Landwirtschaft aufgeben

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  02-03-2007 12:56  Nitram
Landwirtschaft aufgeben
Ich habe vor einigen Jahren die Landwirtschaft meiner Eltern übernommen. Seit längerem spiele ich mich mit dem Gedanken die LW aufzugeben und zu meiner Partnerin zu ziehen und einen Job anzunehmen. Die Weiterbewirtschaftung wäre auf Grund der Entfernung nicht möglich. Die LW würde ich verpachten und den Forst selbst bewirtschaften.

Es gibt gute Gründe die mir diesen schwerwiegenden Schritt setzen lassen würden. Ich möchte hier nur die wichtigsten angeben: Der gute und vor allem sichere Job meiner Partnerin; die Tatsache, daß ich von meiner LW aufgrund der Größe keine Familie ernähren kann (momentan ist es nur duch sehr arbeitsintensive Nebentätigkeiten möglich, dadurch leidet natürlich das Familienleben). Der schwerwiegendste Grund ist der, daß neben meinem Vater das Führen der LW nach meinen Ideen und Vorstellungen nicht möglich ist. Er mischt sich immer und überall ein. Ich versuchte mehrmals dieses Problem zu lösen, aber immer ohne Erfolg. Mittlerweile bin ich nicht mehr gewillt mich nervlich zu Grunde zu richten lassen.

Mich würde interessieren wie ihr darüber denkt! Gibt es unter euch jemanden, der in einer ähnlich Situation war und solch einen Schritt gesetzt hat?

Ich weiß, daß meine Informationen spärlich sind. Trotzdem würde ich euch bitten, mir eure Meinung mitzuteilen! Es wäre für mich sehr sehr wichtig.

DANKE!

  02-03-2007 14:45  loik
Landwirtschaft aufgeben
Zuerst einmal die Frage: Wie weit entfernt ist die Landwirtschaft zu Deiner Partnerin? Welchen Beruf bzw. welche Anstellung hat Deine Partnerin, hat sie eine Beamtenstellung?
Für welche Tätigkeit würdest Du Dich dann entscheiden?
Wie groß ist Dein Betrieb und welche Umstellung hattest Du geplant, die Dir durch Deinen Vater plockiert wird?
Wie hoch ist Dein derzeitiges Einkommen?
Welche maschinellen und baulichen Änderungen stehen an oder wie ist der derzeitige Stand?
Hat Deine Partnerin ein Eigenheim oder müßtest Du in eine Wohnung ziehen?
Diese Fragen mußt Du Dir einmal selbst stellen, bevor Du Dich zu diesem Schritt entscheidest.
Es gibt natürlich so viele Vorteile am Land in einem Eigenheim zu wohnen, da würde ich persönlich nie in eine Stadtwohnung ziehen. Ich weiß nicht wie weit der Betrieb vom Wohnort Deiner Partnerin entfernt ist. Wenn Du den Betrieb umstellst und Viehlos selbst bewirtschaftest, wär das eine Möglichkeit für Dich?
Glaubst Du nicht, dass wenn Du nicht eine gute Ausbildung hast und dadurch eventuell einen super Beruf, der Dir auch Freude bereitet ausüben kannst, eine Arbeit annimmst, mit dem Lohn Du auch keine Familie als Alleinverdiener ernähren kannst.
Es gibt genug Arbeitnehmer, die monatl. um die € 1.ooo,-- netto verdienen, die nicht im Stande wären eine Familie allein zu erhalten.
Wenn Deine Partnerin viel mehr verdient als Du, wird sie in späterer Folge immer sagen, sie haltet alles Aufrecht. Wieviel könntest Du mit dem Gehalt monatlich beisteuern? Ich glaube das wär keine Lebensqualität.
Ich habe mich unlängst mit einer Frau unterhalten, die sagte mir, sie sei sehr selbständig, das Haus gehört ihr, das Auto gehört ihr, sie komme für den größten Teil der Kosten selbst auf, sie ist unabhängig von ihrem Mann und könnte sich jederzeit trennen. So könnte es im schlimmsten Fall auch Dir gehen! Wär es nicht bessser ein schönes Eigenheim am Land zu haben alles exquisit einzurichten, (die Möglichkeit mit dem Holzerlös hast Du ja) und den Betrieb Viehlos mit einem anderen Betriebszweig selbst zu führen?
Du mußt nicht alle Tage am Hof sein, könntest unter der Woche teilweise bei der Partnerin wohnen und Wochenende usw. könntet ihr in Deinem Haus wohnen, dann hättest Du auch garantiert eine Wertschätzung von der Partnerin. Es gibt auch Berufssparten, bei denen der Partner die ganze Woche auswärts arbeitet und zu Hause ein super Haus hat. Auch diese Partnerschaften funktionieren ausgezeichnet.
Aber Wegzeihen und im Grunde zu Hause alles verkommen zu lassen, wär keine gute Idee von Dir.
Was Deinen Vater anbelangt, Du bist der Eigentümer und Betriebsführer, lass Dir nichts einreden bei Deinen Änderungsplänen wenn sie Dir Vorteile bringen. Auch mein land-und forstw.Betrieb liegt 45 Km von meinem Wohnort entfernt (habe auch hier ein Eigenheim mit größerem Baugrundstück wo noch drei Eigenheime errichtetwerden können) und ich bewirtschafte den Betrieb auch selbst. Also entscheide Dich für den richtigen Weg damit Du es nicht einmal bereuen mußt.

LG.

  02-03-2007 15:12  Christoph38
Landwirtschaft aufgeben
Eines der Dinge die mich an der Landwirtschaft am meisten stören, ist das alles immer emotional ganz stark besetzt ist. Das hat etliche Personen in meiner Familie schon soviel Substanz gekostet, dagegen ist viel Arbeit und wenns wirtschaftlich nicht voll läuft ein Schaas.

