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Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
22. März 2011, 14:30 goofixx
Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
Hallo liebe Landwirte, ich bin "nur" ein Laie was landwirtschaftliches Wissen anbelangt. ich ziehe aber den Hut vor euch, die ihr die Versorgung des Landes aufrecht erhaltet. Was mich als Verbraucher betrübt, ist es, die niedrigen Preise in den Regalen der Supermärkte zu sehen, und genau zu wissen, daß diese im Grunde nur durch Erpressung der Erzeuger durch die Verarbeiter und Genossenschaften entstehen. Was ich als Verbraucher nicht verstehe ist, daß es Milchförderungen gibt für Milch, die ins Ausland ausgeführt wird (als Milchpulver z.B.). Das können sich doch nur Großbetriebe Genossenschaften oder Verarbeiter leisten. Diese Gewinne der Großbetriebe zahlt der Steuerzahler, letztendlich auch ihr. Sollten die Förderungen nicht eher Kleinbetriebe bekommen bzw. auf diese umgelegt werden? Insbesondere bei geförderten Überproduktionen bekommt doch ebenfalls der "Kleinbetrieb" nichts ab. Auch die überaus "soziale" Einrichtung der Genossenschaften, mittlerweile genossenschaftliche Konzerne ist doch mittlerweile gar nicht mehr sinnvoll, da es heute möglich ist, sich durch andere und mehr Medien zu informieren. Ich verstehe nicht, warum ihr euch von den Konzernen so ausbeuten laßt. Der Verbraucher kann sicher mehr Geld für "den Liter" Milch zahlen. 1,2 € wären sicher möglich, da Milch in keinem Haushalt in so großer Menge verzehrt wird, daß das Haushaltsbudget dadurch in Gefahr wäre. Gerade nur die Verbraucher würden meckern, die nebenbei noch Cola-Getränke, Zigaretten, Süßwaren en mass und so weiter konsumieren. Es wird von diesen Verbrauchern grundsätzlich nicht über die eigens produzierten Kosten geredet (wie z.B. hohe Handyrechnung), sondern nur über die Preiserhöhungen gemeckert und wie arm sie doch wären. Was arg ist, daß ein Kilo Mehl 79 Cent im Supermarkt kostet, das Kilo Brot aber im Schnitt 2 Euro 50 (ist ja auch viel teure Hefe, teures Salz und teures Wasser d´rin *grins). Wie ist es möglich, daß ein großer Wiener Backwarenhersteller mit einer riesigen Verkaufskette von schlecht geführten Filialen Förderungen bekommt, wenn die Backwaren definitiv schlechter und teurer sind, als die der Mitbewerber. Was bekommt der Landwirt eigentlich für einen Liter Milch, ein Kilo Getreide? Ist es noch immer so, daß von den Genossenschaften nur ein Teil in Bar ausgezahlt wird und der Rest für Gegengeschäfte einbehalten wird? Wie zur Goldgräberzeit (ist das nicht schon 100 Jahre her?). Das ganze Problem wird sein, daß Kleinbetriebe weniger ökonomisch (Einsatz von Maschinen, Betriebsmitteln, etc) arbeiten können und damit auch nicht die Möglichkeit haben, solch große Gewinne zu erwirtschaften, damit nicht wichtig genug sind um politisch wirkungsvolle Akzente setzen zu können (politische Entscheidungen zu erzwingen). Solange es die Großbetriebe mit gutem Draht zu den entscheidenden (von Entscheidung) Politikern gibt, werden euch die Gewinne vorenthalten werden. Problematik des Ganzen ist die Gewinnsucht eines jeden Einzelnen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihr es schaffen würdet, 100 oder gar 500 Betriebe zusammen zu bekommen, die sich gegen die Vorgangsweise der Milchindustrie auflehnen würden und GEMEINSAM an einem Strang ziehen, höhere Milchpreise zu erzwingen. Dazu nehme ich an, gibt es auch zu viele Großbetriebe als Milchlieferanten und zu viel Milch auf dem "Markt". Die Entscheidung, die Milch an den oder die Abnehmer zu verkaufen, die im Moment mehr zahlen ist sicher nicht zielführend. Die Frage ist, wie lange der jeweilige Abnehmer sich die Preise leisten kann, wenn die Endverbraucherpreise von den Supermärkten quasi diktiert werden.... "Kaufen wir halt woanders ein"... . Solange es keine Gesetze zum Schutz der das Land versorgenden Betriebe gibt, wird niemand mehr zahlen als er unbedingt muß. Irgendwann werden wir aufwachen und feststellen, daß wir unser Land nicht mehr selbst versorgen können, weil die mittlerweile abgewanderten Großkonzerne die landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen erst mit aufgebaut und dann zerstört haben. Wie Dieb´sgesindel, das mal hier und mal dort auftaucht, wo immer es etwas zu holen gibt und dann weiterzieht. Und wer politisch gute Kontakte hat, hat damit den längeren Arm und damit die Gewinne in seiner Tasche. Dieses ist nur meine Meinung, die im Moment leider nicht sehr konstruktiv ist, da ich zu wenig Einblick in die tatsächlich vorhandenen Strukturen habe. Aber ... wenn ihr zusammen haltet, werden euch doch sicher geeignete Möglichkeiten einfallen, wie ihr die Industrie unter Druck setzen könnt.
