Liebe Helmar !

18. Feb. 2005, 09:43 Unknown User

Liebe Helmar !

Ich habe schon öfter Deine Beiträge gelesen und erlaube mir daher Dich direkt anzusprechen. Du schreibst in Deinen Beiträgen, dass Dein Mann arbeitet geht und Du den Hof bewirtschaftest. Die Fläche beträgt 10 ha Grünland, dazu noch Wald. Du hast ein paar Kühe für 55.000 kg Quote und das alte Auto von Deinem Mann. Der ganze Betrieb schuldenfrei, bei passender Lebensqualität und ohne schlaflose Nächte (wegen übergroßer Investitionen). Dazu kannst Du noch etwas investieren vom erzielten Gewinn. Den Kindern versuchst Du ein positives Bild der Landwirtschaft zu vermitteln. Ich hoffe ich habe es richtig wiedergegeben, wenn nicht bitte um Korrektur. Was ich nicht verstehe ist Dein "Problem" mit betriebswirtschaftlichen Experten, von denen Du Deinen Betrieb als nicht lebensfähig abgestempelt siehst, weshalb Du Dich verteidigst mit Argumenten wie: schuldenfrei, Lebensqualität, gar nicht so wenig Gewinn, etc. Ich bin der Meinung, dass rein betriebswirtschaftlich ein Betrieb Deiner Größe mit einem Gewinn von angenommen € 8.000,- im Jahr tatsächlich NICHT LEBENSFÄHIG ist. Bei 2.000 h Arbeit verdienst Du € 4,-/h. Weiters ist zu befürchten, dass die Preisschere auch in Zukunft Dich trifft, sprich steigende Preise beim Einkauf, gleichbleibend beim Verkauf, sodass bei 2% Inflation (auf angenommen € 10.000,- Kosten, andere Kosten fix) Du in 10 Jahren nur mehr real ca € 6.000,- verdienen wirst. Was ich aber gerne gewusst hätte ist, warum Du auf derartige Berechnungen NEGATIV reagierst. Es ist ja nur eine Berechnung und selbst wenn sie exakt stimmt, nicht mehr als eine betriebswirtschatliche Berechnung. Derjenige welcher damit ein Ergebnis errechnet, nachdem der Betrieb nicht lebensfähig ist, ist ja deshalb kein Trottel. Warum nimmst Du nicht wertneutral die Information auf und sagst Dir: "Ja die betriebswirtschaftliche Seite hat was für sich, der Gewinn ist nicht ausreichend, aber ich mache es trotzdem weil es für mich INSGESAMT (Gewinn, Lebensqualität, etc., was immer Dir einfällt) passt. Es wäre nett, wenn Du was antworten könntest. PS: Ich habe selber eine Landwirtschaft mit ca. 5 ha, die sich ziemlich sicher weniger lohnt (=weniger Gewinn, so ca. € 4.000,- im Jahr) als bei Dir, aber ich erziele mit meiner Landwirtschaft trotzdem einen Gewinn fürs Leben. mfg.

Antworten: 1

18. Feb. 2005, 19:55 helmar

Liebe Helmar !

>Liebe(r) stb! Du bist ja so wie ich regelmäßig im Forum unterwegs, und da ich von mir einiges preigegeben habe weißt du über mich mehr als ich über dich. Sicherheitshalber möchte ich dir sagen dass ich Jahrgang 1955 bin und seit 1977 Betriebsführerin bin. Also habe ich in fast 30 Jahren allerhand Veränderungen live und mittendrin miterlebt. Was die Betriebswirtschaftler betrifft: ich bin in einem Bundesland daheim in welchem ich würde sagen von der Beratung her, der Tanz um den Deckungsbeitrag besonders wenn es um die Milchviehhaltung geht ein extremer ist. Nun sind Deckungsbeiträge, wie du zu recht sagst, ein Anhaltspunkt, aber einer den man auch mit gewisser Vorsicht genießen sollte. Denn es hilft der höchste Deckungsbeitrag nichts, wenn der Löwenanteil davon der Bank gehört. In den letzten Jahren hat es in unserem Bundesland gerade im Bereich Milch auf einzelnen Betrieben immense Vergrößerungen im Bereich Stall, Quote, Pacht und Viehbestand gegeben, oft wurde die Ausgangslage verdoppelt und verdreifacht. Es liegt zwar in der Verantwortung der jeweiligen Betriebsführer, aber diese Betriebe wurden uns, auch in den Arbeitskreisen, als leuchtende Beispiele vor die Nase gehalten. Ich habe auch nichts gegen Kooperationen, denn unsere Betriebspartnerschaft mit einem Aufzuchtbetrieb könnte man auch als soetwas bezeichnen, obwohl unsere einzelnen Betriebe eigenständig sind. Und damit ist auch die für dich hohe Quote von 55.000 auf 10 ha zu erklären, denn wir haben ja nur 9-10 Milchkühe und die Kälber bis zum 3. Monat. Was die Stallarbeit betrifft dauert diese im Winter einschließlich der Futtervorbereitung 5 Stunden pro Tag, jeden 2. Tag ist Milchtankführen angesagt, im Regelfall dauert dies samt Tank waschen eine 3/4 Stunde. Mein Tagwerk beginnt um 5, aber dafür zu sorgen dass meine beiden Lieben um 1/2 6 das Haus verlassen und auch das Schneewegschaufeln aus der Einfahrt kann man, wenn man ehrlich ist, der Landwirtschaft genausowenig anlasten wie Essen kochen oder Wäsche aufhängen und was halt alles sonst noch für denjenigen anfällt, "der halt zuhaus ist. Auch das Heizen, diverse Besorgungen und Salatbeetumgraben haben eigentlich nichts mit der Land-und Forstwirtschaft zu tun. Und damit möchte ich sagen dass man viel zuwenig differenziert. Mfg, helmar PS. glaubst du im Ernst dass mir beim Billa beim Regalschlichten mehr bliebe? Meine Arbeit mit Kühen, Wald und sonstigem macht mir schon um einges mehr Freude.......Mein Kind braucht den PC, wir können ja ein andermal weiterdebattieren..........

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