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Studierende Bauernkinder
21. Apr. 2012, 21:53 bauernbeispiele
Studierende Bauernkinder
Hallo Landwirte! Wer von euch selbst studiert hat oder studierenden Nachwuchs hat, wird die folgenden Zeilen wahrscheinlich gut verstehen. Viele Studenten, die aus bescheidenen Verhältnissen kommen, erzählen, dass sie sich in der Welt der „Gelehrten“ noch nicht ganz heimisch fühlen, andererseits aber auch in der Familie nicht mehr richtig „dazugehören“, seit sie studieren. Im Studium lernt man nicht nur etwas, sondern auch die Persönlichkeit entwickelt sich weiter. Man lernt vielleicht einen anderen Lebensstil kennen und neue Interessensgebiete tun sich auf. Die Eltern merken dann: Er oder sie ist nicht mehr der/die Alte. Irgendetwas ist da passiert. Pessimistisch gesehen kann man es „Entfremdung“ nennen. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Mir selbst geht es so, dass sich meine Eltern sehr an einem Bild von mir festhalten, das nicht mehr aktuell ist. Sie möchten wieder gern die brave Tochter von früher im Dorf vorzeigen, die sonntags in die Kirche mitgeht, ihre Qualitäten als Hausfrau und Bäuerin zeigt und ansonsten still und brav ist. Wenn ich zu Hause bin, dann verfalle ich auch teilweise wieder in diese Rolle und verstecke alles, was neu an meiner Persönlichkeit ist. Das schlechte Gewissen, dass der Hof wegen mir wahrscheinlich einmal nicht mehr weitergeführt wird, meldet sich dann auch ganz stark. Mein Selbstvertrauen das Studium betreffend ist dann auch im Keller, aber ich versuche, es nicht zu zeigen. Sie sollen ja doch endlich daran glauben, dass ich gut bin und es schaffen werde. Ich habe schon einiges versucht, um meiner Familie mein neues Leben zu zeigen, da sie mich leider an meinem Studienort nicht besuchen können, habe technische Zeichnungen und andere Arbeiten aus meinem Studium, Studienbroschüren, Filme, Fotos … hergezeigt und erzählt. Meinen Leuten gefällt es aber immer noch am besten, wenn ich im Stall zwischen den Kühen stehe, sie sagen, dann „stelle ich etwas dar“. Ich möchte aber lieber in meinem zukünftigen Beruf etwas darstellen, auch in den Augen meiner Eltern - ich studiere schon seit 3 Jahren, wann ist es endlich so weit? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht, als „Kind“ oder als Elternteil?
Antworten: 7
21. Apr. 2012, 22:33 179781
Studierende Bauernkinder
Als Vater von zwei studierenden Töchtern habe ich da etwa die Erfahrungen: Sie haben von klein auf recht konsequent das gemacht, was sie wollten und wir haben immer versucht, sie zu lenken, aber ihnen nie den Weg verstellt, den sie eingeschlagen haben. Inzwischen hat eine ein Studium fast fertig und arbeitet nebenbei schon etwas entsprechendes. Ein zweites Studium, das sie später erst angefangen hat dauert noch etwas. Aber sie lernt gut, kann das erlernte in der Praxis gut umsetzen und ist damit recht erfolgreich. Die zweite hat ein Studium erst angefangen, und ist momentan etwas entäuscht davon, weil sie wegen lauter Burokratischer Hindernisse und schlechter Organistatioin in dem Studienbereich nicht vorwärts kommt. Sie wird wahrscheinlich etwas anderes weitermachen. Der Unterschied ist, dass die ältere ein richtiger Stadtmensch ist und sich in Wien recht wohlfühlt, während die jüngere - so wie ich - ein Leben in Freiheit und von lebendigem umgeben bevorzugt und nicht von Mauern und Asphalt und totem Beton und Eisen umgeben sein will. MIr persönlich wäre es am liebsten, wenn ich für jede einen Bauernhof kaufen könnte, damit sie sich ihre eigene "heile Welt" selbst schaffen können. Es ist mir aber auch klar, dass das unrealistisch ist, und es die eine auch gar nicht möchte. Und so bin auch auch zufrieden, dass sie selbstbewusst und selbständig sind, mit Ergeiz und Fleiß lernen und arbeiten und so ihren Weg machen werden. Gottfried