Antworten: 4
22. März 2011, 17:05 rotfeder
Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
Hallo! Die Großbetriebe sind politisch gewollt. In Ö eh weniger als in Deutschland, wo zum teil die ganzen Mittelständler weg sind und nur mehr ein aktiver Bauer im Dorf ist, der jedoch den ganzen Grund gepachtet hat. Ein hoher Konsumentenmilchpreis ist zwar hilfreich, es ist aber nicht gesagt, das dann auch der Bauernmilchpreis hoch ist. In der wirtschaft, und das ist bei den Bauern nicht anders, will jeder niedrige Kosten, billige Grundstoffe und dafür aber teuer verkaufen.
22. März 2011, 20:28 TDP1979
Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
Hallo! Also ich gebe goofix zu 99 % recht. Würden alle Kosumenten so denken hätten wir nur die halben probleme! Fakt ist doch das man von drei Bauern zwei erschlagen muss um alle drei unter einen Hut zu bringen, weil der eine den anderen Anlügt damit dieser den gleichen Fehler macht wie er. Mit dieser Einstellung werden wir es nie schaffen gerechte Preise zu verdienen. Allerdings ist es auch ein Fakt, das es überall nicht nur in der Landwirtschaft so ist, dass sich der Händler( der fast kein Risiko trägt) krumm und dämmlich verdient, und der Produzent gerade so am leben gelassen wird. MFG Thomas
23. März 2011, 19:04 Hausruckviertler
Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
Der Bauer hat das Problem, dass er Standort gebunden ist. Dass er emotional an den Hof gebunden ist. Dass er den Grund den er hat auch bearbeiten muß. Dass er die Tiere, wenn er welche hat, auch füttern muß, und wenn Kühe vorhanden, die auch melken muß. Dass er langfristig planen muß. Dass er die Produktion nicht kurzfristig umstellen kann und ein halbes Jahr drauf wieder was anders machen kann. Das und vieles mehr machen sich die Lebensmittelkonzerne und der Handel zunutze um, den Preis für Lebensmittel möglichst gering zu halten. Nur wenn irgendwo auf der Welt Probleme auftauchen, die eine vermeintliche Lebensmittleknappheit erahnen lassen, dann schlagen Spekulanten zu und erhöhen die Preise, von denen der Bauer nur zu einem geringen Teil profitiert. Kooperationen auf der Erzeugerseite helfen nicht um die Preise für die Bauern zu heben, sondern nur um die Kosten zu senken um damit die niedrigen Erzeugerpreise abzufedern. Dieses Problem hatten die Bauern immer schon, darum wurden auch von den Bauern die Genossenschaften gegründet. Einerseits, wie z.B. Raiffeisen um geschlossen und damit billiger einkaufen zu können. Andererseits wie die Molkereien und Rinderbörsen um die Produkte geschlossen verkaufen zu können. Oder auch der Maschinenring um bei der Mechanisierung sparen zu können. Die Idee war an sich grandios und hat auch anfänglich die erwartete Wirkung gebracht. Nur haben sich diese Genossenschaften verselbstständigt, zusammengeschlossen und diktieren den Preis den der Bauer einerseits für seine Produkte bekommt und andererseits für einzukaufende Produkte bezahlt. Die Rinderbörse ist noch zu jung um diese Entwicklung durchgemacht zu haben, wie die anderen Organisationen, die zwar von den Bauern gergründet wurden, sich aber davon abgekoppelt haben um sich einträglicheren Geschäften widmen zu können. Sie handeln mit den Produkten des Bauern ohne dass dieser auch nur irgend einen Einfluss auf die Preisgestaltung hätte. Nur bei den Generalversammlungen brauchen sie noch die Bauern um sich durch Hand heben ihre Geschäftemacherei legitimieren zu lassen. Die Direktvermarkter sind zwar ein wertvoller Teil der Bauern, aber eben nur geeignet um ein paar einzelnen ein gutes Einkommen zu bringen. Alle die in irgend einer Form neben der Landwirtschaft ein Geschäft anfangen um nicht in ein unselbstständiges Arbeitsverhältnis gehen zu müssen und auch erfolgreich sind, verlagern ihre Präferenzen immer mehr in Richtung ihres Geschäftes um über kurz oder lang die Landwirtschaft aufzugeben. Alle die eine unselbständige Arbeit annehmen, können wenn sie ihre Lebensqualität nicht verlieren wollen, keine Direktvermarktung anstreben, weils sie zu arbeitintensiv ist. Also wird sich an der Situation, dass der Großteil der Bauern in seinem Einkommen von anderen abhängig ist, nichts ändern. Der Umstieg auf Bio, wäre zwar von der Einkommensseite finanziell interssant, aber hintergründig, wenn man die Investitionen die gemacht werden müssen und die Auflagen betrachtet, nicht wirklich ersterbenswert. Das große Geschäft mit Bio machen andere. Ich danke goofixx dafür, dass er/sie als Nichtlandwirt Verständnis für die Situation der Bauern hat. Sowie viele von der "normalen" Bevölkerung. Es ist ja meistens die Arbeiterkammer und die Medien, die einen Wirbel machen, wenn die Lebensmittel im Geschäft wieder teurer werden. Unabhängig davon ob der Bauer auch mehr bekommt oder nicht.
