05-03-2009 20:42  landbau
Harnstoff
Hallo Forumsteilnehmer,

Neuerdings wird ja viel von dem geschütztem Harnstoff geredet.
Gibt es schon Erfahrungen aus der Praxis und wenn ja welche?

Mfg

Landbau

  05-03-2009 21:16  cowkeeper
Harnstoff
Werde ich wahrscheinlich bei nächster Gelegenheit (nächste KF-Mischung) verwenden, man kann damit eine stabilere N-Versorgung im Pansen sicherstellen, das ganze zu einem günstigeren Preis als mit Soja/Raps etc.
Aber bis jetzt auch noch nicht verwendet.

lg cowkeeper


  06-03-2009 08:49  Gewessler
Harnstoff
@cowkeeper
ob geschützt oder nicht kommt auf die Art der Verabreichung an, Transponder, Hand oder TMR.
Wenn über Transponder brauchst Du den teuren geschützten nicht zu kaufen!
Max. Einsatzmenge pro Tag 200 g allerdings genügen meist 50 g.
Billiger als Soja aber nur dann verfüttern wenn Du Mangel an Mikrobeneiweiß hast!
(bei höheren Buttersregehalten in Silage z.B. , RNB unbedingt beachten!!!)


Franz

  06-03-2009 08:54  ggp
Harnstoff
hallo,

anbei einge Informationen - zum nachdenken:

Der Handelsname des verkapselten Harnstoffs ist „OptiGen“ und wird von der Firma Alltech (USA) hergestellt. Das Produkt besteht aus herkömmlichem Futterharnstoff, der von einer Fettkapsel umgeben ist. Ziel von OptiGen ist, die Stickstofffreigabe im Pansen im Vergleich zu herkömmlichem Harnstoff zu verlangsamen. Damit sollen die Pansenmikroben den abgebauten Harnstoff effizienter nutzen und die Kühe mehr Milch geben.
Harnstoff hat 46% Stickstoff, umgerechnet auf Protein ergibt das einen theoretischer Proteingehalt von ca. 290%/kg (46x6,25). Futterharnstoff hat eine RNB von +460g/kg. Harnstoff hat 0,0 MJ NEL und 0,0 gnXP/kg. Harnstoff enthält kein Rohprotein, also auch keine Aminosäuren. Wird der Harnstoff geschützt, wird Stickstoff in den Dünndarm geschoben und Stickstoff ins Blut aufgenommen – Blut- und Milchharnstoff steigen.

Versuche haben gezeigt (University of Vermont), dass der Abbau von OptiGen nicht viel langsamer ist, als jener von herkömmlichem Futterharnstoff. Ebenso gaben die Kühe in der OptiGen-Gruppe weniger Milch als in der Kontrollgruppe 35,6 kg vs. 34,8 kg. Allerdings stieg in der OptiGen-Gruppe der Stickstoffgehalt in der Gülle.


1. OptiGen ist im Verkauf kaum argumentierbar: OptiGen wird am Lieferschein als „Futterharnstoff“ deklariert; für den Kunden ist der Unterschied ob Futterharnstoff od. OptiGen nicht erkennbar;

2. OptiGen ist zur Ergänzung von Sojarationen gedacht: OptiGen kommt aus einem Land (USA), indem kaum schnell abbaubares Eiweiß aus Rapsprodukten verfügbar ist (kaum Rapsanbau in den USA, nur Kanada); bei uns Rapskuchen, Rapsschrot und andere Eiweißfutter
3. OptiGen steigert nicht die Leistung und/oder Futteraufnahme; OptiGen führt lediglich zur Gülleaufwertung – sagt die Univ. von Vermont, USA


lg ggp


  07-03-2009 10:05  cowkeeper
Harnstoff
Also wenn der Optigen-Harnstoff genauso schnell verfügbar wäre, wie der andere, dann dürfte er ja nicht wieder hinten raus gehen, denn normaler Harnstoff wird im Pansen sehr schnell umgesetzt.

