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So fühle ich mich als Milchbauer: Text aus einer Schweizer Bauernzeitungen

24. Okt. 2017, 08:44 Unknown User

So fühle ich mich als Milchbauer: Text aus einer Schweizer Bauernzeitungen

Analyse: So fühle ich mich als Milchbauer Der Wecker reisst mich aus dem Schlaf. Heute Samstag darf ich wieder einmal Kühe melken. Es ist früh, zu früh für einen Milchpreis von 50 Rappen, denke ich. Draussen ist es noch finster. Auch beim Nachbarn im schönen Einfamilienhaus brennt noch kein Licht. Trotz dem tiefen Milchpreis macht mir das Kühe melken noch Spass.(Bild Peter Fankhauser) Bild 1 Trotz dem tiefen Milchpreis macht mir das Kühe melken noch Spass.(Bild Peter Fankhauser) Ausschlafen ist dort sicher angesagt, murmle ich auf dem Weg zur Kuhweide vor mich hin. Beim Eintreiben der Kühe mache ich leise. Erst neulich hat sich der Nachbar über das Glockengeläut beschwert, obwohl nur eine Kuh ein kleines Glöckchen trägt. Dabei tönt dies doch wie Musik in den Ohren. Die Melkmaschine surrt, langsam rinnt die Milch in den Schlauch. Auf dem Melkstuhl sitzend geht mir diesen Morgen vieles durch den Kopf. Warum sind eigentlich die Konsumenten und die Verarbeiter nicht bereit, für einen Liter Milch mehr zu bezahlen? Warum lassen sie uns Milchbauern einfach so im Stich? Sind sie wirklich der Meinung, dass eine Bauernfamilie mit diesem Milchpreis, der unter aller Sau ist, überleben kann? Und dann noch obendrauf das Gesülze von unseren Verbänden und Organisationen. Ich kann es nicht mehr hören. Ihre Ratschläge, Erklärungen und Richtpreisforderungen sind nicht mehr Wert als ein weisses Papier. Bei dieser Misere und Zukunftsaussichten erstaunt es mich nicht, dass immer mehr Bauern nicht mehr können und freiwillig aus dem Leben treten. Warum melke ich eigentlich noch Kühe? Wäre es nicht gescheiter, damit aufzuhören? Nein, ich liebe meine Tiere über alles. Kühe sind meine Leidenschaft, sie geben mir viel, ohne die Vierbeiner könnte ich nicht leben. Sissi, Gritli, Babette oder Barbara, wie sie alle heissen. Sie sind meine Passion, darum melke ich sie weiter, auch für 50 Rappen und wenn es sein muss auch für weniger. Beim Putzen des Euters von Gritli mache ich eine böse Überraschung: Gritli hat den Viertel. Auch das noch, denke ich beim Herausziehen der Milch. Spätestens beim Fiebermessen habe ich keine Wahl: Der Tierarzt muss her. Aber eigentlich sollte man ja keine Antibiotika mehr verabreichen. Die Bauern sind ja auch hier Schuld, dass alle Keime resistent geworden sind. Mit einer Initiative will das Volk uns den Einsatz auch noch verbieten. Die meinen wirklich, wir geben den Tieren Antibiotika nur so aus Freude. Nein, liebe Konsumentinnen und Konsumenten, so ist es nicht. Wir setzen die Medikamente nur ein, wenn es unseren Tieren schlecht geht und sie diese auch wirklich brauchen. Und wir rufen auch nicht gleich den Tierarzt, wenn die Kuh dünn «scheisst». Unsere verwöhnte Gesellschaft rennt da viel eher in eine Praxis, sei es bei einem körperlichen oder seelischem Leiden. Viele haben wirklich keine Ahnung mehr von der Landwirtschaft, murmle ich vor mich hin, und die nächste Generation wird sie noch viel weniger haben, dass macht mir Angst. Aber uns belehren, wie man bauern soll, dass können sie. Aber heute soll Gritli ihre Antibiotika-Dosis bekommen, schliesslich schaue ich zu meinen Tieren und kann sie nicht leiden sehen. Aber es gibt auch freudige Ereignisse im Stall. So hat gestern Abend die Kuh Barbara ein schönes Kuhkalb geboren. So eine Geburt berührt mich immer noch sehr, erst recht, wenn alles gut gegangen ist. Warum muss der Landwirt für jede Kleinigkeit zunehmend als Sündenbock erhalten? Wir werden nur noch als Umweltsünder, Tierquäler und Subventionsempfänger betitelt. Dass, was wir tagtäglich für die Allgemeinheit leisten, interessiert niemanden und wird nicht beachtet. Manchmal kommt es mir vor, dass man hier in der Schweiz eine «Heidi-Landwirtschaft» bevorzugt. Fehlen Nahrungsmittel, kein Problem, dass Ausland liefert gerne und erst noch billiger. Um sieben Uhr, beim Waschen der Melkmaschine sehe ich, dass es beim Nachbar auch Licht gegeben hat. Was er wohl um diese Zeit schon vor hat? Denn normalerweise sieht man am Samstag vor neun Uhr von der ganzen Familie nichts. Ich hoffe, dass ihn Sissi nicht geweckt hat. Denn Sissi ist stierig und brüllt seit sechs Uhr ununterbrochen. Jetzt noch schnell den Hausplatz wischen und dann ist Morgenessen angesagt. Oh, jetzt kommt der Nachbar mit seinem Mercedes angefahren, hält an, grüsst freundlich und sagt: «Wir gehen schnell nach Deutschland einkaufen. Dort sind die Lebensmittel halt noch billiger und erst noch besser als bei uns.» Ich hoffe, mir kommt im Laufe des Vormittags nicht das Morgenessen hoch. Peter Fankhauser Text aus der Schweizer Bauernzeitungen https://www.bauernzeitung.ch/sda-archiv/2017/analyse-so-fuehle-ich-mich-als-milchbauer/

Antworten: 2

24. Okt. 2017, 10:34 einfacherbauer

So fühle ich mich als Milchbauer: Text aus einer Schweizer Bauernzeitungen

und genau der Text beschreibt ganz gut wieso es eigentlich zu Problemen zwischen Landwirt und Konsument kommt. Es sollten auch Landwirte den Konsumenten verstehen da wäre ein höherer Milchpreis überhaupt kein Thema oder höhere Fleischpreise. Aber A entweder drückt der Bauer bei der Molkerei an die ein Projekt durchzieht einen höheren MIlchpreis im REgal erzielt aber dem Bauern nichts weitergibt oder B man sucht den schuldigen in der Politik u da is eigentlich viele alles wurscht. hauptsache a warmer platz untern arsch. der text zeigt einzig auf das Bauern unzufrieden sind u sonst gar nichts. ich schlafe sonntags ebenfalls aus weil ich es mir so gerichtet habe. Es wurde in der FAmilie so besprochen u beschlossen. fertig.

24. Okt. 2017, 10:42 Heimdall

So fühle ich mich als Milchbauer: Text aus einer Schweizer Bauernzeitungen

Die Welt ist nicht fair, das ist nunmal so. Wir leben im Turbo-Kapitalismus, da gibt es nur billiger und besser und schneller. Wer das noch nicht kapiert hat wird sich eine Niesche suchen müssen oder gibt auf. Mfg

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