts widerlegen. Und hier haben wir dann die übliche Denkfigur: "Wenn es nicht widerlegbar ist, dann muss es wahr sein" (wir hatten bereits gesehen, dass das Unsinn ist). Hier wird ein rein gefühlsmäßiges Argument benutzt. Der Erzähler behauptet, dass er ohne Gott und Gebet nicht in der Lage wäre, seine Frau zu pflegen. Woher wissen wir oder er selbst, ob das wahr ist? Und ist es so, dass alle Menschen, die andere pflegen und sich dafür aufopfern, auch an Gott glauben? Ein Mensch kann dies auch aus tief empfundener Liebe tun. Was die Geschichte also eindringlich beweist, ist, dass der Erzähler seine Frau liebt, und das ist wirklich wahre Liebe. Wie die Verbindung zu Gott und dem Gebet aussieht, bleibt im Dunkeln. Eher kommt die Kraft aus der Liebe zu seiner Frau - es gibt keine Notwendigkeit, da Gott mit ins Spiel zu bringen. Die Geschichte geht ans Herz, und den Erzähler an irgendeinen Punkt anzuzweifeln, scheint einem mitfühlenden Menschen als zutiefst zynisch. Hier wird durch starke Gefühle das Denken "außer Gefecht gesetzt", und man ist bereit, dem Glauben zu schenken. Aber bewiesen wird nichts, daher ist hier auch nichts zu wiederlegen. Der "Trick" in dieser Geschichte besteht in einem Ablenkungsmanöver. Wer sich hier emotional engagiert, dessen Bedenken werden fortgespült. Mit denselben Methoden arbeiten auch die Zeitschriftenverkäufer an der Tür: Sie appellieren an das Mitleid, und das funktioniert sehr häufig. Hier wie dort wird die Fähigkeit des Mitfühlens ausgenutzt. Die Existenz eines Gewissens beweist nichts, denn fast alle Menschen verfügen darüber, ob sie nun Christen, Atheisten, Buddhisten, Shintoisten etc. sind. Und in der Geschichte war es eben nicht Gott, der das Gewissen "angetippt" hat, sondern der Erzähler, der hier die Fähigkeit zur Empathie geschickt ausnutzt. Wahrscheinlich ist die Geschichte sogar erfunden, aber das spielt keine Rolle. Denn auch wenn sie wahr ist, so kann man nicht das daraus schließen, was impliziert wurde. Viele Atheisten/Agnostiker sind sehr rationale Menschen, aber viele davon kann man auf der Gefühlsebene "erwischen", weil dort nicht ihr Erfahrungsschwerpunkt liegt. Übrigens wird mit diesem "Gottesbeweis" geschickt und unterschwellig noch ein Vorurteil genährt: Atheisten sind nicht nur gottlos, sie sind auch noch unmoralisch bzw. moralisch minderwertig. Dazu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt. Was die modernen moralischen Fortschritte angeht, sind die Christen Trittbrettfahrer, die überall verbreiten, sie seien die Wagenlenker. Des Weiteren wird mit diesen "Gottesbeweisen" noch ein weiterer Trick benutzt: den Gedankensprung. Angenommen, ich würde dir einen absolut plausiblen und "wasserdichten" Beweis für die Existenz Gottes liefern können - folgt dann daraus, dass der christliche Gott existiert? Oder der Gott der Taoisten, der Pantheisten, der Shintoisten, der Hinduisten? Ist damit die Existenz von Zeus oder die von Apollo oder Allah oder Manitu bewiesen? Tatsächlich sagt dies nichts über die Eigenschaften dieses Gottes aus. Auch hier wird das "Universum des Möglichen" von Milliarden und Abermilliarden von Möglichkeiten auf ganze zwei reduziert, nämlich auf "(der christliche) Gott existiert" und "Gott existiert nicht". Der gewaltige Sprung liegt darin, von der Existenz eines Gottes eine riesige Kette von Implikationen als "mitbewiesen" zu denken, nämlich den Wahrheitsgehalt der Bibel (AT und NT), die Existenz Jesus, seine Auferstehung und und und. Dabei gibt es zwischen den Aussagen "Gott existiert" und "Gott ist gut" und "Gott erwartet, dass wir ihn anbeten" keinerlei logische oder plausible Verbindung. Hier werden einfach eine große Zahl logischer (und notwendiger) Kettenglieder übersprungen. Einige Kreationisten benutzen diesen Trick auch. Sie behaupten, dass es auf der einen Seite die Evolutionstheorie (ET) gibt, auf der anderen Seite den Kreationismus. Wenn nun die ET falsch ist, dann folgt daraus, dass der Kreationismus richtig sein muss. Das ist natürlich Unsinn, denn auch hier haben wir Millionen und Abermillionen Theorien auf der einen Seite (und die ET verändert sich ohnehin ständig), und eine einzige Pseudo-Theorie - nichts anderes ist der Kreationismus - auf der anderen Seite. Hier wird den Menschen eine falsche Wahl vorgegaukelt, und das ist intellektuell unredlich.

