Neubau auf Altbauernhof

Antworten: 11
  06-07-2009 12:08  stallmadl
Neubau auf Altbauernhof
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und brauche euren Rat!

Folgendes: Mein Mann soll den elterlichen Hof erben. Der besteht aus 85 hektar, hälftig Wald und Grünland (benachteiligtes Gebiet, hügelige Lagen, 600muM). Die Eltern haben den Betrieb schuldenfrei gemacht, jedoch auch die letzten 10 Jahre nichts mehr investiert. Die Milchquote wurde verkauft. Der Maschinenpark ist sehr alt, 4-5 Schlepper mit höchstens 45 PS und mindestens 30 Jahre alt. Das Grünland ist größtenteils verpachtet, auf den restlichen Hektar werden Mutterkühe gehalten.
Das Problem ist nun, dass es auf dem Hof keine Wohnmöglichkeit gibt. Die Eltern wohnen in bescheidenen Verhältnissen auf dem Hof, und haben gerade das nötigste zum Wohnen.
Mein Mann arbeitet 100% auswärts, und bewirtschaftet den gepachteten Hof (damit seine Eltern Rente bekommen!) in seiner Freizeit. Er hängt sehr an dem Hof, sieht aber gleichzeitig, dass er ihm keine Lebensgrundlage bietet. Ausserdem ist mit den Altbauern nicht gut zu sprechen, für sie bricht eine Welt zusammen, dass der Jungbauer den Hof nicht sicher übernehmen will. Gleichzeitig ziehen sie ihm aber jeden Euro aus der Tasche. Er bezahlt sämtliche Rechnungen, die Nebenkosten vom Haus, usw. Das steht zwar nicht im Pachtvertrag drin, man will es sich aber nicht mit den Eltern verscherzen, weil diese den Vertrag auch nicht gelesen haben (und es einfach so handhaben, als hätte er den Hof bereits übernommen).
Der Hof liegt in Alleinlage, man muss durch den Wald fahren, um zu dem Anwesen zu kommen. Anfürsich ist das Anwesen sehr schön, nur eben nicht auf dem neuesten Stand. Ich selbst kann mir ein Leben als Bäuerin sehr gut vorstellen, jedoch halte ich das für eine romantische Träumerei, denn wenn es mit den Alten nicht klappt und das Einkommen nicht da ist, kann man auch nicht Bäuerin sein, oder!

Und was ist dran, dass wenn in einer Familie immer nur gejammert wird; muss man da nicht mal einen Schlußstrich ziehen?! Haben nicht gerade diese Leute Zeit zum jammern gehabt (und ihr Geld sowieso auf der Seite?!)

Mich plagen nun eben die Gedanken, lieber an dem Hof festhalten, da weiss man was man hat und ihn mit viel Arbeit auf Fordermann bringen, oder eben sein lassen, wobei wir beide keine Menschen sind, die in einem Reihenhaus in der Stadt leben können. Wir sind gerne Landwirte! Aber eine Grundlage muss man doch haben!
Denkt ihr, aus dem Betrieb kann man was machen? Oder überrollen einem die Investitionen für Gebäude, Maschinen usw.

Danke schon mal fürs Antorten!
Stallmadl


  06-07-2009 12:35  Haa-Pee
Neubau auf Altbauernhof
ich finde die persönlichen und immer anders gearteten lebens und betriebsverhältnisse auf bauernhöfen grundsätzlich hoch interessant

dir hier eine meinung zu geben zu lassen ist ungefähr so wie wenn du zur bauernkammer gehst und dich beraten lässt,ziemlich für den hugo
wie mit den unternehmensberatern von deloitte,roland berger ,PwC....etc

andere beraten wollen aber selber nix zusammen bringen.....und davon noch bestens leben....;-)

problem sehe ich auch in erster linie mit den altvorderen,das ist für viele höfe ein "problem",die positive seite ist die schuldenfreiheit wenn du erst die schulden der eltern abbauen oder übernehmen musst würde ich in zeiten wie diesen entweder radikal "kassa" machen(grundverkauf,waldverkauf)und mich von den knebeln der gläubiger rasch befreien.

fläche ist relativ hoch und auch der waldanteil da lässt sich sicher was draus machen!

es wird halt eine nebenerwerbslösung sein müssen,die investionskosten und das risiko so einen betrieb auf vollerwerb zu trimmen in klassischen bereich ist nicht zu unterschätzen.

auf jedenfall übernehmen,die eltern "hätschln" sich erkundigen wo die renten hinfliesst...den so pensionisten sind für einen landwirtschaftlichen betrieb in zeiten wie diesen eine willkommene einkommensquelle!

meiner meinung nach sind die pensionisten betriebe oder wo welche am hof leben finanziell potenter als junge familien mit vielen neu investionen usw... das sieht nur aussen nach "was" aus.

wenn sich die holzpreise hoffentlich wieder nach oben bewegen den einschlag erhöhen und das somit verdienete geld in den betrieb reinvestieren scheint mir bei euch ein gangbarer weg zu sein.

reihenhäuser kosten nicht wenig geld und auch die nachbarn kannst dir ned aussuchen,da sind eigene eltern leichter in zaum zu halten.
versuchen eben einen getrennten wohnbereich einzurichten!


das einzige was du im leben sicher hast ist jede menge arbeit!natürlich und im besonderen als "bäuerin" das ist fakt und der rest ergibt sich....im laufe der umlaufbahn!

viel glück!






