Agrarpolitik an ihren Grenzen

Antworten: 17
  22-03-2020 13:22  eklips
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Es geht leider nicht per Link, weil nur für Abonennten und die KlZ wird mir den Diebstahl verzeihen:

Wegen Coronakrise. Von Schlachtung bis Verpackung: Agrarpolitik ist an ihren Grenzen

Liefer- und Produktionsketten stocken, Arbeitskräfte fehlen: "Wir kämpfen von Stunde zu Stunde", sagt Landesrat Seitinger über die heimische Nahrungsmittelproduktion.
Von Ernst Sittinger | 05.21 Uhr, 22. März 2020

Die Prioritäten der Politik haben sich elementar verschoben: weg vom parteipolitischen Wettbewerb, hin zum nackten Management der Krise. Deutlich zeigt sich das etwa bei Agrarlandesrat Hans Seitinger, der mit dramatischen Versorgungsfragen beschäftigt ist. Seine wichtigste Erkenntnis: „Die echte Schwachstelle in unserer Lebensmittelversorgung ist der Grenzverkehr.“

Es geht keineswegs nur um die ungarischen und slowakischen Erntehelfer für Obst und Gemüse. Große Sorgen haben die fleischverarbeitenden Betriebe der Süd-, Ost- und Weststeiermark: In den Hühnerfabriken und Schlachthöfen fehlen die Mitarbeiter, weil sie an der slowenischen oder ungarischen Grenze nicht passieren dürfen. Da geht es dann aber schnell einmal um 50.000 Hühner oder 10.000 Schweine an einem einzigen Tag, die - ja, wie sagt man? Die auf ihre Schlachtung warten? Jedenfalls stockt die Versorgungskette - unter teils dramatischen Umständen.

Überhaupt wirkt sich jetzt die internationale Verflechtung der Produktionsketten plötzlich sehr nachteilig aus. „Wir kämpfen uns von Stunde zu Stunde drüber“, schildert Seitinger die Situation.

Joghurtbecher, Wursthäute

Beispielsweise geht es auch ums Thema Verpackung: Joghurtbecher, Kanister, Flaschen, Wursthäute oder Verpackungstassen werden in Italien hergestellt, jetzt stocken Produktion und Nachschub. Noch dazu muss von Gastronomie-Großpackungen massiv auf Haushalts-Kleinverpackungen umgestellt werden, weil ja die Gasthäuser geschlossen sind und zu Hause gekocht wird.

Nächster Punkt: Im Hafen von Koper liegen Schiffe mit Mineralstoff-Mischungen, die dringend zur Tierfutterproduktion benötigt werden. Aber es finden sich kaum Lkw-Fahrer, die durchs Risikogebiet fahren wollen. Jetzt wird in der Not überlegt, Fahrer des Bundesheeres mit der Abholung dieser Container zu beauftragen.

Lehren aus der Krise

Seitinger fordert dringend, nach der Krise Lehren aus diesen Schieflagen zu ziehen: „Wir müssen Vieles überdenken. Wir brauchen mehr Autarkie, und zwar in der gesamten Produktionskette vom Saatgut bis auf den Teller.“ Und sogar darüber hinaus, denn auch in der Entsorgung muss man höllisch aufpassen, dass alles am Schnürchen läuft, um nicht Hygieneprobleme heraufzubeschwören. Das wurde in einer eigenen Krisensitzung am Mittwoch mit der Abfallwirtschaft geklärt.

Die heimische Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist jedenfalls nur eine statistische Zahl, „mit der man in der Praxis nicht viel anfangen kann“, wie der Landesrat sagt. Tatsächlich stehen bundesweit Agrarimporte von rund 12 Milliarden Euro einem nahezu gleichen Volumen von Agrar-Ausfuhren gegenüber - aber das sind natürlich ganz andere Waren und Märkte. Schweine und Milchprodukte werden ausgerechnet nach China und Italien exportiert. Neben der Sicherung der heimischen Versorgung geht es auch um die Bewahrung dieser Exportmärkte, die nicht stillgelegt werden dürfen.
Rückkehr der Milchquote

Seitinger lässt sogar mit der Forderung aufhorchen, künftig wieder ein Regime der Marktordnungen einzuführen, wie es bis zum EU-Beitritt existent war. Er denkt konkret an die Wiedereinführung der Milchquote, aber auch an Preisgarantien für bestimmte Produkte. Der „radikal freie Markt“ habe jedenfalls zu einer erdrückenden Dominanz der Großkonzerne und der großen Agrarindustrien geführt - das müsse sich ändern: „Wir brauchen neue Ordnungssysteme.“



