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Die Zerstörung der österreichischen Zuckerwirtschaft?

19. Dez. 2005, 18:25 Unknown User

Die Zerstörung der österreichischen Zuckerwirtschaft?

Diese Nachricht erreichte mich per Email. Ich glaube, gerade die Landwirte dürfte das interessieren. Ich gebe sie in voller Länge wieder: DIE ZERSTÖRUNG DER ÖSTERREICHISCHEN ZUCKER - WIRTSCHAFT Die Gewaltigen in der EU haben sich Ende November 2005 darauf geeinigt, den Zuckermarkt radikal zu verändern. Bisher wurde kein Zucker in die EU eingeführt, der Bedarf durch eigene Produktion vor allem in den südlichen EU-Ländern gedeckt. Die Zuckerrübenbauern bekamen einen garantierten Abnahmepreis und das System funktionierte seit 40 Jahren klaglos. Auf massiven Druck der Welthandelsorganisation (WTO) wird das nun anders. Dieser garantierte Abnahmepreis wird dramatisch gesenkt und zwar um 39,4% von bisher 43,45 Euro je Tonne Zuckerrüben auf 26,35 Euro. Das ist nahezu mit dem derzeitigen Weltmarktpreis für Zucker ident. Damit soll die europäische Zuckerproduktion von derzeit 20 Mio. Tonnen auf künftig 12 Mio. reduziert werden - so jedenfalls die offizielle EU-Version. In der Praxis bedeutet das das schleichende Ende der österreichischen und auch der meisten anderen europäischen Zuckerrübenbauern. Denn zu diesem Preis können sie nicht mehr produzieren. Irland, Italien, Griechenland und Finnland haben bereits beschlossen komplett aus dem Zuckeranbau auszusteigen. In Österreich reden die Agrarpolitiker zwar von einer Beibehaltung der Produktion, deuten aber gleichzeitig an, daß eine der drei verbliebenen Zuckerfabriken (Hohenau) geschlossen werden soll. Wie die Rübenbauern in Österreich mit dieser Preissenkung überhaupt weiterexistieren sollen, ist völlig offen. Der Zuckerbedarf wird künftig also immer mehr durch Importe von Rohrzucker vor allem aus Mittel- und Südamerika gedeckt werden. Genau das will die WTO, hinter der die großen US-Agrarkonzerne stehen, die den Zuckeranbau und -handel in Mittel- und Südamerika kontrollieren. Dort, mittels lächerlich geringer Löhne, mittels Kinderarbeit und fortschreitender Zerstörung der Natur (z.B. der Regenwälder) kann man natürlich viel billigeren Rohrzucker produzieren und auch nach Europa schaffen, als es die einheimischen Bauern je könnten. Und genau das wird nun geschehen. Daß die WTO diese Maßnahme auch noch mit Berufung auf "fairen Welthandel" durchgesetzt hat, klingt wie Hohn. Gleichzeitig mit den derzeit rund 9500 österreichischen Zuckerrübenbauern-Betrieben werden mittelfristig auch die heimischen Zuckerfabriken verschwinden, weitere tausende Menschen werden arbeitslos werden. Als "Zuckerl" bietet man den Bauern nun Einmalzahlungen in der Höhe bis zu insgesamt 9 Mio. Euro für Investitionen zum Umbau ihrer Produktion auf andere Erzeugnisse an. Das müssen die Österreichischen Steuerzahler bezahlen. Auf welche anderen Produkte die Rübenbauern umsteigen sollen, das kann ihnen freilich niemand sagen. Denn sowohl bei Getreide, als auch bei Futterpflanzen (Milch- und Fleischproduktion) gibt es riesige Überschüsse und eine Produktionsausweitung ist überhaupt nicht erwünscht. Ganz im Gegenteil, ab einer gewissen Hofgröße müssen schon jetzt 12% der Fläche brach liegen bleiben. Der Anbau von Ölsaaten (Biodiesel), der oft als Ersatz genannt wird, ist keineswegs auf allen Böden möglich und kann dort wo er möglich ist auch nur alle paar Jahre