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Vorgehen beim vom Vieh niedergetrampelter Weide, bitte um Kommentar von Weide-Profis
Hallo,
ich bewirtschafte eine kleine Landwirtschaft auf 550m Seehöhe und lasse meine Wiesen normalerweise 7 Monate im Jahr von Schafen und Pferden beweiden. Die feuchte Witterung im Frühjahr hat meine erste Mahd erst im Juni möglich gemacht und nun habe ich wegen der Trockenheit auf gemähten Flächen keinen Aufwuchs. So versuche ich die noch ungemähten eher mageren Wiesen portionsweise zu beweiden. Speziell die Schafe schaffen es aber eine neu geöffnete Parzelle mit hoch gewachsenem Gras innerhalb eines einzigen Tages niederzutrampeln, selbst wenn die Parzellen klein sind. Es geht viel Futter verloren und - viel bedenklicher - ich fürchte, dass das niedergetrampelte Gras beim ersten Niederschlag eine gärende Mulchschicht wird und mir den zweiten Aufwuchs unmöglich macht.
In meiner Gegend gibt es leider nur wenig Erfahrung mit Beweidung - daher meine Fragen ans Form:
(1) Lasst Ihr niedergetrampeltes Gras liegen oder mulcht Ihr nach so einem (eher unwirtschaftlichen) Weidegang?
(2) Falls Ihr mulcht: welchen Typ von Mulcher könnt Ihr empfehlen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass platt gewalztes Gras - womöglich vermengt mit Kot - noch gut geschnitten werden kann.
(3) Oder verzichten Bauern in ähnlicher Situation auf Beweidung, schneiden Grünfutter und verfüttern dies im Stall?
Herzlichen Dank für Rückmeldungen von Personen mit einschlägiger Erfahrung
Grün-Felder
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Richtige Vorgehensweise wäre bei so langem Gras, dieses zu mähen und als Heu, Heulage oder Silofutter zu konservieren. Dieses Futter kannst du ev. auch zum zufüttern brauchen, wenn etwa bei Sommertrockenheit einmal nicht richtig was zuwächst. Das setzt natürlich voraus, dass die Flächen auch befahrbar sind. Wenn du 8 - 10 cm hoch mähst, dann kannst du am nächsten Tag die Tiere auf die Weide geben und du hast perfekte Voraussetzungen.
Das ist ein grundlegendes Element einer funktionierenden Weidewirtschaft: Die Tiere sollen das fressen was wächst und nicht das fressen müssen was schon länger dasteht. In einem Lehrbuch, das der Großvater meiner Frau aus dem Sudetenland mitgebracht hat, steht zu dem Thema: "Die Kühe müssen das Gras absahnen"
Dass die Tiere so einen überständigen Bestand niedertrampeln ist normal, die suchen ja nach weidetauglichem Gras. Wenn sie einen ganzen Bestand schon niedergetreten haben, ist der vermurkst. Da kannst du nur noch Schadensminimierung betreiben. Abmähen, gut trocknen lassen und als Einstreu verwenden. Auf jeden Fall gehört es weg, weil es das nachwachsen von neuem jungen Gras behindert.
Wenn nur viele Stängel stehengeblieben sind aber drunter junges Gras steht, hilft "toppen". Bei gutem Heuwetter die Tiere wegsperren, mit einem Scheibenmähwerk in etwa 12 cm Höhe drübermähen und liegenlassen. Die Tiere gleich wieder auf die Weide und dann fressen sie die trockenen Stängel nach und nach weg. Funktioniert bei Rindern gut, bei Schafen weiss ich nicht, aber "Versuch macht Kluch".
Gottfried
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Besten Dank. Werde es so probieren. Ich glaub aber, dass die Schafe das Gras kürzer abfressen (und ggf. bei knappen Angebot die Grasnarbe zerstören) als Rinder. Vermutlich muss ich da großzügigst sein bei der Zuteilung der Fläche.
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Würdest Du gerne holziges Futter fressen?
Auch eine Schafherde will gut behandelt werden!
Vorgehen beim vom Vieh niedergetrampelter Weide, bitte um Kommentar von Weide-Profis
Das mit dem kürzeren Abfressen bei Schafen stimmt. Es heißt in dem Zusammenhang ja, Schafe haben goldene Füße und giftige Zähne.
Und großzügig zuteilen ist auch nicht der richtige Weg. Wichtig ist rechtzeitig auszutreiben und immer das Futterangebot mit dem Besatz an Weidetieren abzustimmen. Ideal wäre eine Grasnarbe die gleichmässig 6 - 8 cm lang ist. Bei Schafen auch etwas weniger. Geht ganz einfach zum messen: An mehreren Stellen die Hand mit ausgestreckten Fingern auf den Boden halten. Wenn die Grashalme länger sind als die Finger ist das Futterangebot zu hoch. Also mehr Tiere hin oder die Fläche einschränken. Wenn das Gras nur mehr die Hälfte der Finger erreicht dann alles umgekehrt.
Gottfried
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