Der Sozialstaat befindet sich in einer Krise

21. Okt. 2006, 19:21 gfb

Der Sozialstaat befindet sich in einer Krise

Dr. Norbert Blüm / ehemaliger christlichsozialer Sozialminister in Deutschland Vortrag bei einem Kongress der Oberösterreichischen Ordensspitäler 19. Okt 2006 Designcenter Linz - Sozialstaat - Quo vadis? Der Sozialstaat befindet sich in einer Krise. Er wird von nicht wenigen als Wachstumsbremse gesehen und attackiert. Das Kapital agiert global, die Arbeit ist lokal. Sozialen Ausgleich bei Globalisierung zu schaffen, das ist die große Herausforderung. Ohne Sozialstaat wird auf Dauer keine vernünftige Marktwirtschaft möglich sein. Eine Lösung in diesem Problem kann das christliche Menschenbild bzw. die christliche Soziallehre anbieten. Da ist der Mensch nämlich sowohl Individual- wie Sozialwesen, dementsprechend muss die Sozialpolitik ausgerichtet sein. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind zwei aus dem christlichen Menschenbild hervorgehende Hauptsozialforderungen. Den in Not Geratenen muss ohne Wenn und Aber geholfen werden. Man darf aber nicht die Barmherzigkeit zu Hilfe rufen, wenn die Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird. So ist es unabdingbar, dass Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gleichermaßen unser Sozialwesen kennzeichnen müssen. Das Prinzip der Fürsorge geht daraus hervor. So ist nach Blüm das beitragsbezogene Sozialversicherungssystem das optimale System. Denn Bürger sollen Solidarität erfahren können und nicht Bittsteller sein müssen. Risikoabhängige Beiträge dürfen daher nicht kommen. Der Sozialstaat muss an die Arbeit gekoppelt sein. Die Frage heute bei uns ist nur: Geht uns die Arbeit aus? Wenn die Arbeit ausgeht, dann braucht man jedenfalls einen harten Verteilungsstaat. Denn Arbeit gehört zur personalen Würde jedes Menschen. Und Blüm meint, dass genügend Arbeit da ist, nur sei sie falsch verteilt. Und auf die Medizin umgesetzt meint er, es kommt die Rückkehr des Menschen in die Medizin. Es wird auch dort die Nachfrage nach dem Mensch wachsen, „dienen“ muss deshalb einen neuen Stellenwert bekommen. „Dienen“ ist die nächste Etappe der Arbeitsbeschaffung. Die Menschen sind nicht nur Lohnempfänger, sie wollen auch zum Betrieb gehören, nicht nur Teilzeitjobber sein. Die Gesellschaft muss wieder beständig werden, eine Gesellschaft ohne Beständigkeit wird untergehen. Der Betrieb darf keine reine Kapitalsammelstelle werden. In einer hoch entwickelten Zivilisationsgesellschaft wird natürlich in Zukunft das Gesundheitswesen einerseits teurer werden, auch weil die Sensibilität des Menschen für seine Gesundheit gestiegen ist und steigt. Andererseits ist die Gesundheit aber für viele schon quasi eine neue Religion geworden, es wird zu viel von ihr erwartet und verlangt, Wellness-Denken nimmt überhand. Dabei sind auch der Medizin Grenzen gesetzt, wie alles seine Grenzen hat. Auch der Finanzierung sind Grenzen gesetzt, es kann nicht alles bezahlt werden, der Mensch muss auch wieder lernen, dass er endlich ist und nicht ohne Makel. Vor allem aber, dass der Tod zum Leben gehört und dass der Tod nicht verdrängt werden darf. Denn auch das Verdrängen des Todes, das quasi Unsterblich-werden-Wollen des Menschen kommt der Gesellschaft zu teuer. Glück ist mehr als immer nur gute Laune und Fitness. Auch Leid gehört zum Menschsein, daran kann man auch wachsen. Es darf kein Wettbewerb gestartet werden den Tod überwinden zu wollen, gerade Ordensspitäler sollen auch den Tod wieder ins Leben bringen. Die Zukunft einer guten Gesellschaft kann nur in der christlichen Soziallehre sein. Selbstverantwortung – Mitverantwortung: diese Balance zu halten ist die große Botschaft der christlichen Soziallehre. Quelle http://www.ooe-ordensspitaeler.at/aktuell/symp2006/ausgangsseite06.htm

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