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Freier Markt
Stellt euch mal folgende Situation vor:
Du willst ein Haus bauen. Dazu beauftragst du eine Baufirma ohne vorher entsprechende Angebote eingeholt zu haben. Du sagst der Baufirma, dass sie die Kosten verrechnen soll, welche tatsächlich anfallen. Spiegelt der Betrag, den du dann verrechnet bekommst den tatsächlichen Marktwert wieder?
Um den Marktwert eines Produktes zu ermitteln bedarf es bestimmter Mechanismen. Dazu gehören ein funktionierendes System aus Angebot und Nachfrage.
Momentan verkaufen die Landwirte ihre Produkte nach dem gleichen System, wie der obige Häslbauer sein Haus baut.
Freier Markt
Angebot und Nachfrage sind die beiden Parameter am freien Markt, wer mehr Erlös erzielen will muß sein Produkt veredeln oder qualitätsmäßig über der Masse liegen und dementsprechendes Know how in der Bewerbung seines Produktes haben. Wenn man jetzt Milcherzeuger oder Ferkelproduzent ist erzeugt man ein Massenprodukt, also nicht ganz leicht hier Preise zu erzielen die dem Marktwert entsprechen.
Freier Markt
Wenn man austauschbare Rohware produziert, dann entspricht der Preis meist dem Marktpreis. Für diese Produkte gibt es Weltmarktpreise. (z. B. Getreide). Bei der Milch verhält es sich in Österreich zumindest anders. Es gibt eine eindeutige Präferenz des österr. LEH für österr. Produkte. Die österr. Bauern haben sehr hohe Imagewerte bei den Konsumenten. Dies stellt einen Marktvorteil dar.
Dieser Marktvorteil muß jedoch auch abgeholt werden. Wenn wir jemals wissen wollen, wie der tatsächliche Marktwert des Produktes österr. Milch ist, dann müssten wir es schaffen, die Regeln des Marktes wirken zu lassen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass für österr. Milch und Milchprodukte, wenn der Marktauftritt entsprichend gestaltet wird, ein höherer Preis erzielt werden kann.
Um beim Beispiel des Hausbauens zu bleiben:
Wenn sich alle Baufirmen dahingehend absprechen, dass keine ein Angebot legt, dann bist du gezwungen, den Auftrag zu vergeben ohne zu wissen, welchen Preis du tatsächlich erzielen könntest. Du mußt letztlich den Preis akzeptieren, welchen die Baufirma für gerechtfertigt hält.
Freier Markt
@pa1984
Die Präferenz der österreichischen Verbraucher für österreichische Produkte wird doch jetzt schon abgegolten. Zumindest fällt mir das hier im Grenzgebiet zu Bayern auf. Wo groß „Qualität aus Österreich“ drüber steht sind die Produkte vor allem eines: teurer. Nicht immer, aber meistens. Das gilt aber nicht nur für Österreich, „Qualität aus Bayern“ ist im Supermarkt auch ein Verkaufsargument das höhere Preise beim Konsumenten einfordern kann. Zumindest in Bayern. Und deshalb häufig auch teurer als ein Noname-Milchprodukt aus dem Norden Deutschlands. Vielleicht ist es im Norden genau umgekehrt?
Allen gemeinsam ist: Ich habe nicht den Eindruck, dass ein Stück Butter aus Bayern anders schmecken würde als eines aus Österreich oder Hessen. Diese Qualitäts-Herkunfts-Bezeichnungen scheinen sich wirklich nur auf den Preis auszuwirken.
Es wäre nur noch zu klären, warum in Österreich alles teurer ist und wo die Differenz bleibt. Das würde mich brennend interessieren. Schlechtere Effizienz in der Verarbeitung? Ist es der Feinkostladen-Zuschlag?
Freier Markt
Zu Gourmet:
Mercedes ist teurer als Fiat, eine Levis Jeans ist teurer als eine Hofer Jeans. Der Preis eines Produktes spiegelt den Wert.
Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass Red Bull besser ist, als sein Nachbauprodukt bei Hofer. Dennoch ist Red Bull teurer. Weil die Konsumenten bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen. Das sind die Regeln des freien Marktes.
Ein Beispiel aus der Lebensmittelbranche: Tonis Freilandeier kosten um 30 % mehr als herkömliche Freilandeier (sind sogar teurer als Bioeier). Dennoch kaufen die Konsumenten das Produkt, weil es entsprechend am Markt platziert wurde.
Nochmals: Ich bin überzeugt davon, daß die Präferenz der österr. Konsumenten für österr. Milchprodukte sehr hoch ist. Dieser Marktvorteil wird nicht entsprechend abgeholt.
Freier Markt
@pa1984
Richtig und berechtigt. Um zur Milch zurück zu kommen: Die Produkte von Weihenstephan gehören zwar auch zur Müller-Milch, sind in allen Regalen aber immer unter den teuersten, obwohl das gleiche drin ist.
Das ist ja das tolle am freien Markt, dass für jeden was dabei ist. Weil das angeboten wird, was nachgefragt wird.
Freier Markt
Da ich nicht vom Fach bin habe ich dazu eine Frage:
Warum meint ihr hat der Versuch der IG nicht funktioniert, ein konkretes Angebot für ihre gebündelte Milch zu bekommen? Lag es an der IG, an den Bauern, an den Molkereien?
Denn eines ist für mich ausser Streit: Nur wenn es gelingt, den Zwischenhandel in das Spiel von Angebot und Nachfrage zu verwickeln, kann sichergestellt werden, dass die Milch einen marktgerechten Preis erzielt. Wie hoch dieser ist, würde mich brennend interessieren.
Momentan sieht es jedoch so aus, als ob die Molkereien diesen Versuch der IG abgewehrt hätten. Ist die Geschichte damit beendet?
Freier Markt
@ Gourmet:
Zitat Gourmet:
"Es wäre nur noch zu klären, warum in Österreich alles teurer ist und wo die Differenz bleibt. Das würde mich brennend interessieren. Schlechtere Effizienz in der Verarbeitung? Ist es der Feinkostladen-Zuschlag?"
Warum in Ö "alles" teurer ist? Zumindest bei der Milch ist die Landwirtschaft viel kleiner strukturiert und bis ein Milchtankwagen einmal voll ist, muss dieser viel mehr herumfahren und immer wieder kleine Mengen tanken. Alleine das macht schon einen großen Wettbewerbsnachteil bzw. Mehrkosten aus. Dahinter steckt noch eine gewisse Solidarität der Genossenschaftsmitglieder. Die "großen" Lieferanten helfen damit indirekt den kleinen, die höhere Kosten für die Milchanlieferung verursachen (meist mehr Weg bei gleichzeitig niedrigerer Menge). In Deutschland ist die durchschnittliche Milchabgabemenge pro Hof weitaus höher.
Das ist nur ein Aspekt. Natürlich sollte jede Molkerei auch alle Effizienzpotentiale nutzen. Ob dies geschieht, kann ich (leider!) nicht beurteilen.
Hoffe, geholfen zu haben.
mfg diewahrheitist
Freier Markt
Wie hoch sind eigentilich die Produktionskosten für eine Dose Red Bull?
In der Planwirtschaft bestimmen die Produktionskosten den Preis eines Produktes. In der Marktwirtschaft gibt es auch noch andere Einflußfaktoren.
Welchen Wert haben österr. Milchprodukte für den Konsumenten? Oder anders formuliert: Wieviel teurer dürfen Produkte österr. Herkunft teurer sein, bevor der Konsument zu ausländischen Produkten greift? Diese Frage kann nur beantwortet werden, wenn auf der Angebotsseite die Regeln des freien Marktes wirksam werden. Das heisst, der Zwischenhandel (Molkereien) muß in das Spiel von Angebot und Nachfrage verwickelt werden. Nur so kann sich ein marktgerechter Preis einpendeln.
Warum funktioniert das nicht? Warte auf Antworten.
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