Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht

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  19-02-2008 11:33  Kathi
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Hallo

naja eigentlich steht da nur, was ich eh weiss - vielleicht wenn man keinen Überblick hat, nicht schlecht - so gabs noch keinen "aha-Effekt"

Aber bei den Beiträgen an den Zuchtverband und TGD ist es nicht schlecht, dass sie da mal einen Programmierer angestellt haben, dass die ganzen gesammelten Daten auch mal ausgewertet werden.

LG
Kathi

  19-02-2008 12:09  kraftwerk81
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
ungewohnt und unübersichtlich

Es sind schon einige Sachen drauf die der Übersicht nicht beitragen. Ich hab zB. 4 verschiedene Rassen Milchkühe wo überall die Durchschnittswerte pro Rasse extra drauf sind. Das ist vollkommen für die Fisch! Auch die Abweichung von der letzten zur aktuelle Probemelkung interessiern mich nicht. Allein schon deswegen weil durch den Wechsel 6 Uhr morgen und 5 Uhr abends der Probennahmen schon der Unterschied schon 20% beträgt.

Ansonsten ist nix drauf (bis auf die Behandlungen) dass man nicht auch vorher schon herauslesen konnte.

Mir wär lieber die Besamungsdaten wäre aktuell anstatt der neuen Aufmachung!

  19-02-2008 12:49  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@kuhmechaniker

In Deiner Visitenkarte sehe ich, dass Du aus Tirol bist. Da wird das Monitoring doch eher ignoriert. Zumindest von den Tieräzten, habe ich gehört.
Grundsätzlich glaube ich, dass auf den Berichten nicht mehr drauf steht, als was jeder Tierhalter sowieso viel besser wissen sollte. In meinen Augen ist es ein verzweifelter Versuch, einen zusätzlichen Nutzen aus der Milchleistungskontrolle zu holen, um die hohen Kosten zu rechtfertigen, weil viele Bauern überlegen, auszusteigen.
So gesehen, sehe ich das Tiroler System der Milchleistungskontrolle als zukunftsweisend, weil es sehr viel billiger ist und vermutlich auch die selben Daten liefert.

  19-02-2008 22:12  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@kuhmechaniker

Das sind ja schwere Anschuldigungen, die Du da gegen die ZAR vorfährst. Ich würde aber nicht dem Datenmodell die Schuld geben. Ein anderes Modell ändert zum Beispiel an der Tatsache, dass gerade die Züchter von Stiermüttern oder Biobauern ein gutes Motiv haben, das Monitoring zu täuschen, nichts. Und weil es deshalb nicht funktioniert, glaube ich auch nicht, dass dabei wirklich verwertbare Zahlen herauskommen.


  20-02-2008 09:07  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@kuhmechaniker
Das Gesundheitsmonitoring bezieht doch einen großen Teil seiner Daten aus der Leistungskontrolle. Ergänzt mit den Diagnosedaten der Tierärzte wird dann viel Papier produziert. Die Verträge zur Teilnahme werden von den Kontrollassistenten der Leistungskontrollverbände vermittelt. Was meinst Du genau, sollte ich hier verwechseln?

Ich sehe es nicht unbedingt als Luxus, etwas Eigenes zu haben (beim Datenmodell), sondern eher als Produkt einer sehr langen Entwicklungsgeschichte der Milchleistungskontrolle in Österreich. Vermutlich gibt es keinen wichtigen Grund, es umzustellen.

  20-02-2008 20:18  Flanton
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Als Biobauer würde ich nicht beim Monitoring mitmachen. Bei den Kontrollen kann man jetzt ganz super die Einhaltung der Tiergesundheitsvorschriften kontrollieren. Kuh Elsa wurde wegen Euterentzündung behandelt, doppelte Wartezeit, wie schaute die tägliche Anlieferung aus?
Fruchtbarkeits - Hormonbehandlungen, .... usw. alles dokumentiert.
Hier haben wieder etliche Kontrollore ein neues Betätigungsfeld bekommen.

Was mich übrigens am Bericht stört ist, dass 1. die Zusammenfassung der Leistungsgruppen nicht gleich unter den Stalldurchschnitten steht, und dass bei den Kühen auf der 1, Seite nicht die Rasse dabei steht.. Die Klassenbezeichnung scheint auch eine an den Haaren herbeigezogenen Zahl zu sein.

Zu den Besamungsdaten: Lieber Kollege, mach einfach den Besamungskurs, dann kannst du die Besamungen selbst in die Datenbank eingeben und die Bericht sind aktuell.



  20-02-2008 21:28  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@Flanton

Genau solche Sachen habe ich gemeint. Und was mich wirklich erschüttert: Eine Biokuh, die dreimal im Jahr behandelt wird, verliert den Biostatus. Das alleine ist nicht das Problem, für problematisch halte ich, dass die Bauern beim 'Verkauf' des Teilnahmevertrags oft nicht darauf hingewiesen werden, dass mit dem Monitoring ein zentrales Register für Behandlungen geschaffen wurde.
Im Grunde schafft man damit ein Kontrollsystem, das die Konsumentenvertreter gerne annehmen werden. Und da es jetzt, wie ich gehört habe, Geld aus dem Gesundheitsministerium zur Unterstützung dieses Projektes gibt, ahne ich da Schlimmes. Da braucht niemand aus der Landwirtschaft sich mehr über die EU-Bürokraten beschweren, an diesem Beispiel habe ich den Eindruck, dass die bäuerlichen Vertreter noch gerne etwas mehr Kontrollen hätten.

  20-02-2008 22:59  binido
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Mir gefällt der neue Tagesbericht schon, er befindet sch auf dem besten Weg zu einem richtigen Kuhplaner zu werden.
Das Gesundheitsmonitoring ist eine gute Idee (gehört auch zu einem Kuhplaner) leider wird es von den Tierärzten und Tierhaltern zuwenig konsiquent verfolgt (Aufzeichnungen).
Zur Kritik das die Belegdaten zu langsam in den Tagesaktionsberichten einfliesen liegt an den Stellen die diese Daten eingeben (Tierärzte bzw. Besamungsanstalten).

  21-02-2008 09:16  EggerDanner
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Zitat: "Was ich z.B. überhaupt nicht verstehe, ist, warum man zuerst eine an sich sehr gute Idee aus Deutschland abkupfert, diese dann mit einem siebenstelligen Budget um die innovativsten und für die Tiergesundheit wichtigsten Elemente "bereinigt" und zu guter Letzt den kläglichen Rest als Segen für den Milchviehhalter verkauft."

Die sehr gute Idee aus Deutschland von der Sie sprechen, die wir abgekupfert haben sollen, ist mir nicht bekannt. Meines Wissens gibt es dort derzeit kein Deutschland weites Projekt. Ich weiß, dass das VIT_Verden ein Projekt hat, in Baden-Württemberg ein Konzept für ein Projekt in diesem Bereich besteht und in den neuen Bundesländern bei einigen Großbetrieben Gesundheitsdaten erhoben werden.

Zitat:"Ich glaub' nicht, dass dort gelernte Informatiker am Werk sind. Eher Verwandte und Bekannte diverser Zuchtverbandsobmänner. "

Die Programmierung im Projekt wird von der EDV-Firma Plandata durchgeführt. Um es richtig zu stellen, auch bei der ZuchtData sitzen keine Verwandten von Zuchtverbandsobmännern. Dass man durch die Zusammenarbeit zu Bekannten wird, liegt in der Natur der Zusammenarbeit zwischen Menschen.

Zitat: "Allerdings muss doch die Frage gestattet sein, warum man sich in Österreich den Luxus eines eigenen Datenmodells leistet und nicht auf bewährte Standards zurückgreift. PS: Ach ja - es ist ja nicht nur das Datenmodell. Alleine mit der Definition der Diagnoseschlüssel hat man einige Monate verschwendet.... Und ja, richtig geraten, auch die wären schon vorhanden gewesen."