Dass man aber, wenn man eine höhere Proteinversorgung anstrebt, auch höhere Verluste hat, versteht sich von selbst, was sonst wäre der Harnstoff in der Milch, der bei besserer Versorgung mehr ausgeschieden wird.
Aber dass es günstiger sein wird, wenn möglich einen Teil des N-Bedarfs für Mikrobeneiweiß nicht über den Umweg über Futterpflanzen bereitzustellen, erscheint einem ja auch logisch. Wie gesagt, nur einen kleinen Teil, genau berechnet und dosiert, alles andere wäre kontraproduktiv.
Und die konstante N-Versorgung der Pansenmikroben durch den Optigen-Harnstoff, die stabilere Pansenverhältnisse schafft (oder schaffen kann) leuchtet mir auch ein.

Also, ich werde euch in ~2 Monaten berichten wies funktioniert.

mfg
cowkeeper


  09-03-2009 11:55  Gewessler
Harnstoff
@ggp: alle von uns untersuchten Rapsproben hatten eine UDP von >40!
DLG 1997 :30 also von wegen schnell abbaubares Eiweiß - so nebenbei ist Raps eine Ölfrucht und bei den heurigen Futterproben mit sehr hohen Buttersäurewerten absolut unbrauchbar bei der Milchkuh!
Wir brauchen was für die Pansenmikroben: Soja und Harnstoff z.B.

  09-03-2009 19:25  cowkeeper
Harnstoff
@gewessler

Erst mal Respekt vor dir, es gehört schon einiges dazu sich hier als TA mit evtl. doch umstrittenen Themen der Öffentlichkeit zu stellen.

Zum Thema Harnstoff, würdest du normalen "Futter"Harnstoff auch in KF einmischen, das über Transponder verabreicht wird. Mein aktueller Harnstoff-wert liegt ca. bei 22. Ich würde jetzt keine Riesenmengen einsetzen, aber eben ein Quentchen um in eine bessere Versorgung zu kommen.
(Meine derzeitige Ration besteht aus Gras-Silomais-Biertreber-Körnermais-Tritikale-HPSoja-Rapsschrot. + KF Eigenmischung aus Körnermais-Trockenschnitzel-HPSoja-Rapsschrot-Gerste-Tritikale).

Wird ihnen (den kühen) der normale Harnstoff nicht zu schnell oder zu ungleichmäßig ? (hab teilw. nur ca. 5-6 Kraftfuttergaben/Tag, weil die Box überlastet ist)

preislich wäre ja der normale Futterharnstoff extrem interessant.

mfg cowkeeper





  09-03-2009 22:32  Gewessler
Harnstoff
@ cowkeeper: respekt brauchst mir koan zolln- i bin a Steirer und somit von Geburt an ein Revoluzzer und was die Kammerfuzzis von mir denken is ma blunzn wurscht - aber i hab aktuell mindestens drei Verfahren hängen, weil i da gsagt hab, daß die deppate BT Impfung für mindestens die Hälfte der Tierärzte a Riesengschäft is - ich widerrufe hiermit: die BT Impfung ist für die Hälfte der Tierärzte kein Geschäft!
Zu Deiner Gschicht: wichtig ist heuer ganz besonders das GF genau zu beurteilen!
rel. hohe Buttersregehalte bei nahezu allen Schnitten. Dort wo die gem. Rispe ein Problem ist auch noch Hefen also Nacherwärmungen - somit wurde nicht nur die Energie und die Milchsre von den Clostridien und Hefen gefressen sondern auch das EW - also brauchst Du was für die Pansenmikroben - also lass als erstes einmal den Raps aus der Ration. Dann schau einmal wie sich das ändert. Du kannst ohne weiters bei den günstigen Preisen Harnstoff einsetzen, es genügt meist ca. 50 -100 g/Tier und Tag.
Vom geschützten halt ich auch nit viel -ich will ja schnell verfügbaren N haben. Bezüglich einmischen: die Firmen bieten das meist in einer Fertigmischung an.
Lass Dir einfach Angebote geben.