22. Apr. 2012, 00:06 soamist2
Studierende Bauernkinder
es geht wohl darum "trotz eines uniabschlusses zur landwirtschaft JA zu sagen oder eben NEIN meine kids werden sich es zehnmal überlegen den hof zu übernehmen, falls doch gibts sicher keinen einzigen gedanken " hätt ich das gewusst ...." in studien oder schulen gedrängte kids sind genauso fehl am platz wie zwangsrkrutierte hofübernehmer
22. Apr. 2012, 07:42 sturmi
Studierende Bauernkinder
"Meinen Leuten gefällt es aber immer noch am besten, wenn ich im Stall zwischen den Kühen stehe, sie sagen, dann „stelle ich etwas dar“." @bd So ganz verstehe ich deine Eltern aber nicht. Einerseits erlauben sie dir ein Studium, andererseits wollen sie dich zwischen den Kühen sehen. Ist euer Milchviehbetrieb in Zukunft ohne Quote überlebensfähig im Vollerwerb? Oder müsstest du, um die Landwirtschaft aufrecht zu erhalten, durch deinen studierten Job querfinazieren? Meine Burschen lernen sich leicht und es für uns selbstverständlich sie ihren Weg gehen zu lassen. Für den Älteren haben wir jetzt eine Studentenwohnung in Wien bekommen, er fängt im Herbst zu studieren an, der Jüngere hat nächstes Schuljahr Matura und will auch studieren. Beide arbeiten zwischendurch immer wieder beim Maschinenring. Der Ältere macht derzeit den C/E Führerschein, der Jüngere gerade den L17 und F. Je breiter die Jungs "aufgestellt" sind desto leichter tun sie sich mal im Leben. Ob mal einer weitermacht ist für mich Zweitrangig bei dieser ach so "freien" Marktwirtschaft. MfG Sturmi
22. Apr. 2012, 09:21 BHM
Studierende Bauernkinder
Guten Morgen, mein Studium liegt ja noch nicht all zu lange zurück (6 Jahre). Für mich war aber immer klar, dass ich später (trotz Studium) den Hof übernehmen werde. Zwar werde ich diesen nicht hauptberuflich führen können, da unsere Landwirtschaft dazu einfach zu klein ist. Ich habe einige Dinge geändert, was ich allerdings dazu sagen muss, dass mich meine Eltern immer und überall untersützt haben. Ihnen war es allerdings ein Anliegen, dass einer von uns (wir sind 2 Geschwister) weitermacht. Wichtig ist, dass du das macht was dir wichtig ist - viell. kannst du ja beides irgendwie (mit kleinen Veränderungen) abändern. Und wo ich "Sturmi" nur unterstützen kann ist eine "breite Basis" - also mach soviel du nur kannst, wenn du jung bist. mfg
22. Apr. 2012, 11:12 helmar
Studierende Bauernkinder
Liebe Bullendopteurin........soweit ich mich erinnern kann hast mal hier geschrieben dass du deine Matura an einer Schule abgelegt hat an welcher, sagen wir mal etwas überspitzt, die idealen Bäuerinnen ausgebildet werden. Und nun studierst du ein Fach, soweit ich mich erinnere Mathematik, welches halt dort wohl nicht die erste Geige gespielt hat. Für mich ist das eine gewaltige Leistung von dir. Und da ist es ja einerseits gut, dass dir deine Eltern den Besuch einer Schule ermöglicht haben welche mit Matura abgeschlossen hat, andererseits hättest du es vielleicht leichter wäre deine Ausbildung bereits vor dieser in die naturwissenschaftliche Richtung gelaufen. Ich weiss nicht wie alt deine