Es gibt international verschiedene Diagnoseschlüssel. Im Zuge des Projektes wurde sehr wohl geprüft, ob man einen bestehenden Diagnoseschlüssel übernehmen kann. Der naheliegendste Schlüssel wäre der Zentrale Diagnoseschlüssel Rind aus Deutschland (oder auch Staufenbiel-Schlüssel). Dieser Diagnoseschlüssel umfasst aber ca. 700 verschiedene Diagnosen. Es war wichtig, diesen auf die wesentlichsten Diagnosen zu kürzen, damit er auf der Rückseite der Arzneimittelbelege Platz findet. Ein ausführlicher Diagnoseschlüssel ist nur bei Einsatz von EDV-Lösungen in der Tierarztpraxis möglich. Für die Zuchtwertschätzung und die Bereitstellung der Informationen für den Landwirt müsste er aber erst wieder verdichtet werden. Durch eine Synonymaliste ist die Verknüpfung zum Staufenbiel-Schlüssel möglich.

Zitat:"Ein anderes Modell ändert zum Beispiel an der Tatsache, dass gerade die Züchter von Stiermüttern oder Biobauern ein gutes Motiv haben, das Monitoring zu täuschen, nichts. Und weil es deshalb nicht funktioniert, glaube ich auch nicht, dass dabei wirklich verwertbare Zahlen herauskommen."

Es ist das Ziel, in Zukunft den Bauern für Stiere auch Gesundheitszuchtwerte anbieten zu können. Für die Schätzung von Zuchtwerten von Stieren sind vor allem die Leistungen der Töchter dieser Prüfstiere von Bedeutung. Entscheidend für die Zuverlässigkeit dieser Zuchtwerte ist, dass möglichst viele Töchter von Prüfstieren auch auf Betrieben geprüft werden, wo Diagnosedaten erhoben werden. Gesundheitszuchtwerte von einzelnen Kühen wären nicht aussagekräftig, daher wird es auch für Kühe und Stiermütter keine Gesundheitszuchtwerte geben. Stierzuchtwerte sind das Ziel. Wenn man die Fitness erhalten bzw. verbessern möchte, wird man sich langfristig nicht leisten können den Gesundheitsbereich auszuklammern.

Dass es international immer mehr in Richtung vorbeugen, früh erkennen geht, zeigt auch die neue EU Tiergesundheitsstrategie (2007-2013). „Prevention ist better than cure“ – Vorsorge ist besser als Nachsorge.

  21-02-2008 10:30  Programmierer
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@EggerDanner

Sind Sie es wirklich? Der Qualität der Antwort nach, tatsächlich. Es freut mich, dass Sie hier mitlesen und Stellung nehmen.

Normalerweise lese ich hier nur neben meiner Arbeit am Computer mit. Was hier diskutiert wird, ist aber für mich als Programmierer, der fast täglich mit Bauern und Tierärzten zu tun hat, interessant und dass teilweise ein etwas rauer Ton herrscht, zeigt nur, dass die Diskussionen aus dem wirklichen Leben sind und nicht schöngefärbt werden.
Vielleicht kommen Sie ja zum Treffen am 1. März nach Sattledt. Angeblich soll ja auch der kuhmechaniker kommen und da könnten sich interessante Diskussionen entwickeln. Ich werde auf jeden Fall versuchen, dort zu sein.

Freundliche Grüße, Andreas Neumayr

  21-02-2008 11:12  Programmierer
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@kuhmechaniker
Du meinst den Herrn Dr. Michael Neumayer aus Neukirchen am Großvenediger? (http://www.kim-kuh.at/) Ja, das ist wirklich eine gute Idee. Frag ihn doch, ob er am 1. März in der Nähe ist. Extra drei Stunden anreisen wird er vermutlich nicht, weil es einen großen Bedarf an seiner Beratung gibt und er wahrscheinlich nicht einen ganzen Tag für ein Treffen aufwenden wird. Aber vielleicht macht er es doch, fragen kann man ja. Ich werde ihn über die Diskussion hier informieren.

  21-02-2008 11:17  kraftwerk81
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@ Flanton,

"Zu den Besamungsdaten: Lieber Kollege, mach einfach den Besamungskurs, dann kannst du die Besamungen selbst in die Datenbank eingeben und die Bericht sind aktuell."

Ja, aber nur um aktuelle Daten zu haben? Leider rentiert sich bei meiner Betriebsgrösse keine EB.

  21-02-2008 20:01  edde
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
ich selber bin zwar zuchtverbandsmitglied, doch nehm ich an gesundheitsmonitoring aus prinzip nicht teil. weil ::
ist es eigentlich diversen programmideengestaltungsköpfen bekannt, was ein viehbauer und ständig wachsender betrieb alles an bürokratischem wahnsinn bewältigen muss-soll ??
ist es bekannt, dass sich die potenzielle übernehmergeneration zusehens aus der mitarbeit ab betrieb ausklinkt ?? wer bleibt für all die arbeit übrig ??
ist es bekannt, dass im UBAG jede führe mist, jedes fass gülle aufgezeichnet werden muss ??
ist es bekannt, welche freizeit und lebensqualität die ausserlandwirtschaftliche bevölkerung geniesst im vergleich zu einem betriebsleiter milchvieh ?
wenn erwartet wird, dass ein einzelner betrieb heute die kühe versorgen soll, welche vor 50 jahren ein ganzes dorf hatte gibt es nur den einen weg, nämlich die bauern von dieser bürokratielast zu befreien und nicht jedes jahr irgend neue spitzfindigkeiten anzupreisen.
und überhaupt werden gesundheitsrelevante zahlen durch zellzahl, durchschnittsalter der nachkommen , abgangsursache sowieso erhoben und das genügt
mfg

  21-02-2008 20:16  Kathi
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Hallo Edde

ich hab keine Ahnung von welchem Mehraufwand du redest - das rennt alles über die Daten vom TA - ich hab keinen Strich arbeit mehr - selbst die TGD aufzeichungen hat unser TA optimiert und ich muss am Computerausdruck nur mehr Einsatzdatum und Unterschrift schreiben - und alles in den Ordner abheften, der seinen fixen Platz im Stall hat.

LG
Kathi

  22-02-2008 00:38  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Ich halts normalerweise mit Grillparzer: Da tritt der Österreicher hin vor jeden, denkt sich sein Teil und lässt die andren reden.
Habe mir die Diskussion durchgelesen und muß mit meinen Grundsätzen brechen und einmal Stellung nehmen.

1. Als Tierarzt bin ich verpflichtet die Diagnose auf dem AAA ( Arzneimittel-Abgabe u. Anwendungsbeleg) zu schreiben.Es ist aufgrund der unleserlichen Schrift meiner Kollegen besser wir könnten das mit einem Zahlencode machen. Geeignet ist der Stauffenbielschlüssel, den die Deutschen Kollegen (und ich) anwenden ( ca. 1200 Diagnosen).
Die Tierärztekammer ( Dr. Obritzhauser u. Dr. Holzhacker) haben sich für einen kurzen Schlüssel also 100 Diagnosen entschieden um es den Tierärzten nicht "zu schwer" zu machen. Meiner Ansicht nach gehört der Stauffenbielschlüssel her, oder der Norwegische Schlüssel mit 500 gängigen Diagnosen.
Das Argument der Tiroler Tierärzte ( erst am Sonntag hat mir Kollege Dr. Mader vom TGD das bestätigt) warum sie das Gesundheitsmonitoring ablehnen ist, daß die Landwirtschaft für ein Gesundheitsprojekt Mittel erhält aber der Tierarzt nichts. (Monetäre Ablehnung aus Neid) Sie nennen das Projekt Krankheitsmonitoring und den Feinkostladen Österreich Feinkotzladen - kann man bei Nestroy schon nachlesen über die Nestbeschmutzung der Österreicher, noch dazu von einer Berufsgruppe, die so von der Lebensmittelproduktion abhängt.
Sache ist: laut Tierarzneimittelkontrollgesetz muß der Tierarzt eine Diagnose dokumentieren !

