Stammzellenforschung

Antworten: 9
  22-05-2008 08:06  pa1984
Stammzellenforschung
Ich weiss nicht, ob dieses Thema in diesem Forum bereits diskutiert wurde. Mich würde das Meinungsspektrum zu diesem Thema sehr interessieren.

Ist ein menschlicher Embryo (Zellhaufen) wirklich mit einem Menschen gleichzusetzen?
Wann beginnt das Menschsein? Mit der Befruchtung (Verschmelzung der Zellkerne)?
Ist denn nicht bereits in der Eizelle und jeder Samenzelle das gesamte Potential des Menschen vorhanden?
Ist nicht in jeder beliebigen Körperzelle das Potenial des Menschen gespeichert? (Beim Klonen benötigt man keine Eizelle und Samenzelle, man kann aus der DNA jeder beliebigen Körperzelle einen Menschen generieren).


  22-05-2008 18:19  Kuhfan
Stammzellenforschung
Hallöchen!!

Ich bin von der Stammzellforschung generell kein Freund.
Generell was Tierversuche betrifft, bin ich empfindlich.
Weder von tierischen, als auch von menschlichen Zellen, Embryonen und so bin ich kein
Freund.
Das ganze Clonen und so, ist für mich nur eine Belustigung der Forscher.
Aber irgendwie finde ich, das Clone nicht wirklich viel bringen, was die Krankheitsentstehung
betrifft. Auch ein geclonter Mensch "wenns denn so wäre", verfügt irgendwann in seinem Leben über Gefühle und Ängste und so.
Ich weiß nicht, ob das so prikelnd ist, mit etwas zu forschen, das genau so fühlt wie ich.

Was ich super finde, ist, das es auch versuchsfreie Forschungsverfahren gibt.

Gruß Jessi



  22-05-2008 19:26  pa1984
Stammzellenforschung
Versuche an embryonalen menschlichen Stammzellen haben ja nichts mit Tierversuchen zu tun.
Durch diese Versuche könnten in naher Zukunft heute unheilbare Krankheiten (Krebs, Erbkrankheiten usw.) geheilt werden. Sollten wir darauf verzichten? und warum?

  22-05-2008 20:00  teilchenbeschleunigerin
Stammzellenforschung
Hallo pa1984,

mein Beitrag hat jetzt nicht unmittelbar mit der Stammzellenforschung zu tun, sehr wohl aber mit der ethischen Frage, wie man mit lebensfähigen Embryos umgeht.

Ein Cousin von mir hat mit seiner Frau, nachdem es auf natürlichem Weg nicht geklappt hat, mehrere Versuche durch In-Vitro-Fertilisation unternommen. Es werden immer mehrere Eizellen gleichzeitig befruchtet, um eine möglichst hohe Erfolgsquote für zumindest einen überlebenden Embryo zu haben.

Nun, es haben 4 überlebt, und es war keine leichte Entscheidung, alle 4 auszutragen und zur Welt zu bringen. Zuerst die körperliche Belastung für die Frau, dann die wirtschaftlichen Konsequenzen (Hausumbau, größeres Auto, Unterstützung bei der Kinderbetreuung). Die beiden haben sich gedacht: "Wir haben uns so lange sehnlichst ein Kind gewünscht, und jetzt würden wir drei davon "opfern" um eines zu haben?"
Sie haben sich für alle 4 entschieden, es sind 4 Mädchen, sie sind mittlerweile 10 und es geht ihnen gut.
Vor dieser Entscheidung zu stehen ist nicht unbedingt einfach, denn es ist eine Lebensentscheidung. Alles, aber auch alles ist anders, ob man ein oder vier Kinder auf einmal hat.
---

Soviel ich weiß, gilt die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle als "Leben", das schützenswert ist. Von religiöser Seite hat dieser Embryo bereits eine Seele. Aber auch Nicht-Gläubige orientieren sich an der Definition der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle.
Ohne ethische Grundwerte werden wir bei diesem Thema nicht auskommen, es wird nicht rein mit naturwissenschaftlichen Definitionen zu beurteilen sein. Vor allem weil labortechnisch ja schon so vieles möglich ist, was ethisch aber nicht vertretbar ist. - Stichwort Ersatzteillager.
---

Meines Wissens braucht man zum Klonen schon eine Eizelle. Ihr wird allerdings ihr Zellkern entfernt und ein anderer Zellkern wird eingesetzt, von dessen Spender-Organismus auch die Erbinformation kommt. Vielleicht erklärt uns das hier im Zuge der Diskussion genauer, denn es gibt ja mehrere Varianten von Klonen.

lg, tb.


  22-05-2008 20:34  theres
Stammzellenforschung
Hallo pa,
ob mit der Stammzellenforschung der Krebs geheilt werden kann- da hab ich meine ganz grossen Zweifel- bis jetzt weiß man ja noch nicht einmal - was die Ursache der Zellenerkrankung ist.
Und bei Erbkrankheiten- hab ich auch so meine Zweifel.
In England hat man zumindest Mensch und Tier in einen Topf geworfen-
was wird da noch alles gemacht werden, und alles wird mit der Heilung von Krankheiten begründet.