Ich habe mir persönlich daher das Ziel gesetzt einen Großteil der Emotionalität rauszunehmen und Entscheidungen möglichst auf sachlicher Basis zu treffen.

Schon die bloße Wortwahl "LA aufgeben" ist schon stark emotional besetzt, das klingt schon fast so wie "jetzt schneid ich mir den Ding ab".

Ich würde dir daher vor allem raten, darauf zu schauen, dass du emotional klarkommst.

  02-03-2007 15:17  walterst
Landwirtschaft aufgeben
Lassi ist mir zuvorgekommen!

Ich kann mich ihm nur anschließen.

Du schreibst zwar, dass Deine Informationen spärlich sind, aber die Tatsache, dass Du alles schon zu Ende gedacht hast und in gewisser Weise öffentlich darüber philosophierst, ist bereits ziemlich viel Information da sind keine Details mehr notwendig.

Walter


  02-03-2007 17:30  kst
Landwirtschaft aufgeben
Hallo Nitram!
Ich kann mich der Meinung von Lassi und Walterst nur anschließen, die Fragen und Überlegungen von loik bringen doch nichts mehr. Es ist doch auf einem ldw. Betrieb undurchführbar zum Vater zu sagen ich bin der Besitzer und du rede nichts drein.
Und einen Hof aus 50 km Entfernung zu bewirtschaften ist sicher auch nicht ohne, selbst ohne Viehhaltung. Entweder 2 Wohnungen erhalten oder jeden Arbeitstag hin und herpendeln, 2 Stunden....Autokosten
wie das geht würde mich interessieren.
mfg. kst

  02-03-2007 18:52  loik
Landwirtschaft aufgeben
Hallo lassi,hallo christoph, hallo walterst und hallo kst!

Wer von euch war schon einmal in einem leistungsbezogenen Betrieb beschäftigt?
Ich zB. arbeite schon seit 30 Jahren in einem sehr Gewinnorientierten Konzern, habe natürlich eine gehobene Stellung aber sehe bei meinen Mitarbeitern und auch in anderen Firmen, das die einen enormen Leistungsdruck unterstellt sind und teilweise unter Anführungszeichen nur 1/5tel von mir verdienen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieser Betrag auch in einem gut geführten Land-und Forstwirtschftlichen Betrieb zu erzielen sei. Die Lebensqualität nicht ausser Acht zu lassen!
Ich bewirtschafte den Betrieb, der wie gesagt 45 km entfernt liegt selbst und leb damit meinen Nachfolger vor, dass auch er den Betrieb egal ob im Haupt- oder Nebenerwerb weiterführen kann und wird.
Ich glaube daher, dass bei vielen jungen Leuten alles zu schnell aufgegeben und hingeworfen wird. Wenn die Eltern den Betrieb schon aufgegeben und verpachtet haben, werden es die Kinder vieleicht auch noch recht oder schlecht so machen. Die nächste Generation wird aber schon mit dem Verkauf beginnen. Das ist natürlich wieder ein Vorteil für die größeren Landwirte, die Grundstücke dazu kaufen können. Ich kann nur jeden Grundeigentümer sagen, dass Grund und Boden immer einen Wert haben wird und es keine bessere Anlage geben kann. Ich meine auch, wenn einer wie Nitram in eine Wohnung ziehen und irgend einen Job annehmen möchte, dann ist er schlechter drann und hat keine Lebensqualität und in späterer Folge wird auch die Partnerin, für die er alles aufgab nicht zufrieden sein.
LG

  02-03-2007 20:44  Feuerlilie
Landwirtschaft aufgeben
Ich kann hier im Forum immer wieder beobachten, dass unselbstständige Arbeit herunter qualifiziert wird. Was spricht den gegen unselbstständige Arbeit? 1000, 1200, 1400 Euro, was ist den das schon? Da kann man nie und nimmer leben, wird da gehöhnt! Glücklich ist der, der zufrieden ist! Es gibt genug Familien, die mit 1200 Euro glücklich sind! Es gibt aber auch genug Familien, die mit 4 oder 5 Tsd. im Monat nicht auskommen! Wenn ich da aber im Forum lese, mit ca. 5000 € mtl. fahre ich noch 45 km in die Nebenerwerbslandwirtschaft, dann frage ich mich, ob das wirklich dann noch Lebensqualität ist. SS-Bauer sagt man dazu. Samstag-Sonntagbauer. Aber wenn er glücklich ist damit, dann ist es auch Lebensqualität! Für jeden bedeutet Lebensqualität eben etwas anderes. Für den Einen ist es das Auto, für den Anderen die Weltreisen oder der Skiurlaub. Oder für den Anderen sind es die neuesten Traktoren bzw. Maschinen!
Und der/die Andere ist glücklich mit Urlaub in Balkonien. Auch das kann Lebensqualität sein!


  02-03-2007 21:08  walterst
Landwirtschaft aufgeben
An LOIK:

Ich gebe Dir vollkommen recht, und möchte selbst sicher nicht tauschen.

Wenn aber der Anfrager praktisch mit seiner Anfrage schon eine länger durchdachte Entscheidung präsentiert und nach meinem Gefühl dafür nur mehr die Bestätigung haben will, werde ich ihn dabei nicht aufhalten.

Wer hat was davon, wennn wir einen unglücklichen Bauern mehr haben?

Mit einer Verpachtung kann er sich immer noch ganz gut die Hintertür offen lassen.

Walter

  03-03-2007 07:29  Nitram
Landwirtschaft aufgeben
Guten Morgen!

