Gehts bei dieser Wahl bloß um die Wurst?

21. Sept. 2008, 18:50 Unknown User

Gehts bei dieser Wahl bloß um die Wurst?

Ein Kommentar vonn Christian Ortner: Geht’s bei dieser Wahl bloß um die Wurst? Es ist tröstlich, dass der hiesige Wahlkampf zwar von intellektueller Anspruchslosigkeit gekennzeichnet ist, damit aber noch immer nicht den theoretisch tiefstmöglichen Punkt erreicht hat. Dass es selbst von der EU-Schubumkehr der SPÖ noch ein Stück nach unten gehen kann, führt in Deutschland gerade Oskar Lafontaine vor (dem unser Sozialminister laut eigener Auskunft gedanklich besonders nahe steht): Er will Familienunternehmen ab einer bestimmten Größe enteignen – und bekommt dafür nicht etwa einen gerichtlichen Sachwalter verpasst, sondern soviel Zuspruch, dass seine Linkspartei der SPD in den Umfragen schon gefährlich nahe gerückt ist. Trotz dieses deutschen Triumphes in der Disziplin "dummdreist und geht gut rein" bietet eine erste Bilanz dessen, was in der Wahlbewegung hierzulande verhandelt wurde, ein tristes Bild. Wenn die Themen der letzten Wochen auch nur halbwegs widerspiegeln, was den Österreichern wichtig ist – in gewisser Weise also: wer sie sind –, dann haben wir ein ziemliches Problem. Offenkundig ist des Österreichers größtes Anliegen, dass Grundnahrungsmittel (Wurstsemmel, Schweinsbraten) sowie Benzin um ein paar Cent billiger werden und "die Ausländer" das Weite suchen, wenn’s leicht geht. Dazu wird alles gerne genommen, was gratis ist – ein ganzes Land als temporärer Grabbeltisch, wo für jeden irgendein vermeintliches Schnäppchen bar jeder Qualität feilgeboten wird. Natürlich ist eine Inflationsrate von knapp vier Prozent problematisch, natürlich hat die bisherige verfehlte Form der Immigration zu sozialen Verwerfungen geführt. Darüber soll man sich aus der politisch-journalistischen Komfortzone nicht lustig machen. Grotesk ist freilich das Gewicht, dass diesen beiden Politikbereichen zuletzt zukam – auch, wenn man in Rechnung stellt, dass Wahlkampf immer eine Zeit der Kommunikation per Holzschnitt ist. Haben wir wirklich keine anderen Sorgen als den Extrawurstpreis? Es fällt auf, dass Werner Faymann in diesem Zusammenhang (dem Sinne nach) gemeint hat, die Folgen der globalen Finanzkrise für Österreich und die dagegen nötigen Strategien "gehören nicht in den Wahlkampf". Das mag insofern stimmen, als die von ihm präferierten "Medienkooperationen" von solchen Diskursen vielleicht etwas überfordert wären. Trotzdem wäre es ganz interessant zu erfahren, welche Parteien wie auf jene gewaltigen tektonischen Verschiebungen reagieren wollen, denen die Weltwirtschaft gerade ausgesetzt ist und die auch uns noch ganz erhebliche Probleme bereiten werden. Davon, wie die Republik darauf reagiert, wird im Gegensatz zum Extrawurstpreis tatsächlich abhängen, wie sich unser Wohlstand in den kommenden Jahren entwickelt. Wenn ein Kanzlerkandidat dies nicht einer öffentlichen Erörterung unterziehen will, dann lässt das jedenfalls auf ein bemerkenswertes Verständnis von Demokratie schließen. Oder kennt er bloß seine potenziellen Wähler so gut? "Wenn wir keine anderen Sorgen haben als die im Wahlkampf umstrittenen, dann werden wir bald ganz andere Sorgen haben."

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