  22-05-2008 22:07  pa1984
Stammzellenforschung
Auf Arte lief gerade eine Sendung, die sich mit dem Thema befasst hat. Kurz zusammengefasst: Was ist bereits möglich? Hinrschädigungen bei Neugeborenen können stark reduziert bis geheilt werden. Bei Schlaganfallpatienten können Hirnschädigungen auch auch repariert werden. Bei Leukemie gibt es bereits eine funktionierende Therapie. Herzklappen werden duch Stammzellen hergestellt usw.
Es geht in Zukunft nicht so sehr in die Richtung menschliches Ersatzteillager, sondern darum, geschädigte Organe durch Stammzellentransplantation zu reparieren.

In Deutschland dürfen Embryos für Forschungszwecke verwendet werden, welche bei der künstlichen Befruchtung "übrig" geblieben sind. In Ö ist das glaube ich genau so.

Die ethische Fragen, welche es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt, sind die im Eingangspostig gestellten.
Ist ein embryonaler Zellhaufen bereits ein Mensch? Wann beginnt die Würde des Menschen.
Ich denke, dass es viel zu einfach ist, den Beginn des Lebens mit der Befruchtung der Eizelle zu erklären. Spätestens seit es der Wissenschaft gelungen ist, Leben auch ohne Befruchtung zu erzeugen (Klonen), müsste dieses Dogma in Frage gestellt sein.

  22-05-2008 22:21  helmar
Stammzellenforschung
Ich weiß nicht wie es derzeit läuft, aber als ich vor über 18 Jahren schwanger wurde, war auch bei den Kontrollen die Fruchtwasseruntersuchung bei, ich glaube damals war die Grenze 34 bei Erstgebärenden, vorgesehen, oder wurde dringend empfohlen. Unser Kind ist ein Wunschkind gewesen, und nach längerem Überlegen haben wir uns dazu entschlossen, diese Untersuchung nicht machen zu lassen, einfach, weil wir glücklich und voller Hoffnung waren dass alles in Ordnung ist. ich war geradezu pingelig nichts zu tun was eine Frühgeburt oä. auslösen hätte können, und selbst wenn ich diese Untersuchung hätte vornehmen lassen, ich glaube nicht dass ich eine Abtreibung im Falle eines Down-Syndroms hätte vornehmen lassen....allerdings ist die Stammzellenforschung heute sehr weit gediehen, und bei manchen Krankheiten bringt sie fast immer Heilung. 1970 gab es das noch nicht, auch keine Knochenmarkstransplantation, in diesem Jahr ist mein Cousin 26 jährig gestorben, heute hätte er echte Chancen......also es ist wichtig abzuwägen, und zu forschen.
Mfg, helmar

  22-05-2008 22:28  Gourmet
Stammzellenforschung
Ich finde jede Forschung, die uns Menschen mehr Lebensqualität und vor allem auch Hilfe bei der Heilung von Krankheiten bringt, für zulässig. Überholte Dogmen sollte es keine geben. Aber ich nehme an, die gibt es bei Forschern eh nicht.

  22-05-2008 22:32  Icebreaker
Stammzellenforschung
Ein nicht ganz uninteressanter Lesetipp von Dietmar Mieth: "Was wollen wir können? Ethik im Zeitalter der Biotechnik." Herder Verlag, Freiburg, 532 Seiten, rund Euro 35, ISBN 3-451-27559-7

Bioethik-Handbuch: Reflexion über die Gentechnik
Die Hoffnungen auf medizinische Errungenschaften durch Gentechnik sind immens. Ein neues Handbuch zur Bioethik zeigt Risiken und Möglichkeiten auf und regt an zur ethischen Reflexion über umstrittene Themen.
Schlagzeilen wie "Erste Gentherapie gegen Alzheimer" geben den auf der Gentechnik gründenden Hoffnungen regelmäßig neue Nahrung. Schnell ist der Gedanke bei der Hand "wer heilt, hat Recht".

Eine Technik und ihre Folgen
Problematisch ist, dass erste Versuchsreihen häufig voreilig als Therapie dargestellt werden. So kann ein bloßes Heilungsversprechen zur Rechtfertigung einer Technik dienen, deren Folgen nicht mehr gründlich genug geprüft werden.

Dietmar Mieth zeigt solche und andere Missstände in seinem neuen Handbuch zur "Ethik im Zeitalter der Biotechnik" auf. Der Obertitel des Buches "Was wollen wir können?" weist darauf hin, dass ethische Reflexion nicht erst dann einsetzen sollte, wenn über konkretes Können entschieden werden muss.
"Für mich ist die Frage der ethischen Bewertung eine Frage der rechtzeitigen Prioritätensetzung: Wie können wir erreichen, dass die Frage, was soll man überhaupt können? vor die Frage gestellt wird, darf man alles, was man kann? Denn was man weiß, das kann man, und was man kann, das macht man", schreibt der Autor.