Zur Aufgabe meines Betriebes habe ich mich noch lange nicht entschieden. Ich bin gerne Bauer und deshalb auch bereit in anderen Bereichen kürzer zu treten. Aber was nicht darunter leiden darf ist die Partnerin oder eben meine eigene Familie. Mein Vater ist aber der Auffassung, ALLES muß sich dem Betrieb unterordnen. Das jedoch kommt für mich nicht in Frage. Am liebsten wäre es ihm wenn die Beziehung in die Brüche gehen würde. Ich hoffe, daß meine Partnerin und ich weiterhin die Kraft haben uns nicht auseinander dividieren zu lassen. Jedenfalls ist es zeitweise ganz schön hart.

Die Schuld an der eventuellen Aufgabe meines Betriebes will ich niemanden zuweisen. Es ist einfach die Gesamtheit der Probleme. Auch ich habe Fehler gemacht, das gebe ich offen zu.

Nur wenn meine Beziehung angegangen wird, hört sich für mich der Spaß auf. Da glaube ich ist es an der Zeit über andere Alternativen nachzudenken.

  03-03-2007 08:51  loik
Landwirtschaft aufgeben
Guten Morgen Nitram!
Das Du gerne Bauer bist und nicht leicht den Betrieb aufgeben würdest, dass hat sich schon bei deiner Frage heraus kristalliesiert, denn sonst hättest Du nicht im Forum gefragt.
Die Familie darf in keinem Fall darunter leiden das ist auch Klar.
Dein Problem ist Dein Vater. Er hat überhaupt kein Recht sich in Deine Beziehung einzumischen und wie Du den Betrieb führst auch nicht.
Seine alte Auffassung ist schon lange vorbei, dass sich alles dem Betrieb unterordnen muß. Der Betrieb ist nicht dazu da, dass eine Knechtschaft daraus wird und der Betrieb eine "Schinterhube" ist.
Du mußt die Weiterführung der Landwirtschaft so gestalten, dass Du mit geringstem Zeitaufwand, Gewinn bringend und mit Freude die Arbeiten verrichten kannst. Wenn Deine Partnerin eine gute Stellung hat, muß sie nicht am Betrieb mitarbeiten, wie sich Dein Vater vorstellt.
Mach ihm das alles Klar und weis ihn die Schranken, dass die Landwirtschaft nur so weitergeführt werden kann.
Der Vater hat sein Leben gelebt und den Betrieb nach seinen Wünschen und Vorstellungen geführt und Du mach es nach Deinem Sinn.
Früher sind die Arbeiten in der Landwirtschaft hunderte von Jahren immer die selben gewesen, die Leute lebten um zu Arbeiten. Heute ändert sich durch die Technik alles in kurzer Zeit, wir arbeiten um zu Leben.
Mach für Dich und Deine Familie das Beste daraus.

liebe Grüße



  03-03-2007 08:54  mandy
Landwirtschaft aufgeben
G.M.
Ja, Nitram, du bist auch einer von vielen bedauernswerten Söhnen eines sehr dominanten Vater`s, welcher den weitverbreiteten Standpunkt vertritt, weil er dir das Leben ermöglicht (schreibe bewusst nicht geschenkt!!) hat, ist es sein Anrecht, über deine persönliche Zukunft zu verfügen!
Bin selbst Vater von zwei Mädl`s und es ist verdammt schwer, nicht in dieser Denkweise - von Kind weg ja erwünscht und wenn es im erzieherisch vernünftigen Rahmen bleibt auch ok - stehenzubleiben und die persönliche Entwicklung der Sprösslinge zu blockieren oder wie in deinen Fall deren Zukunft aktiv beeinflussen zu wollen.
Jetzt spätestens sollte jemand deinen Vater oder Eltern? klarmachen, das sie dir das Leben g e s c h e n k t haben und es ihnen nicht zusteht, von dir i h r e persönlichen Zukunftswünsche einzufordern!
Und auch wenn ich hier "fahnenflüchtig" gegen die Elterngeneration schreibe - wenn du deine Lebensgefährtin wirklich liebst, m u s s t du diese Liebe über die Liebe zu deinen Eltern stellen, so hart und schmerzlich dies für alle Beteiligten auch sein mag!
Ich würde für eure Situation nur noch ein mögliches "happy end" sehen, nämlich das ihr professionelle Beratung in Anspruch nehmt,, wo deinen Eltern das auch bewusst wird, was ich oben zu erklären versuchte.
Möchte hier nicht den "Lehrmeister" spielen, aber vielleicht können dir folgende Kontaktadressen hilfreich sein:
Bäuerliches Sorgentelefon 0810676ß10 zum Ortstarif aus ganz Österr.
Mo-Fr 8.3o-12.30h o 02162/64888
Arge Sozialdienst 07472/69900
Es wird sogar von der LWk ein Kurs für Hofübernehmer angeboten, wäre natürlich super, wenn du deine Eltern dort hinbringen könntest.
Ich glaube sogar auch die SVB bietet da Kurse an - mach dich da mal schlau!
Wünsche dir viel mentale Kraft, damit du die Weichen für deine/eure Zukunft richtig stellen kannst bzw es von deinen Eltern auch akzeptiert wird!
Alles Gute mandy

