Milchstreik und Spotmarkt: Interessen und Gewinner

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  15-09-2009 11:56  kotelett
Milchstreik und Spotmarkt: Interessen und Gewinner
Ein Milchstreik fördert das Spekulantentum auf dem Spotmarkt. Eine plötzliche und künstliche Verknappung der Milchanliefermenge führt zu einem Steigen des Rohmilchpreises auf dem Spotmarkt. Die Gewinner solcher Preisschwankungen sind Rohstoffspekulanten und Rohmilchlieferanten (Molkereien, Liefergemeinschaften bis hin zu einzelnen Milcherzeugern = "Freie Milch") die auf dem Spotmarkt ihre Milch verkaufen und durch die künstliche Verknappung kurzfristig entsprechende Gewinne einstreifen können. Zur Zeit der hohen Milchpreise im Jahr 2007, konnte diese Gruppe besonders profitieren. Die damalige, weltweit stark gestiegene Nachfrage nach Milch ließ den Rohstoffwert für Milch (Nichtfettwert und Fettwert, bei 3,7% Fett) auf über 45 Cent/kg steigen. Der Erzeugermilchpreis lag im selben Zeitraum noch bei ca. 35 Cent/kg. In dieser Zeit profitierten Spekulanten und Rohmilchlieferanten, die auf den Spotmärkten ihre Milch verkauften. Erst im Dezember 2007 stieg der Erzeugermilchpreis auf 40 Cent/kg und erreichte damit den Rohstoffwert von Milch. Mit Anfang des Jahres 2008 sank der Rohstoffwert für Milch plötzlich rapide ab und erreichte im März 2008 wieder das Preisniveau von Mitte 2006. Just in dieser Zeit wurden seitens jener, die zuvor die Bauern dazu ermutigten aus Genossenschaftsverträgen auszusteigen und sich Milchliefergemeinschaften anzuschließen, vermehrt Streikdrohungen geäußert und das, obwohl der Milcherzeugerpreis in Österreich noch bei ca. 40 Cent/kg lag. Als der erste Milchstreik in Österreich Ende Mai 2008 ausgerufen wurde, lag der Erzeugermilchpreis in Österreich noch bei ca. 38 Cent/kg, wohingegen der Rohstoffwert für Milch bei ca. 28 Cent/kg lag (Quelle: Institut für Ernährungswirtschaft e.V. und AMA). Aus dieser Analyse des Rohstoffmarktes für Milch kann man leicht ableiten, dass in erster Linie jene ein wirtschaftliches Interesse an einer Verknappung der Rohmilchmenge in Europa haben, die auf preissensiblen Spotmärkten operieren. Diese Rohstoffhändler sind auch die tatsächlichen Gewinner eines Milchstreiks, sofern er zu Rohstoff- und damit Produktionsengpässen in den Molkereien führt. Milcherzeuger mit Lieferverträgen ermöglichen durch ihren Lieferverzicht praktisch die Spekulationsgewinne für jene Bauern, die diese Verknappung der Rohmilchmenge am Spotmarkt ihrerseits ausschöpfen können. Jene Milchbauern, die mit ihrer Molkerei Produkte mit hoher Wertschöpfung herstellen, müssen dann indirekt die Mehrkosten der teueren Milchsammlung und Pönalen gegenüber den Abnehmern der Produkte über einen zukünftig niedrigeren Milchpreis bezahlen.
(BB-Info 08/09)

  15-09-2009 15:56  walterst
Milchstreik und Spotmarkt: Interessen und Gewinner
die Lösung, den Spekulanten dauerhaft die Grundlage zu entziehen ist ein stabil niedriger, am besten ein noch niedrigerer Bauernmilchpreis. Denn dann braucht der Spekulant nicht spekulieren sondern er hat seinen hohen Gewinn immer fix kalkulierbar.

Jetzt nicht die Nerven verlieren, sondern den niedrigen Preis durchhalten, bis die Spekulanten das Handtuch werfen und sagen: Ok. dann nehm ich halt den Gewinn !!!!

  15-09-2009 19:11  helmar
Milchstreik und Spotmarkt: Interessen und Gewinner
Jene deren Milch in den letzten Monaten nur über den Spotmarkt verkauft werden konnte, waren in der preislich schlimmsten Situation von allen Lieferanten, und wenn sich da jetzt etwas tut mit einem steigenden Preis gönne ich es einem jeden Einzelnen.......egal ob er jetzt zu einer Genossenschaft, Liefergemeinschaft oder sonstwie liefert. Sogar ich profitiere von einem steigenden Milchpreis am Spotmarkt, denn derzeit gibt es bei meiner Genossenschaft einen Verwertungsabschlag von0,3 ct/kilo.
Mfg, helmar



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