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  17-06-2007 16:59  Apfelfritz
Milchpreiserhöhung
Die Erhöhung des Produzentenpreises funktioniert in fast allen Sparten der Landwirtschaft sehr ähnlich. Der erzielte Markterlös des fertigen Produktes wird zwischen Rohstoffproduzenten und Verarbeiter aufgeteilt. Bei der Aufteilung ist es erst in zweiter Linie eine eine Frage der tatsächlichen Kosten sondern vielmehr eine Frage der Macht und der wirtschaftlichen Position der beiden.
Wenn durch einen weltweiten Mangel an Rohstoff die Preise nach oben gehen ist die Position der Produzenten gut. Diese Position zu Bargeld zu machen obliegt dem Betroffenen.
Ein Verarbeiter hat gewisse Verarbeitungskapazitäten aufgebaut und hat damit Fixkosten, egal ob er voll ausgelastet ist oder nicht. Bei einer weltweiten Unterversorgung wie momentan bei der Milch hat der Verarbeiter keine Möglichkeiten oder Alternativen, zu vernünftigen Preisen Rohware in ausreichender Menge anderswo einzukaufen. Wenn er aber mit einem Schlag ein Viertel seiner Verarbeitungskapazität dauerhaft verlieren würde, so ist er wirtschaftlich tot.
Das heißt, wenn ein Viertel der Lieferanten einer Molkerei ernsthaft den Wechsel zu einer anderen Molkerei androhen, dann hat die betroffene Molkerei nur zwei Optionen: entweder dauerhaften wirtschaftlichen Schaden durch entgangene Fixkostenträger zu riskieren oder vom Kuchen ein größeres Stück herzugeben. Das ist die einzige Sprache, die ein Verarbeiter versteht. Der Hinweis, dass andere mehr zahlen oder dass der Deal nicht fair ist, gehen ins leere.
Klingt so einfach, ist es aber nicht. Wer mag schon seinem Verarbeiter ernsthaft die Pistole an die Brust setzen mit dem er über Jahre zusammengearbeitet hat (und der ihm vielleicht scheibchenweise über die Jahre von seinem ihm zustehenden Einkommen etwas runtergenommen hat).

Mfg. Fritz

  17-06-2007 19:47  LKR Peter Schmiedlechner
Milchpreiserhöhung
Hallo lieber Fritz!
Das stimmt alles was du schreibst, es wäre ganz einfach einen wirtschaftlichen Milchpreis zu bekommen, jedoch sind die Milchbauern eine sehr komische und man muss fast schon sagen der dümmste Schlag von Landwirten. Sie lassen sich alles gefallen und halten den Molkerreien, welche schon lange nicht mehr ihnen gehören, sondern einer gewissen Bank, die früher auch einmal den Bauern gehörte, die Stange. Sie geben ihr Milchgeld dann zu dieser gewissen Bank und die Bank verdient so gut mit den Bauern, das die Bank im Osten auf große Einkaufstour gehen kann.Die Milchbauern schimpfen in den Wirtshäusern (nach dem 2. Bier), über ihre Vertreter und bei Wahlen wählen sie wieder die selben schwachsinnigen Leute. Die Milchbauern lassen sich von denselben schwachsinnigen Leuten, die sie gewählt haben, Ställe um hunderte tausende Euros einreden. Da sie das Geld nicht haben gehen sie zu der besagten Bank und leihen sich Geld und die Bank verdient schon wieder. Na ja kein Wunder das sie eine vom aussterben bedrohte Gattung sind. Eine Möglichkeit gebe es da dann noch für die österreichischen Milchbauern, endlich einmal zu denken!!!

  17-06-2007 20:53  -----
Milchpreiserhöhung
Wie du richtig erkennst ist der Preis immer das ergebnis von Angebot und Nachfrage.Es wird aber nicht möglich sein bei niedrigem Preis für Konsumenten einen hohen Erzeugerpreis zu erzielen. Genau so wenig wird es funktionieren wird einer Molkerei das Rohprodukt zu entziehen und dabei verlangen einen höheren Preis zu gestalten.
Wer wird weiterhin die Milch verarbeiten. Ist es sinnvoll Milch über 100erte kilometer zur übernächsten Molk. zu fahren.Die großen haben da noch mehr schwierigkeiten als die kleinen. Das haben sie eh schon gezeigt.
Man sollte sich die Bilanzen bei den Versammlungen anhören und auch richtig interpretieren. Da wird man zum schluß kommen, das bei vielen Molkereien kein spielraum für höhere Auszahlungen vorhanden ist.Nicht weil sie schlechte Leute haben, sondern weil es verdammt schwierig ist einen übervollen Markt zu beliefern.
Auch der IG. ist es nicht gelungen im ersten jahr wie versprochen die 40 cent zu ereichen. Es wäre auch eine Anmaßung zu behaupten das es nur der IG zu verdanken ist. Das zur Zeit eine Preissteigerung bei Milchprodukten eintritt.
Man beobachte den Milchmarkt weltweit und man wird sehen das die Ursache ein sinken der Produktion ist.
Ich denke mir ein gutes zusammenspiel aller faktoren bringt immer ein gutes Ergebnis. Ich mein damit Rückgang der Produktion, die Stimme der IG und auch das nicht zu unterschätzende Bemühen der Molkereien.