In Wien sprach der Sozialethiker im vergangenen Oktober auf dem Ö1-Symposion "Embryonenschutz - Hemmschuh für die Biomedizin?" zum Thema Präimplantationsdiagnostik.
science.ORF.at: Debatte um Präimplantationsdiagnostik ---- nachzulesen bei: http://science.orf.at/science/news/54725 oder gleich im Anschluß .....

lg , gute Nacht
Ice




Abwägen von Argumenten
Genau hier will der Wissenschaftsethiker Mieth seinen Beitrag leisten. Dazu skizziert er die aktuellen Forschungsfelder der Gentechnik von der Medizin bis zur Landwirtschaft.
Zur Genomanalyse und Stammzellenforschung, zur "grünen" Biotechnologie und zu Tierversuche werden jeweils die ethischen Fragen gestellt und Argumente abgewogen.


Beispiel künstliche Befruchtung
Der Deutsche Ärztetag hat 1985 beschlossen, dass die Zeugung im Reagenzglas eine "Behandlungsmethode für Sterilität" sei. Wie sind dann aber Paaren zu behandeln, die auf natürlichem Weg Kinder bekommen könnten, aber - mehr oder weniger berechtigte - Angst vor Erbkrankheiten haben? Sollen sie sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, damit das Embryo noch vor der Einpflanzung in den Mutterleib untersucht werden kann? Dürfen Embryos auch gezeugt werden, um an ihnen medizinische Techniken zu entwickeln, die möglicherweise einmal Krankheiten heilen könnten?


Nicht nur für Gleichgesinnte
Mieth ist katholischer Moraltheologe, aber er schreibt nicht nur für Gleichgesinnte. Zur Frage nach dem moralischen Status von Embryonen referiert er in sachlichem Ton auch Positionen, die er ablehnt, beispielsweise die des australischen Ethikers Peter Singer.
Dieser vertritt die Ansicht, dass ein menschliches Wesen erst dann Anspruch auf Leben hat, wenn es ein rationales und selbstbewusstes Wesen ist.


Zwischen Vereinnahmung und Abstraktion
Wissenschaftsethiker haben es nicht leicht: Sie geraten entweder unter Verdacht, sich vor den Karren ethisch bedenklicher Forschungsvorhaben spannen zu lassen. Oder sie kommen aus der Philosophie oder Theologie und bleiben viel zu abstrakt.
Mieth hat sich dennoch eine bedeutende Position an der Schnittstelle zwischen Ethik und Biotechnik erarbeitet. Er hat das Zentrum "Ethik in den Wissenschaften" an der Universität Tübingen aufgebaut und sitzt in zahlreichen deutschen und europäischen Beratergremien.


Argumentationslinien
Das über 500 Seiten starke Buch öffnet die Augen für eine Fülle von ethischen Fragen. Es gibt keine schlichten Antworten, aber es zeigt Argumentationslinien auf.
Hilfreich sind auch die tabellarischen Übersichten über Regelungen zur Embryonenforschung in den europäischen Nachbarstaaten.
Auf Grund des umständlichen Sprachstils eignet sich das Buch allerdings eher als Nachschlagewerk denn als Einführung in die Problematik.

(Ulrike Koltermann, dpa)
Universität Tübingen: Zentrum "Ethik in den Wissenschaften"






  22-05-2008 22:39  teilchenbeschleunigerin
Stammzellenforschung
@pa1984
Ja, Du hast recht - die Definition ist zu wenig - klassischer Denkfehler von mir.
Hab gerade bei Wikipedia nachgelesen, wonach diese Definition zwar noch als Grundlage für das Embryonenschutzgesetz gilt. Allerdings geht man zur neuen Definition über, dass die Würde eines neuen Menschenlebens erst dann zu schützen ist, wenn der Embryo im mütterlichen Organismus eingenistet ist.
Weiß aber nicht wie aktuell das ist, wiki-Infos sind nicht verlässlich.

Wenn es das wäre, halte ich es für eine schwache Lösung, denn sie öffnet dem ungehemmten Missbrauch an Embryos unter dem Deckmäntelchen der Forschung Tür und Tor.

lg, tb.



Mehr Infos zeigen
Landwirt.com Händler Landwirt.com User
  • Einloggen
  • Registrieren

Hilfe/Kontakt
Apple Store
Get it on Google Play
HUAWEI AppGallery
Landwirt.com GmbH, your marketplace, Rechbauerstraße 4/1/4, A-8010 Graz
Alle Angaben ohne Gewähr - Druck- und Satzfehler vorbehalten. marktplatz@landwirt.com
© Copyright 2024 Landwirt.com GmbH Alle Rechte vorbehalten.