TTIP im Fokus der Bäuerinnen

Antworten: 9
  24-09-2015 21:20  wiesi
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Die Informationsveranstaltung am 7. September 2015 war für viele Besucher und auch für mich persönlich eine herbe Enttäuschung. Bereits die auf den Stühlen liegenden „Informationen“ zu „Zehn Mythen über TTIP“ sollten dem Besucher folgendes vermitteln: „Wer TTIP kritisch gegenübersteht, dessen Meinung beruht auf einem Mythos. Wer sich aber an den Fakten orientierst, muss praktisch auch für TTIP sein!“ Dass von den zwei Stunden, die für die Veranstaltung angesetzt waren, eineinhalb Stunden TTIP-Werbung gemacht wurde, damit musste man fast schon rechnen. Auch damit, dass in der Diskussion bestenfalls 25 % der Zeit den Besuchern gehören, und die Antwortrunden 75 % beanspruchen, überrascht nicht. Doch besonders unangenehm berührt war ich sowie viele andere Besucher von der Diskussionsleitung von Frau Maria Winter, wonach nur „kurze und prägnante Fragen“ erlaubt waren, Meinungsäußerung jedoch in der Diskussion unerwünscht war. Diese Vorgangsweise zeigt deutlich die Geringschätzung der Basis und der demokratischen Prinzipien. Dass dadurch das Misstrauen gegenüber diesem Handelsabkommen nicht kleiner wird, darf niemanden wundern. Noch dazu ist es sehr interessant, dass mit Penz und Grillitsch zwei Ex-Bauernbündler, offensiv gegen TTIP Stellung beziehen, von der aktiven Bauernbundspitze aber anscheinend niemand derartiges wagt. Nun bin ich nicht einfach „amerikafeindlich“. Sicher gibt es in Amerika wie bei uns viele Leute, die mit Fleiß und ehrlicher Arbeit ihren Unterhalt bestreiten wollen. Ich bin nur entschieden gegen ein Abkommen, das Konzerne noch reicher macht, und die soziale Kluft weiter vergrößert. Dazu ebenfalls ein paar Fakten: Textilien, Schuhe und vieles mehr wird heute in Asien und Afrika unter schrecklichen Arbeitsbedingungen von Leuten hergestellt, die pro Tag 1-3 Euro verdienen! Die Arbeitslosigkeit in Europa steigt und steigt! 60 % der von Europa beanspruchten Fläche liegt außerhalb Europas! 60 Privatpersonen besitzen mehr als die ärmere Hälfte der Menschheit! Die 500 größten Konzerne der Welt kontrollieren bereits über 52 % des weltweiten Bruttosozialprodukts, vor 6 Jahren waren es noch 44 %! Im Jahr 2007 besaßen 2 % der Menschheit so viel wie die restlichen 98 %. Jetzt besitzt bereits 1 % so viel wie die restlichen 99 %! Und das alles, obwohl oder gerade weil es mittlerweile weltweit fast 3000 diverser Freihandelsabkommen gibt! Bauernbund und ÖVP haben den Begriff „Enkerltaugliche Politik“ kreiert. Wenn wir wirklich enkerltauglich handeln wollen, geben wir den Entwicklungsländern eine Chance auf faire Partnerschaft (in der jetzigen Situation sind sie moderne Sklaven!). Potenziellen Wirtschaftsflüchtlingen eine Perspektive im eigenen Land bieten! Bereits morgen könnten die mächtigsten Leute der EU und USA die Prioritätenliste umschreiben: Soziale Gerechtigkeit über Wirtschaftswachstum um jeden Preis! Mit freundlichen Grüßen
Franz Wiesbauer


  24-09-2015 21:43  akut
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Bist ein kluger Mann, meine Hochachtung

  24-09-2015 22:34  rusticus
TTIP im Fokus der Bäuerinnen

frage an alle linken ideologen und fundamentalgegner des kapitalismus:
gibt es nun zu wenig oder zu viel information zu ttip?

einerseits wird kritisiert, dass die verhandlungen "geheim" geführt werden, andererseits will man nicht mit fakten belästigt werden.