06. Nov. 2007, 19:20 Bergdoktor1

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Hallo Hans, Du bist doch der User der sich mal "Hans aus Bayern" nannte? Deine Schilderung von den Leidtragenden der Weltkriege in Verbindung mit Gott erinnert mich stark an den "philosophisch nicht widerlegbare Gottesbeweis" den ein Gläubiger einmal im Netz veröffentlichte: Zu den Gästen am Stammtisch der Dorfwirtschaft setzte sich ein fremder Mann. Er sei Atheist, erklärte er. Die Christen und vor allem ihre Pastoren, Pfarrer und Prediger seien doch alles komische Käuze. Da reden sie von einem Gott, der nicht beweisbar ist und merken nicht, wie extrem lächerlich sie sich dabei machen. Dann grinste er breit und schaute uns alle der Reihe nach herausfordernd an. Ich fragte ihn : "Woher weisst Du, dass Gott nicht beweisbar sei ?" "Ach, hör mal. Hast du keine Bildung ? Die Philosophen bewiesen klar und unwiderlegbar, dass Gott nicht beweisbar ist. Ich kenne deren Argumente." "Meinst du ? Du kannst also - deiner Ansicht nach - Gottesbeweise widerlegen ?" "Natürlich. Ist doch klar. Ist auch keine Kunst. Ich sagte ja schon, dass ich Philosophie studiert habe." "Nun, wenn dem so ist, dann bist du sicher bereit, dass ich dies kurz prüfe ? Ich nenne Dir jetzt einen Gottesbeweis. Nur einen einzigen. Anschliessend widerlegst Du diesen. Wenn Du dies nicht kannst, gibst Du dann deinen Atheismus auf ?" Der Fremde grinste. "Natürlich. Aber zuerst musst Du so einen Beweis nennen können. Und das kannst du nicht. Aber trotz allem, lass hören. Ich werde mich dabei sicher amüsieren." "Also gut. Hör zu. Während ich hier sitze und mit Dir ein Bier trinke, liegt Zuhause meine Frau krank im Bett und wartet auf mich. Sie ist sehr schwach, kann sich kaum bewegen, kann beinahe nicht reden, nicht selber essen und trinken und jede Berührung tut ihr weh. Die Krankenschwestern lehnt sie ab. Diese sind ihr zu grob. Denn diese können das, was sie sagen möchte und nicht sagen kann, nicht aus ihrem Gesichtsausdruck lesen. So pflege ich meine Frau. Meine Frau ist sehr schön und ich liebe sie sehr. Jeden Tag wasche ich sie im Bett von oben bis unten. Waschen. Ja. Aber nicht mehr. Sanft waschen ist wichtig. Aber sonst tut ihr jede Berührung weh. Wenn Du ein bisschen Phantasie hast und einigermassen normal veranlagt bist, kannst Du Dir das sicher realistisch vorstellen." Der Fremde hatte aufgehört zu grinsen. "Die Ärzte, Sozialarbeiter und Psychiater, welche die Situation sahen, sagten mir 'was Du da tust, haben wir noch nie gesehen. Warum kannst Du das ?'. Die Menschen im Dorf, die uns kennen, reagieren gleich. Siehst Du. Ohne Gott, ohne Gebet, geht das nicht. Und das wissen die Menschen hier im Dorf." Der Fremde blickte fragend die anwesenden Gäste an. Diese nickten wortlos. Darauf sagte er : "Zahlen". Stand auf und ging. Vierzehn Tage später traf ich den Fremden in derselben Wirtschaft. Er sass da, zusammengesunken vor seinem Bierglas und starrte es an. Er bemerkte mich. "Ich weiss noch jedes Wort, das du gesagt hast. Deine Worte brennen wie Feuer in mir. Du hast damals, ohne es zu wissen, mitten in's Schwarze getroffen hast. Du hast recht. Was Du sagst, stimmt. Und nun muss ich dir was erzählen. Mein Vater pflegte, wie du, seine kranke Frau. Sie war nicht so krank wie deine Frau, aber meine Mutter konnte sich nicht mehr selber anziehen und war über den Tag im