  22-03-2020 18:52  grasi1
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Ich habs schon des Öfteren geschrieben, eine freie Marktwirtschaft wird auf Dauer ohne gewisse Spielregeln nicht funktionieren!
Wie die Spielregeln im Detail ausschauen müssen, darüber müssen sich die "Experten" nach der Krise gründliches Kopfzerbrechen machen!
Quote und Mengenbeschränkungen sind sicher gute Möglichkeiten!
Es muss auch laut nachgedacht werden, ob man nicht so manches ausgelagertes in billiglohn -Länder wieder in die eigenen Ländern verbannt bzw. macht!
Ich glaube das nach der hoffentlich bald überstandenen Krise kein Stein auf den anderen bleibt!
Wird zwar nicht so schnell vorbei sein, wie es so mancher gerne hätte.
Geld ist nicht alles, kann man nicht essen!
Glaube sogar, das das Finanzsystem auch noch in die Knie gehen wird...........-)

  22-03-2020 19:31  Muskateller
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Ich glaube nicht, dass sich was ändern wird. Wenn alles so halbwegs vorbei ist und alle sagen, puu- gerade nochmal die Kurve gekratzt und weiter, alle wie gehabt. Glaubt wirklich jemand, Joghurtbecher werden zum 10-fachen Preis wie in China bei uns gemacht, oder daß die Fleischverarbeiter Lehrwerkstätten für Fleischer schaffen und dann ausgebildete inländische Fachkräfte auf den Bändern arbeiten lassen, zum doppelten Gehalt wie Polen oder andere Ostarbeiter,oder die Obst und Gemüsebauern österr. Landarbeiter wie vor 50 Jahren einstellen ? Sie können es sich einfach nicht leisten!!
Machen wir uns doch nichts vor, ich bin selber Techniker in einem Lebensmittel-verarbeiteten Betrieb, unsere Belegschaft sind 95% Osteuropäer, weil billig und den Job kein Österreicher machen will. Und generell neu produziert wird nach der Krise in Österreich gar nichts, was nicht in China oder sonst wo billiger zu kriegen ist.

  22-03-2020 19:42  atro
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Das Problem ist die Gier !! Ich vermute auch das du recht hast !! Die Menschheit hat aus der Vergangenheit nichts gelernt ,sonst gebe es keine Kriege mehr!!
Verstand haben nicht viele !!


  22-03-2020 19:59  MC122
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Ich glaube auch, dass sich vielleicht ein paar kleine Dinge ändern, ein paar neue Ideen entstehen und ein paar Prozent der Bevölkerung umdenken. Im großen und ganzen bleibt alles gleich.

Was sicher passieren wird, bei dem nächsten Virus werden viele Staaten früher regieren.

  22-03-2020 20:20  grasi1
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Wenn sich nach der Krise nichts ändert, fahren wir weiter mit Vollgas an die wand!
Ist nur eine Frage der Zeit!
Oder glaubt irgend wer, das es ewiges Wachstum gibt, der wird sich gewaltig irren!
Es stimmt im jetzigen system so viel einfach nimmer, darum wird es (vorausgesetzt wir überstehen die jetzige Situation einigermaßen ) danach Änderungen geben müssen.
Keiner will zurückstecken, wird aber notwendig werden, über kurz oder lang!
Überlegt mal , was ist wirklich wichtig im "leben"!
Was braucht es zum Leben, man kann auf so vieles verzichten, man glaubt es kaum, wie man gerade eben sieht........-/)

  22-03-2020 20:32  yamahafzr
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Das es kein ewiges Wachstum geben wird bin auch ich überzeugt , aber die ganzen Konzernchef und Aktionäre nicht. Die gehen dafür auch über Leichen!
Auch für die Umwelt ist das Momentan das beste. Die Umweltbelastung für den Transport sollte es nicht zum Nulltarif geben. Es kann doch nicht sein das ein Mineralwasser aus Italien billiger ist , als eines aus Österreich das vielleicht nur 50Km transportiert wird.

