Antworten: 9
  27-12-2008 19:49  kotelett
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Viele von uns machen sich Gedanken, warum wir (angeblich) so wenige fähige Politiker haben. Der nachfolgende Kommentar von Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) könnte eine mögliche Antwort sein:

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Es gibt kein Leben nach der Politik

Von Andreas Koller am 22. Dez 2008 um 19:31

Entlassene Häftlinge können auf mehr Wohlwollen bei der Jobsuche hoffen als entlassene Politiker.
Sachdienlicher Hinweis für Spitzenpolitiker: Sollte Ihre Karriere eines Tages zu Ende sein, wäre es ratsam, wenn Sie an dem Tag, an dem Sie aus der Politik scheiden, auch gleich aus dem Leben scheiden. In diesem Fall sichern Sie sich wenigstens eine gute Nachred'. Ansonsten gilt: Egal, was Sie nach ihrem Abgang aus der Spitzenpolitik anfangen - es wird Ihre Umwelt neidisch und daher Sie unglücklich machen. Es gibt, scheint's, kein Leben nach der Politik. Zumindest gönnt man es Ihnen nicht. Wenn Sie die Gehaltsfortzahlung für Politiker in Anspruch nehmen (ein vom Boulevard heftig umkrähtes „Privileg", das in Form der Abfertigung jedem Arbeitnehmer zusteht) wird man Ihnen vorwerfen, dass Sie dem Steuerzahler auf der Tasche liegen. Wenn Sie als Abgeordneter ins Parlament wechseln, wird man Ihnen vorwerfen, dass Sie Ihren Nachfolgern das Leben schwer machen. Wenn Sie eine Funktion in der Wirtschaft annehmen, wird man Ihnen vorwerfen, dass Sie sich's gerichtet haben. Und wenn bekannt wird, dass Sie an Ihren alten Arbeitsplatz zurück kehren, wird unter Garantie irgendjemand eine Aussendung mit dem Titel: „Peinlicher Versorgungsjob für Ex-Bundeskanzler Gusenbauer" in die Welt jagen (und in der Tat: Beim BZÖ war es gestern zur Mittagsstunde so weit). Rund um die jüngste Regierungsbildung und die damit verbundenen Ministerrücktritte haben wir alle vier geschilderten Reaktionen erlebt. Die letzte - wie erwähnt - gestern im Zusammenhang mit dem Ex-Kanzler und seinem Job bei der niederösterreichischen Arbeiterkammer. Man kann hier wie unter einem Brennglas zwei Phänomene unserer Tage beobachten: Zum einen die wie eine Massenpsychose grassierende Politikerverdrossenheit, die längst in Politikerhass umgeschlagen ist. Und so weit führt, dass Teile der Öffentlichkeit einem Ex-Politiker das Recht auf eine bürgerliche Existenz absprechen. Zum anderen wird klar, warum immer weniger Persönlichkeiten, die ihre fünf Sinne beisammen haben, noch Politiker werden wollen. Also einen Beruf ergreifen, der ein Mindestmaß an Privatsphäre, ein Mittelmaß an Gehalt und ein Höchstmaß an öffentlichem Neid garantiert. Und die Gewissheit mit sich bringt, dass ein entlassener Stein-Häftling auf mehr Wohlwollen bei der Jobsuche hoffen kann als ein entlassener Politiker.

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  27-12-2008 20:14  Haa-Pee
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der text und der inhalt sind absolut müssig und jeder entbehrung wert!

dass die meisten relativ "tauglichen" politker auch in der privatwirtschaft gut unterkommen oder gekommen sind dafür gibts jede menge beispiele!

dass gusenbauer wieder seinen AK job annimmt spricht für ihn er war meiner meinung nach von den ganzen bisherigen kanzlern "a ehrliche haut" und sicher auch "fähig"!

kleines beispiel für mittelmässiges politiker einkommen

franz vranitzky bundeskanzler a. D. bekam "rechtens" von wolfgang flöttl für ein 1 std beratungstelefonat ein sattes honorar von 70000 euro!

viktor klima schwachmattiger und hinterfotziger grinser in person, bundeskanzler a.D. einen "schönen" Job von VW in Argentinien....

karl heinz grasser ex finanzminister einen honorigen 3 mio euro job für relativ wenig arbeit bzw gar keine leistung beim anleger bescheisser unternehmen Meinl Bank....

die liste von ex politiker die nachher bestens versorgt sind liesse sich beliebig fortsetzen.....

also wenn man sowas reinschreibt sollte man wenigstens nur annähernd die sachlage kennen!

  28-12-2008 08:41  ALADIN
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Wer ist denn schuld, dass die Politiker ein so schlechtes Image haben? Erstens sind sie schlecht bezahlt, im Vergleich zur Wirtschaft. Die fähigen und zum Teil ehrlichen Leute gehen in die Wirtschaft und die Schleimer bleiben übrig. Die bewerben sich nun um einen Politikerposten. Was müssen sie tun, um gewählt zu werden? Sie müssen den dummen WählerInnen den Sunnyboy (girl) vorspielen, auf jedem Zeltfest auftreten (Seitenblicke!)........ dann werden sie gewählt. Wenn einer Sachverstand und Weitblick hat, wie z.B: Gusenbauer, hat er keine Chance. Er wird von der Presse niedergemacht und dann auch nicht gewählt oder eben abgewählt. Danach wird er auch noch verspottet, weil er einer "ehrlichen" Arbeit nachgeht.

  28-12-2008 09:25  helmar
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Servus Aladin...da hast du wieder mal voll ins Schwarze getroffen.......sollte ich mich widerholen, dem Gusi oder Willi würd ich ein gebrauchtes Auto abkaufen........deren strahlenden Nachfolgern nicht....
Mfg, helmar


  28-12-2008 09:49  rossz
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@aladin
Du hast es auf den Punkt getroffen.
Die Medien regieren dieses Land.
Dich.&Co tragen die Politiker hinauf und wenn
ihnen dann etwas nicht passt,schneiden sie ihnen
den Ast wieder ab auf dem sie sitzen.

L.Gr.
Rossz

  28-12-2008 09:58  Gourmet
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@ALADIN

Gute Worte. Genau so ist es. Wer wirklich gut ist, wird sich niemals dem Risiko aussetzen, alle paar Jahre vom völlig unberechenbaren Wähler auf die Straße gesetzt zu werden.

  28-12-2008 10:11  halodrio
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Aber scheinbar gibt es immer genug Nachschub sonst würde nicht so oft Gewählt. Am leichtesten haben es Politiker die vorher schon als Beamte gearbeitet haben. Fallen wenn sie aus der Politik ausscheiden meisten Bergauf. Wie ist das etwa mit der neuen Justizministerin jetzt macht sie die Gesetze und danach Vollstreckt sie sie wieder.
Lg

  29-12-2008 13:02  kotelett
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@aladin

Tolle Analyse. Du hast meine volle Zustimmung.



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