Rollstuhl. Mein Vater sagte zu uns drei Geschwistern : 'Versprecht mir, dass, wenn ich sterbe, ihr eure Mutter weiter pflegt und eure Mutter nicht in eine Pflegeheim steckt'. Wir versprachen das unserem Vater. Mehrmals. In aller Ernsthaftigkeit. Immer wieder. - - - . Als unser Vater starb, vergingen 14 Tage. Danach war unsere Mutter im Pflegeheim." Nun schwieg er wieder. Und starrte sein Bierglas an. Hätte dem philosophisch gebildeten Bierglasbetrachter die gesamte tiefe philosophische Weisheit über die Unbeweisbarkeit Gottes jetzt noch irgendwelchen Eindruck gemacht? Wohl kaum. Zitat Ende Beeindruckend, nicht wahr? Denn der "Gottesbeweis" ist philosophisch tatsächlich nicht widerlegbar. Es ist nämlich keine Spur von einem Beweis da! Wo kein Beweis ist, da kann man auch nichts widerlegen. Und hier haben wir dann die übliche Denkfigur: "Wenn es nicht widerlegbar ist, dann muss es wahr sein" Hier wird ein rein gefühlsmäßiges Argument benutzt. Der Erzähler behauptet, dass er ohne Gott und Gebet nicht in der Lage wäre, seine Frau zu pflegen. Woher wissen wir oder er selbst, ob das wahr ist? Und ist es so, dass alle Menschen, die andere pflegen und sich dafür aufopfern, auch an Gott glauben? Ein Mensch kann dies auch aus tief empfundener Liebe tun. Was die Geschichte also eindringlich beweist, ist, dass der Erzähler seine Frau liebt, und das ist wirklich wahre Liebe. Wie die Verbindung zu Gott und dem Gebet aussieht, bleibt im Dunkeln. Eher kommt die Kraft aus der Liebe zu seiner Frau - es gibt keine Notwendigkeit, da Gott mit ins Spiel zu bringen. Die Geschichte geht ans Herz, und den Erzähler an irgendeinen Punkt anzuzweifeln, scheint einem mitfühlenden Menschen als zutiefst zynisch. Hier wird durch starke Gefühle das Denken "außer Gefecht gesetzt", und man ist bereit, dem Glauben zu schenken. Aber bewiesen wird nichts, daher ist hier auch nichts zu wiederlegen. Der "Trick" in dieser Geschichte besteht in einem Ablenkungsmanöver. Wer sich hier emotional engagiert, dessen Bedenken werden fortgespült. Mit denselben Methoden arbeiten auch die Zeitschriftenverkäufer an der Tür: Sie appellieren an das Mitleid, und das funktioniert sehr häufig. Hier wie dort wird die Fähigkeit des Mitfühlens ausgenutzt. Die Existenz eines Gewissens beweist nichts, denn fast alle Menschen verfügen darüber, ob sie nun Christen, Atheisten, Buddhisten, Shintoisten etc. sind. Und in der Geschichte war es eben nicht Gott, der das Gewissen "angetippt" hat, sondern der Erzähler, der hier die Fähigkeit zur Empathie geschickt ausnutzt. Wahrscheinlich ist die Geschichte sogar erfunden, aber das spielt keine Rolle. Denn auch wenn sie wahr ist, so kann man nicht das daraus schließen, was impliziert wurde. Viele Atheisten/Agnostiker sind sehr rationale Menschen, aber viele davon kann man auf der Gefühlsebene "erwischen", weil dort nicht ihr Erfahrungsschwerpunkt liegt. Übrigens wird mit diesem "Gottesbeweis" geschickt und unterschwellig noch ein Vorurteil genährt: Atheisten sind nicht nur gottlos, sie sind auch noch unmoralisch bzw. moralisch minderwertig. Dazu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt. Was die modernen moralischen Fortschritte angeht, sind die Christen Trittbrettfahrer, die überall verbreiten, sie seien die Wagenlenker. Des Weiteren wird mit diesen "Gottesbeweisen" noch ein weiterer Trick benutzt: den Gedankensprung. Angenommen, ich