  03-03-2007 09:33  iderfdes
Landwirtschaft aufgeben
Hallo Nitram, ich kenne die Problematik aus eigener Erfahrung und kann dir nur dazu raten, den Betrieb wirklich zu verpachten. Zumindest bis niemand mehr da ist, der dir alles vermiest. Eine Beziehung in größerer Entfernung zu führen funktioniert nicht und einen Betrieb zu führen, den man gar nicht selber führen kann, sondern nur bearbeiten (und vorher möglichst noch bei jeder Kleinigkeit die Erlaubnis der Alten einzuholen) funktioniert auch nicht. Es geht meist sogar so weit, dass man die Lust am Bauersein verliert, weil alles, was den Beruf schön macht (die Freiheit, kreativ und sein eigener Herr zu sein und sich die Zeit relativ frei einzuteilen) nicht mehr zu tragen kommt und man einfach aufhört, sich darum zu kümmern. Darunter leidet der Betrieb und auch die Gesundheit. Besonders, wenn man es mit Menschen zu tun hat, die nicht verstehen, warum man einen Betrieb nicht immer so weiterführen kann wie früher, dass ein Hof, der vor zig Jahren eine Familie ernähren konnte heute schon mehr Belastung als Gewinn ist, dass jemand mal ein paar Tage auf Urlaub fahren will, obwohl sie selber niemals Urlaub hatten und dass nicht der Mensch für den Betrieb da sein, sondern des Menschen Glück über allem stehen sollte - was ja nicht heißt, dass der Hof darunter zugrunde gehen müsste, sondern dass eben nur die Prioritäten anders gesetzt werden. Ich würde trotzdem niemandem raten, einen Betrieb zu verkaufen, aber auf eine absehbare Zeit an jemanden zu verpachten, der den Hof auch in Schuss hält, ist sicher die beste Alternative.

  03-03-2007 13:41  loik
Landwirtschaft aufgeben
Hallo lassi! Ich stimme den bauer 43 zu, denn mit gemeinsam nicht einsam ist vieles zu bewältigen.
Auch in schwierigen Situationen. Denken wir nur an die Menschen, die in der Kriegszeit nicht wußten, ob sie morgen noch leben, ob der Sohn und Hofnachfolger vom Heereseinsatz nach Hause kommt usw. Dennoch hatten sie weiter gearbeitet, nicht abgewartet was kommt und alles hingeworfen.
Heute wird alles nur Krank gejammert und von vielen ist zu hören, "es ist eh nichts mehr drinn". Soll da ein Nachfolger motiviert sein und weitermachen?
Die Folge ist, es will keiner übernehmen und dann geht das gejammer der Übergeber wieder los. So ein Betrieb ist zum Sterben verurteilt.
Hört endlich auf alles nur von der negativen Seite zu betrachten, es gibt mehr positive Seiten und die soll jeder für sich nützen.
Ich kenne ein Beispiel aus der Nachbarschaft. Der Sohn arbeitet in einer Fabrik, fährt 20 km zur Arbeit und verdient netto € 1.200,--, Die Eltern haben den Betrieb bis zum 70. Lebensjahr geführt und vor zwei Jahren verpachtet.
Die Objekte, Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude sowie Maschinenhütte sind gepflegt und wurden immer wieder renoviert, also nicht veraltert.
Die Maschinen wurden gut gepflegt und erhalten. Traktoren 2 Steyr 650er einer mit Allradantrieb und eine Hinterradmaschine. Die Traktoren wurden vom Senior so gepflegt, dass sie heute noch wie neu aussehen.
Er hatte ca 25 GVE. Das Milchkontingent wurde vor zwei Jahren verkauft.
Die Betriebskosten (Grundsteuer, Mühlabfuhr, Kanal, Wasser, Strom) bezahlen die Senioren mit der Pension. Die Wohnung zu Hause kostet den Sohn auch nichts.
Den Betrag, den der Sohn für seine Arbeit in der Fabrik erhält, hätte er am elterlichen Betrieb locker erwirtschaftet, zu dem noch alles vorhanden war. Müsste er eine Wohnung mit Betriebskosten bezahlen, was bliebe ihm vom Lohn?
In diesem, seinen Fall kann er ja sagen, mir geht es so besser.
Wär nicht die Landwirtschaft mit Rückhalt vorhanden, wie sieht es dann aus?
Was könnter er sich dann leisten?
Denkt einmal darüber nach!

lg.




  03-03-2007 16:02  bergig
Landwirtschaft aufgeben
Hallo alle zusammen,
man erkennt klar an den Beiträgen, dass hier fast nur Junge Leute hier schreiben. Die ältere Generation, speziell oft Altbauersleute geben sich nicht mehr mit dem Internet ab und dadurch entsteht hier eine gewisse einseitige Sichtweise was dieses Thema betrifft.
Ich glaube jeder der einen Besitz übergibt oder übergeben will an seine Kinder möchte schon, dass der Besitz in der Familie bleibt und es nach heutigen Arbeitsweisen weitergeht. Ob mit viel Maschinen oder wenig sollte besprochen werden, aber vom Hof ausziehen als Übernehmer bedeutet auch ein gewisses Abwenden von den Eltern. Vielleicht denkt ein junger Übernehmer mal nach, ob es ihm Freude bereiten würde, wenn er 30 bis 40 Jahre einen Wertgegenstand oder Besitz pflegt , dann übergibt, und der Übernehmer lässt diesen Besitze so dahinvegetieren oder legt ihn auf die Seite unter dem Motto " ich will mein Leben leben". Natürlich soll jeder sein leben gestalten, aber dazu muß man nicht gleich die Eltern ins Abseits stellen.
Dass auch Freundinnen von jungen Übernehmern ein gewisses Spiel spielen liegt auch auf der Hand und oft mit starken EGO . Jeden muß klar sein, ob Bauer, Unternehmer , Arzt oder Arbeiter in einen Betrieb, man muß einen gewissen Zeitabschnitt a r b e i t e n in der Woche . Die Arbeit muß dann gemacht werden , wenn sie anfällt und nur so kann man erfolgreich sein, nur so kann die Gesellschaft gut leben. Viele Junge von heute sollten ihr EGO etwas zurückschrauben, denn jeder sollte bedenken, dass er auch einmal Hilfe braucht, dann muß jemand da sein der kein EGO hat und diese Hilfe macht weil sie gerade sein muß in dem Augenblick !!!

