Milchgeld: Reserven bilden

Antworten: 8
  28-09-2009 11:04  Christoph38
Milchgeld: Reserven bilden
Der Sbg Bauer (Seite 48) führt aus, dass laut Dairy Report 2009 die westeuropäischen Produktionskosten mehr als 60 USD je 100 kg Milch betragen.

Das sind von mir umgerechnet ca. 41 € oder 41 ct/kg Milch.

Der Milchpreis im Okt liegt nach den jüngsten Erhöhungen bei ca. 30 ct/kg brutto (siehe Meldungen Gmundner, NÖM, Bergland).

Laut Milchmarktteil im Sbg Bauer (Seite 8,9) ist längerfristig mit einem massvollen Preisanstieg zu rechnen, etwa 28 bis 30 ct/kg netto. Die strategische Betriebsentwicklung sollte von längerfristigen Preiserwartungen ausgehen. Bei guten Milchpreisen sollten Reserven gebildet werden.

Mich hätte dazu näher interessiert,
1. ob jemand Vorstellungen hat, wie man die strategische Betriebsentwicklung gestalten soll, angesichts von (sich langsam erholenden) Preisen unter den Produktionskosten und
2. wie man bei einem sehr guten Milchpreis von 40 ct genug Reserven bildet um mehrjährige Schwächephasen zu überbrücken ?





  28-09-2009 12:20  Fallkerbe
Milchgeld: Reserven bilden
Hallo Christoph38

1. Wird von betrieb zu betrieb unterschiedlich sein.
2. Vieleicht mit den Fördergeldern?

mfg

  28-09-2009 22:10  mfj
Milchgeld: Reserven bilden
Hallo Christoph,

Du stellst ein interessante Frage:

Betriebsentwicklungen, so haben die letzten Jahrzehnte gezeigt hatten immer ein „gleichbleibendes Grund-Muster“ - Kleine Betriebe werden groß und große Betriebe werden klein.
Entscheidend, und das hat sich rausgestellt, sind eine aus der guten Vermarktung der Produkte resultierende Eigenkapitalbildung und die Lust auf landwirtschaftliches Unternehmertum.

Armut oder Reichtum ist somit die Frage von Fleiß, Intelligenz und Sparsamkeit und nicht die eines Standes, und noch weniger einer x-beliebigen Strategie.

Produktionskosten von 40 Cent sind vielleicht rechnerisch korrekt, halten aber die Wahrheit weit hinter dem Berg.
So wird in Publikationen davon geredet, in der Milchwirtschaft gebe es nur einen variablen Posten – und der sei das Zukaufsfutter (wie z.b. KF, AGF, MF...) alles andere sei von den Fixkosten von vorne herein fest. Welch großer Irrtum.
Es sind genau die vielen kleinen Schrauben, an denen gedreht wird und justiert werden muss, um Armut und Reichtum zu teilen.
In der Landwirtschaft hat sich leider dieses „unselige“ Preiserwartungsdenken in die Köpfe gesetzt. So glauben Interessensvertretungen nach wie vor – unentdecktes Land zu finden, stattdessen handelt es sich um eine gewesene Kulturepoche der „Landwirtschaft für Alle“ und um es mal technisch zu beschreiben:

Es wird nach wie vor versucht eine M24 Schraube (weltweite Milchproduktion) in eine M16 Gewinde (Verbrauchermarkt) drehen zu können. Trotz endloser Fehlversuche, Wutausbrüchen (Streik)
kommen sie nicht über das „scheitern“ ihrer Versuche dahinter.

Du Christoph, bist ja einer der wenig „leuchtenden Sterne“ am Forumshimmel, weißt ja das in „schlechten Zeiten“ als jetzt investiert werden muss, um in guten Zeiten auch den Milchhahn zum sprudeln zu bringen. Kein Aktionär kauft sich in „Hochzeiten“ ein Papier – das überlässt man den „gut beratenen Kunden ;-)“...

