Sturm im Milchglas

30. Mai 2008, 08:42 Unknown User

Sturm im Milchglas

Die folgende Analyse stammt aus der Wiener Zeitung vom 29. Mai 2008: --> Sturm im Milchglas: Bisher glänzte die IG Milch nur mit Ankündigungen Von Hermann Sileitsch Die Milchbauern haben ein Anliegen: Sie wollen mehr Geld für ihre Rohmilch erhalten. Der Wunsch ist legitim – ob er aufgrund der Marktsituation gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Ein Lieferstopp ist freilich die schlechteste Variante, um auf diese Forderung aufmerksam zu machen. Viele Menschen betrachten es als Frevel, Lebensmittel zu vernichten. Wenn die Bauern die Milch lieber wegschütten, als sie an die Molkereien zu liefern, so wird dafür kaum jemand Verständnis aufbringen. Zudem spüren die Konsumenten seit etlichen Monaten im Geldbörsel, dass Lebensmittel teurer geworden sind. Diesen Kunden wollen die Bauern ernsthaft erklären, dass die Milch zu billig ist? Noch dazu, wo eben dieser Kunde verärgert vor einem leeren Regal steht? So werden die Milcherzeuger kein Verständnis und schon gar kein Wohlwollen erreichen. Verglichen mit anderen Ländern, wo die Milch tatsächlich knapp wird, handelt es sich in Österreich allerdings ohnehin um einen Sturm im Milchglas. Die großen Molkereien beteuern unisono, wenig bis gar nichts von einem Lieferstopp zu bemerken. Was klar für die Vernunft und den Weitblick der heimischen Milchbauern spricht – und auch für das funktionierende Vertrauensverhältnis zwischen den Molkereien und ihren Lieferanten, die (als Genossenschafter) zum überwiegenden Teil Miteigentümer sind. Der Verein IG Milch indes ist einmal mehr gescheitert. Er glänzte schon bisher eher mit mediengerechten Ankündigungen als mit konkreten Ergebnissen. Aber vielleicht ist genau das ein Ziel des Vereinsobmannes Ewald Grünzweil: Immerhin hatte der streitbare "Milchrebell" aus Bad Leonfelden den Verein selbst als "aktionistisch" beschrieben. Eine echte Interessenvertretung ist die IG Milch nicht: Selbst wenn die Zahl von 6000 Unterstützern stimmen sollte, kann die IG Milch wohl kaum für österreichweit 43.000 Milchbauern sprechen. Zudem verliert Grünzweil immer mehr an Glaubwürdigkeit. Alle groß angekündigten Aktionen sind bisher gescheitert – denn der aktuelle Boykottaufruf war nicht der erste Flop: Nichts wurde es mit der aberwitzigen Idee, den Molkereien die Genossenschafter abzuwerben. Auch das Vorhaben eines "Milchpooles", mit dem höhere Marktpreise erreicht werden sollen, ist eingeschlafen. Nicht viel besser ergeht es der eigens lancierten Milchmarke "A faire Milch", für die der Konsument freiwillig einen Aufpreis bezahlen soll. Ihr größter Erfolg ist bezeichnenderweise der Gewinn des "Österreichischen Staatspreises für Marketing" im Jahr 2006: Diesen erhielt die IG Milch dafür, dass sie viele Landstriche mit rot-weiß-roten Plastikkühen verschandelte. Eine auch ökologisch fragwürdige PR-Aktion. <--

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30. Mai 2008, 09:01 Christoph38

Sturm im Milchglas

Viele Konsumenten fühlen eine Inflation in einer Grössenordnung die sich mit der gemessenen Inflation der Statistik Austria absolut nicht deckt. Dazu tragen auch Zeitungsberichte bei, die "unsere Lebensmittelkrise" in einem Atemzug nennen mit Plünderungen in Entwicklungsländern. Ich möchte bei den jeweiligen Redakteuren anregen, dass die sie als Inflationsgradmesser, die äußerst moderate Preisentwicklung ihrer Zeitung der enormen Milchpreisentwicklung in Zahlen gegenüberstellen. Was die Vernunft und den Weitblick betrifft, so sind die meisten österreichischen Milchbauern Kleinerzeuger, für die es einfacher ist, den Betrieb zuzusperren, als mit enormem Zeitaufwand für einen besseren Milchpreis zu kämpfen, der mangels Menge nur relativ geringe Auswirkung hat.

30. Mai 2008, 10:35 Fadinger

Sturm im Milchglas

Hallo! Abwarten ..... Ein kritischer Zeitungsartikel macht die Aktion nicht schlechter - die Situation aber auch nicht besser. Jetzt schon Bilanz zu ziehen ist verfrüht, ich selber hab das Kühlaggregat auch erst heute abgestellt, von Hundert auf Null braucht eben seine Zeit. In einen "Patch" kann ich normal bis acht Kilo Butter bearbeiten, jeder zusätzlich eingezogene Durchgang erfordert auch eine Anpassung der Melkzeiten, und das geht nicht von heute auf morgen. Aber: Mit ein bischen guten Willen läßt sich die gesamte Milch verarbeiten. Mir selbst wäre "entsorgen" auch zuwider, den Tankinhalt habe ich (heute noch) streikbrecherisch absaugen lassen. In Zukunft wird aber bei mir zum Kochen, Braten, Backen, .... auf Butterschmalz bester Qualität aus EIGENER PRODUKTION gesetzt. Hoffe natürlich auch, das "unsere" Hausfrauen (Kathi, theres, .... ) sich ebenfalls mit dem Gedanken anfreunden können. Mit zwei Drittel Zustimmung bei einer ORF-Umfrage ist die Bevölkerung übrigens auf unserer Seite. Gruß F

30. Mai 2008, 21:42 farmerJT

Sturm im Milchglas

Genau kuhmechaniker! Du als erfahrener Nichtmilcherzeuger! Ich werde mich in Zunkunft auf Bauernbund und Molkerei verlassen. Die werdens schon richten, ausserdem sind diese natürlich nur auf der Seite des Bauern versteht sich! Genauso wie in den letzten Jahren, jawohl! Und wenn auch der Milchpreis auf 20cent fällt, muss die nächste Investition halt a bissl warten!

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