2. Warum Gesundheitsmonitoring?
Es ist aus Tiergesundheitsgründen wichtig, Daten von Krankheiten zu sammeln und auszuwerten, egal mit welcher Programmier - Methode.
Beispiel: Mastitis - Kein TGD weiß, wieviel Staph. aureus Mastididen in seinem Bundesland auftreten oder Stoffwechselkrankheiten oder Klauen, oder Labmagenverlagerungen?
Mit dem Gesundheitsmonitoring haben wir , zugegebenermaßen zwar keine vollständigen aber zumindest einmal Daten von einem Teil der Kühe und können nun österreichweit gegen gewisse Krankheiten dagegensteuern sei es durch bessere Stierauswahl, bessere Beratung etc und können vorallem den Konsumenten europaweit ( weltweit) klarmachen, daß wir Österreicher die gesündesten Kühe mit der besten Milch betreuen - und für dieses Produkt auch mehr verlangen müssen.
Zum Unterschied unserer Nachbarn in der EU sind wir BVD , IBR/IPV, BSE , MKS , Para Tb frei !!!! und alle schauen auf das kleine Österreich, wie wir unsere Rinder gesundheitsmässig überwachen. Holland hat im Jahr 2006 - 32000 Zuchtkälber importieren müssen, weil sie aufgrund einer Abkalbungsrate von 2,09 / Kuh ihre Kühe selbst nicht mehr remontieren konnten ( Österreich und Bayern 3,8). Und diese Länder nehmt ihr euch als Vorbild? Ihr wißt ja gar nicht auf welcher Insel der Seligen ihr euch befindet.

Wenn ich meinem Vater zuhöre, wie schwieig es war in den 50er Jahren TBC frei zu machen, weil immer die beste Kuh im Stall befallen war, ohne klinische Anzeichen zu haben, so ist natürlich ein solches Projekt schwierig an den Mann ( Frau) zu bringen, wo der Landwirt keinen unmittelbaren Nutzen erkennen kann.
Jedenfalls das Ausland schaut auf uns und ich war dieser Tage am Milchviehtag in Hessen und auf einem Tierärztekongress in Frankreich, wo ich dieses österreichische Gesundheitsmodell vorstellen durfte und wurde von den Zuchtverbandsverantwortlichen und Tierärzten geradezu umlagert, wie das funktioniert.
Der erste Schritt ist jetzt getan und als weitere Schritte muß nun die Vernetzung mit den TGD erfolgen, daß diese ihrer Aufgabe gerecht werden können.
Können sie mir sagen, wieviele Ketosen, Stap. aureus infektionen , Rotavirusinfektionen bei ihnen im Stall im Jahr 2005 waren? Ihre Abgangsraten in Bezug auf Klauen, Euter, Alter, Milchleistung etc in den letzten 10 Jahren? Auf Knopfdruck?
Dazu braucht es einer Vernetzung aller beteiligten Organisationen TGD, ZAR, AMA, Tierärzte,.Milchlabors, Futtermittellabors., AGES.....
Erst wenn das geschafft ist, dann gibts als Vision den gläsernen Stall und sie haben keine AAA Belege mehr, sondern das steht dann alles online im Internet und somit ist der beklagten überbordenden Bürokratie endlich der Garaus gemacht. Aber das braucht Zeit und das Mitwirken aller um soweit zu kommen. Ich hoffe das noch in meiner Berufslaufbahn erleben zu dürfen. Solange sich vorallem die Tierärzteschaft dagegen wehrt wirds sicher nix.

Ich habe keine Angst vor einem Monatsbericht, aus dem hervorgeht, daß die Kuh Edelweiß vor drei Monaten wegen einer Mastitis behandelt wurde, dann nochmals und wieder und es hat eigentlich nicht genutzt, da muß ich mir halt in meinem Management was einfallen lassen oder ich flieg aus dem Betrieb.
Beispiel:- von meiner Klientel wrden pro Jahr ca. 700 Einzelmilchproben Bakteriologisch-Zytologisch im TGD Labor Ried untersucht, nebenbei ca. 300 Bestandsproben das sind über 1000 Proben , das Gesamtaufkommen des TGD Labors Ried für die Bundesländer OOE und SBG beträgt 10.000 Proben - haben die anderen Praxen keine Mastitis? Oder stellen die keine Diagnosen, wie werden die einmal erkrankten Tiere trockengestellt ? ( Mein Vater war Molkereidirektor - hat die Kondensmilch in Flaschen- MARESI erfunden - da haben wir einmal eine Umfrage unter Tierärzten gemacht wie sie ihr Trockenstellmanagement durchführen - Antwort war kurz so, daß das Medikament genommen wird wo der Tierarzt die besten Einkaufskonditionen gehabt hat - ist lange her, aber auch damals wurden Tierärzte vereidigt , jedenfalls hat dies nichts mit guter tierärztlicher Praxisführung zu tun aber heute macht dies jeder Kollege bestens , und die Proben machen sie selber, obwohl in OOE gratis)

Nun bekommt jeder Tierarzt aber die Daten der Milchleistungskontrolle gratis übermittelt (Monatsbericht Ges. Monitoring) und kann und soll nun von sich aus tätig werden nicht nur um die ZZ in den Griff zu bekommen sondern vorallem um die subklinischen Stoffwechselkrankheiten bereits im Vorfeld abzufangen. Und der Fett/ Eiweiß Quotient ist aussagekräftig. Daß die Harnstoffwerte und Laktosewerte aufgrund der einmaligen Kontrolle nicht zu brauchen sind müsst ihr selber mit den LKV´s klären , aber gerade aus Tirol ist ja damals die Forderung nach einer einmaligen Kontrolle gekommen. Und plötzlich haben die Kühe um 1000 Liter mehr Milch gegeben ( das war übrigens das Argument in OOE , daß man auf Einmalkontrolle umstellen muß, weil die Tiroler plötzlich so hohe Leistungen hatten und wir in OOE kein Zuchtvieh mehr vermarkten konnten - alleine wenn man um eine halbe Stunde später- was ja keiner macht- in den Stall zum Melken geht - macht das satte 1000 -1500 kg und da sollen wir dann großartig Fütterungsempfehlungen abgeben?
Ich besitze eine Praxissoftware und kann von allen meinen Kunden seit 1987 nachweisen, welches Medikament, mit Chargennummern ich jemals bei welchem Tier verwendet habe.

Ich kann über jede Diagnose seit nunmehr 20 Jahren Statistiken auswerten und somit eine Eigenkontrolle meiner Behandlungen durchführen.
Das ist Gesundheitsmonitoring - da kann ich Schwachstellen bei meinen Kunden erkennen und mit beheben helfen - also meine ureigenste Aufgabe als Tierarzt, auf die ich ja auch vereidigt wurde, durchführen, nämlich für gesunde Tiere zu sorgen, nicht nur kranke heilen helfen ( das gehört natürlich auch zum täglichen Repertoir einer Tierarztpraxis).

In Gießen hat heuer kein Bursch mehr auf der Tierärztlichen Fakultät mehr inskripiert, der Nutztierpraktiker wird eine Mangelware, das heißt, daß sich das Berufsbild scon in den nächsten Jahren gewaltig ändern wird. In Hessen einem der stärksten Milchländer der alten BRD, vorallem in Südhessen ist die Dichte der Rinderpraktiker auf über 70 km gesunken, das heißt von Schärding bis Wels kein Rinderpraktiker und die Stallmeister hat eine Geburt - da heißts warten oder schlachten - wenn da die blöden Bestimmungen nicht wären.
Detto suchen die Belgier, Engländer, Norweger .... händeringend nach Rinderpraktikern und wir leben im gelobten Land - zumindest einstweilen noch.

