Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?

Antworten: 36
  28-06-2009 21:00  helmar
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Im Fortschrittlichen Landwirt wird von einem Bauern berichtet welcher seinen Hof gegen ein Einfamilienhaus getauscht hat. Seine Kinder wolten den Hof nicht weiterführen, also hat er ein nicht mit ihm verwandtes Ehepaar adoptiert und den Hof diesen übergeben. In unserer Gegend ist es meistens so dass, wenn die Bewirtschaftung eines Hofes aufgegeben wird, die Nutzflächen verpachtet werden und die Hofstelle bewohnt..........wenn nun der meistens gut ausgebildete Nachwuchs absolut kein Interesse daran hat, den Hof weiterzuführen, und ein solcher Tausch im Bereich der Möglichkeiten ist, wäre dies unter Umständen sogar für mich diese Überlegung wert....
Mfg, helmar

  28-06-2009 21:21  Jophi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Das kann ich gut nachvollziehen. Sein Lebenswerk will man doch weiterbestehen sehen.
Auf jeden Fall eine Möglichkeit.

Jophi

  30-06-2009 10:09  Hausruckviertler
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
So eine Art der Weiterführung wäre mir auch lieber als ganz aufgeben. Nur hab ich keinen Einfluss mehr darauf, weil ich schon an den Sohn übergeben habe. Er macht zwar mit Begeisterung weiter, aber wenn wir nicht mehr können. dann muß er auch aufgeben, weil er ja arbeiten gehen muß. Es sei denn es gelingt ihm einen pssende Frau zu finden.

  30-06-2009 12:42  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Würde ich nie im Leben machen! Den Besitz von meinen Eltern vererbt werde ich einem Sohn weitervererben. Ob und wie er dann weiterwirtschaftet ist seine Entscheidung.
MfG Sturmi


  30-06-2009 13:10  joholt
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Finde ich nicht so eine schlechte ide. Kenn sogar einen der es so ähnlich gemachthat. Er hatte zwar keine Kinder aber Neffen und Nichten die nur an das eingemachte Interesse hatten. Der jetztige Bauer ist es mit Leidenschaft und hat jetzt eine eigene Familie die den Hof mit sehr viel Liebe bewirtschaften.
Ich bin sowieso der Meinung das manchmal ein Nachvolger der nicht von der Landwirtschaft kommt der bessere Bauer .
Mfg

  30-06-2009 13:12  Halodri
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Da kann ich dir nur beipflichten sturmi, Familie ist Familie. Es ist nur lustig das du sie nur einem Sohn weitervererben würdest.

  30-06-2009 13:21  Kathi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Hi

eine sehr gute Freundin ist so endlich zu ihrem Bauernhof gekommen - nur weil sie falsch "abstammt" (also ohne Bauernhof) und auch ihr Mann keinen Betrieb hat, heisst das noch lange nicht, dass sie als Bauern ungeeignet sind.

Ich finde es schöner, dass der Hof mit Liebe weitergeführt wird, als ein Kind damit "zwangsbeglückt" wird.

lg
Kathi

  30-06-2009 13:25  theres
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Die Idee find ich auch gut. Wenn der Hof für die eigenen Kinder nur eine Last wäre, warum nicht an jemand weitergeben, der Freude damit hat.
Somit wäre dann die Jammerei, dass man den Hof übernehmen hat müssen- vom Tisch und sie können das Leben führen, dass ihnen vorschwebt.

Oft sind Leute, die nicht aus der Landwirtschaft stammen mit einer wahren Begeisterung auf den Höfen zu finden.
Kenne genügend Bäuerinnen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, die den Betrieb sehr positiv beeinflussen.
Kenne auch einige junge "Bauern", die aus Liebe in die Landwirtschaft gefunden haben- vor denen ich den Hut ziehe.


  30-06-2009 13:35  Moarpeda
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
das Problem ist manchmal, dass man von einem(er) jugendlichen nicht immer voraussetzen kann, das ihm(ihr) der Knopf schon aufgegangen ist.

...und weg ist weg...

  30-06-2009 13:39  Halodri
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@ Kathi
Wenn jemand kinderlos oder alleinstehend ist, wärs eine Möglichkeit.
Ich gehe jetzt von mir aus und behaupte jedes meiner Kinder hat einen Bezug zum Hof, aber nicht jeder ist der"geborene" Bauer. Dieser Bauernhof ist auch unser zuhause und jedem von unserer Family würde das Herz bluten sollte unseren Hof mal ein "Fremder" bewirtschaften.
Soviel stolz habe ich schon noch für meinen Hof, meine Felder und meine Tiere und so etwas sollte man auch seinen Kindern vermitteln.

