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"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
04. Mai 2008, 11:44 sturmi
"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
Hallo Standeskollegen! Die Aussagen vom Kuhmechaniker haben mich bewogen zur freien Marktwirtschaft und dem Bauernsterben Stellung zu nehmen. ***Willkommen in der Marktwirtschaft... :-). Nur "die Besten und Vifsten" werden überbleiben. Selection of the fittest... So soll es sein.*** Die sogenannte „freie“ Marktwirtschaft produziert, meines Erachtens, nicht nur Gewinner sondern auch viele Verlierer! Das Bauernsterben und dessen Folgekosten werden wir noch alle schmerzhaft zu spüren bekommen. Weiters würde mich in diesem Zusammenhang interessieren, warum sich viele Männer (unbewusst) „krank schuften“?! Ist es die Selbstwertsteigerung? Ist es der Druck der Gesellschaft (Wirtshausstammtisch, Frühschoppen) immer „etwas zu machen, etwas zu tun, etwas zu leisten“? Bin beim googeln auf einen Filmemacher gestoßen der einen Dokumentarfilm über das Bauernsterben gedreht hat. SÜDWEST, 22.35 - 23.20 Uhr (45 Minuten): "BETRIFFT: BAUERNSTERBEN - WARUM EIN BERUFSSTAND VERSCHWINDET" Dokumentation (von Christian Gropper) über den Strukturwandel in der Landwirtschaft in einer globalisierten Welt und dessen Ursachen (Hintergrund-Dokumentation zur Landwirtschaft in Deutschland) Mehr als drei Viertel aller deutschen Bauern mussten in den letzten sechzig Jahren ihren Hof aufgeben. Längst ist überall vom Bauernsterben ist die Rede. Doch warum geben immer mehr Landwirte auf? Wird es irgendwann einmal gar keine Bauern mehr geben? Diesen Fragen geht der Filmemacher Christian Gropper in seiner Dokumentation "Bauernsterben" nach. Er hat sich aufgemacht zu einer Reise durch ganz Deutschland und dabei die Welt unserer Bauern kennen gelernt. Zu Wort kommen Landwirte aus allen Regionen unseres Landes. Aus der Uckermark im Nordosten der Republik genauso wie aus dem südlichen Baden-Württemberg. Bauern auf dem flachen Land oder auf mehr als 1000 Meter hoch gelegenen Bergbauernhöfen. Es sind Bauern, die entweder schon aufgegeben haben oder weiterkämpfen wollen, bis es nicht mehr geht, weil Alter und Ausbildung eine Alternative nicht zulassen. Von ihnen erfahren wir etwas über die Ausweglosigkeit ihrer oft hoch verschuldeten Familienbetriebe und über Arbeitszeiten, bei denen jeder Industriearbeiter in den Streik treten würde. Das Schlimmste aber - sagen die Bauern - sei die psychische Belastung; die Sorge, wie es weitergeht. Was bedeutet das Bauernsterben für unsere ländlichen Regionen, wenn es außer ein paar hochindustrialisierter Großbetrieben keine Bauernhöfe mehr gibt? Was geschieht mit alten Bräuchen und bäuerlichen Traditionen? Brauchen wir unsere Bauern heutzutage überhaupt noch - wo Milch und Spargel, Getreide und Eier längst kostengünstig aus süd- und osteuropäischen Ländern eingeführt werden? Viel Zeit für die Beantwortung dieser Fragen bleibt nicht mehr. Denn das, was durch das Bauernsterben verloren geht, wird für immer verschwunden sein. Die Folgekosten der industrialisierten Landwirtschaft, wie Umweltschäden, Bauernsterben, Gesundheitsbelastung der Verbraucher und sinkende Lebensmittelqualität wird aber außer Acht gelassen. Vieles davon hätte sich nicht gerechnet, wenn der Raubbau an der Natur und die Gesundheitsbelastung der Menschen in die Kosten für Futtermittel, Tiermedikamente, Wachstumsförderer, Kunstdünger und Pestizide eingerechnet worden wären. Das kurzfristige Gewinnmaximierungsprinzip setzte sich gegen das Nachhaltigkeitsprinzip durch. Hier noch eine Diskussion im „der Standard“ zum Thema Bauernsterben. http://derstandard.at/Text/?id=3206291&_view=forum&_seite=3&sap=2 Schönen Sonntag, Sturmi
Antworten: 4
04. Mai 2008, 12:52 Halodri
"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
Keine Angst Minister Pröll packt den Stier bei den Hörnern und beendet somit das Bauernsterben, abgebildet in einer vergangenen Sonntagskrone. Der freie Markt sagt das das jeweilige Produkt dort erzeugt werden soll wo es am kostengünstigsten erzeugt werden kann. Es wird also zahlreiche Verlierer unter uns Bauern geben, vor allem in der traditionellen Produktion ( Milch, Fleisch) ist es nicht leicht sein Produkt mit Gewinn an den Mann zu bringen.Viele landw. Betriebe halten sich mit den Ausgleichszahlungen über Wasser, ohne diese Zahlungen nach 2013 wird sich das Bauernsterben rasch beschleunigen oder anders gesagt der Markt wird bereinigt.