  17-06-2007 21:14  walterst
Milchpreiserhöhung
Wenn ich mich nicht täusche, sind wir eh bei der gleichen Molkerei, die immer Biomilch aus dem Nachbargebiet zugekauft hat und seit Herbst sogar Heumilch über hunderte Kilometer zukauft. Milchfett sowieso. Die Frage, ob Transport über hunderte Kilometer sinnvoll ist, kannst Du Dir damit selber beantworten.

Tatsache ist, dass bei der OM seit Jahren bei allen Versammlungen als Hauptproblem die viele Milch von uns Bauern dargestellt wurde, die man auch noch verkaufen soll. Jetzt ist in allen Sparten zuwenig Milch da, die Regalpreise sind extrem gestiegen und die OM senkt sogar den Preis.

Da tu ich mir etwas schwer, den Marktmechanismus zu verstehen. Vielleicht kannst Du mir da helfen.

Walter


  18-06-2007 07:26  pepesmeinung
Milchpreiserhöhung
Ich glaube es wäre für die Molkereien an der Zeit die Milchpreise zu erhöhen, immerhin sind die Kraftfutterpreise im Jahresvergleich um 25 Prozent höher.

  18-06-2007 07:34  helmar
Milchpreiserhöhung
Das Angebot an Milch ist zurückgegangen, aber es ist scheinbar immer noch genug da dass die Nachfrage der Verarbeiter problemlos gedeckt werden kann......und es wird in vielen Gegenden der EU noch immer überliefert. Ein angedachter Milchstreik drosselt zwar die Anlieferung für ein paar Tage oder Wochen, aber ohne Quotendisziplin wird der Ruf nach einer Produzentenmilchpreiserhöhung Wunschdenken bleiben.....von vielleicht einem oder 2 ct Alibileistung abgesehen. Und die Quotendisziplin dürfte sich nicht nur auf Österreich erstrecken.
Mfg, helmar

  18-06-2007 09:56  walterst
Milchpreiserhöhung
Gratulation tch, das war wieder eine ganz gescheite Rückfrage.

Die Molkereien haben von uns auch keinen Auftrag, teurere Verpackungslösungen dem Handel anzubieten oder so viel Energie zu verwenden.

Die Tatsache gestiegener Betriebsmittelpreise sollen wir also ganz einfach ignorieren oder wie?

Walter

  18-06-2007 10:03  Milkyman
Milchpreiserhöhung
Zu dem Thema noch eine Frage:
Ist die Milchprämie Teil des grünen Paktes ?
Überleg mir nur , der grüne Pakt ist ja alles andere als ausverhandelt
oder gar von Brüssel akzeptiert und werden auch die Produzenten-
milchpreise steigen, wird Brüssel sagen, die Milchprämie erübrigt sich
nun weil ja ohnehin das Preisgefüge entsprechend angezogen hat.
Sämtliche Exporterstattungen im Bereich Milch wurden ja letzte Woche
vom Verwaltungsrat auch schon auf Null gesetzt.
Gruss
Milkyman

  18-06-2007 12:28  Fadinger
Milchpreiserhöhung
Hallo!

@tch,
wir haben zwar nicht den Auftrag Kraftfutter zu verwenden, wir haben aber die strikte "Verordnung" nur Futtermittel ohne GVO zu verwenden. Eine entsprechende Abgeltung wurde zwar zugesagt, diese Zusage wird aber seit Jänner nicht mehr eingehalten ....

Gruß F

  18-06-2007 14:02  -----
Milchpreiserhöhung
Aus Deiner Antwort entnehme ich, das es besser für eine Molkerei ist dem Handel zu sagen" tut mir leid, kann dieses segment nicht beliefern". Bekomm also die menge nicht zusammen. Beim Handel gehts eben nur so, das dieser die Menge bestellt und die ist zum liefern. Der Bauer hat ja den Vorteil das er heute 500 liter liefert und morgen 200liter. Es wäre ja möglich das in zukunft die Molkereien einen Vertrag mit den Bauern für fixe Liefermengen abschließt und bei nicht einhalten eine Pönale verlangt. Das wäre sicher einfacher zu kalkulieren und der Preis für den Liter sicher auch höher. Das ist ja dann das selbe Prinzip wies die IG. zur Zeit praktiziert. Denn die IG bezahlt ja auch nur pro verkauften Liter Milch. Den Rest darf ja wieder die Molkerei verwerten.

  18-06-2007 14:21  walterst
Milchpreiserhöhung
Da habe ich es wieder toll geschafft, mißverstanden zu werden!