Ich möchte allen Lesern empfehlen, auch wenns schwerfällt mit ihrem Tierarzt darüber konstruktiv zu sprechen und auch mitzumachen, auch wenn wir Krankheiten monitoren müssen, dient das Projekt dazu mehr gesunde Tiere zu produzieren und dem leider gestiegenen Konsumentenschutz gerecht zu werden. Immerhin sind das unsere Abnehmer , umsonst heißt das Landwirtschaftsministerium in der BRD nicht Verbraucherschutzministerium - leider aber es ist so.

Dies sind Gedanken eines eingefleischten Rinderpraktikers , der seinen Beruf nach langen Jahren immer noch mit dem selben Enthusiasmus und von Visionen getragen ausübt.

Gute Nacht und viel Glück im Stall

Dr. Franz Geweßler


  22-02-2008 08:09  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@Gewessler

Zum Unterschied unserer Nachbarn in der EU sind wir BVD , IBR/IPV, BSE , MKS , Para Tb frei !!!! und alle schauen auf das kleine Österreich.....

Also das ist eine mutige Aussage .... es kommt immer darauf an, wie man Überwachungsbetriebe bezeichnet.
Hier bekommt die österrreichische Tierärztekammer eine glatte "Eins" von mir. Man schafft es, aus den Medien Material fernzuhalten - was auch gut ist.

Der Erfolg allerdings ist die Bekämpfung. Soviel Geld wie Österrreich in Seuchenprogramme steckt - wird nirgens anders auch nur annähernd verwendet. Österreich ist ein Verwaltungs - und Beamtenstaat, nützen tut es vorallem den Tierärzten. (Die höchste Dichte von Amtstierärtzen/umgelegt auf Viehzahlen). Ob es richtig ist oder falsch ist eine andere Frage, es ist eine Frage des Geldes...

  22-02-2008 11:42  kraftwerk81
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Letztendlich läuft das ganze auf eine Entmündigung der Bauern raus! "Gläserner Stall" für was soll das gut sein? Worauf soll das dann rauslaufen. Die TA laden sich selbst ein und die Kosten werden gleich vorab vom Milchgeld einbezogen oder wie?

  22-02-2008 16:30  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht

....wie eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, macht ein guter Name(Gesundheitsmonitoring) noch kein gutes Programm.

Erfreulich und bemerkenswert ist aber, das sich Fachleute hier zu Wort melden, und Ihre Sichtweise darstellen. Es ist und bleibt aber ein Lieb-Kind der Tierärztekammer - und gebeichtet wird am Bauernhof.

Dokumention(en) sind sinnlos wenn sie unverarbeitet bleiben. Ordnerweise Belege sammeln ohne Auswertung - der Sinn vom Monitoring ist klar...

Nur, selbst in Krankenhäusern und Pflegeheimen heißt das Schreckgespenst Dokumention.
Fazit: es bleibt weniger Zeit für die Betreuung, und dann hebt sich alles wieder auf...

Der Mykoplasmafall (ca. 200 Kühe) in Vorarlberg hat gezeigt das TGD weder als Frühwarnsystem was nützt, noch als Behandlungsprogramm. (mit Pressekonferenzen ist zwar den Medien geholfen, die Bauern bleiben aber im Regen stehen)

ich hoffe man reagiert jetzt auf die Blauzungenkrankheit - sonst gibts ein heißes Frühjahr - im wahrsten Sinne des Wortes...


  22-02-2008 16:54  freidenker
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht

>>Können sie mir sagen, wieviele Ketosen, Stap. aureus infektionen , Rotavirusinfektionen >>bei ihnen im Stall im Jahr 2005 waren? Ihre Abgangsraten in Bezug auf Klauen, Euter, >>Alter, Milchleistung etc in den letzten 10 Jahren? Auf Knopfdruck?

Ich würde sagen dass geht nur mich und meinen Tierarzt was an. that´s it

>>Erst wenn das geschafft ist, dann gibts als Vision den gläsernen Stall und sie haben keine >>AAA Belege mehr, sondern das steht dann alles online im Internet und somit ist der >>beklagten überbordenden Bürokratie endlich der Garaus gemacht. Aber das braucht Zeit >>und das Mitwirken aller um soweit zu kommen. Ich hoffe das noch in meiner >>Berufslaufbahn erleben zu dürfen. Solange sich vorallem die Tierärzteschaft dagegen >>wehrt wirds sicher nix.

Mir wird schlecht bei dieser Vorstellung.










  22-02-2008 20:32  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@ gute Antwort kuhmechaniker...



....oder anders ausgedrückt die E-Card für die Kuh.

Leider, liebe Experten und Fachleute zeigt sich unser Gesundheitskonzept vom Gläsernen zweibeinigen Patienten "bereits" als unfinanzierbar.
Jetzt will man das gleiche bei "Vierbeinigen" Patienten machen.

Motto: Wer soll das bezahlen .... wer hat soviel Geld.... wer hat soviel Grund und Boden... natürlich die Landwirtschaft. Irgendwie hat das Lied kein gutes Ende..... schade

  23-02-2008 11:32  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Sie werden doch nicht etwa Seuchenbekämpfungsprogramme den Landwirten überlassen wollen, das ist halt alleine vom Gesetz her bei anzeigepflichtigen Krankheiten eine Hoheitsaufgabe des Staates. Bei meinem Nachbarn sind Ende der 50 er Jahre 6 Kinder an TBC verstorben, sie werden doch nicht diese Bekämpfung, die ja erfolgreich war in Frage stellen wollen?
Amtstierärztedichte: Unsere Nachbarn haben zum Teil noch höhere Dichten an beamteten Tierärzten, nur sind die in den Tiergesundheitsdiensten und den Tierseuchgenkassen beschäftigt, die Kosten , die die BRD für die Seuchenbekämpfung staatlicherseits aufwendet ist zugegebenermaßen geringer, nur muß ich als Landwirt dort für die Tierseuchenkasse jährlich bezahlen und zwar pro Tier, also ist nur die Geldbeschaffung eine andere. Übrigens gönnt sich Norwegen die höchsten Subventionen, die Suchen Landwirte und Tierärzte also was hält sie noch hier?
Zum Kuhmechaniker: Alleine der Name sagt ja schon, daß sie nur auf Behandlung und nicht auf Prävention setzen wollen, auch der Link auf eine Pharmafirma in den anglikanischen Ländern drückt das ja aus ( Wahrscheinlich Jersey wegen der Steuern) - ist da ein Interesse am Verkauf von Medikamenten? Sind Sie der Herr Schreiber, der der ZAR angeboten hat als Fachmann für das Gesundheitsmonitoring als Berater (bezahlt natürlich) mit einem Herrn Grutzler zur Verfügung zu stehen?

TGD: War die Antwort auf den Medikamentenskandal - Vechta etc. Es haben sich halt die Namen geändert und es wird halt nicht mehr so viel unter der Hand verkauft, jede ich wiederhole jede parenterale Behandlung hat vom Tierarzt als ausgebildetem Fachmann zu erfolgen! Medikamente in Bauernhand haben nichts zu suchen! Und ich halte das so!

