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Wir und unsere Gemüseküche
05. Dez. 2010, 10:04 kotelett
Wir und unsere Gemüseküche
Das SZ-Magazin (Süddeutsche Zeitung Anm.) hat in seiner jüngsten Ausgabe nun einem anderen Scheintrend ein ganzes Heft gewidmet: der „Gemüseküche“ – weil es besser klinge als „vegetarisch“, heißt es im Editorial ganz unverhohlen publikumsgeschmeidig. Und: „Gemüse liegt zweifellos im Trend, und das nicht nur, weil Fleisch aus der Mode geraten ist.“ Den Fleisch-pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen können sie damit nicht meinen, denn der ist seit Jahren stabil und schwankt lediglich um einige Gramm pro Jahr (bei etwa 88 kg). Wer es noch genauer wissen will und den netto-Fleischverzehr heranzieht (weil im „Verbrauch“ ja auch Tiefutter, tierische Produkte etc enthalten sind), findet ebenfalls keine talwärts gehende Kurve. Hier mampfen die Deutschen tapfer 60 kg jährlich weg. Und das nicht erst seit gestern. Mit anderen Worten: Hier schreibt das Bionade-Bürgertum über sich selbst und dünkt sich progressiv. Nun brauchten die meisten „Progressiven“ der Geschichte die Massen ohnehin nur als machtvolle Staffage, und es verwundert deshalb auch nicht, dass man sich vom Grillduft in sommerlichen Kleingartenanlagen, auf Balkonen, in Parks oder gar auf Parkplätzen den selbstgemachten Trend nicht kaputtmachen lassen will. Ärgerlich wird es nur, wenn zu diesem Behufe auch noch halbgarer Unfug zusammengeschrieben wird. Dass es also ein eher dümmlicher Irrtum der Evolution gewesen sein muss, den Menschen als Allesfresser konfiguriert zu haben und überleben zu lassen – geschenkt. Wenn aber der in Berlin lebende Autor Peter Praschl (ich hoffe sehr für ihn, dass er nicht zur Bestätigung des Klischees auch noch am Prenzlauer Berg wohnt!) das Thema Mangelernährung bei Vegetariern einfach vom Tisch wischt, ist es im besten Falle oberflächlich. Den Bedarf an hochwertigem Eiweiß etwa in der Stillzeit vegetrarisch zu decken, setzt einige Anstrengungen voraus. Ich weiß auch nicht, wieviele Leistungssportler Vegetarier sind, finde deren industrielle Mast mit künstlichen Eiweißpräparaten aber auch nicht sonderlich sympathisch. Schlittenhunde als Fleischfresser sind übrigens um ein Vielfaches leistungsfähiger als die vegetarischen Rentiere (deshalb nimmt man auch erstere auf Expeditionen mit), aber das hat mir dem Menschen natürlich gar nichts zu tun. Unrecht hat Praschl übrigens auch mit der Behauptung, vom Schlachtvieh werde alles weggeworfen, was sich nicht „umstandslos braten“ lasse. Tatsächlich bleibt so gut wie nichts – bis hin zu Hufen, Knochen, Gedärm, Haut (Leder), Blut etc. – unverwertet. Muss man ja nicht wissen. Muss man dann aber auch nicht schreiben. Am Ägerlichsten ist aber, dass hier ein Ernährungskonzept offensiv vertreten wird, das in einer Welt des Hungers an Snobismus und Dekadenz kaum noch zu überbieten ist. Praschl preist das reichhaltige und vielfältige Angebot in seinem Bio-Supermarkt, das jeden eines Besseren belehre, der von Eintönigkeit und Unausgewogenheit bei Vegetariern rede. Dieses Privileg ist vermutlich nicht einmal dem gesamten reichen Drittel der nordwestlichen Welthemisphäre zugänglich. In Asien, wo sich Millionen Menschen unfreiwillig vegetarisch nur von Reis ernähren, wird man dem Vitamin-A-Mangel (schlägt auf die Augen) der mit dieser Getreideart verbunden ist, kaum Herr. Auch in Mittel- und Laiteinamerika (Mais, Kartoffeln) oder Afrika (Getreide und verschiedene Wurzeln) fehlt es mitunter schon an der Litschi danach oder der Kiwi zur Vitamin-C-Auffrischung neben den jeweils verbreiteten Mono-Mahlzeiten. Es soll jeder einfach essen, was er mag. Vor allem sollte es jeder können. Wenn diese Forderung umgesetzt würde, könnte sich die Menschheit glücklich schätzen. Wohlstands-Konzeptnahrung zu preisen, die nicht mal ansatzweise geeignet ist, auf dem Milliardenplaneten etwas Sinnvolles zu bewirken, ist so deplatziert wie eine Brigitte-Diät für dickbäuchige Afrikaner-Kinder. Mahlzeit. http://ralfschuler.wordpress.com/2010/12/04/wir-uber-uns-und-unsere-gemusekuche/
Antworten: 2
05. Dez. 2010, 10:48 179781
Wir und unsere Gemüseküche
Das habe ich zu diesem Thema in einem anderen Zusammenhang schon einmal geschrieben: Vegetarier und ihre Kinder Eine unserer Töchter wohnt an ihrem Schulort in einer WG mit 4 Mitschülerinnen, zwei davon Vegetarierinnen, eine davon aus einer Familie die das recht ernst nimmt, mit kein Fleisch essen. Sie kocht gerne und gut und nimmt sich, wenn sie nach Hause kommt immer wieder mi,t was gerade so da ist. Und da wir einmal im Monat ein Rind für die Direktvemarktung schlachten auch eine entsprechende Portion Fleisch. Die zwei Vegetarierinnen hat sie ohne Diskussion, nur dadurch, dass sie vor ihrer Nase gekocht hat zum mitessen "überredet". Und es hat ihnen geschmeckt und sie leben noch und erfreuen sich bester Gesundheit. Gottfried
05. Dez. 2010, 12:32 traktorensteff
Wir und unsere Gemüseküche
Natürlich kann man alles übertreiben, und alles, was ein "Lifestyle-Trend" ist, kann man sowieso hinterfragen. Aber, wir essen zu viel Fleisch. Das ist sicher richtig. Ich finde, wenn jemand auf Fleisch verzichten will, kann er das tun. Ich habe kein Problem mit so jemandem. @ biolix Ja, dieses Völlegefühl kenne ich auch. Wenn ich mal eine ordentliche Portion Fleisch gegessen habe, kann ich mich für den restlichen Tag abschreiben und bin einfach nur träge. Deswegen vermeide ich es, zuviel Fleisch zu mir zu nehmen. Das wöchentliche "Vegetarier-Draufhaun" hier im Forum finde ich übrigens unnötig.
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