Gerechter Milchpreis

11. Sept. 2004, 14:50 gfb

Gerechter Milchpreis

Was ist ein gerechter Milchpreis? Bauernaufstand gegen zu billige Milch Salzburger Fenster, 1. September 2004, Ausgabe 28/04 Bauernaufstand gegen viel zu billige Milch Milchbauern fordern höhere Preise - Billa, Hofer und Zielpunkt stoppen Preisschleuderei Bauern-Rebellen v. l.: Ewald Grünzweil aus Bad Leonfelden (OÖ), Ernst Halbmayr aus Amstetten (NÖ), Manfred Heine mit Gattin aus Möggers (Vorarlberg), Johann Ramsauer aus Mondsee (OÖ) und Franz Schmidthaler aus Laussa (OÖ). 49 Cent ist der Rekord-Schleuderpreis bei Vollmilch derzeit. Für Bauern ein wahrer Horror. Sie fordern einen Mindestpreis von 65 Cent. Bauern-Rebellen proben den Aufstand. Das Beispiel mit dem Neuburger-Leberkäse ist unter Lieferanten immer noch Gesprächsstoff: Bei Verhandlungen vor einigen Monaten mit Billa/Merkur seien Bedingungen gestellt worden, dass dem Produzenten Hören und Sehen verging. "Da kann ich nicht mehr mit", lehnte der Neuburger-Hersteller ab und wurde kurzerhand nicht mehr "gelistet". Seither gibt es in den Billa/Merkur-Märkten keinen Original Neuburger mehr - zum Ärger vieler Kunden. Jetzt steigen auch die Bauern auf die Barrikaden: Einen Liter Vollmilch um 59 Cent, wie man das in Supermarktregalen immer öfter finden kann, da machen sie nicht mehr mit. "Selbst um 49 Cent wird der Liter Frischmilch in Aktionen bereits angeboten", wettert Ewald Grünzweil aus Bad Leonfelden (Oberösterreich) über das Preisdumping bei Milch. "Mit der Realität hat das nichts mehr zu tun. Das dient Handelsketten und Diskontern nur dazu, die mörderischen Preisschlachten auf die Bauern abzuwälzen." Milch nicht mehr unter 65 Cent Billa, Hofer und Zielpunkt sagten Mindestpreis zu, nachdem die Bauern mit einem Aufstand drohten Ewald Grünzweil ist Sprecher der vor kurzem gegründeten Interessensgemeinschaft Milch (IG-Milch), zu der sich Bauern zusammengeschlossen haben, die, wie sie betonen, "365 Tage im Jahr im Stall stehen", also wissen, wovon sie sprechen, und die von den Funktionären "nur enttäuscht" worden seien. Ziel der Milchbauern-Interessensgemeinschaft, mit Bauern aus ganz Österreich, ist es, einen Mindestpreis durchzusetzen, unter dem Milch nicht verkauft werden darf. 65 Cent ist nach Ansicht der IG-Milch das Mindeste, was für einen Liter frischer Vollmilch in den Supermärkten verlangt werden muss. Notwendig wären freilich längst wieder höhere Preise. "Statt noch weiter hinunter müssen die Preise wieder nach oben gehen", erklärt Grünzweil das Aufbegehren der Milchbauern, "letztlich muss dann auch der Bauer wieder mehr Geld für seine Milch kriegen." Mindestpreis im Handel durchgesetzt Einen Erfolg können die Bauern-Rebellen in ihrem Kampf gegen das Preisschleudern bei Milch und Milchprodukten auch schon für sich verbuchen. Von Billa, Hofer und Zielpunkt wurde ihnen nach Gesprächen zugesichert, bei Eigenmarken Milch nicht unter dem von der IG-Milch geforderten Mindestpreis von 65 Cent anzubieten und bei Marken-Milch auf Aktionen zu verzichten. Konkret vereinbart wurde das mit Billa-Prokurist Josef Siess, zuständig für den Einkauf, weiters mit Hofer-Generaldirektor Armin Burger sowie mit Zielpunkt-Marketingchef Jörg Grossauer und den für den Frischebereich zuständigen Wolf-Dietrich Siller. "Wir haben ihnen erklärt, von den Schleuderpreisen können die Produzenten nicht leben, und dass es um Familien, die Bauern und um die Landschaft geht", berichtet IG-Milchsprecher Grünzweil von den Zusammenkünften. Und es habe die Zusaage gegeben, "dass keine ausländische Milch in die Regale kommt". Bei Handelsketten, die zu deutschen Konzernen gehören (Billa zum Rewe-Konzern, Hofer zu Deutschlands größtem Diskounter Aldi und Zielpunkt zum Tengelmann-Konzern, der in Deutschland die Plus-Märkte betreibt) ein weiteres durchaus überraschendes Zugeständnis an die Bauern. "Bei Billa haben wir das Gefühl gehabt, die waren erleichtert, dass der Preiskampf ein Ende