Eltern sind, kann mir aber, so wie du sie beschreibst, vorstellen dass sie in etwa in meinem Alter(56) sein könnten. Ohne das jetzt negativ bewerten zu wollen kann ich mir auch vorstellen dass deine Eltern nicht allzuviel Gelegenheit hatten, etwas anderes als Landwirtschaft positiv zu erleben und zu sehen. Und das kann durchaus schon an deren Eltern liegen.....red doch mal mit ihnen wie es so war als sie in deinem Alter gewesen sind. Leider ist es so dass Bauern einerseits dazu neigen sich für den Nabel der Welt zu halten ohne welche es nicht geht, und welchen man gefälligst die entsprechende Wertschätzung in Form von Anerkennung und vor allem öffentlichen Geldern zu leisten hat, und andererseits sehen sich gar nicht so wenige Bauern als die ach so armen Teufel der Nation, wo es alle anderen besser haben...........man braucht ja nur in diesem Forum zu lesen....;-). Wenn nun deine Eltern dich als immer noch brav "Kühe melkendes, kirchgängiges "Kind" der ortsansässigen Öffentlichkeit präsentieren möchten dann kommt mir das so vor wie wenn in eurer Gegend ein gewisser Gruppendruck zu herrschen scheint..."des gehört si so, und wer seine Kinder net gscheit erziehen kann..usw." Und da würde ich dir schon raten, lern "Nein" zu sagen. Ich nehme an dass dich deine Eltern in irgendeiner Form unterstützen, damit du dein Studium machen kannst..... Ist es dir irgendwie möglich, darauf zu verzichten? Wenn ja, dann tu das.....und wenn du irgendeinen Job zum Studium ausübst, mach mehr Stunden und komm seltener heim. Denn mir kommt vor wie wenn deine Eltern dich nicht loslassen können oder wollen..... Wie der Sturmi schon geschrieben hat, versuche auf vielen Beinen zu stehen. Es geht zwar einfacher wenn man, egal was man tut, seine Eltern hinter sich weiss, aber wenn die lieber zu ihrem Weltbild als zu ihren Kindern stehen, muss es im äussersten Notfall zumindest eine Zeitlang ohne diese gehen......und ich wette, spätestens bei deiner Sponsionsfeier stehen sie sehr stolz dann da. Leider ist es so dass gerade Eltern, auch meiner Altersklasse, lieber meckern als loben, auch ich habe oft diesen Fehler gemacht......aber wir haben immer unsere Tochter während ihrer Ausbildung unterstützt. Auch wenn mir manchmal über die Tatsache dass damit unser Hof auslaufen wird, früher sehr bitter aufgestossen ist. Unsere Tochter hätte, wenn sie es gewollt hätte, studieren können und wir hätten sie dabei unterstützt. Sie hat es vorgezogen sich nach der HTL gleich mal ins praktische Berufsleben zu werfen. Und ist inzwischen am Weg zum Ing. Und wohnt auch nimmer daheim.......aber sie kommt inzwischen wieder sehr gern nach Hause. Dir wünsche ich alles Gute, lass dir dein Studium nicht vermiesen, von niemandem, und schon gar nicht von deinen Eltern, welche vielleicht nichts anders wollen "als gut dastehen im Ort". Was glaubst wie die mal stolz sind, wenn du deinen Abschluss hast. Aber ob sie das zugeben wird dann immer noch eine andere Sache sein..........mir hat mal jemand gesagt dass ich stolz sein kann auf meine Tochter. Und ich habe geantwortet dass ich mich über ihre Leistungen freue. Heute bin ich auch stolz auf sie, und das sage ich auch...auch ihr. Liebe Grüsse, Helga
22. Apr. 2012, 13:17 Shalalachi
Studierende Bauernkinder
Wenn Studierende wissen was sie wollen, ein Ziel und einen Beruf vor Augen haben, dann sind sie angesehen. Wenn sie nur studieren nach dem Motto schau ma mal was kommt dann kannst noch so viel in die Kirche gehn, dein Ansehen wird nicht höher. Wie singen die Ärzte: Lass sie reden... ;-)