04. Mai 2008, 13:41 Hausruckviertler
"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
Es wurde in vor kurzem hier eingetragenen Beiträgen der Fortschritt behandelt. Genau hier liegt der Grund für das Bauernsterben. Überall wo was stirbt entsteht wieder etwas neues. Ob das Neue besser ist als das alte, was gestorben ist, kann oft erst nach einigen Jahren, wenn nicht nach Jahrzehnten bzw. nach Generationen beurteilt werden. Wieviel Dinge gibt es, ohne die ein Leben vor, sagen wir einmal 100 Jahren nicht denkbar gewesen wäre, die heute niemand mehr fehlen, oder über die man heute nur mehr lächelt. Jedes Dorf war in sich eine mehr oder weniger geschlossenen Gesellschaft mit allem was man dazumal für das Leben gebraucht hat. Einige Beispiele: Müller, Wagner, Schmied, Greißler etc. etc. Kein Mensch braucht heute sowas noch. Auch wenn`s einigen aus nostalgischen Gefühlen heraus fehlen. Genau so wird es mit den Bauern auch passieren. Wir jammern und können uns das noch nicht vorstellen, dass die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinn ein Auslaufmodell ist. Ich weiß es ist provokant, aber denken wir zurück welchen Wandel die Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren durchgemacht hat. Selbst wenn sich der Wandel nicht mehr beschleunigt, wie er es ja in den letzten Jahren gemacht hat, bleibt kein Stein auf dem anderen wenn wir 50 Jahre nach vorne denken. Wenn wir die Beschleunigung des Wandels auch noch berücksichtigen, wird sich in 30 Jahren mehr ändern als sich in den letzten 50 Jahren geändert hat. Es ändern sich nicht nur die Gegebenheiten, sondern auch die Denkweise der Menschen. Deshalb wird in einigen Jahrzehnten niemand mehr es als aussergewöhnlich empfinden, wenn es nur mehr einige Agrarkonzerne gibt anstatt der Bauern im herkömmlichen Sinn. Um jetzt das Bauernsterben direkt anzusprechen. Der Gründe dafür gibt es viele. Man könnte sie insgesamt als gesellschaftliche Entwicklung bezeichnen. Die EU wird von vielen als Grund hergenommen, so wenig ich sie auch mag, aber sie ist glaube ich einer der Gründe mit der wenigsten Bedeutung. Die Hauptgründe sind, neben vielen anderen auch 1.) Das Vorbild der Eltern. Wieviele jammern über die viele Arbeit und das schlechte Einkommen und wundern sich dann, dass die Jungen sagen "Das tu ich mir nicht an"? Wieviele Bauern lassen den Jungen zuwenig Entscheidunsfreiheit? Wieviele Bauern binden die Kinder nicht in die tägliche Arbeit ein mit dem Argument "Die sollen es einmal besser haben als wir und haben es nicht nötig sich die Hände schmutzig zu machen"? 2.) Der Stellenwert der Bauern in der, vor allem jugendlichen, Gesellschaft. Wieviele Bauernsöhne suchen ein Mädchen und erfahren immer wieder Abneigung wenn sie es denen sagen, dass sie Landwirt sind. 3.) Jeder der die Pflichtschule beendet möchte weiter lernen, ob dazu fähig oder nicht steht auf einem andern Blatt. Warum brauchen denn die Schüler schon Schulpsychologen, weil sie mit dem Leistungsdruck in der Schule nicht mehr zurechtkommen. Für solche wäre es schon angebrachter einen "normalen" Beruf zu erlernen. Oder eben, wenn es sich um Bauernkinder handelt, bei der "Scholle" zu bleiben. 