  24-09-2015 22:39  rusticus
TTIP im Fokus der Bäuerinnen

zusatzfrage an wiesi:
wie viel % der weltbevölkerung besitzen wie viel % der erdoberfläche?
könnte es sein, dass du in dieser statistik auch zu den überprivilegierten gehörst?




  24-09-2015 22:42  jasowas
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Echt, gibt es zu TTIP auch Fakten (die nicht geheim sind)?

  24-09-2015 22:52  2009
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Hallo Wiesi
Was glaubst du ist den mächtigsten Leuten wichtiger .....Wirtschaftswachstum das noch mehr Geld und Macht bedeutet oder soziale Gerechtigkeit die sie nicht nötig haben !
Können , könnten sie viel , nur machen müssen sie es nicht immer.

schöne Grüße 2009

Geld regiert die Welt, sollte soziale Gerechtigkeit einmal an die Macht kommen , ist vorher die Welt untergegangen !

  25-09-2015 21:33  wiesi
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Guten Abend, rustikus und 2009! Die Information zu TTIP ist zumindest sehr selten objektiv, zumindest von Bauernbundseite ist im Moment die Werbemaschinerie voll angelaufen. Wirkliche Information zu aktuellen Verhandlungsergebnissen ist im Internet gibt es nur in Englisch, ich bezweifle, dass diese Texte viele sinnerfassend lesen können (Ich muss gestehen, ich kann es nicht). Die deutsch geschriebenen Berichte sind nichts als schöne Absichtserklärungen. Bei der nächsten Frage habe ich keine genauen Daten, aber ich glaube, dass die meisten Forumsteilnehmer global gesehen zu den sehr wohlhabenden Leuten gehören. Wer genug zu essen hat, etwas anzuziehen, und ein festes Dach über dem Kopf, darf sich zu den 20 % der reichsten zählen. Hat man dann noch ein Konto auf der Bank und etwas Kleingeld, der gehört bereits zu den reichsten 8%. Da ich eine mittlere Landwirtschaft mein Eigen nennen darf, bin ich wahrscheinlich schon ein Kapitalist. Ich bin auch froh darüber dass ich dieses schöne Fleckchen Erde mitgestalten und an die nächste Generation weitergeben darf. Gerade, weil wir (Österreicher, Deutsche) so wohlhabend sind, dass allein in Österreich jährlich 157000 Tonnen Lebensmittel auf den Müll wandern, unsere Kleiderschränke oft voll sind mit Sachen, die wir fast die nutzen, ist es an der Zeit, über Wachstum und die Folgen nachzudenken. Ich schätze durchaus Leute, die großes leisten, aber welche Leistung ist es, auf Kosten der sozial schwachen Profit zu machen? Es kann nicht Ziel sein, dass hunderttausende in einer Armut leben, die man sich bei uns fast nicht vorstellen kann, und zwei Straßen weiter leben Superreiche hinter meterhohen Mauern, weil sie sich sonst des Lebens nicht mehr sicher sind. Ich wünsche niemandem eine solche Entwicklung auch bei uns. TTIP ist aufgrund der Fakten, die ich oben bereits genannt habe, und wenn man weiß, wer in erster Linie Lobbying betreibt, Wegbereiter dahin. Ist vielleicht naiv, aber ich hoffe, dass sich viele finden, die nicht einfach alles hinnehmen. Grüße aus Hainfeld! Franz Wiesbauer

  25-09-2015 22:00  G007
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Mit den AMIS würde ich nie und nimmer Geschäfte machen, überall wo die waren gibt es verbrannte Erde!