Das geht nur meinen Tierarzt und mich was an: Da lieber Schreiber sind sie falsch gewickelt - sie wollen ein Produkt verkaufen, das von Tieren stammt, die eventuell behandelt wurden, somit ist das legitime Interesse des Konsumenten gegeben, das zu wissen - oder haben sie Angst davor wenn sie legal Medikamente einsetzen, dies zu sagen? Oder setzen Sie vielleicht, wie in Tirol ja vorgekommen , Medikamente bezogen aus Holland ein - illegal?
Ich möchte an den Kälbermastskandal in Holland und der BRD erinnern als Beta Blocker verfüttert und s.c. unterhalb des Karpalgelenks injiziert wurden - und Kalbfleisch in der Diät in Altersheimen bei Herzpatienten verwendet wird. Damals hat man sich am Schlachthof in St. Marx gewundert, wie die Holländer das schaffen, Kälber mit 180 kg Schlachtgewicht, blütenweiß zu produzieren und noch dazu um einen solch niederen Preis - aber der Konsum ist ja Geschichte und solche Zustände wollen wir nicht, obwohl der Medikamentenhandel schon wieder fröhliche Urständ feiert.
Nochmals - Tierarzneimittel haben in bäuerlicher Hand nichts zu suchen und gehören lückenlos überwacht.
Gläserner Stall: Der Datenschutz muß gewahrt bleiben, die Verarbeitung der Diagnosen erfolgt ja anonym, aber da die Tierärzte großteils nicht mit geeigneter Computersoftware arbeiten ist halt einstweilen der Kontrollassistent in die Diagnosedatenermittlung eingebunden und leider können die ihre Verschwiegenheitspflicht ( die berühmte Pappn)nicht immer halten, aber es sollte die nachgelagerte Industrie ( Schlachthof, Molkerei) und die Behörde über den Medikamenteneinsatz informiert sein. Was heißt, daß der behandelnde Tierarzt elektronisch die Diagnosen und Behandlungen übermittelt, keine AAA Belege mehr schreiben muß und gewisse Daten ( vorallem Medikamente) für gewisse Institutionen zugänglich sind. Und das ist möglich und wird auch von der EU so angedacht, es steht und fällt nur mit dem Gallileosystem. Ich nütze die modernste Software die am Markt erhältlich ist und habe außer, einer Unmenge an produziertem Papier( tut den Schleifholzpreisen gut) deutlich mehr Zeit für meine Patienten da das lästige Schreiben von AAA Belegen und Besamungsscheinen der Computer übernimmt und der ist deutlich schneller als ich.

Ges. Monitoring Tirol: Es ist eh egal, ob bei den geringen Tierzahlen in Vorarlberg und Tirol die Landwirte an einem Monitoring Programm ( also erfassen von Merkmalen ) mitmachen, wichtig sind OOE , NOE und die STMK da wird das Programm sehr gut angenommen, die Tiroler Landwirte verwenden dann ja sowiso Sperma aus der Genetik dieser Länder.


Gruß Franz



  23-02-2008 12:44  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@Gewessler
Sie lassen ja den Tierarzt ganz schön raushängen. Ich halte dieses Obrigkeitsverhalten, das eh nur mehr ganz wenige Tierärzte haben, für überholt.

Medikamente in Bauernhand (nichts anders ist ja die Legalisierung über den TGD) wurde aber mit Zustimmung der Tierärzte gemacht. Kann es sein, dass die meisten Tierärzte eher täglich mit den Bauern im Stall stehen und die wirklichen Problem lösen wollen, anstatt in Berichten zu lesen und dann tätig zu werden? Oder gibt es zwei Arten von Tierärzten: Die, die wirklich gerne draussen arbeiten und Probleme lösen im Sinne des Landwirts und die anderen, die lieber in Computerprogrammen Auswertungen über die letzten 20 Jahre machen. Das ist sicher interessant, aber bringt es was?
Da wäre noch die nicht ganz unbedeutende Tatsache, dass dieses Tätigwerden dem Bauern oft gar nicht wenig Geld kostet. Oder soll der Tierarzt gratis arbeiten?

Ein Beispiel aus dem wirklichen Leben: Ein guter Bekannter von mir, nicht beim TGD, hat einen Tierarzt, der ihm, wenn es nochtwendig ist eine aufgezogene Spritze da lässt, für eine Nachbehandlung. Der Tierarzt braucht nicht noch mal hinfahren, kann in dieser Zeit bei einem anderen Kunden arbeiten und der Bauer spart auch Geld. Weder der Bauer, noch der Tierarzt haben einen Computer. Das kranke Tier wird gesund. Bauer zufrieden. Tierarzt zufrieden. Wo ist das Problem?

Da hätte ich eine kurze Frage: Wenn das Monitoring so anonym ist, warum muss dann die Tierarzt-Nummer erfasst werden?


  23-02-2008 13:01  freidenker
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
>>Das geht nur meinen Tierarzt und mich was an: Da lieber Schreiber sind sie falsch >>gewickelt - sie wollen ein Produkt verkaufen, das von Tieren stammt, die eventuell >>behandelt wurden, somit ist das legitime Interesse des Konsumenten gegeben, das zu >>wissen - oder haben sie Angst davor wenn sie legal Medikamente einsetzen, dies zu >>sagen?

Ein Markenfleischprogramm mit zb. Lebenslauf vom Tier inkl. allen Behandlungen wäre hier sicher ein guter Ansatz. Sie müssen halt am Markt die Käufer für diese Produkte finden. Möglich ist hier vieles, jedoch ist die Frage, ob es den Konsumenten Wert ist hier auch tiefer ins Geldbörsal zu greifen.

Meine Befürchtung ist allerdings (wie schon von einigen anderen auch erwähnt), dass es darum geht, dass ein Bürokratenapperat hier gratis Daten zu Verfügung gestellt bekommen will und die Arbeit bei den Bauern und Tierärzten bleibt.







  23-02-2008 13:41  akut
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Dr. Gewessler mag ein erfolgreicher Tierarzt (in jeder Weise) sein. Ob sein Benehmen der Sache dient möchte ich bezweifeln. Er gehört zu jener Gattung, die schon vorrangig aufs eigene Einkommen orientiert sind. Im Übrigen lese ich aus seinen Äusserungen eine große Portion Klassenkampf. Hier der supergescheite über allen erhabene Tierarzt- dort der dumme unmündige Bauer, der womöglich auf Knien den TA herbeibitten, ihn unumschränkt zu huldigen und am Schluß die nicht mehr nachvollziehbare Rechnung zu bezahlen hat.
Haften tut übrigens immer der Landwirt, nie der Tierarzt. Als etwas älterer weis ich aber auch um die Tatsche, dass bei weitem mehr mit Rückständen belastete Tiere von Tierärzten stammen, als mit sog. illegalen Medikamenten von Bauern behandelte.

Und jeder Internetuser weis, was da z.B. alles zu kaufen ist. Viagra, Anabolika usw. alles das bekomme ich nicht vom örtlichen Apotheker od. Arzt.

Glücklicherweise gibt es genug vernünftige Tierärzte die ordentlich mit ihren Kunden (im gesetzlichen Rahmen) umgehen. Die wissen, dass man eine Kuh, die man melken will nicht schlachten darf!
meint akut



  23-02-2008 15:34  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Sehr geehrter Herr Dr. Gewessler,

ich hoffe, Sie haben es gelesen das wir es erfreulich und bemerkenswert finden, das Fachleute und dazu zählen ja ganz besonders Tierärzte – sich hier in diesem Forum an Fachdiskussionen beteiligen.
Da ich, und ich denke mal die Mehrzahl der hier anwesenden Diskusdaten Sie nicht kennen, müssen wir Sie nach Ihren Beiträgen beurteilen. Ich habe aber keinen Grund, so wie Sie sich als Praktiker beschrieben haben, Ihren Aussagen nicht zu glauben.

Daher verwundert mich umso mehr Ihre „Kopf durch die Wand – Ansicht“.
Gerade die Praxis zeigt hier doch ganz andere Gegebenheiten auf, als Sie in Ihrer „Wunschvorstellung“ betreiben möchten. Ihre Aussage – kein Medikament – in Bauernhand – um den Konsumenten und damit das Produkt zu sichern/schützen schießt doch meiner Meinung nach, weit am Ziel vorbei.
Der Idealfall das irgendwann jeder Lebensmittelerzeuger eine „Tierarztausbildung“ haben sollte – weil, wie soll das anders funktionieren - sind denk ich Illusionen. (...ganz zu schweigen, was dann Lebensmittel kosten...)

Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie vom Idealfall ausgehen – das jede krankhafte Erscheinung bzw. nachfolgende Behandlung beim Tier von einem anerkannten Fachmann sprich Tierarzt behandelt wird.

Leider widerspricht das nicht nur im Gesundheitsmonitorring der Tiere, sondern auch bei uns Menschen – wo die Sache noch wesentlich heikler ist.
Der Wunschgedanke das nur Dipl. Personal in KH. und PH. Medikamente verabreichen sollen, so wie es der Gesetzgeber vorschreibt, ist und bleibt nicht durchführbar. Pflegekräfte erhalten sehr oft telefonisch vom „Hausarzt“ den Auftrag was zu machen ....und es wird (viel) richtig gemacht, der Beleg wird dann beim obligatorischen Besuch gezeichnet.

Nicht mal im Steuerfinanzierten-Gesundheitswesen unserer Bevölkerung ist eine „lückenlose“ Begutachtung, Behandlung“ möglich.

Wie sollte denn die E-Card der Kuh möglich sein. Es ist und bleibt, wie ich weiter oben schon beschrieben habe, eine Finanzierungsfrage.
Der Tierarzt wird und kann Dokumentation nicht kostenlos betreiben. Ebenfalls ist „sinnvolle“ Auswertung nicht mit vorhandenen Potential möglich. Rückgängige Personalzahlen bei Tierärzten – wie Sie es eh beschrieben haben – werden das Gesundheitsmonitorring nicht lösen, sondern verschärfen.

Jedes Brett wird nicht ein Schreiner absägen - dazu florieren die Baumärkte zu gut, und wenn Sie eine Reifenpanne haben, werden Sie so denk ich - den Ersatzreifen auch selber montieren - oder holen Sie dazu einen Automeisterbetrieb. ....Weil was könnte passieren wenn die Radmuttern sich lösen....

Eine Mithilfe, eine Erstkorrektur bei Krankheiten muss und wird beim Landwirt bleiben, die stattfindenden TGD-Veranstaltungen helfen und fördern ja dazu bei.

Etwas befremdend nehme ich Ihre Aussage bezüglich den Bundesländern Vlbg. und Tirol.
Gerade hier hat der Konsument, aufgrund der topographischen Nähe einen sehr „nahen Kontakt“ mit dem Landwirt. Die Vermarktungsstrukturen und Regional - Initiativen dieser Bundesländer zeigen aber auch den Erfolg. Der Konsument akzeptiert die jetzige Form sehr wohl – ansonsten würde man gezielt und unverrückbar den österreichischen Weg gehen und folgen...


  23-02-2008 21:59  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Die Mitgliedschaft beim TGD ist gratis, der Tierarzt bekommt und ich nehme an, daß alle Kollegen, das äußerst ordentlich betreiben, für eine Betriebserhebung und die soll ja helfen Schwachstellen zu finden, diese 30.- plus 2,50 pro GVE.
Wir haben in unserer Praxis ca. 200 Betriebe , die TGD Mitglieder sind und im Rahmen der Gesetze in die Nachbehandlung mit einbezogen werden können. ( z.B.: med. Trockenstellen nach einer bakt. zytolog. Untersuchung, die in OOE vom TGD bezahlt wird - dies ist eine Diagnose und der Landwirt bekommt die geeigneten Medikamente ausgehändigt - sonst nix! ) Bedenken muß man natürlich auch die geografische Lage, unsere Praxis ist in einem leicht hügeligen Gebiet, die Tiere sind ganzjährig aufgestallt und die Betriebe sind leicht zu erreichen; ich verurteile keinen Tierarzt, wenn er so wie sie beschrieben Landwirte zur Nachbehandlung mit einbezieht und es gibt keinen Berufsstand, der so enge persönliche Beziehungen zu seinen Kunden hat wie der Tierarzt, der Kollege weiß ganz genau was er macht - alleine ich finde es nicht richtig - ist ja nur eine Meinung eines kleinen Mannes, kann ja meine Meinung ändern ( was kümmert mich mein Geschwätz von gestern - Adenauer)



  23-02-2008 23:04  Fadinger
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Hallo!

"Die Mitgliedschaft beim TGD ist gratis" Wenn das ein Witz sein sollte, so kann ich darüber absolut nicht lachen. Denn der Hauptgrund, warum ich nicht beim TGD Mitglied bin, ist, das dieser bei der Kosten-Nutzen-Frage glatt durchgefallen ist.

Gruß F

  24-02-2008 07:55  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Nun, ich weiss nicht, auf welches Bundesland sich Dr. Gewessler bezieht, Tatsache ist, es gibt keinen einheitlichen Weg in Österrreich. In Vlbg. gibt es keine Auswahlmöglickeit - hier ist/sind alle Betriebe im TGD integriert. Ich finde diese Variante aber akzeptabel -wenngleich sich der TGD bisher nur als "Vorschriftenmischmaschine" einen Namen macht.

Bei Wilhelm Busch würde man sagen "Dieses war der erste Streich - und der zweite folgt sogleich".

Damit meine ich Querfinanzierungen aus Landwirtschaftsgeldern in Beamtenstuben und Verwaltungen, ich hoffe die derzeitige "Lobby" der Tierärtzeschaft findet auch einen Gegenpart.

Das man den "Schritt vor die Tür" nicht wagt, zeigt wie die ZAR munter dem Treiben
von Nachbarländer folgt, und z.b. Millionärskühe (Zellzahl) zu guten Standard- und Dauerleistungskühen emporhebt.
Für mich müssten z.b. ab einer Zellzahl von über 400.000 bei einer festgestellten Milchuntersuchung - ein "Rien ne va plus" (nichts geht mehr) einsetzen.
Solche Milch ist unverkäuflich und sollte auch nicht verfüttert werden :-) - und es dürfte keine Addierung mehr in Leistungsdaten vorgenommen werden, bis die Sanierung (nächste Milchprobe) erbracht ist.
Ebenfalls fehlt für mich in der MP. die Sparte "Hemmstoff". Milch von wartezeitbedingten Behandlungen ist unbrauchbar - aber wird munter in Leistungsdaten berücksichtigt.

Hier hat man die Scheu - nicht nur Feinkostladen zu sein, sondern auch fein jene "Fehler" gerne mitzumachen - über die andere Länder erst garnicht nachdenken.

Der Weg ist meiner Meinung nach weit - die Ziele munter hochgesteckt, und die Tragetiere sind auch schon "ausgewählt".

  24-02-2008 08:04  sturmi
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Morgen!
Das Soforthilfsprogramm für Schweinebauern übernimmt heuer die anfallenden TGD-Kosten! Vielleicht ist Dr. Gewessler dies zu Ohren gekommen.
MfG Sturmi

  24-02-2008 09:07  Gourmet
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@mfj
So würde ich es auch sehen. Für mich gibt es da eine wirklich gute Kennzahl: Die verkaufte Milch pro Kuh und Jahr. Wenn man diese Zahl mit der aus der Milchleistungskontrolle vergleicht, weiß man ganz gut, was los ist und was für einen Typ Milchbauer man da vor sich hat.
Ich hab da schon mal einen Bekannten schwer beleidigt, weil ich ihn auf den großen Unterschied zwischen der Kontrollleistung und der Molkereileistung hingewiesen habe, und zwar vor einem Tisch voll anderer Bauern. Naja, der mag mich jetzt nicht mehr so gern.

  24-02-2008 09:56  helmar
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Wost recht hast, hast recht, lieber Gourmet.......war in einem AK für mehrere Jahre, und auch da gings bei den Ergebnissen darum wie sich der Gesamterlös gestaltet......und interessant wars dann auch als man mit FCM standardisierte.....für mich gilt heute bei der Buchführung in der Sparte "Rinder" das jährliche Gesamtergebnis, und das setzt sich nun mal aus Erlösen minus Aufwand zusammen.....anber ich bin beim LKV, um den Leistungsüberblick zu haben und beim Zuchtverband allein schon wegen der Zuchtkälber, denn seit wir bei der EU sind hat es sich mit einer echten oder vermeintlichen "Bevorzugung der Züchter mit den Besamungsstieren" ohnhin aufgehört....
Mfg, helmar


  26-02-2008 08:29  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Guten Morgen!