4.)Der Nebenerwerb wird immer schwieriger, weil die Firmen immer weniger Rücksicht drauf nehmen, dass jemand eine Landwirtschaft hat. Ich war 18 Jahre in einer Firma, die in meiner ersten Zeit dort noch als "Bauernparadies" gegolten hat. Jetzt muß sich jeder Landwirt mit seinem Vorgesetzten streiten, wenn er einmal einem Halben Tag aussertourlich Urlaub braucht, weil etwas dringen zu erledigen ist. 5.) NIcht zuletzt der technische Fortschritt. Ich betrachte ihn als den größten Feind des Kleinlandwirtes. Jeder technische Fortsachritt beginnt bei den großen Bauern und sezt sich fort bis zu den kleineren, nur ist irgenwann einmal die Grenze erreicht wo sich die Technisierung mit der Betriebsgröße nicht mehr vereinbaren lässt. Diese Grenze steigt aber ständig an. Also wird, um die Milchbauern als Beispiel zu erwähnen, Die Betriebsgröße, die einen Melkroboter noch wirtschaftlich betreiben kann, die Grenze darstellen unter der sich die Lanwirtschaft auflösen wird. Denn wenn einer der mit 60 oder 70Kühen auch nicht mehr Stallarbeit hat, als der mit, sagen wir einmal, 20 Kühen, so wird sich der mit 20 Kühen denken, so möcht ich auch arbeiten können. Nur lässt sich das mit dem Einkommen nicht mehr vereinbaren, also wird er über kurz oder lang aufhören. Es wird sich so mancher denken, So ein Blödsinn. Aber könnte sich einer vorstellen, noch so zu arbeiten wie vor 50 Jahren? Mit 2 Kühen, wie es damals bei vielen üblch war. Diese Arbeit könnte heute noch jeder schaffen ohne Mechanisierung. Nur interessiert das heut keinen mehr. Genauso wird es in einigen Jahrzenhten niemand mehr interessieren täglich 2 mal zu fixen Zeiten im Stall zu stehen und Kühe melken, wenn es automatisch auch geht, aber eben wirtschaftlich nicht tragbar ist. Sicher wird das nicht von heut auf morgen geschehen, aber die Entwicklung in diese Richtung lässt sich nicht aufhalten.
04. Mai 2008, 16:29 Joschy
"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
Es ist ein stritiges Thema welches einerseits von den Bauern und deren Betribswirtschaftlichen Überlegungen andererseits vom Stadt und der EU unterstützt wird. Den bei dem neuen ÖPUL überleben nur die besten !!!!!!! Den das neue ÖPUL ist nur von Kürzungen geprägt: 1)nur mehr 2 GVE/ha 2)nur mehr 130kg N/ha 3)insgesamt nur mehr 520Mio.€ anstatt 600Mio.€ Fördergelder insgesamt 4) 2%Kulturfläche Unkräuter und Ungräserzüchtstreifen (Blühstreifen) 5) 5%Steilflächenmad usw. Doch sie haben gleichzeitig auch den Wert eines kleinen Kalbes von 0,3 auf 0,4 GVE erhöht. lg Joschy
04. Mai 2008, 22:36 iderfdes
"Freie" Marktwirtschaft und Bauernsterben
Hallo, diese Diskussionen, dass man ja gar keine Bauern brauchen würde in Österreich, weil anderswo viel billiger produziert werden könnte (wie alles irgendwo anders billiger hergestellt werden könnte), hat man früher oft geführt, als noch alle von Überschuss gesprochen haben. Dass man jetzt aber noch immer laut darüber nachdenkt, diesen Kurs fortzuführen, wo angeblich doch schon zu wenig Nahrungsmittel vorhanden sind, ist mehr als befremdlich. Natürlich könnte man den Bedarf auch mit weniger Produzenten decken, sollte es aber dann in diesen Regionen zu großen Ernteausfällen kommen, dann ist wohl alles zu spät. sg
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