  06-07-2009 12:46  JAR_313
Neubau auf Altbauernhof
Hallo,

hört sich verzwickt an, beschreibt allerdings die Situation wie sie zu Hauf zu finden ist.
Muss es auch gleich immer die 100% Variante sein?! Könnte man nicht den Job vorerst auf Teilzeit zurückschrauben und sehen wie es zu Hause anlaufen kann. 40 Ha Wald sind ja dann auch wieder nicht so wenig.
Der Anfang wäre beim Wohnhaus wo die Reibungspunkte zeigen werden ob eine Zusammenarbeit in unmittelbarer Nähe möglich ist oder nicht. Das wäre zumindest eine eindeutige Absichtserklärung die Sache in die Hand nehmen zu wollen.

mfg josef

  06-07-2009 20:56  Bioziege
Neubau auf Altbauernhof
Hi stallmadl
Das was ihr eventuell vorhabts(einen veralteten Hof samt beschriebenen Inventar) zu übernehmen hab ich vor 24 Jahren auch gemacht.
Mein Fazit dieser Zeit:
Ich hätte mein Leben ohne diese Entscheidung mit Sicherheit Sorgenfreier,Provitabler,Streßfreier,Nervenschonender und ruhiger gelebt.
Es gab Tage da hab ich diese Entscheidung verflucht.
ABER:Ich bin heute froh es gemacht zu haben denn es gab auch andere Tage .

mfg Bioziege


  07-07-2009 07:40  stallmadl
Neubau auf Altbauernhof
Lieber haapee,
danke für Dein Statement. Natürlich kann man von aussen her keine Beratung erwarten, aber es ist mal gut zu lesen, wie andere mit Abstand die Sache so sehen.
Klar, das mit den Altvorderen ist natürlich der Dreh- und Angelpunkt, weswegen wir auch zögern. Wie meinst du das mit "wo die Rente hinfließt", nun die wird angespart fürs Alter. Meinst du die sollte in den Betrieb fließen?
mfg
Stallmadl

  07-07-2009 07:44  stallmadl
Neubau auf Altbauernhof
Hi Josef,
danke fürs Antworten. gute Idee mit teilzeit, nur gerade nicht umzusetzen, weil der Job, den mein Mann gerade hat, ist nur für Vollzeit, außerdem ist er froh, dass er endlich eine gute Anstellung hat mit einigermaßen guter Bezahlung. Vorher war er auch immer Teilzeit arbeiten, aber es ist halt auch wichtig dass man ein sicheres Haupterwerbseinkommen hat!
mfg Stallmadl

  07-07-2009 07:46  stallmadl
Neubau auf Altbauernhof
Hi Bioziege,
was waren denn Deine Hauptsorgen? Und was waren deine Alternativen?
Leben Deine Eltern noch auf dem Hof?
mfg
Stallmadl

  07-07-2009 08:16  org
Neubau auf Altbauernhof
Guten Morgen!
Wie immer Ihr Euch entscheidet, eines sollet Ihr aber NIEMALS machen: Eine Investition in den Hof ohne Eigentümer zu sein. Ihr könnt Maschinen kaufen, die kann man mitnehmen.
Ich habe beruflich bereits viele "Jungbauern" gesehen, die in Erwartung der Übernahme Schulden gemacht haben um z.B. einen neuen Stall zu bauem und dann den Hof nicht erhalten. Es bleiben ihnen die Schulden. Ein krasses Beispiel: Ein junges Paar hat für den Stallbau das geerbte Haus der Frau belastet. Als der Stall fertig war wurden sie von den Altbauern vom Hof gewiesen. Das Einkommen war zu klein für die Schuldentilgung, so musste das Haus verkauft werden. Die jungen Leute wohnen nun zur Miete in einer kleinen Wohnung und zahlen immer noch.
Mein Tipp: Klar aussprechen, dass der Hof zuerst übergeben werden muss, dann wird erst in ein neues Haus investiert. Vorher den alten Leute weder mit Arbeit noch mit Geld aushelfen. Pacht sofort kündigen, sonst rührt sich nie etwas. Ihr habt mehr Zeit als die Alten, da Ihr jünger seid!!!
Viel Glück und gute Nerven, denn ein Streit mit den Eltern gehrt mehr an die Nieren wie einer mit Nachbarn.