Milchwirtschaft ist nichts für müde Männer ...


  28-09-2009 22:25  Haa-Pee
Milchgeld: Reserven bilden
der christoph versteht es teils ironisch,teils sarkastisch aber immer mit einem fundamentalen background dinge richting anzusprechen und zu sehen.
dafür und für deine kenntnisse sei dir anerkennung zuzusprechen!

mfj scheint auch nicht gerade auf der "nudelsuppe" dahergeschwommen zu sein nur ein paar deiner vergleiche hinken leider gewaltig nach....

die aussage das "aktionäre" nie in hochzeiten kaufen und nur antizyklisch investieren und das kaufen den "schlecht beratenen dummen Aktionären" überlassen kann ich dir nur sagen dass du von der materie ungefähr soviel ahnung hast wie ein zahnarzt vom fliesenlegen.....

wirklich gute geschäfte wachsen und gedeihen sozusagen von selbst!
mittelmässige geschäfte bedürfen einer strategie!
schlechte geschäfte bedienen sich der sparsamkeit und dem drehen und justieren von kostenschrauben usw....
wer ständig an der kostenschraube dreht ,der dreht sich früher oder langsamer aber sicher komplett aus der wirtschaft das sind naturgesetze!
und weisheiten wie MFJ ja gerne einwirft und gebraucht.....


  29-09-2009 14:45  Christoph38
Milchgeld: Reserven bilden
@ mfj
Obzwar du mir nur ein mässiges Leuchten am Forumshimmel zugestehst, möchte ich doch anmerken, dass es mE dem Aktionär (wie ich in mir vorstelle) weniger darauf ankommt zu investieren um dann im Milchsee zu schwimmen, als vielmehr Rendite einzufahren.

Des Aktionärs Liebkind sind stark wachsende Branchen. Ein altbekannter gesättigter Markt darf gerne noch als cash-cow dienen. Aber eine Branche wo die Preise nie steigen und fairer Wettbewerb durch Gratisarbeit, Quersubventionierungen und Verzicht auf Eigenkapitalzinsen ruiniert wird und zudem Defizite eingefahren werden braucht kein Aktionär.

Wie stellst dir das vor, die 3,2 Mio ha lw. Nutzfläche in Ö verursachen Kapitalkosten von mal angenommen € 30.000,- ha, macht fast € 100 Mrd Kapitalbedarf.
Die 6,7 Mrd Produktionswert im Jahr 2008 ("gute Preise") würden ja nicht mal reichen um für mich als Aktionär jene etwa 8% Ertrag abzuwerfen, die der Staat den Banken verrechnet.
Wenn es für den Aktionär allein schon nicht reicht, wovon soll dann noch die Arbeit, Futter, Fremdleistungen etc. bezahlt werden ?

  29-09-2009 21:07  Gulla
Milchgeld: Reserven bilden
vielen dank mfj für den link, jetzt weiß ich daß ich einen katzenschüsselbetrieb habe. ;-)))))

  30-09-2009 08:47  mfj
Milchgeld: Reserven bilden
Hallo Christoph,

es sollte natürlich heißen...Du bist einer der wenigen „leuchtenden Sterne“ am Forumshimmel – also keine falsche Bescheidenheit :-)
Das landw. Unternehmersein kategorisiere und rücke ich in die Nähe der „Broker-Gesellschaft“, zumindestens wenn´s um Kapitalaufstockung geht..
Es würde manchen Betrieb gut tun, sein Betriebs-Portfolio mal zu skizzieren, und seine Benchmark für seinen Betrieb zu kennen.
Wieviele neu investierte Betriebe würde weder einen Käufer noch einen neuen Gläubiger finden?