  13-03-2009 08:07  Flanton
Harnstoff
Warum soll er mit 22 Harnstoff was ändern. Ist doch optimal! Ich würde hier keinen Futterharnstoff dazufüttern.
Interessant wäre, ob der Harnstoffgehalt innerhalb der Leistungsklassen unterschiedlich ist, aber sonst sehe ich keinen Anlass etwas zu ändern.





  13-03-2009 15:57  cowkeeper
Harnstoff
Weil die verdauung noch nicht optimal läuft, d.h. im Pansen noch N-Mangel herrscht, und somit Faser, Stärke, etc. noch nicht optimal verdaut wird, sieht man am Kot, wenn noch unvollständig verdaute Reste vorhanden sind. Obwohl Pansenfüllung maximal ist, es ist eher schon eine "Hungerbeule" statt Hungergrube an der rechten Seite. *g*


lg cowkeeper



  07-04-2009 10:53  SMR
Harnstoff
Verehrte Forumsteilnehmer

Als Mitarbeiterin der Firma Alltech möchte ich hier kurz die Gelegenheit ergreifen die Darstellung des Teilnehmers GGP zu kommentieren.

1. Bei Optigen handelt es sich nicht um verkapselten Harnstoff. Es handelt sich um langsam verfügbaren Harnstoff. Verkapselt oder geschützt ist ein irreführender Begriff, da wir Harnstoff beim Wiederkäuer im Pansen und nicht im Dünndarm benötigen. 80 % des Stickstoffs von Optigen werden in den ersten 8 Stunden im Pansen freigesetzt. Dies wurde an fistulierten Kühen direkt im Pansen untersucht. Die Proteinabbaubarkeit in % entspricht nahezu dem Verlauf der Abbaurate von Soja bzw. Raps.

2. Der Einsatz von Optigen bedarf einer Anpassung der Futterration, um die notwendige Energie für die Pansenmikroben bei gleichbleibender Stickstoffbereitstellung sicherzustellen (Synchronisation). Dabei ersetzen 100 g Optigen plus 0,7 kg TS Maissilage ca. 800 g Sojaschrot bzw. 1 kg Proteinkonzentrat. Ziel ist es, Rohproteinkomponenten in der Ration zu vermindern und den Anteil an Grundfutter in der Ration zu erhöhen (pansenfreundlichere Ration). Des Weiteren wird eine bessere Ausnutzung des Grundfutters beobachtet. Hierbei handelt es sich um einen Rationseffekt – nicht um einen Produkteffekt! Optigen wird also eingesetzt um pflanzliche Proteinträger einzusparen – nicht umgekehrt. Des Weiteren kann – nicht muss!!! – die Leistung und die Futteraufnahme gesteigert werden. Dies ist aber – wie immer – von den Gegebenheiten auf dem Betrieb abhängig (z.B. Grundfutterqualität)

3. Versuch der Universität Vermont: die Studie wurde 2003 im Journal of Dairy Science veröffentlicht und mit dem Produkt Optigen 1200 durchgeführt. Die Firma Alltech hat das Produkt Optigen und die Technologie 2004 von der Firma Agway's CPG Nutrients übernommen und weiterentwickelt. Studien lassen sich aus diesem Grund nicht 1 zu 1 übertragen. Des Weiteren wurde in dem Versuch die Ration nicht angepasst, sondern das Produkt lediglich on Top gefüttert.

4.Sie haben Recht: Optigen gehört laut Futtermittelrecht zu „Harnstoff und seine Derivate“ und ist von daher u.U. auf dem Sackanhänger nicht von normalen Futterharnstoff zu unterscheiden. Jedoch gehe ich davon aus, dass die Firmen die neue Harnstoffquelle argumentieren und beraten. Eine Beratung und gezielte Einsetzung des Produktes (Anpassung der Ration) ist unbedingt notwendig.

Ich hoffe ich konnte ihnen ein paar weitere Denkanstöße geben und wünsche Ihnen noch weiterhin eine gute Diskussion im Forum.

Mit freundlichen Grüßen
Susanne Roth




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