  22-03-2020 21:05  office@pauxner.at
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Grasi, ich bin ganz bei Dir ! Es kann sich im Moment noch keiner vorstellen was in der Wirtschaft alles nieder geht. Oder glaubt noch jemand dass all jene die jetzt arbeitslos werden bis zum Herbst wieder Arbeit finden. Vielleicht ein Teil davon. Denn wann immer die Sache mit dem Virus abklingt, das Aufräumen des
wirtschaftlichen Scherbenhaufens wird uns Jahre beschäftigen. Und vielleicht ist man dann auch froh wenn man einfache Arbeiten (z.B. Erntehelfer) machen darf.
Das globale Finanzsystem wird in die Knie gehn, die Milliarden , welche jetzt aus den Ärmeln geschüttelt werden sind nur der "Tropfen auf den heißen Stein". Es werden
Werte verschoben oder ins Gegenteil gedreht, die man über Jahrzehnte gewohnt wurde, kein Staat kann das ausgleichen . Oder wer hätte sich die heutigen Zustände
vor 2 - 3 Wochen vorstellen können. Es ist zu hoffen dass dies alles halbwegs friedlich bewältigt wird und der Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit noch weiter wächst und bestehen bleibt. Ich wünsch Euch allen jedenfalls alles Gute , es wird weiter gehn !

  22-03-2020 21:34  johann.w(akv81)
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Hallo!
Was da wirklich auf uns zukommt, kann man sich heute noch gar nicht vorstellen. Alle Staaten sind hochverschuldet, die im Süden besonders. Wenn die Wirtschaft stillsteht, so hat das enorme Auswirkungen. Von Griechenland hört man jetzt nichts mehr, das es mit der Geldbeschaffung Probleme gibt, dafür rückt Italien ins Rampenlicht. Die Börsen können crashen und Staaten bankrot gehen. Andererseits heißt es, ein Staat kann nicht bankrot gehen, sondern nur die Menschen, also die Staatsbürger.
Man soll aber nicht zu schwarzsehen und hoffen, das alles gut ausgeht. Ich schließe mich aber der weitverbreiteten Meinung an, ganz so wie vor der Krise wird es nicht mehr werden.

  22-03-2020 21:53  MC122
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Ja aber was glaubt ihr, was sich wirklich ändert? Mich würde das wirklich interessieren. Vielleicht bekommt man dann ja leichter Kredite. Vielleicht fallen auch die Preise für Landmaschinen. Ich bin gespannt.

  24-03-2020 22:23  john88
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Selbstversorgung wird wesentlich wichtiger werden. Der Klimawandel wird extremes Wetter bringen. Dürre, Stürme und Vermurungen der Autobahnen und Schnellstraßen, gefolgt von Blackout - kein Strom - Tunnelsperren etc. Eigene Landwirtschaft wird wieder so wichtig wie früher vor 100 Jahren.

  24-03-2020 22:44  grasi1
Agrarpolitik an ihren Grenzen
John88, du bist ein guter Optimist , danke dafür!
So ähnlich seh ich das auch.

  24-03-2020 23:07  john88
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Danke! So dreckig, wie in den letzten 3 Jahrzehnten, geht´s sicher nicht weiter. Der Respekt und Wertschätzung werden wieder kommen!

  24-03-2020 23:19  DJ111
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Was ist da so optimistisch??? … bestenfalls sarkastisch …
Für Vermurungen auf Straßen werden wiederum falsche Bewirtschaftungsmethoden der LW verantwortlich gemacht.
Warum soll gerade jetzt ein großflächiger Blackout gefährlich werden, wo so viele Betriebe stehen?
Bist sicher, dass nicht die meisten Leute wieder in das bequeme Leben vor Corona zurückwollen?
Bist du sicher, dass Landwirtschaft vor 100 Jahren so super war, und dass du das willst …?

  25-03-2020 06:18  atro
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Meiner Meinung wird sich nicht viel ändern ! Aus der Geschichte hat noch keiner gelernt ! Sonst gebe es keine Kriege !! Gier und Macht und diese Profitgier wird bleiben !! Ich hoffe das ich was ändern wird weil Zeit zum nachdenken hat jetzt jeder !

  25-03-2020 08:05  Vollmilch
Agrarpolitik an ihren Grenzen
Guten Morgen!

"Zeit zum Nachdenken hat jetzt jeder!" - also naja! Wir haben jetzt mehr zu tun als vor der Krise. Ein arbeitsteiliges System ist halt doch effizienter, jetzt ist man so nebenbei auch Lehrerin und Kindergartenpädagoge,... Die Direktvermarktung braucht auch mehr Zeit, zusätzliche Hygienemassnahmen,... Und in der Landwirtschaft ist momentan sowieso Hochbetrieb.

Aber es ist gut wenn andere Zeit zum Nachdenken finden, schadet nie!

Alles Gute!
Vollmilch

  25-03-2020 09:42  Efal
Agrarpolitik an ihren Grenzen
@Roz, so ist es



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