würde dir einen absolut plausiblen und "wasserdichten" Beweis für die Existenz Gottes liefern können - folgt dann daraus, dass der christliche Gott existiert? Oder der Gott der Taoisten, der Pantheisten, der Shintoisten, der Hinduisten? Ist damit die Existenz von Zeus oder die von Apollo oder Allah oder Manitu bewiesen? Tatsächlich sagt dies nichts über die Eigenschaften dieses Gottes aus. Auch hier wird das "Universum des Möglichen" von Milliarden und Abermilliarden von Möglichkeiten auf ganze zwei reduziert, nämlich auf "(der christliche) Gott existiert" und "Gott existiert nicht". Der gewaltige Sprung liegt darin, von der Existenz eines Gottes eine riesige Kette von Implikationen als "mitbewiesen" zu denken, nämlich den Wahrheitsgehalt der Bibel (AT und NT), die Existenz Jesus, seine Auferstehung und und und. Dabei gibt es zwischen den Aussagen "Gott existiert" und "Gott ist gut" und "Gott erwartet, dass wir ihn anbeten" keinerlei logische oder plausible Verbindung. Hier werden einfach eine große Zahl logischer (und notwendiger) Kettenglieder übersprungen. Einige Kreationisten benutzen diesen Trick auch. Sie behaupten, dass es auf der einen Seite die Evolutionstheorie (ET) gibt, auf der anderen Seite den Kreationismus. Wenn nun die ET falsch ist, dann folgt daraus, dass der Kreationismus richtig sein muss. Das ist natürlich Unsinn, denn auch hier haben wir Millionen und Abermillionen Theorien auf der einen Seite (und die ET verändert sich ohnehin ständig), und eine einzige Pseudo-Theorie - nichts anderes ist der Kreationismus - auf der anderen Seite. Hier wird den Menschen eine falsche Wahl vorgegaukelt, und das ist intellektuell unredlich.

06. Nov. 2007, 19:21 Bergdoktor1

Und trotzdem gaben sie Gott nicht die Schuld!

Hallo Hans, Du bist doch der User der sich mal "Hans aus Bayern" nannte? Deine Schilderung von den Leidtragenden der Weltkriege in Verbindung mit Gott erinnert mich stark an den "philosophisch nicht widerlegbare Gottesbeweis" den ein Gläubiger einmal im Netz veröffentlichte: Zu den Gästen am Stammtisch der Dorfwirtschaft setzte sich ein fremder Mann. Er sei Atheist, erklärte er. Die Christen und vor allem ihre Pastoren, Pfarrer und Prediger seien doch alles komische Käuze. Da reden sie von einem Gott, der nicht beweisbar ist und merken nicht, wie extrem lächerlich sie sich dabei machen. Dann grinste er breit und schaute uns alle der Reihe nach herausfordernd an. Ich fragte ihn : "Woher weisst Du, dass Gott nicht beweisbar sei ?" "Ach, hör mal. Hast du keine Bildung ? Die Philosophen bewiesen klar und unwiderlegbar, dass Gott nicht beweisbar ist. Ich kenne deren Argumente." "Meinst du ? Du kannst also - deiner Ansicht nach - Gottesbeweise widerlegen ?" "Natürlich. Ist doch klar. Ist auch keine Kunst. Ich sagte ja schon, dass ich Philosophie studiert habe." "Nun, wenn dem so ist, dann bist du sicher bereit, dass ich dies kurz prüfe ? Ich nenne Dir jetzt einen Gottesbeweis. Nur einen einzigen. Anschliessend widerlegst Du diesen. Wenn Du dies nicht kannst, gibst Du dann deinen Atheismus auf ?" Der Fremde grinste. "Natürlich. Aber zuerst musst Du so einen Beweis nennen können. Und das kannst du nicht. Aber trotz allem, lass hören. Ich werde mich dabei sicher amüsieren." "Also gut. Hör zu. Während ich hier sitze und mit Dir ein Bier trinke, liegt Zuhause meine Frau krank im Bett und wartet auf mich. Sie ist