MfG Bergi

  03-03-2007 17:53  mandy
Landwirtschaft aufgeben
Hi.
@ loik: Ja, mein Guter, wenn ich darüber nachdenke, hast schon etwas wesentliches vergessen - die werden ja :
1. einen angemessenen Pacht kassieren - oder haben sie die Felder der Kirche vermacht.
2. der Herr Sohn braucht keinen Cent seines sauer verdienten Geldes mehr in die LW investieren, so wie es 4/5 aller Nebenerwerbslandwirte tun und mit den neuesten Geräten auffaqhren - bin es ihnen nicht neidisch - aber ist das der Sinn des Nebenerwerbes??
@ bergig Jeder muß um sein Geld arbeiten, da hast du vollkommen recht, aber jeder Arbeiter weiß, was am Monatsende am Konto verbucht wird und jeder Selbstständige kalkuliert in seine Kostenvoranschläge seinen Verdienst von vorneherein mit hinein - und in der Landwirtschaft??
Da werden EU -Monsterställe errichtet, wo kein Mensch kalkulieren kann, wieviel damit zu verdienen ist - im Grunde genommen bauen wir Jahr für Jahr brav die Feldfrüchte an ohne auch nur im Geringsten einen gesicherten Preis geschweige denn eine gesichte Abnahme zu haben - und das ist der Punkt und deshalb ist auch der Fru´st und die Resignation so hoch wie noch nie in der bäuerlichen Gesellschaft!
Ich glaube noch zu wissen, das es der ehemalige Anton Benja, seineszeichen Gewerkschaftsboss, damals noch ein sehr mächtiger und einflussreicher Mann folgenden Ausspruch tätigte: Ob sie wollen oder nicht, die Bauern müssen ja ihre Produkte verkaufen - in Zeiten wie diesen, wo die LW kapitalschwach und Förderungsabhängiger den je ist , umso mehr zutreffend!!!! L.G. mandy

  03-03-2007 19:16  bergig
Landwirtschaft aufgeben
Hallo Mandy,
Dein Zitat "jeder Selbstständige kalkuliert in seine Kostenvoranschläge seinen Verdienst von vorneherein mit hinein " kann nur aus Unwissenheit entstehn. Muß nicht jeder Unternehmer sein Produkt genauso wie der Bauer an den Mann sprich Kunden bringen ? Der Selbständige hat keine Sicherheit, muß am Markt bestehen meist oft weltweit. Die Ware muß billig sein, sonst wird sie anderswo gekauft oft sogar aus China. Milch aus China hab ich noch nicht gesehn.
"aber jeder Arbeiter weiß, was am Monatsende am Konto verbucht wird " ja ,solange der Chef seine Ware verkaufen kann.
Du denkst so wie beim Strom " der kommt aus der Steckdose".
Bitte nachdenken.
Mfg Bergi

  03-03-2007 19:21  loik
Landwirtschaft aufgeben
Lieber Mandy!
Da in dieser Region sehr viele Landwirte aufgegeben haben, erzeihlen sie ein Pachtgeld von € 20,- /Ha. Das Ziehl dieser Leute war zur Bahn, oder zur Bergbau Arbeiten zu gehen und so frü wie möglich in die Pension zu kommen.
Ist das ein Lebensziehl? Mich würde so etwas nicht ausfüllen und erfüllen.
Manche Leute sagen: Nichts haben ist ein ringes Leben.
Es gibt wieder welche die meinen: besser ein schweres Leben als ein leeres Leben. Mein Ziel ist es auch, ich möchte nicht umsonst gelebt haben!
Jeder ist seines glückes Schmied ist auch ein gutes Sprichwort.
Du erwähnst schon richtig, "sein sauer verdientes Geld", das könnte er im Betrieb leichter verdienen.
Investieren braucht er auch nicht, ist ja schade um sein Geld.
Gott sei Dank haben die Alten noch investiert und sogar beim Wohnhaus im Vorjahr eine neue Fassade (Vollwärmeschutz) anbringen lassen.
Also Ihr habt wirklich Anschauungen, da kann es ja nur Bergab gehen.

Liebe Grüße



  03-03-2007 19:49  Nitram
Landwirtschaft aufgeben
@ bergig

Ich habe vor 5 Jahren übernommen. Seitdem habe ich zweimal durch Grundzukauf den Betrieb vergrößert. Weiters habe ich rund 70tsnd Euro in das Haus und in ein Wirtschaftsgebäude mit darüberliegender Wohnung investiert (ohne Schulden zu machen). Also von dahinvegetiern kann hier absolut keine Rede sein. Außerdem hätte ich für die nächsten Jahre noch so einiges geplant.

Machnmal frage ich mich warum ich den Betrieb überhaupt übergeben bekommen habe? Ich war immer als Übernehmer vorgesehen. Mein Vater hatte seit meinem Fachschulabschluß 17 Jahre lang Zeit um meine Tauglichkeit als Übernehmer zu testen. 17 Jahre ganze Jahre, die ich zu Hause mitgearbeitet hat. Und der "Test" ist positiv ausgefallen. Nur seit der Übernahme scheine ich nicht mehr ganz der Richtige zu sein.

Auch ich bin an eine Weitergabe an eines meiner eventuellen Kinder interessiert. Aber das kann nur funktionieren, wenn nicht der Vater schon vorher die zukünftige Schwiegertochter vergrault hat.