  07-07-2009 08:23  joholt
Neubau auf Altbauernhof
@ stallmadl
Es ist zwar hart aber wenn man ehrlich ist gibt es nur zwei lösungen.
1. Den Hof sofort zu 100% übernehmen und dann die Wohnverhältnisse so schnelll wie möglich lebenswert zu gestallten.
2. Alles lasssen und schaun ob nicht ein anderer den hof übernehmen will.

Alles andere geht auf dauer nicht gut und der der die schlerchteren Nerven hat geht drauf.
Ich weis es kligt radikal aber klare linien sind für ein weiter leben von einem betrieb egal ob landwirtschaft oder gewerbe das wichtigste. Ich persönlich würde fürs erste sein weil ich mit leib und seele bauer bin und wenn ihr mit 80ha nicht leben könnt dann müsten bei uns 100% der bauern alles aufgeben.
Mfg Joholt

  07-07-2009 23:23  Bioziege
Neubau auf Altbauernhof
Hi Stallmadl
Um dir die Fragen zu beantworten muß ich dir mehr erzählen.War damals 20 J alt und kam beruflich auf den Hof,der von alten Bauersleut(79J) dem Alter entsprechend geführt wurde.Die Zeit ist auf dem Hof irgendwann stehengeblieben.Dementsprechend war auch sein Zustand.(Wohnhaus 250J.nix Warmwasser,nix Spülklo sondern Plu.....,Scheune 100J,Mechanisierung Nachkriegserstausstattung,Quote 35000l u.s.w )Trotzalledem hab ich mich in den Hof verkuckt und ihn auf Rentenb. gekauft.
Jetzt zu deinen Fragen:enormer Investitionsnachholbedarf =Geldsorgen(mittlerweile zur chronischen Erscheinung mutiert).Altersunterschied=Generationsprobleme(haben sich kurzzeitig gelößt sind aber zurückgekehrt in Form von 3 Kindern).Die Sorge wenn ich weiter auf Arbeit gegangen wäre ob ich: meine Frau kennengelernt hätte,so eine zwar arbeitsreiche aber interesannte Zeit erlebt hätte,diese Erfahrung und Zufriedenheit besitzen würde,Stolz auf das Erreichte sein könnte u.s.w. u.s.w. .Ich hätte es auf Arbeit mit Sicherheit auch zu einem Häuschen ,zu nem Daimler ,zu ner Jacht und zu Endlosurlauben gebracht.Würde aber nichts gegen meine kleine Ranch eintauschen.Hoffe konnte dir weiterhelfen und wenn noch Fragen hast weist ja wo mich finden kannst.
m.f.g. Bioziege

  08-07-2009 12:44  dresan
Neubau auf Altbauernhof
Schuldenfrei ist meiner Ansicht einmal das wichtigste So kannst Du in eine Richtung gehen
in die Du willst. Wenn Du soviele Traktoren hast kannst Du einige verkaufen und einen anschaffen der für Euch passt. Wenn Du Bäuerin werden möchtest dann mach es nur muß Dir bewusst sein Du solltest alles so einrichten das es für Dich passt. Weiters würde ich nix
investieren so lange der Hof nicht Euch gehört. Bei der Übergabe nichts aufbürden lassen
mit den DU nicht leben willst. Wenn er jetzt schon alles bezahlt dann unbedingt alles aufheben falls Ihr den Hof nicht bekommt. Du musst auch daran denken das Du vielleicht öfters jemanden brauchst gerade bei Nebenerwerb (bei Kinder Ist Tagesmutter/Schwiegermutter in der Nähe). Beim Haus seh ich das so auch wenn es neu wäre ist es nicht so wie Du es willst also gleich neu bauen. Maschinen nur das nötigste
sonst Maschinenring. Das Geld nicht aus der Tasche ziehen lassen die Eltern haben eigene
Pension. Gebäude nach u.nach herrichten keine finanziellen Abenteuer. Also wenn Du es willst kannst Du das schon riskieren aber nur zu Euren Bedingungen. (Ich habe vor 15Jahren übernommen und würde Übergangsvertrag so nicht mehr unterschreiben auch wenn es laut
Notar so üblich ist). Also viel Erfolg.






  08-07-2009 23:22  stallmadl
Neubau auf Altbauernhof
@dresan: Danke für Dein Statement. Es ist wirklich beruhigend zu wissen dass es noch mehr solche "Fälle" gibt wie wir!

@alle: Danke für Eure Antworten bisher, freue mich aber über jede weitere Stellungsnahme genauso. Das Problem beschäftigt einem ja schon sehr, da ist man froh, wenn man verschiedene Sichtweisen mal "hört". Man macht sich dann schon noch den einen oder anderen Gedanken weiter, also mir hilft das!!! DAnke!!!!

Mfg Stallmadl


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