hat", hatten die Bauern den Eindruck, dass den Handelsriesen das Preisschleudern selbst schon an die Existenz gehe. Freilich habe man auch klargemacht, dass man bei den Preisen auch wieder hinaufkommen müsse, hätten die Bauern bekräftigt, dass es mit einem Mindestpreis nicht getan sei. Doch selbst dafür hätten die Billa-, Hofer- und Zielpunkt-Chefs Einsehen signalisiert, sagt Grünzweil nicht ohne Stolz. Molkereien als Nächste in der Mangel Als Nächstes wollen die Bauern nun die Verarbeiter, die Molkereien, in die Mangel nehmen. Im Kampf, von den Handelsketten gelistet zu werden, würden auch die beim Preisdumping fleißig mitmachen. NÖM, die bei Billa Lieferant war, sei ausgelistet worden, weil die Pinzgauer und die Obersteiermärkische Molkerei um einen Cent billiger geboten hätten, verweist Grünzweil auf ein aktuelles Beispiel. Auch damit soll nun Schluss sein. Nachdem es die Zusage gebe, dass "der Handel höhere Preise akzeptiert, erwarten wir uns, dass keine Molkerei mehr unter dem letzten Abschluss anbietet", sagt Grünzweil mit entschlossener Miene. "Wir diskutieren nicht mehr, wie es noch weiter hinuntergeht, wir diskutieren nur mehr darüber, wie wir mit den Preisen wieder hinaufkommen." Um das klar zu machen, suchte eine Delegation der IG-Milch vergangene Woche auch Alpenmilch-Chef Hans Steiner in seiner Funktion als Geschäftsführer der VÖM (Verband der Österreichischen Milchverarbeiter) auf. Ergebnis gibt es noch keines, die Forderungen der Milchbauern seien aber auf Interesse gestoßen, auch Paul Gruber, Obmann der Alpenmilch sei dabei gewesen, um abschätzen zu können, was damit auf die Molkereien zukäme. "Aktionen", wenn Unterbieten weitergeht Geht das Unterbieten weiter, hätten auch die Verarbeiter mit "Aktionen" zu rechnen. "Und bei Aktionen sind wir erfinderisch", schmunzelt Grünzweil kryptisch. Bisher habe aber bereits die Rute im Fenster gereicht. Als Anfang Juli in Nußdorf am Attersee beim Plus-Markt (eine Zielpunkt-Tochter) die "Leichte Muh" zum Rekordschleuderpreis von 49 Cent angeboten wurde, genügte ein Telefonat des dortigen IG-Milch-Bauern Johann Ramsauer. "Wenn ihr auf Kosten der Bauern mit Billig-Milch Werbung machts, marschieren wir mit den Kühen auf." Kurz darauf wurde der Preis auf die sonst üblichen 69 Cent angehoben. Und bei einem Billa-Markt in Bad Leonfelden im Mühlviertel verbuchte die IG-Milch nach dem Griff zum Telefonhörer einen ähnlich prompten Erfolg. Eine "Heidi"-Vollmilch-Aktion um 59 Cent wurde umgehend gestoppt. Bauern am Limit Milchgeld der Bauern nicht höher als vor 25 Jahren 31 Cent erhält Johann Ramsauer aus Mondsee derzeit pro Liter an Milchgeld. "Nicht mehr als vor 25 Jahren." "Das Datum oben hat sich geändert, das, was unten steht, was ich herausbekomme, nicht", verweist er auf die Milchgeldabrechnung vom September 1979. In den vergangenen acht Jahren sei das Milchgeld, mit Ausnahme der Zeit während der BSE-Krise, ständig gesunken. "Wir sind nicht am Limit, wir sind unterm Limit", veranschaulicht Ramsauer, wie sich das Preisschleudern auf die Bauern auswirkt. Ziel sei, beim Milchgeld auf 40 Cent zu kommen. Das sei immer noch weniger, als es in Bestzeiten für die Bauern gegeben habe. "Wir waren auch schon bei 50 Cent." Brigitte Gappmair Kontaktadresse IG-Milch Ewald Grünzweil (Sprecher) Tel. 0664-2023869, Tel./Fax 07213-20591, E-Mail: ewi2@aon.at Angepeilt ist zunächst ein österreichweites Netzwerk, aber auch auf europäischer Ebene wollen die Bauernrebellen noch aktiv werden. ----------------------------------------------------------------- Vieleicht können auch Sie eine europaweite Initiative für einen Mindestmilchpreis starten zum Vorteil für Bauern und Konsumenten, denn langfristig ist nur eine überschaubare Form der Landwirtschaft für eine Gesellschaft sinnvoll.

Antworten: 1

11. Sept. 2004, 15:02 gfb

Gerechter Milchpreis

> Initiativen für einen gerechten Milchpreis <a href="http://www.bdmnord.de " target=_blank>http://www.bdmnord.de </a>