23. März 2011, 20:33 goofixx
Ausgebeutete Landwirte, Preise für Lebensmittel
Liebe Leute, ich danke recht herzlich für die Erklärungen und daß die meisten verstehen, was ich gemeint habe. Ich bin nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen; - danke für den Kosenamen Andereas Hofer^^, den Eulenspiegel habt ihr mir ja zum Glück erspart:-) Ich bin Deutscher, seit 23 Jahren in Österreich und war den gößten Teil meines "Hierseins" selbständig. Das heißt, die Schwierigkeit des Aufbaues einer Firma / eines Betriebes ist mir nicht fremd, ebenso wie die umfangreichen Investitionen, die man meistens machen muß, wenn man die Produktion steigern, ändern oder verlagern möchte. Ich bin nur grundsätzlich verärgert über die allgemeinen Verhältnisse die hier herrschen (nicht nur hier, auch in Deutschland). Das betrifft nicht nur die Landwirtschaft. Auch im Bereich des Handwerks und industrieller Produkte geht alles in die falsche Richtung. Z.B. Verpackungen. jedes kleine Stück Gemüse, Fleisch, Obst ist in Folie oder PE-Schalen verpackt. Die Glasflasche ist "gott-sei-dank" abgeschafft worden, denn dafür gibt es ja genügend Rohstoffe. Kunststoff-Einweg-Verpackungen sind zwar leichter händelbar, aber aufgrund der bald mangelnden Rohstoffe bestehlen wir uns selbst bzw. unsere Nachkommen. Hoffen wir inständig, daß nicht irgend ein Idiot wieder Mehrwegverpackungen auf den Markt bringt, die Kosten und Ressourcen einsparen. Nachdem ich im Marketing ebenfalls tätig war, denke ich über viele Dinge des täglichen Lebens nach und habe auch ein "bisserl" Erfahrung. Die losgetretene Diskussion hat einige meiner Annahmen bestätigt :-)). Und daß es nicht 35.000 Milchbauern möglich ist, eigenen Käse an eine Hotelkette zu liefern ist mir auch klar. Allerdings gibt es ja auch nicht nur eine einzige Käsesorte sondern hunderte. Ich würde auch keinen Gouda herstellen sondern versuchen ein Produkt herzustellen, das mit einem Parmesan oder einem anderen Hartkäse vergleichbar ist, vielleicht in Kräutern geräuchert. <- das nur als fiktive Idee- das Ganze dann in der EU als Marke etablieren wie "echt steirisches Kürbiskernöl" ....... Trotzdem, 35.000 Betrieben, die "unterbezahlt" werden muß es doch möglich sein, sich gegenüber den weiterverarbeitenden und handelnden Betrieben durchzusetzen. Ich nehme an, die 35.000 Milchbauern spalten sich wieder auf in verschiedene Größenordnungen, die wiederum an verschiedene Molkereien liefern sowie in Betriebe, die u.U. tatsächlich Exportieren. Aber auch eine Menge von 5.000 Milchbetrieben kann niemand links liegen lassen, wenn sie sich querstellen. Es ist mir klar, daß es so aussieht, als wäre das von meiner Seite leicht so dahergesagt, da ich ja meinen Lebensunterhalt und den Erhalt des Hofes nicht damit decken muß. Man darf sowas ja auch nicht einfach so angehen, sondern sich einen "Schlachtplan" mit den Varianten a.) b.) und c.) vorbereiten. Man weiß, wie die Genossenschaften reagieren, man weiß, welche Strategie sie benutzen, um die Klein und Mittelbetriebe unter Druck zu setzen. Und, es ist tatsächlich so, daß bei sich teilweise konkurrierenden Betrieben einer dem anderen nicht traut. Was ist, wenn ich damit anfange und der andere steigt unter Druck aus der Sache aus?! Handschlagqualität mit hinterrücks gekreuztem Finger. So kann das nichts werden. Was wäre, wenn die Gesamtheit der Milchbauern einen Verband gründet, der die eine Kontrollfunktion ausübt? Jedes Bundesland einen Verein, man braucht 5 Landwirte am Anfang aus jedem Bundesland, um einen Verein zu gründen, der jeweils Mittel zum Zweck ist, nämlich mit den neun Vereinen den Bundesverband zu gründen, der die Kontrollaufgaben übernimmt. Und die Geschäftsbedingungen werden jeweils so gestaltet, daß daraus nicht wieder ein genossenschaftsähnlicher Koloss wird. Nur als Idee. So viel kann das doch nicht kosten. Vor allem können letztendlich die Gewinne für euch um rund 20% erhöht werden, wenn sich ein höherer Milchpreis durchsetzt.
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