Deine weiteren Gedankengänge kann ich aber nicht nachvollziehen, eine Aktionärsskala bewertet nicht Grundkapital sondern Sekundärkapital, das sich ein Unternehmen durch Gewinnanteile erwirtschaftet, und an Dividenden auszahlen kann.
Landwirte verwenden überwiegend ihren Gewinn in weiteres Unternehmerwachstum.
Gewinne werden fortlaufend investiert, Verluste in Nebeneinkünfte transportiert.
Das geht alles nur, weil man selber Hauptaktionär ist, und einer „Verplichtungsklage“ höchstens seiner „Angetrauten“ in Rede und Antwort stellen muss.

Ob das Liebkind eines Broker´s immer die wachsenden Branchen sind, glaube ich nicht.
Im Aktionärsgerschäft – soweit ich das überblicken kann, gibt es ein „Vater unser“:

Ich muss zu den ersten gehören... mit Brachen die wachsen, tummelt man sich mit anderen Millionen von Geldhaien, und teilt sich auch den Gewinn mit Millionen.
Außerdem, ein Aktionär nimmt keinen Einfluss auf das Geschäftsgebaren, er kann Vorstand, Aufsichtsrat und GF ablösen, aber damit hat´s sich.

@haapee: die aussage das "aktionäre" nie in hochzeiten kaufen und nur antizyklisch investieren und das kaufen den "schlecht beratenen dummen Aktionären" überlassen kann ich dir nur sagen dass du von der materie ungefähr soviel ahnung hast wie ein zahnarzt vom fliesenlegen.....

na ja Haapee, wenn die Sonne hoch am Himmel steht...ist es meistens schon zu spät für einen Aufstieg. In der Dämmerung, am Morgen – wenn noch Wolken die sicht versperren – dann muss der Rucksack gepackt sein ;-)
Ich lerne aber gerne dazu, Haapee... gib mir einen guten aktuellen Tip ?

@Gulla, der Katzenschüssel-Betrieb sollte halt wissen, wie viel Katzen er zu füttern vermag, und sich die Streunerkatzen die jeder Großbetrieb hat, vom Hals halten...
Und keine Hoffnung in Glücksspiel- und Verlierergesellschaften wie IG, BDM und EMB setzen.

Meine Katzen kaufe ich immer vom Kleinbetrieb, die sind sortenreiner und haben weniger Flöhe ;-)



  30-09-2009 11:19  Christoph38
Milchgeld: Reserven bilden
@ mfj
Deine Einschätzung was die "Glücksspiel und Verlierervereine" IG, BDM und EMB betrifft, teile ich überhaupt nicht.

Marktwirtschaftlich gesehen ist es für mich unverzichtbar zu "streiken", also die Leistung zu verweigern, wenn der Preis nicht passt. Der Konsument hat ein Recht darauf zu erfahren, der Preis unterschreitet die Kosten, ich kann und will nicht mehr (zu diesem Preis).

Wie manche zu sagen, der Preis sei eine Schande und bei weitem nicht kostendeckend usw. und gleichzeitig weiterzuliefern, als ob die ganze Milchwelt in Ordnung wäre, ist im Endeffekt völlig unglaubwürdig.

Jedes Unternehmen muss Preisgrenzen kennen, setzen und einhalten, da führt kein Weg vorbei. Die Kosten des Verschüttens sind mE lächerlich gering, gegen die Folgekosten vom Abnehmer als Waschlappen angesehen zu werden, dem man den Preis unter seine Kosten absenken kann, ohne dass er es überhaupt merkt oder höchstens ein bisserl jammert.

  30-09-2009 17:59  pa1984
Milchgeld: Reserven bilden
"Produktionskosten von 40 Cent sind vielleicht rechnerisch korrekt, halten aber die Wahrheit weit hinter dem Berg."
Ich komme nicht aus der Milchbranche. Den obigen Satz verstehe ich also nicht. Wie kann es sein, das etwas rechnerisch korrekt ist, aber nicht stimmt? Halten die Milchbauern uns alle am Schmäh?




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