erfolgen, weil der Boden sonst zu sehr ausgelaugt, also unfruchtbar wird. Das Schicksal der Rübenbauern und Zuckerarbeiter in Österreich ist also besiegelt. Wieder einmal wird mit Berufung auf die Globalisierung und den sogenannten "freien Welthandel" ein funktionierendes System zerstört. Das werden die Folgen sein: - ARBEITSLOSE: die rund 25.000 Beschäftigten in der Rübenproduktion und der Zuckerindustrie werden arbeitslos, stoßen also zu den schon jetzt rund 350.000 Arbeitslosen in Österreich - SOZIALSYSTEM: Das ohnehin schon überlastete Sozialsystem in Österreich wird also weiter belastet werden, Sozialleistungen weiter abgebaut werden. - SELBSTVERSORGUNG ÖSTERREICHS (ja ganz Europas) mit Zucker - AUTARKIE: die ist Geschichte. Im Falle einer Krise in Mittel- und Südamerika kann das verheerende Folgen in Europa nach sich ziehen. Denn eine einmal demontierte Zuckerindustrie neu aufzuziehen, würde wohl Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern. - PROFITE: die Profite der großen US-Lebensmittelkonzerne werden deutlich steigen - VERKEHRSWAHNSINN: Da der Zucker ja bald aus anderen Kontinenten herbeigeschafft werden muß, wird sich das Verkehrsaufkommen auf unseren Straßen, vor allem auf den Autobahnen, weiter verschlimmern, unsere Gesundheit durch zusätzliche Abgase, zusätzlichen Staub und zusätzliche Unfälle weiter beeinträchtigt. Die regionale Versorgung, die Verkehr ersparen hilft, wird wieder ein Stückchen mehr zerschlagen. - ABHÄNGIGKEIT: Ist unsere Zuckerindustrie einmal liquidiert, können die US-Lebensmittelkonzerne den Preis diktieren - es gibt ja dann keine Konkurrenz mehr. Die kurzfristige Preissenkung jetzt wird wohl bald wieder vorbei sein. - LEBENSMITTELKONZERNE: Eines der Hauptargumente für diese Vernichtung der europäischen Zuckerproduktion ist das Verlangen der europäischen Lebensmittel-Großkonzerne (sie verarbeiten 80% des Zuckers) billigeren Rohrzucker verwenden zu dürfen. Daß sie diese Preisersparnis an die Konsumenten weitergeben werden, das ist eher nicht zu erwarten. Die Gewinne dieser Konzerngiganten wie Nestle und Unilever werden also gleichfalls deutlich anwachsen. - KONZERNWACHSTUM: Mit diesen zusätzlichen Gewinnen werden die Konzerngiganten weitere Klein- und Mittelbetriebe aufkaufen bzw. ruinieren und so noch mehr Macht erringen. Es gilt ja derzeit die Wirtschaft des Balkans und der Türkei (EU-Erweiterung) zu übernehmen. - LEBENSMITTELQUALITÄT: Welche Qualität das Lebensmittel Zucker in Zukunft in Europa haben wird, das entscheiden künftig die US-Lebensmittelkonzerne. Denn sie kontrollieren ja den Anbau in Amerika und Europa wird da weder auf Saatgut (Gentechnik) noch auf Dünge- und Spritzmittel Einfluß haben. - 3. WELT: Statt Lebensmittel für den eigenen Bedarf wird man künftig auf noch weiteren Flächen in Mittel- und Südamerika die Monokultur Zucker für den Export angebaut. Weitere Bauern dort werden zu Lohnsklaven der US-Lebensmittelkonzerne, das Elend wird weiter wachsen, die Macht der Konzerne auch. - REGENWALD: Weitere Flächen für den Mehranbau an Zucker müssen gerodet werden, weitere Naturlandschaften werden verschwinden müssen - während in Europa immer mehr Ackerflächen veröden werden. - ÖL-INDUSTRIE: Zusätzliche Frachtschiffe werden nun über die Ozeane stampfen, zusätzliche LKW über Amerikas und Europas Straßen rollen. Das bringt den großen Öl-Konzernen weitere Umsätze und Profite. Der Mehrheit der Menschheit bringt