Genauso, wie es unausweichlich für die Molkerei ist, auf teure Forderungen bei der Verpackung usw. einzugehen, wird man auch für die Mehrzahl der Betriebe ein null-Kraftfutter-Konzept umsetzen können. Also sind steigende Kosten beim Kraftfutteraufwand unausweichlich. so sehe ich das jedenfalls.
Die Meldung von tch habe ich deshalb ziemlich unpassend gesehen.

Lieber JaKI: Nach meinen Informationen sind die meisten Molkereien Genossenschaften nach dem Raiffeisengedanken, die als Zweck in der Regel die Förderung des Erwerbs und der Wirtschaft seiner Mitglieder in den Statuten haben.

Wir brauchen also nicht so zu tun, als ob die Molkereien göttliche Einrichtungen wären, denen wir ewig dankbar zu sein haben und die unantastbar sind.
Die Möglichkeit, die Du in den Raum stellst mit Lieferverträgen mit Pönale haben wir ja im Prinzip ansatzweise längst mit den Sommerabschlägen und Winterzuschlägen. Wenn es der freie Wille der Mehrheit der Bauern der Molkerei ist, warum nicht.

  18-06-2007 20:01  -----
Milchpreiserhöhung
Lieber Walter: Es liegt mir fern Molkereien als göttliche Einrichtungen zu betrachten. Nur sollte man sie nicht unbedingt verteufeln weils einigen nicht unbedingt passt. Tatsache war und ist es, dass es vielen Bauern durch die Milchproduktion besser geht, da regelmässige Einnahmen vorhanden sind. Man kann und sollte auch verbessern. Dieses geht aber sicher nicht indem man alles von Grund auf schlecht macht. Es freut mich ja schon das du mit der Wintermilchprämie einverstanden bist.

  19-06-2007 01:18  walterst
Milchpreiserhöhung
Was meinst Du mit "indem man alles von Grund auf schlecht macht".???

Was ist "alles" und wer ist "man"?
Walter


  19-06-2007 10:27  Christoph38
Milchpreiserhöhung
Ich bin kein Milchbauer, daher muss ich zugeben, dass ich gelegentlich der Argumentation nicht folgen kann. So verstehe ich nicht, worin der besondere Vorteil der regelmässigen Einnahmen bei der Milchproduktion liegen soll.

Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass es bei einem Betrieb vor allem darauf ankommt, dass er genug Einnahmen hat um alle Kosten decken zu können und auch den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten. Ob ich die Einnahmen eher regelmässig oder unregelmässig zufliessen habe ich eher für nebensächlich gehalten. Insgeheim war ich sogar einem Bekannten von mir manchmal neidig, weil er eine Skihütte hat, die eine Mörderkohle abwirft. Nun bin ich verwirrt, da dieser Bekannte sehr unregelmässige Einnahmen hat (nur im Winter und da sehr unterschiedlich) und demgegenüber die Milchbauern offenbar wesentlich besser dran sind, weil die Einnahmen regelmässig bezahlt werden.

Vielleicht kann mich wer aufklären, warum bei Milchbauern offenbar finanzielle Berechnungen anders laufen, als man als Laie vermuten möchte ?

mfg, Christoph

  19-06-2007 18:46  LKR Peter Schmiedlechner
Milchpreiserhöhung
Servus Christoph38. Das verstehst du komplett falsch, den wir Milchbauern arbeiten ja nicht für uns oder unsere Familie wir arbeiten zuerst einmal für unsere Molkerei damit diese viel verdient, dann arbeiten wir für die Bank, dann für die ganzen Leute die bei der Landwirtschaftskammer angestellt sind, für die Kontrolleure die uns kontrollieren, damit wir keinen Unfug machen und natürlich für unsere Politiker die sich Interessensvertreter nennen. Naja und dann bleibt nicht mehr viel übrig, aber hauptsache wir bekommen jedes Monat unser Milchgeld, wie viel ist den meisten scheinbar egal.

  19-06-2007 22:44  walterst
Milchpreiserhöhung
Hallo Christoph!

Haben Dich am Samstag vermisst.

Walter

  20-06-2007 06:53  pepesmeinung
Milchpreiserhöhung
An Pedale: Du hast beim Aufzählen, wen Du alles "Ernähren" musst, einen vergessen, das bin ich, ein einfacher Staatsbürger. Danke übrigens und fleissig weiter so!!!
Mit Jammern kommt man nie weiter, merkt Euch das, besser ist es gescheite Konzepte zu entwickeln und damit zu punkten. Oft würde aber auch ein bischen mehr Zufriedenheit dasselbe bewirken.

Zum Thema: Die Zahlungen kommen monatlich oder vierteljährlich, deshalb ist es ein Vorteil, wenn man monatlich das Milchgeld bekommt. Wenn man es aber anders gewohnt ist, auch kein Problem, wir Milchbauern erleben das jedenfalls anders.

  11-09-2007 13:38  daza17
Milchpreiserhöhung
Genau deswegen liefere ich meine Milch schon Jahre nach Bayern.




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