Die Mitgliedschaft beim TGD ist tatsächlich gratis! Sie bezahlen nur für die Betriebserhebung, wenn jeder Tierarzt, die Betriebserhebung ( = Schwachstellenanalyse) ordentlich durchführen würde, ist das ja auch den Betrag von 30.- plus GVE Rind 2,50 wert.
Wenn der Tierarzt allerdings , wie es ja in unserer Gegend vorkommt nur den lästigen Zettel ausfüllt, im Auto, gar nicht aussteigt, dann würde ich als Landwirt auch nichts dafür bezahlen.
Es stimmt, daß die Leistungen der TGD Landesorganisationen unterschiedlich sind und eine Vereinheitlichung stattfinden muß,ich bin in keinem Gremium, weder TÄ Kammer noch sonst wo, werde das aber weitergeben.
ZB.: In OOE sind die Bakteriolog Milchuntersuchungen gratis,in Kärnten werden die Ferkelimpfungen bezahlt (ca. 40 Mio € ) usw. , die Landwirtschaft ist ja im TGD Vorstand stark vertreten, daß da die Politik natürlich eine ganz große Rolle spielt wenn die TGD Vorstände von den Kammern besetzt werden ist klar. Aber nicht aufregen mitmachen- eigene Partei gründen .....
@ ZZ über 400 .000 bzw. 1000.000: Vollkommen richtig, wir versuchen gerade ein Projekt durchzusetzen,in OOE wenn am Betrieb mehr als 25% der Tiere eine ZZ über 200.000 Zellen aufweist, fährt der Kontrollassistent zum Betrieb nimmt eine Milchprobe von allen Tieren , das Ergebnis bekommt der Haustierarzt, der dann die weiteren Maßnahmen koordinieren muß. Nun die Kontrollassistenten haben gleich einmal den Betriebsrat eingeschaltet, ob ihnen diese mehrarbeit zumutbar ist - furchtbar mit welchem Kleinkram , den man als Selbständiger nicht gewohnt ist auseinandersetzen muß. Nun machen halt wir Tierärzte das , dazu ist aber ist die Mitgliedschaft beim TGD und bei der Leistungskontrolle notwendig, für TÄ die keine Praxissoftware einsetzen auch noch das Ges. Monitoring notwendig um zu den Ausgangsdaten zu gelangen.
Bin gespannt, ob das wie angedacht ein österreichweites Programm wird?
Noch zu den hohen Zellzahlen und Zuchtwerten - das Alter der Tiere ist aber auch noch zu berücksichtigen, denn wir sollten eine physiologische Erhöhung der Zellzahlen einer alten Kuh nicht so rigoros bewerten, denn die Lebensleistung ist ein Gebot der Zukunft - sicher aber nicht über 400.000 bei einer 100.000 Liter Kuh. Habe derzeit auf dem elterlichen Betrieb 4 solche Kühe stehen, die aber bereits nach jeweils 12 Abkalbungen schon diese Grenze ereicht haben, man trennt sich aber trotzdem schwer.

  26-02-2008 09:50  kraftwerk81
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@ Gourmet,

Ganz so einfach ist das nicht, das kommt ganz auf den jew. Betrieb an. Wir verkaufen fast alle männl. Kälber als BIO Milchmastkälber (2,5 Mon) und auch die weibl. werden fast alle aufgezogen und dann als Zuchtvieh vermarktet. Im BIO heisst auch das bis 3 Mon. Milch verfüttern.
Grob aufgerechnet brauch ich damit so um 1.000 Liter Milch / Kalb und Kuh.



  26-02-2008 16:04  mfj
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Frage an Dr. Gewessler,

wie würden Sie die Zellzahlen festsetzen und definieren bei altmelkenden (Alt)-Kühen.
Ich habe in unserem Betrieb auch einige „alten Damen“ wo gegen Ende der Lakation die Zellzahlen doch gefährlich, aber alljährlich, ansteigen.
Da weder Verhärtungen noch Schwellungen oder sonst irgendein Symptom (Fresslust, Fieber) ersichtlich ist, melke ich meistens bis zum Trockenstellen weiter.

Bei der bakteriolog. Untersuchung zur Trockenstellung sind natürlich immer Strepto/Staphylo - Erreger vorhanden.
Würden Sie sofort bei Überschreitung eines Wertes (angen. 200.000) einschreiten – hat sich das bewährt ?
Was für Unterschiede bei Dauerleistungskühen kann man Rassen zuordnen ?

Haben Zitzenversieglungsmittel und Propfen sich in der Praxis bewährt.


  26-02-2008 20:09  helmar
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Recht hast, Kuhmechaniker........bei uns haust seit ein paar jahren der St.A., d.h. immer wieder taucht er bei den Viertelgemelksproben auf.......aber die eher zähen, die haben ihn nicht....
Mfg, helmar

  26-02-2008 20:52  helmar
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Deine Beobachtung mit der ZZ stimmt, denn bei mir sind die eher Zähen jene mit den niedrigen ZZ....
Mfg, helmar
PS hatte in den letzten 7 Jahren keinen einzigen Abgang wegen Fruchtbarkeit, aber alle wegen Euterproblemen, St.A. und der daraus resultierenden ZZ

  26-02-2008 22:17  binido
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
In der Stmk kostet die Mitgliedschaft beim TGD tatsächlich 10€ pro Jahr, die Bakteriologische Milchuntersuchung ist ebenfalls gratis.
Ihren Vorschlag zur Milchprobenahme durch Kontrollassistenten bei Betrieben die ZZmässig auffallen find ich gut, wollte das bei uns bei passender Gelegenheit auch schon mal vorschlagen, bei der nächsten Mögllichkeit werd ich das auch machen.
Normal müsste man als Rinderhalter schon von sich aus bei ZZ Problemen reagieren und die Proben selber duchführen, aber wie es halt so oft ist ohen Anstoss bzw. wenns niemand anderer macht passiert gar nichts.

  27-02-2008 22:25  binido
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
hi Kuhmechaniker, wenn ich da so deine Beiträge lese darf ich daraus schliesen, wenn eine Kuh bei der routinemässigen Bakterio. Milchuntersuchung vor dem Trockenstellen einen ST.A. aufweist, aber die ganze Laktation nie auffällig war und nie über 100000 Zellen aufwies, gar kein hartes Bekämfpungsprogramm beim Trockenstellen fahren muss, höchstens einen normalen Trockensteller einzusetzen das reicht?