  25-09-2015 22:40  jasowas
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Ich denke nicht, dass die Amis per se Gauner sind. Das sind Leute wie wir, mit einer Sichtweise die ihnen ihre Regierung und verfügbaren Medien zugesteht.
Die Leistungen der US Wirtschaft sind durchaus als hervorragend zu bezeichnen. Das hat teilweise historische Gründe oft liegt es auch an den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die EU tut hier ja bereits sehr viel um regionale Eigenheiten per Dekret abzuwürgen.
Es gibt auch sinnvollen Handel mit den USA, Japan, Malaisia , Indien etc.
Zwar nicht unbedingt mit allen landwirtschaftlichen Produkten, wozu sollen z.B. Schweine nach Übersee transporitert werden, wenn sie dort vor Ort genauso wachsen und gehalten werden können.

Was ich an diesen Abkommen schlecht finde (obwohl ich deren Inhalt nicht kenne), ist die pauschale Aufgabe nationaler Eigenheiten. Ein vielzitiertes Beispiel bei TTIP ist das Investitionschutzabkommen. Sowas gehört grundsätzlich verboten, da es (fast) immer auf Kosten des schwächerne Partners praktiziert wird. Gerichte und Rechtsprechung sind bereits bei uns, und noch viel mehr in angelsächischen Staaten von der Finanzstärke und dem Einflußreichtum der Beteiligten geprägt. In islamischen Länder kommt auch noch das üble Religionsgehabe dazu. Hier ist zu befürcheten, dass Verfahren grundsätzlich gegen regionale Ökologie und regionaler Kleinstuktur ausgehen. Es werden ja innerhalb der EU bereits regionale Gesetzte zum Schutz der eigenen Struktur verboten und auschaltet. Warum müssen öffentliche Aufträge z.B. für einen Schulbau in einer kleinen Ortschaft EU-weit ausgeschrieben werden, oder werden "Einheimischenrabatte" als wettbewerbswidrig verboten?
Ein weiteres Übel bei solchen internationalen Abkommen sind die Vertagspartner. Diese "quasi" demokratischen Regierungsvertreter sind so wechselhaft wie unglaubwürdig. Je nach Lobby wird entsprechend entschieden. und gehandelt. Es gibt keinerlei Vertragssicherheit. Das fängt ja schon in AT an. Ein Vertrag den unser Bundeskanzler unterschreibt, hat doch gar keinen Wert. Da ist mit die Zusage meines Nachbarn, dass er mir aufs Haus aufpaßt wesentlich mehr wert. Ein Regierungsvertreter ist leider in keinster Weise für seine Handlungen verantwortlich und kann auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden. In anderen Staaten wird das vermutlich ähnlich sein.

  26-09-2015 13:01  wiesi
TTIP im Fokus der Bäuerinnen
Es spricht ja nichts dagegen, wenn z. B. die Autoindustrie die Barrieren mit den berühmten Heckleuchten oder in der Elektrobranche mit den verschiedenfärbigen Kabeln abgeschafft werden. Aber warum muss das ganze Abkommen als Paket verabschiedet werden? Sinnvollerweise könnte man Teilbereiche ausverhandeln, wo eine Einigung für beide Seiten sinnvoll und ökologisch vertretbar ist. Sensible Bereiche muss man unbedingt ausklammern. Übrigens,dem Pharmabereich ist es gelungen, offenbar sind da die Differenzen unüberbrückbar! Oder haben die einfach mehr Gewicht? Außerdem nimmt man sich bei einer Paketlösung die Chance, aus Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen. Das kann nur Taktik sein. Außerdem: Wohin wollen wir noch wachsen? Die Ressourcen sind nicht unerschöpflich! Manchmal kommen mir die Mächtigen in Wirtschaft und Politik vor wie ein Autofahrer, der bei einer Staumeldung Gas gibt um vor dem Stau noch ein, zwei andere zu überholen! Vielleicht wäre die bessere Lösung, runter von der Autobahn und gemütlich auf der Landstraße dahinrollen! Grüße Franz



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