sehr schwach, kann sich kaum bewegen, kann beinahe nicht reden, nicht selber essen und trinken und jede Berührung tut ihr weh. Die Krankenschwestern lehnt sie ab. Diese sind ihr zu grob. Denn diese können das, was sie sagen möchte und nicht sagen kann, nicht aus ihrem Gesichtsausdruck lesen. So pflege ich meine Frau. Meine Frau ist sehr schön und ich liebe sie sehr. Jeden Tag wasche ich sie im Bett von oben bis unten. Waschen. Ja. Aber nicht mehr. Sanft waschen ist wichtig. Aber sonst tut ihr jede Berührung weh. Wenn Du ein bisschen Phantasie hast und einigermassen normal veranlagt bist, kannst Du Dir das sicher realistisch vorstellen." Der Fremde hatte aufgehört zu grinsen. "Die Ärzte, Sozialarbeiter und Psychiater, welche die Situation sahen, sagten mir 'was Du da tust, haben wir noch nie gesehen. Warum kannst Du das ?'. Die Menschen im Dorf, die uns kennen, reagieren gleich. Siehst Du. Ohne Gott, ohne Gebet, geht das nicht. Und das wissen die Menschen hier im Dorf." Der Fremde blickte fragend die anwesenden Gäste an. Diese nickten wortlos. Darauf sagte er : "Zahlen". Stand auf und ging. Vierzehn Tage später traf ich den Fremden in derselben Wirtschaft. Er sass da, zusammengesunken vor seinem Bierglas und starrte es an. Er bemerkte mich. "Ich weiss noch jedes Wort, das du gesagt hast. Deine Worte brennen wie Feuer in mir. Du hast damals, ohne es zu wissen, mitten in's Schwarze getroffen hast. Du hast recht. Was Du sagst, stimmt. Und nun muss ich dir was erzählen. Mein Vater pflegte, wie du, seine kranke Frau. Sie war nicht so krank wie deine Frau, aber meine Mutter konnte sich nicht mehr selber anziehen und war über den Tag im Rollstuhl. Mein Vater sagte zu uns drei Geschwistern : 'Versprecht mir, dass, wenn ich sterbe, ihr eure Mutter weiter pflegt und eure Mutter nicht in eine Pflegeheim steckt'. Wir versprachen das unserem Vater. Mehrmals. In aller Ernsthaftigkeit. Immer wieder. - - - . Als unser Vater starb, vergingen 14 Tage. Danach war unsere Mutter im Pflegeheim." Nun schwieg er wieder. Und starrte sein Bierglas an. Hätte dem philosophisch gebildeten Bierglasbetrachter die gesamte tiefe philosophische Weisheit über die Unbeweisbarkeit Gottes jetzt noch irgendwelchen Eindruck gemacht? Wohl kaum. Zitat Ende Beeindruckend, nicht wahr? Denn der "Gottesbeweis" ist philosophisch tatsächlich nicht widerlegbar. Es ist nämlich keine Spur von einem Beweis da! Wo kein Beweis ist, da kann man auch nichts widerlegen. Und hier haben wir dann die übliche Denkfigur: "Wenn es nicht widerlegbar ist, dann muss es wahr sein" Hier wird ein rein gefühlsmäßiges Argument benutzt. Der Erzähler behauptet, dass er ohne Gott und Gebet nicht in der Lage wäre, seine Frau zu pflegen. Woher wissen wir oder er selbst, ob das wahr ist? Und ist es so, dass alle Menschen, die andere pflegen und sich dafür aufopfern, auch an Gott glauben? Ein Mensch kann dies auch aus tief empfundener Liebe tun. Was die Geschichte also eindringlich beweist, ist, dass der Erzähler seine Frau liebt, und das ist wirklich wahre Liebe. Wie die Verbindung zu Gott und dem Gebet aussieht, bleibt im Dunkeln. Eher kommt die Kraft aus der Liebe zu seiner Frau - es gibt keine Notwendigkeit, da Gott mit ins Spiel zu bringen. Die Geschichte geht ans Herz, und den Erzähler an irgendeinen Punkt anzuzweifeln, scheint einem mitfühlenden Menschen als zutiefst zynisch. Hier wird durch