Lg Martin

  03-03-2007 20:28  bergig
Landwirtschaft aufgeben
Lieber Martin,
mein erster Eintrag hat sich auf einige dieser Einträge bezogen und nur indirekt auf Dich. Dass Alt und Jung oft schwierig ist , war schon immer so und wird oft noch so sein. Oft haben ältere Menschen eine dünnere Haut und reagieren viel direkter, sie werden auch oft eigen. Ich wünsche mir ich werde nicht so und wünsche es Dir auch, aber auch wir beide haben nicht die Garantie ob es uns nicht auch erwischt. Pfleger in Altenheimen haben das tagtäglich. Vielleicht solltest Du Deine Zukünftige behutsam vorbereiten auf diese nicht leichte Sache. Wenn sie Dich gern hat, wird sie hinter Dir stehn wie ein Fels. Daran könntest Du ihre innere tiefe Liebe erkennen.
Wichtig ist ein eigener Wohnbereich für alt und jung am Hof damit jeder auf dieser Insel tun und lassen kann was er will.
MfG Bergig

  03-03-2007 21:20  mandy
Landwirtschaft aufgeben
Hallo.
@bergig: Einen Kostenvoranschlag macht natürlich nur ein selbstständiger Handwerker und kein Fabrikant - und ein Fabrikant, der etwas produziert, das keiner kauft, den kann sowieso keiner helfen! Also selber denken - und mein Strom kommt von Ökostrom = 100 % erneuerbare Energie, wennst es schon so genau ´wissen willst!!
@^loik wo ist die Region, wo man nur € 20,- pro Ha zahlt - hast da nicht eine Null vergessen - da pachte ich sogar eine Hutweide um den Pacht :-))
Habe meine Pachtflächen bei 450 € /ha zurückgelassen - hat ein konventioneller Ackerbauer - Kartoffel/Rüben/Weinbauer - Lohnarbeiter 7 Tage die Woche 53 Wochen /Jahr geschnupft - soll er die eine Woche auch noch hackeln :-)).
Welche Erträge erwirtschaftet ihr bei diesen Bonitäten mit derart niedrigen Pacht - also das ist so was von unglaubwürdig, loik sei mir nicht böse, aber den Eintrag hättest dir sparen können!


  03-03-2007 21:29  mandy
Landwirtschaft aufgeben
Ach ja, von wegen Milch aus China... Milch wird es aus China nicht so schnell geben, dafür aber Knoblauch, Fenchel, Koreander und und und!
Ja klar, wenn unsereiner auch um ein paar lumpige Yen /Tag einmal schuften, dann wird es nur mehr Knoblauch aus Österreich geben - nur meine Töchter werden hoffentlich nicht bei diesen "Dummen" dabei sein!!
Lügt euch nur weiter selbst in den Sack, wenn es dann wieder besser geht - von mir aus!! mandy

  03-03-2007 21:37  loik
Landwirtschaft aufgeben
ja lieber Mandy, bei uns bezahlen manche noch dafür, dass die Wiese gemäht und das Mähgut entfernt wird, da genug Pachtfächen vohanden sind. Und das in einem Fremdenverkehrsgebiet.
Es sind genug Flächen die nicht in Bauland gewidmet werden konnten von Keuschlern vorhanden.
Auch das gibt es lieber Mandy


  03-03-2007 21:41  bergig
Landwirtschaft aufgeben
Hallo Mandy,
jeder auf der Welt kann für viel Geld arbeiten oder für wenig. Meistens ist es aber so, dass man nur soviel für die Arbeit bekommt was der Markt hergibt. Es hat schon Zeiten gegeben, da hätten manche für ein Essen gearbeitet und nicht mal dafür war Arbeit vorhanden. Wo der Benja Verein heute ist (damals Konsum heute Bawag) nur so nebenbei, da haben viele genommen und wenige gegeben.
MfG Bergig

  04-03-2007 08:26  pinther
Landwirtschaft aufgeben
Hallo Nitram!

Ich habe seit 2000 die Landw. meiner Eltern gepachtet. Mir geht es ähnlich. Nur mein gepachteter Betrieb hat über 200 ha und von den Eltern habe ich 65ha gepachtet. Sind 2005 vom Hof gezogen. Maschinen sind noch dort. Bauen jetzt eine Halle auf unseren 1. Eigengrund. Wäre ich nicht schon so "tief" drinnen, würde ich mir wieder einen Job suchen. Zu Dir: Höre auf Dein Innerstes und laß Dich nicht zu sehr beeinflußen. Wenn Ihr euch liebt könnt Ihr euch mehr aufbauen als die Landwirtschaft! (Das muß nichts Materielles sein!)

lg

  04-03-2007 09:03  loik
Landwirtschaft aufgeben
Lieber Pinther!
Was wär als Alternative ein guter Job für Dich?
Sieh Dir die Arbeitnehmerdienststellen heute an. Verkäufer, Fabriksarbeiter, Bauarbeiter usw.
Abgesehen vom Verdienst, Verkäufer sind einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt und Bauarbeiter getrauen sich nicht einmal mit Grippe zu Hause zu bleiben, dann heisst es, es sind genug Leute auf der Straße, du brauchst morgen nicht mehr kommen. Fabriken bauen Arbeitnehmer ab, keiner ist sicher ob er morgen noch eine Arbeitstelle hat.
Ihr habt von der Arbeitswelt keine Ahnung wie es heutzutage aussieht.

Denkt einmal darüber nach!

Leider gibt es noch immer viel idiotische Einstellungen bei Altbauern, die glauben die Kinder müssen nach deren Pfeifen tanzen und das machen, was den Alten gefällt. Schade!