22. Apr. 2012, 14:04 bauernbeispiele
Studierende Bauernkinder
Hallo Helga/Helmar! Ich denke, du hast es ganz richtig erkannt. Vielleicht wiederhole ich mich, aber ob meine Eltern die Landwirtschaft positiv sehen, kann ich nicht so genau sagen. Mein Vater musste die Lehre in seinem Traumberuf wieder abbrechen und Hoferbe werden, er durfte nicht einmal in die Landwirtschaftliche Fachschule gehen, weil er da ja lauter „Blödsinn eingeredet bekommen“ hätte. Meine Mutter wollte als Jugendliche gern in eine höhere Schule, aber damals gab es in der Bezirkshauptstadt noch keine und die nächste war zu weit weg. Sie hat dann „nur“ eine Lehre abgeschlossen. Ihr haben es meine Schwester und ich auch zu verdanken, dass wir in eine höhere Schule gehen durften. Allerdings musste es eine Schule sein, wo man was „fürs Leben“ lernt, also wo man auf seine Aufgaben als Hausfrau bzw. Bäuerin vorbereitet wird. Und sogar das musste sie vor vielen Leuten noch begründen. Ich habe mit 14 auch gedacht, ich werde einmal Bäuerin, einfach weil ich nicht viel anderes gekannt habe. Später habe ich mich dann umentschieden, aber trotzdem die Schule fertiggemacht, um die Matura zu bekommen. Das Interesse für Naturwissenschaften war immer schon da. Meine Geschwister haben den Hof alle schon vor längerer Zeit verlassen, nur ich war noch da und war „die letzte Hoffnung“. Meine Eltern haben sich wohl vorgestellt, dass ich nach der Matura als große Erlöserin nach Hause kommen und alles besser machen werde. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich die Verbesserungen auch durchsetzen können hätte, vielleicht wäre es einfach so weitergegangen wie bisher. Wie gesagt, meine Leute waren sehr skeptisch, ob ich denn so ein Technikstudium auch schaffe und ob das denn nicht nur so ein „Hirngespinst“ ist. Sie haben sich sicher gefragt, wie denn so ein schüchternes Mäderl einmal in dieser Männerwelt bestehen soll und warum ich mich „plötzlich“ für Technik interessiere. Aber nachdem ich jetzt schon länger erfolgreich ! studiere, sollte das nicht Beweis genug sein? Ich fahre nur selten nach Hause und habe dann immer den Eindruck, meine Mutter hätte mich am liebsten immer bei sich und ist traurig, weil ich nicht so lange bleibe. Sie bräuchte sicher auch Hilfe, ich habe schon oft etwas vorgeschlagen, wie sie sich die Arbeit leichter machen könnte (ohne dafür viel Geld auszugeben) oder dass sie im Sommer einen Praktikanten/eine Praktikantin aufnehmen könnte, aber Nein. So, wie der Betrieb jetzt ist, sehe ich darin auch keine Zukunft, auch jetzt schon geht es nicht mehr ohne Zuerwerb. Ich möchte eigentlich nur, dass meine Familie an mich glaubt, so wie ich jetzt bin und in dem Beruf, den ich später ausüben möchte, und sich nicht an dem braven Bauernmädchen von früher festhält. Ich bin sicher kein Mensch, der einfach irgendwas studiert, weil er nicht weiß, wohin. Das müssten sie als meine Eltern eigentlich am besten wissen. Das mit dem „lieber meckern als loben“ kenne ich auch sehr gut. Ich höre daheim auch immer noch die Kommentare, z.B. ob ich denn immer noch keine gute Hausfrau und Köchin geworden bin und wozu sie mich denn dann in die Knödelakademie geschickt hätten usw. Aber wenn ich erzähle, ich habe einen Einser auf diese oder jene Prüfung – kein Kommentar, denn das war ja eh immer schon selbstverständlich.
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