starke Gefühle das Denken "außer Gefecht gesetzt", und man ist bereit, dem Glauben zu schenken. Aber bewiesen wird nichts, daher ist hier auch nichts zu wiederlegen. Der "Trick" in dieser Geschichte besteht in einem Ablenkungsmanöver. Wer sich hier emotional engagiert, dessen Bedenken werden fortgespült. Mit denselben Methoden arbeiten auch die Zeitschriftenverkäufer an der Tür: Sie appellieren an das Mitleid, und das funktioniert sehr häufig. Hier wie dort wird die Fähigkeit des Mitfühlens ausgenutzt. Die Existenz eines Gewissens beweist nichts, denn fast alle Menschen verfügen darüber, ob sie nun Christen, Atheisten, Buddhisten, Shintoisten etc. sind. Und in der Geschichte war es eben nicht Gott, der das Gewissen "angetippt" hat, sondern der Erzähler, der hier die Fähigkeit zur Empathie geschickt ausnutzt. Wahrscheinlich ist die Geschichte sogar erfunden, aber das spielt keine Rolle. Denn auch wenn sie wahr ist, so kann man nicht das daraus schließen, was impliziert wurde. Viele Atheisten/Agnostiker sind sehr rationale Menschen, aber viele davon kann man auf der Gefühlsebene "erwischen", weil dort nicht ihr Erfahrungsschwerpunkt liegt. Übrigens wird mit diesem "Gottesbeweis" geschickt und unterschwellig noch ein Vorurteil genährt: Atheisten sind nicht nur gottlos, sie sind auch noch unmoralisch bzw. moralisch minderwertig. Dazu habe ich an anderer Stelle bereits etwas gesagt. Was die modernen moralischen Fortschritte angeht, sind die Christen Trittbrettfahrer, die überall verbreiten, sie seien die Wagenlenker. Des Weiteren wird mit diesen "Gottesbeweisen" noch ein weiterer Trick benutzt: den Gedankensprung. Angenommen, ich würde dir einen absolut plausiblen und "wasserdichten" Beweis für die Existenz Gottes liefern können - folgt dann daraus, dass der christliche Gott existiert? Oder der Gott der Taoisten, der Pantheisten, der Shintoisten, der Hinduisten? Ist damit die Existenz von Zeus oder die von Apollo oder Allah oder Manitu bewiesen? Tatsächlich sagt dies nichts über die Eigenschaften dieses Gottes aus. Auch hier wird das "Universum des Möglichen" von Milliarden und Abermilliarden von Möglichkeiten auf ganze zwei reduziert, nämlich auf "(der christliche) Gott existiert" und "Gott existiert nicht". Der gewaltige Sprung liegt darin, von der Existenz eines Gottes eine riesige Kette von Implikationen als "mitbewiesen" zu denken, nämlich den Wahrheitsgehalt der Bibel (AT und NT), die Existenz Jesus, seine Auferstehung und und und. Dabei gibt es zwischen den Aussagen "Gott existiert" und "Gott ist gut" und "Gott erwartet, dass wir ihn anbeten" keinerlei logische oder plausible Verbindung. Hier werden einfach eine große Zahl logischer (und notwendiger) Kettenglieder übersprungen. Einige Kreationisten benutzen diesen Trick auch. Sie behaupten, dass es auf der einen Seite die Evolutionstheorie (ET) gibt, auf der anderen Seite den Kreationismus. Wenn nun die ET falsch ist, dann folgt daraus, dass der Kreationismus richtig sein muss. Das ist natürlich Unsinn, denn auch hier haben wir Millionen und Abermillionen Theorien auf der einen Seite (und die ET verändert sich ohnehin ständig), und eine einzige Pseudo-Theorie - nichts anderes ist der Kreationismus - auf der anderen Seite. Hier wird den Menschen eine falsche Wahl vorgegaukelt, und das ist intellektuell unredlich.

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