  04-03-2007 11:38  mandy
Landwirtschaft aufgeben
Hallo nochmals!
@ loik: MIt den Ausagen deiner Einträge kenn ich mich nicht mehr aus!
Auf der einen Seite lobst du die Vorzüge der Landwirtschaft und bedauerst die anderen Dienstnehmer - von wegen keinen Krankenstand nehmen trauen usw.
Im nächsten Eintrag gibst du offen zu, das es bei euch Flächen zu pachten gibt, wofür die Besitzer noch b e z a h l e n, das sie bewirtschaftet werden - na da muß es einen ja gut gehen als Bauer, das einen jemand noch Geld dafür bezahlt, nur das sich ja jemand "erbarmt"!
Und die Jungen sind natürlich alle dumm. denn die gehen ja Tag für Tag "schuften" in ihre unselbstständige Arbeit, sind den witterungseinflüssen erbarmungslos ausgesetzt und müssen sich alle 6 Jahre ein neues Auto kaufen und nehmen auch noch den Stress auf sich, 14 Tage in den Urlaub zu fahren oder zu fliegen!!
Ja, es ist natürlich alles eine Frage der betrachtungsweise, oder täusche ich mich da grundlegend!!
Weisst Loik, und eben diese "betriebsblinden Altvorderen" konnen mit einen Jungübernehmerpärchen nicht, wenn die das Spiel "fest robotti" und den nächstgrößeren Traktor oder sonst ein "Graffel" ankaufen, nicht mitmachen und noch andere Vorstellungen von einen "erfüllten Leben" haben - hast deinen Übernehmer eh gut unter Kontrolle, lass ihn ja nicht zu viel mit Arbeiterkindern zusammen, die "verderben dir seine Arbeitsauffassung grundlegend" - der könnt doch glatt auf die Idee kommen, das fest hackeln nicht alles im Leben ist. Wünsche dir und allen anderen Usern noch einen schönen, erholsamen Sonntag - mandy

  04-03-2007 11:57  Roby
Landwirtschaft aufgeben
Lieber Nitram !

Hab als Landwirtschaftlicher Angestellter auf vielen Betrieben gearbeitet und dann eine längere Phase auf dem Bau.
Weiss ja nicht was du noch kannst aber menschlich musst du dich überall mit Leuten verstehen.
Bin jetzt wieder in der LW und geniese wieder Bauerntheater.
Finde auch dein Vater sollte mehr Rücksicht nehmen, wie Du schreibst kann man auf Dich stolz sein. Vileicht stellst Du mal jemanden ein um Euch zu entlasten und deinem Alten zu zeigen was er an Dier hat und um von dem Angestellten, mal aus fremder Sicht zu erfahren, wie Euer Leben auf Ihn wirkt.
Hatte oft diese Position und beide Seiten ham bei mir sich über den Andern beschwert und meinen Chefs und Ihren Eltern gings besser und konnten wieder zusammen lachen.

Hoffentlich versteht Ihr Euch bald besser !

Schöner Gruss Wieland

  04-03-2007 15:17  loik
Landwirtschaft aufgeben
Ich komm aus dem Raum Villach. Es sind Grünflächen von Betrieben und Flächen von Hotelieren, die bezahlen, dass ihre Flächen gemäht und das Mähgut entfernt wird.
Wo ich meinen Land-und Forstwirtschaftlichen Betrieb habe, bearbeitet Gott sei Dank ein erfolgreicher Landwirt alle Flächen von den Aufgebern. Diese sind froh, dass die Grünflächen bearbeitet und gepflegt werden und sie nichts machen brauchen. Ansonsten müßten sie die Wiesen übern MR schlögeln lassen und dafür bezahlen. Die jammern heute schon, was wird wenn der einmal alles zurück gibt.
Von 16 Landwirten sind noch 4 Vollerwerbsbauern in meiner Ortschaft.
Aus ca 50 Wohnobjekten wurde ein Ort mit ca 200 Wohnhäusern.
Wo ich meinen Betrieb habe, sind auch von 12 Betrieben nur mehr 1 Haupterwerbslandwirt und vier Nebenerwerbslandwirte. Einige Wohnhäuser stehen leer, da die Alten verstorben sind und die Jungen in den Städten wohnen. Glaubst Du dass, Bauernsterben ist gut für die Zukunft?
Wenn das Landleben nicht mehr in Ordnung ist, junge Leute abwandern weil ihrer Meinung alles schlecht ist was mit Landwirtschaft zu tun hat, wird es nicht einmal so aussehen wie in rumänischen Dörfern, wo nur mehr alte Leute wohnen und am baulichen Sektor auch alles dem Verfall preis gegeben wird? Aufgeben ist leicht und geht schnell voran, aber einen Betrieb aufbauen ist dann fast nicht mehr möglich.
Die meisten Arbeitnehmer sehen im moment nur die Föderungen der Landwirte und die Grundstücke, die ja verkauft werden können und die jungen Bauernkinder sehen nur, dass ein Arbeitnehmer alle paar Jahre ein neues Auto hat und Urlaub fahren oder fliegen kann.
Das kann ein guter Landwirt auch. Und zum Auto möcht ich noch sagen, dass sich nicht jeder Arbeitnehmer ein neues Auto leisten oder Leasen kann.
Hört auf zu träumen. Ich kenn auch kleine Betriebe, wo der Vater im nebenerberb am Sägewerk oder bei der Bergwerksunion gearbeitet, die Mutter die Landwirtschaft hauptsächlich bearbeitet hat und sie sich dadurch so manches leisten konnten, von den besseren Eigenprodukten die vorhanden waren ganz abbzusehen, die den Kindern Baugründe , Bauholz und noch Bargeld geben konnten, damit jeder ein Eigenheim errichten konnten, dieser Wert wird auch nicht geschätzt und nur gesagt "sch Landwirtschaft" auch solche Betriebe wurden aufgegeben.
Der Hauptgrund des Bauernsterbens ist meiner Meinung nach die Wertschätzung, die leider in vielen Fällen nicht mehr vorhanden ist .
lg.