  04-03-2008 03:07  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Viele Fragen.
Grundsätzlich sind Staph aureus Kühe ein Problem und zwar deshalb, weil diese Erreger über Mio. von Jahren ( der Mensch ist erst seit kurzem auf dieser Welt) gelernt haben sich gegen die Umwelt durchzusetzen. So werden diese Erreger wenn sie einmal ins Euter gelangt sind, zwar von den Abwehrzellen aufgenommen aber nicht "gefressen" - dh sie lauern in der Abwehrzelle (Leukozyten) auf ihre Chance wieder aktiv zu werden - und das macht sie so gefährlich. Die Strategie muß daher lauten: 1: Feststellen der infizierten Tiere 2. Behandlungsversuch beim Trockenstellen 3. Überprüfen der Behandlung nach der Geburt ( 7. Tag nach der Geburt) bei negativem Untersuchungsergebnis nochmals am ca.42 Tag um eine Entscheidung zu haben ob man die Kuh nochmals belegen soll. Heilungschancen sehr gering - max. 70 % d.h. jede 3. Kuh die befallen ist ist zu merzen - leider! (Und eine infizierte nicht erkannte Kuh steckt 5 andere Kühe an -das kann ich nachweisen)
Bei KNS ( koagulase negative Staph.) liegt die Sache etwas anders - die kann man etwas besser behandeln - zwar auch hauptsächlich während der Trockenstehphase- aber da diese Erreger Hautbesiedler sind, kann man die durch Hygienemaßnahmen ( Handschuhe beim melken, Vorreinigen...) besser in den Griff bekommen.
Streptokokken sind im allgemeinen wegen ihrer Penicillinempfindlichkleit soweit sie nicht schon das Eutergewebe massiv geschädigt haben relativ leicht zu bekämpfen. Hier gibts ganz gute Präparate, die man wegen ihres hohen pH Werts in den Muskel spritzen kann und die im Euter wirken - zusammen mit den Eutertuben geht das dann ganz gut.
200.000 ZZ: ist ein Anhaltspunkt und man sollte diese Tiere unter Beobachtung stellen - vorallem wegen der Staph. aureus Geschichten , bei uns in OOE sind die Bakt. Zyt. US gratis , also sollte man diese Tiere öfters untersuchen - meist findet man einen Erreger. Sollte bei der normalen BU Untersuchung nichts herauskommen machen wir immer mit Spezialnährböden eine Zusatzuntersuchung - Probe einfrieren und dann einen ml ( die 1000 fache Menge einer herkömmlichen BU) nehmen und mit Petrifilm oder Hy - Labs Nährböden untersuchen - meist haben wir Treffer.Also auch bei Dauerleistungskühen ist die 200000er Grenze meist aussagekräftig.( Bei FV ist ein Zellgehalt von 80000 physiologisch -"normal")
Zitzenversiegler: Das große Problem heute stellt das Kalium dar. ( Gülle...) Man nennt das Hämostase das bedeutet soviel wie Gleichgewicht im Blut zwischen den Anionen und Kationen , also den positiven und negativ geladenen Teilchen. Kalium wird sehr leicht im Darm aufgenommen, Kalzium jedoch wird nur mit einer Vitaminvorstufe ( D3) unter Energieaufwand aufgenommen. Nun haben wir aber im Futter der Trockensteher genügend Kalzium - ergo reagiert die Kuh mit einer verringerten Vitamin D3 sagen wir Produktion ( der D3 Rezeptor wird einfach eliminiert) , die Speicher ( Knochen) werden mit Ca aufgefüllt ( Calcitonin) und da nun immer noch zu viel von dem Zeug da ist wird Kalzium einfach über die Niere ausgeschieden. Durch die heutige Fütterung, teils sogar durch das saure Salze Konzept gewünscht wird eine sog. met. Acidose erzeugt, und durch diese landläufig gesagt Ansäuerung wird nun noch mehr Kalzium ausgeschieden, man will , daß das Parathormon zum Wirken kommt und die Ca Speicher leert.
Leider funktioniert das nicht so wie wir uns das vorstellen, und die Tiere reagieren vollkommen unterschiedlich ( individuell) - jeder Muskel braucht zur Kontraktion aber Kalzium auch der Zitzenschließmuskel - es herrscht bei vielen Tieren bereits vor der Geburt eine subklinische Gepärparese vor sprich Kalziummangel ,der bewirkt Öffnung des Zitzenschließmuskels, Wehenschwäche,Nachgeburtsverhalten... also alle Sachen , die mit der Muskulatur zusammenhängen bis hin zum Festliegen.
Sollte also so eine Situation bei Ihnen sein- bewähren sich Zitzenversiegler nur so können sie eine Infektion vor der Geburt eventuell verhindern.
Staph. aureus Milch verfüttern; da gibts ganz tolle Untersuchungen vorallem aus Israel: man hat da bei Schlachtkälbern, die mit solcher Milch gefüttert wurden in den Darmlymphknoten sehr wohl und zwar massiv Staph. aureus vorgefunden, der wie bereits gesagt dort auf seine Chance wartet aktiv werden zu können - natürlich muß das nicht sein , aber ich würde solche Milch niemals an Zuchtkälber verfüttern, auch wenn lange nichts passiert - das einemal genügt. Die Zahlen aus dem Ausland, wo man trächtige Kalbinen mit 20 Monaten bakt. untersucht hat und so hohe Staph. aureus Infektionen vorgefunden hat, sind nachvollziehbar, da hat man einen Großteil bei der Probenentnahme infiziert - man nennt das iatrogen - durch den Arzt erfolgte Infektion. Bitte macht so einen Unsinn nicht nach. 2007 war in Gent ein großer " Heifer Mastistis Kongreß" - ohne neue Erkenntnis.
Hoffe umfassend geantwortet zu haben

Franz





  04-03-2008 22:12  binido
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
@kuhmechaniker @gewesler
Danke euch beiden für die Antwort sehr gegensätzlich muss ich sagen, habe mich zum Einsatz eines Trockenstellers der auch ins Gewebe geht um den StA hoffentlich in der Trockenstehzeit rauszubekommen.
Bei keinen überhöhten Zellzahlen oder Euterentzündung seit ich die Bakteriol.U. mache war der STA schuld sondern immer Streptococcus spp.

  05-03-2008 09:20  Gewessler
Gesundheitsmonitoring bzw. Tagesbericht
Lieber Kuhmechaniker!
Israel: diese Untersuchungen stammen von Hy- labs Hersteller von Agarplatten, Hygienemonitoring... da ist ein Kibuzz angeschlossen mit 3000 HF Kühen und 2 Mio. Hühnern. Die haben natürlich Schwierigkeiten mit ihren Kälbern . Durchschnittsleistung 11000 Liter. Weiters gibts solche Untersuchungen vorallem vom Pferd wegn der Druse beim Fohlen. Das heißt aber noch lange nicht, daß die Kalbinenmastitis von einer Staph aur. Infektion während der Milchfütterung herstammt. Wird nur angedacht , kann niemand beweisen.
Leichtmelkbarkeit: vollkommen richtig siehe FV Stier Maikönig: ZW - ZZ 60; ZW - Mbk 120 , die Viecher lassen offensichtlich die Milch rinnen - aber man sollte die ZW auch deuten können ; vorallem die Tierärzte müssen das als ihre Aufgabe sehen, hier beratend einzuwirken!!!

PCR: Leider ist das so, man sollte die Staph aureus Tiere nur finden, beobachten und auf alle Fälle eine Ansteckung der 30 % nicht infizierten Tiere zu verhindern versuchen. ( Hygienemaßnahmen, Melkmaschine...) Gefährlich wirds wenn man nichts macht, dann hat man u.U. massive Probleme. Die Feststellung soll ja auch eine Entscheidungsgrundlage zur Merzung sein.
Hohe Leistung: Am Milchviehtag in Hessen hat ein Bretriebsleiter aus dem Osten folgende Frage gestellt: in DDR Zeiten hatten wir mit der Deutschen SB ca 4000 Liter Leistung und keine Coli Mastididen und 5,8 Kälber / Kuh - heute haben wir 10000 Liter mit HF Kühen max 2 Kälber und 70% aller Tiere haben Colimast. in den ersten 100 Tagen. - ist das noch wirtschaftlich?
Dazu muß man allerdings noch sagen, daß die Rationen füttern ( da ist die Futtermittelindustrie schwer dahinter) mit um die 3000 g best. Stärke und Zucker und eine Kuh verträgt halt nur max. 1,5 kg. Das Coli Problem ist somit hausgemacht.

Biobetrieb: betreue einen Biobetrieb mit 8000 Liter Durchschnittsleistung, der steht halt sehr viel und lange im Stall , hat von 14 Kühen aktuell 6 Kühe mit 100.000 Liter Lebensleistung. Es geht also schon.
Was ist infiziert: wenn ich den Erreger nachweise. Bei ZZ über 120000 in den ersten 100 Tagen pp fangen wir zum suchen an - dann möglichst Gruppen bilden, beobachten, Weiterverschleppung hintanhalten.



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