Genossenschaftsanteile wertlos

20. Dez. 2010, 11:43 walterst

Genossenschaftsanteile wertlos

So schnell kann es gehen und die tollen Wertanteile an einer Genossenschaft sind plötzlich nur mehr Anteile, leider ohne Wert: Ehingen. Allgäuland kämpft um seine Lieferanten. Das Unternehmen mit Sitz in Wangen im Allgäu will die Milchbauern, viele aus dem Alb-Donau-Kreis, mit besseren Preisen und schlankeren Strukturen überzeugen. Nicht nur die Milchbauern der Genossenschaft Butterwerk Langenau (siehe Info-Kasten) kehren der Allgäuland-Käsereien GmbH den Rücken. Von den 516 Landwirten, die über die Genossenschaft Milchwerk Donau-Alb an das Unternehmen mit Sitz in Wangen (Allgäu) liefern, haben 20 Prozent ihren Vertrag zum Jahresende gekündigt. Weitere 30 Prozent haben ihre Kündigungen auf Ende 2011 ausgesprochen. Das würde für Allgäuland einen Verlust von 215 Millionen Kilo Milch bedeuten. Um diesen abzuwenden und die Milchbauern, die über ihre Genossenschaft an Allgäuland beteiligt sind, bei der Stange zu halten, will die Geschäftsführung das hoch verschuldete Unternehmen neu aufstellen. Darüber haben die Geschäftsführer Paul Ritter und Marcel Mohsmann jetzt in einer Sprengelversammlung der Donau-Alb-Genossenschaft in Unlingen (Kreis Biberach) informiert. Demnach sollen sechs der sieben Milchbauern-Genossenschaften, die an Allgäuland beteiligt sind und liefern, zu einer verschmelzen. Bis 1. Juli 2011 solle die Fusion über die Bühne gehen, sagte Ritter, dann wolle man mit der "neuen Firma" starten. Durch den Zusammenschluss sollen vor allem die aufgeblähten Gremien schlanker werden. Bislang gehören den Vorständen der an Allgäuland beteiligten Genossenschaften sowie den Aufsichtsräten mehr als 150 Mitglieder an. Letztlich sollen ein dreiköpfiger Vorstand und ein Aufsichtsrat mit acht Mitgliedern sowie ein 40-köpfiger Beirat übrigbleiben, sagte Kuno Rumpel, Aufsichtsratsvorsitzender von Allgäuland sowie der Milchwerk-Genossenschaft. Die Fusion birgt allerdings für beide Seiten Risiken: Für Allgäuland wegen des damit verbundenen Sonderkündigungsrechts der Genossenschaftsmitglieder; für die Milchbauern, weil das Unternehmen einen "Kapitalschnitt" plant. Rumpel zufolge wird der Wert der Geschäftsanteile - durchschnittlich 8000 bis 10 000 Euro - zunächst auf Null reduziert. Erst wenn der erhoffte Aufwärtstrend einsetzt und das Kapital wieder erhöht wird, würden auch Landwirte profitieren. Dieses Vorgehen hängt allerdings von der Zustimmung der Anteilseigner ab. Mit Verlusten müssen auf jeden Fall die Landwirte rechnen, die Allgäuland jetzt verlassen. Sie bekämen für ihre Anteile wohl kein Geld mehr. Nach den Worten von Geschäftsführer Mohsmann, schreibt Allgäuland, dessen Bilanz 2009 ein Defizit von knapp 24 Millionen Euro auswies, im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen. Der Aufwärtstrend halte seit März an. Davon profitierten auch die Lieferanten, nach zehn Erhöhungen des Auszahlungspreises würden jetzt 33 Cent pro Kilo Milch bezahlt. Im November 2009 waren es noch 24,6 Cent. Nach wie vor strebe das Unternehmen die weitere Eigenständigkeit an. Möglich sei aber auch die Partnerschaft mit einer anderen Molkerei, doch müsse man dazu selbst "stark sein". Unternehmensberater Christian Groschupp informierte über Verhandlungen mit Banken, welche die Zinsen von sechs auf zwei Prozent gesenkt und die Finanzierung bis Ende 2011 zugesagt hätten. Für Gernot Ströbele aus Nasgenstadt, im Alb-Donau-Kreis Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), ist der angestrebte Zusammenschluss der Genossenschaften ein überfälliger Schritt: "Das hätte schon vor Jahren passieren müssen." Er hoffe, dass Allgäuland jetzt die Wende schafft. Ströbele ist selbst Mitglied der Genossenschaft Donau-Alb, macht aber wie andere seinen Verbleib davon abhängig, wie sich die Lage bei Allgäuland entwickelt.

Antworten: 1

20. Dez. 2010, 12:13 Christoph38

Genossenschaftsanteile wertlos

Häufig wurden Genossenschaften bereits kritisiert, dass an Aufwärtsentwicklungen die Mitglieder mit den Anteilen nicht partizipieren. Da trifft es sich doch gut, dass die Lieferanten wenigstens am Abwärtstrend teilnehmen, um die Kritik Lügen zu strafen, wonach GenKapital keine echtes Eigenkapital wäre. ;-) Österreich geht bisher noch den Weg der Fusionen, dadurch muss man den Bauern weniger reinen Wein einschenken.

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