es nur weitere Verkehrsbelastung und Umweltverschmutzung. - VORBILDWIRKUNG: Mit dem selben Argument, mit dem man nun die europäische Zuckerwirtschaft umbringt kann man natürlich auch jeden anderen Wirtschaftzweig umbringen. Natürlich ist auch die Getreideproduktion in Europa teurer als die in Nordamerika mit seinen riesigen Monokulturen; natürlich ist auch die Fleischproduktion in Südamerika billiger als die in Europa; natürlich praktisch jedes Industrieprodukt in einem Billiglohnland (Kinderarbeit, keine garantierten Mindestlöhne, praktisch kein Sozialsystem usw.) billiger als in Europa. D.h. mit diesem Preis-Argument kann man auch jede andere Produktion in Europa beenden - auslagern. Das alles ist bekannt. Das alles ist nachprüfbar. Das alles ist Realität. Trotzdem haben unsere verantwortlichen Politiker, die ja eigentlich unsere Interessen vertreten sollten und nicht die der internationen Lebensmittel-Konzerne, dem zugestimmt. Zugestimmt hat Landwirtschaftsminister Dipl.-Ing. Josef PRÖLL (ÖVP) zugestimmt hat Außenministerin Dr. Ursula PLASSNIK (ÖVP) zugestimmt hat Bundeskanzler Dr. Wolfgang SCHÜSSEL (ÖVP) Wir, das österreichische Volk, das das alles bezahlen wird, wir wurden wieder einmal nicht gefragt. Trotzdem sollten wir nicht verabsäumen den Verantwortlichen mitzuteilen, was wir davon halten. Wir rufen daher auf, in HÖFLICHEN und SACHLICHEN Schreiben an die Verantwortlichen gegen diese Wahnsinns-Entscheidung zu protestieren. Es kann auch nützlich sein, darauf hinzuweisen, daß im kommenden Herbst Nationalratswahlen sind. Bundesminister Dipl.Ing. Josef PRÖLL Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Stubenring 1 A-1010 Wien Tel.: ++43/1/71100-0 E-Post: buero.proell@lebensministerium.at Bundesministerin Dr. Ursula PLASSNIK Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten Ballhausplatz 2 A-1014 Wien Tel.: ++43/1/53115-0 E-Post: post@bmaa.gv.at Bundeskanzler Dr. Wolfgang SCHÜSSEL Bundeskanzleramt Ballhausplatz 2 A-1014 Wien Tel.: ++43/1/53115-0 E-Post: wolfgang.schuessel@bka.gv.at Zum Schluß noch eine kleine Geschichte, nicht wichtig aber typisch für die Politik unserer Regierung: Außenministerin Ursula Plassik hat durchgesetzt, daß bei den wöchentlichen Ministerratssitzungen und den sonstigen Besprechungen im Bundeskanzleramt und in den Ministerien künftig importierter Rohrzucker (und kein heimischer Rübenzucker mehr) verwendet wird. Damit sollen Bauern in Entwicklungsländern unterstützt werden. Die österreichischen Zuckerrübenbauern scheinen nicht unterstützungswürdig zu sein! Mit freundlichen Grüßen Günter Ofner Grünes Unabhängiges Österreich (Ö) - MENSCHEN für ÖSTERREICH Gentzgasse 59/9 A-1180 Wien Tel.: + 43 1 4780170 guenter.ofner@chello.at Spendenkonto: Grünes Unabhängiges Österreich (Ö): ERSTE Bank, BLZ 20111, Kto.Nr.: 281-214-205/00 Bitte verbreiten Sie diese Nachricht weiter. Je mehr Leute von dieser ungeheuerlichen Entscheidung erfahren, desto eher kann man sie verhindern oder zumindest abmildern. Um auch die Menschen ohne Netzanschluß per gedruckter Zeitung zu erreichen, ersuchen wir auch um Spenden (für Druck und Versandkosten).

Antworten: 1

19. Dez. 2005, 22:17 chili

Die Zerstörung der österreichischen Zuckerwirtschaft?

Hallo! Ich glaube da geht es den grünen weniger um die Rübenbauern als ums Geld für euer Spendenkonto!!! So unter dem Motto Frechheit siegt! mfg.chili

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