  04-03-2007 17:22  helmar
Landwirtschaft aufgeben
Danke, loik, genauso seh ich es jetzt auch schon! Seit über 20 Jahren schupf ich das Werkl alleine, Betrieb ist 1-Personentauglich und ich mach alles, Vieh, Ernte, Wald, Haushalt, und estaugt mir meistens sehr......und mein Mann war zwar nicht von der LW begeistert, aber die Wertschätzung für die jeweiligen Leistungen des Partners ist fast immer da gewesen.......nun bin ich erstmals seit langem, damls die Geburt meiner Tochter, für einige Wochen weder am Betrieb noch im Haushalt zu brauchen weil ich weder heben noch tragen darf. Erfreulicherweise ist Mo-Fr eine Dorfhelferin da welche wirklich alles bestens erledigt.........am Wochenende melkt und füttert mein Mann bis ichwieder soweit bin. Gestern habe ich mich sehr gefreut und auch ein wenig gestaunt: mein Mann sagte mir nämlich, dass nach den Anfangsreibereien mit den Kühen nun alles bestens läuft und dass ihn die Stallarbeit, eben weils klappt, nun Freude macht!....soviel zur Wertschätzung des jeweils anderen, und es ist sehr, sehr traurig dass in gar nicht so wenigen Bauernfamilien noch immer die Arbeit von Nichtbauern abgewertet wird, sogar jene der eigenen, im Beruf oft sehr erfolgreichen Kinder.
Mfg, helmar

  04-03-2007 18:28  0815
Landwirtschaft aufgeben
@loik
So ist es auch wieder nicht mit dem „nicht trauen in den Krankenstand zu gehen“! Das mag in eurer Fa. so sein, aber in unseren größeren Arbeitgebern kann man sehr wohl eine Grippe auskurieren. Und wenn einer „gegangen“ wird, dann hat es schon meist vorher etwas gehabt. Die Grippe alleine, oder der gebrochene Fuß ist nicht der Auslöser einer Kündigung! Wird sicher solche dieser Firmen geben die gleich Leute austauschen, aber die werden durch den dauernden Personalwechsel sicher nicht auf der erfolgreichen Schiene liegen. So haufenweise gibt es keine arbeitswilligen Leute auf der Strasse, die sofort zur Stelle sind. Was natürlich nicht funktionieren kann, in den Krankenstand gehen, und zu Hause dann die landw. Arbeit machen.


  05-03-2007 07:30  Nitram
Landwirtschaft aufgeben
Guten Morgen!

Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben auf meinen Eintrag zu antworten. Es sind einige Vorschläge und Ideen dabei, dich ich sehr beherzigen werde. Weiters wurde mir klar, daß es Probleme dieser Art in fast jedem Betrieb gibt.

Der Höhepunkt (oder besser gesagt der Tiefstpunkt) scheint nun erreicht zu sein! Meiner Partnerin scheint das ganz endgültig zuviel geworden zu sein. Sie kann und will das nimmer länger mitmachen. Wir werden in den nächsten Tagen miteinander reden und ich werde versuchen zu retten was noch zu retten ist.

Liebe (Traurige) Grüße
Martin

  05-03-2007 08:31  mandy
Landwirtschaft aufgeben
Hi Nitram.
Ich kenne euch zwar überhaupt nicht persönlich, aber deine Story geht mir sehr Nahe - Ich kann dir nur raten, kämpfe um deine Gefährtin wie ein Löwe!
Denn, wenn ihr die Sache zuviel wird und sie sich nicht zwischen dich und deinen Eltern "stellen will", so spricht dies einduetig für ihren lobenswerten Charakter!
Und wenn deine Eltern es spätestens dann noch nicht kapieren, das sie euch beide mit ihren Erwartungen überfordern, dann ist deren "Betriebsblindheit" leider schon im Endstadion und ich fürchte u n h e i l b a r!!
Aber manche wollen es erst wirklich realisieren, wenn es absolut ernst wird - vielleicht glaubten sie bis datto, euch einschüchtern zu können, um nicht das häßliche Wort erpressen zu verwenden!
Ich wünsche euch wirklich alles Gute und das deine Eltern irgendwann Verständnis für eure Situation aufbringen werden - vielleicht ist die Zeit bei ihnen noch nicht reif!!
Professionelle Hilfe könnte diesen Reifeprozess sicher beschleunigen!
Viel Glück wünscht euch mandy

  05-03-2007 09:35  412BJ
Landwirtschaft aufgeben
Hi Nitram!
Ich schreibe jetzt aus der Sicht deiner Freundin. Mir ist es damals auch so ergangen. Mein damaliger Freund (jetzt sind wir schon ein Paar Jahre verheiratet) hat auch einen sehr dominanten Vater. Es war eine sehr schwere Zeit für uns alle. Wir waren auch öfter knapp dran, das Handtuch zu werfen. Wir haben es nicht getan. Einige Reibereien gibt es heute noch und mein Mann ist auch öfter nervlich fertig, was sicherlich von den psychischen Strapazen zusammenhängt. Weil letztendlich waren dann sogar fast die ganze Verwandtschaft gegen uns, oder haben wir uns das dann nur mehr eingeredet. Geh wirklich zu einer Beratungsstelle. Lass dir helfen. Wenn deine Freundin dich liebt, werdet ihr überall glücklich, ob am Bauernhof oder ihr baut euch ein Haus. Schau dass du nicht von deinen Eltern abhängig bist. Ich bin mir sicher, mein Mann hätte das ohne mich, die hinter ihm gestanden, nicht geschafft. Klingt zwar blöd, aber gemeinsam ist man stärker. Letztendlich haben wir jetzt am Hof viel erreicht. Ich hätte auch einen sehr guten Beruf erlernt und bin jetzt sogar Bäuerin. Wie alt bist du und deine Freundin? Viel Glück und lass dich nicht unterkriegen.




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