  30-06-2009 15:00  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@halodri
Wir haben ja keine Tochter...
Mir ist lieber der Hof wird verpachtet (nur an Verwandte oder Freunde) und mein eigen Fleisch und Blut wohnt im Bauernhaus bevor ich Fremde werken lasse.
Schließlich und endlich darf man die Lebensqualität (ruhige Lage, der eigenen Grund rund um den Hof, eigener Wald, usw.) auf so einem Hof nicht außer acht lassen.
Viele aus dem urbanen Lebensraum beneiden uns um diese Vorzüge. Dies vermitteln wir auch unseren Jungs, den z.b. ein Steuerberater, Arzt, Rechtsanwalt, Selbstständiger, usw. muß sich solche Höfe, Sacherl mit ein paar 1000 m² Grund (oft für Pferde) teuer kaufen und dann finanziell aufwendig renovieren.
MfG Sturmi

  30-06-2009 15:52  joholt
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@ sturmi Und warum können sich solche Berufsgruppen einen Hof kaufen???
Warscheinlich weil die Erben lieber alles zu Geld machen als den Hof für ihre Kinder die ja ihr eigen Fleisch und Blut sind vererben wollen. Und darum ist es eine Überlegung wert ob man nicht jemanden kennt der wirklich interesse fürs Bauernleben hat. Denn verkaufen kanns der dann ja auch.
Mfg

  30-06-2009 20:13  helmar
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Meine Tochter hat absolut kein Interesse an der Landwirtschaft. Vielleicht denken jetzt einige dass ich in der Erziehung derselben gescheitert bin, aber ich seh das nicht so. Denn sie ist noch nicht 19, hat aber vor kurzem an einer 5 jährigen berufsbildenen höheren Schule(HTL) die Reifeprüfung bestanden. Also ist sie nicht so ganz faul herum gehangen.......
Sie möchte, wenn es irgendwie möglich ist, in der Branche bleiben, erst Plan B wäre ein Studium. Meistens ist aber eine Berufsausübung oder Studium entweder mit Pendeln, also früh am Morgen wegfahren, spät heimkommen, oder mit einem Umzug verbunden. Mein Mann sagt zwar immer "wer weiss welcher Traumprinz da noch kommt"........aber ich fasse verschiedene Möglichkeiten ins Auge. Oft genug sind ja schon manche auf Auslandsjobs "hängen" geblieben. Hab einen solchen Cousin der nur noch alle paar Jahre nach österreich kommt. Aber ein paar Jährchen hab ich ja noch selber bis zur Pension....schaun ma was ist wenns soweit ist.
Mfg, helmar

  30-06-2009 20:36  Felix05
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Guten Abend Leute,

unsere große Tochter ist jetzt in Degerndorf am Inn glücklich verheiratet, hat ihren Mann und den kleinen Felix, der wird vier!

Bei uns daheim stehen fast zwei große Häuser leer.
Das hat mit Bauernstand gar nichts zu schaffen, das ist Realität. Natürlich arbeiten und schaffen wir für unsere Töchter, aber machen wir sie damit glücklich?!

Meine Frau meint: glücklich machen, heißt loslassen können. Mir fällt das schwer, die Realität aber gibt ihr Recht.

Mir wär´es viel lieber, ich könnte jeden Tag meinen Enkel sehen, aber was soll er denn hier, wo er da unten geboren ist und für alle die Welt in Ordnung geht?


Felix kennt mit seinen vier Jahren fast jeden Schleppertyp, ist nach dem Kindergarten nur mit Bauernkindern zusammen und wird dort als "gleichwertiger" Jungbulle behandelt.

Wer weiß, ich sag´ immer, der wird schon einen Hof zum einheiraten finden, wenn er in zwanzig Jahren noch die gleichen Vorlieben hat.:-)

Seht´s net gar zu eng und geht´s gelassen an.
Hauptsache die Familie steht zusammen, egal wer wo was macht und was die anderen drüber denken könnten.

Gruß, Lutz!



  30-06-2009 20:40  ANDERSgesehn
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?

@sturmi
da bin ich nicht ganz deiner meinung. etweder die kinder haben interessse so oder so, weil der betrieb gut läuft, oder sie haben kein interesse, weil der betrieb nicht finanziell gutläuft, zu tode gejammert wieder oder dgl. wenn zweiteres eintreten sollte, dann bekommen sie die letzte und einmalige mögliche chance zum "ehrlichen" ja-sagen. entweder du (sächlich) willst ihn und bleibst zu hause oder ich verkaufe es, mit dem vorbehalt, dass ich alleine übers geld verwalte und keine bettelalmosen an kinder verteile. was ich dann mit dem geld mache ist dann sekundäre, ob weltreisen, persönlcihes denkmal oder oder oder.

genauso ging es nämlich mir!
in der 4. klasse hatten meine eltern die möglichkeit einen lw. betrieb zu kaufen.
sie fragten mich, sollen wir ihn kaufen und du bleibst zu hause, oder:
wir kaufen ihn nicht und du kannst deinen eigenweg gehen?

tja nach 2 stunden besichtigung und zum schlechtesten fleckerl sagte ich ein eindeutioges wort!

@helmar
mir hast jetzt die freude vertan, dass du dich jetzt geoutet hast!
ich hätte dir gratuliert, zu diesen schritt!

1) du hättest für dich dein "2" lebenswerk mit dem erlös aus deinem betrieb schaffen können!

2) du hättest die last von deiner tochter genommen

3) wir, im forum, hätten endlich ruhe um dein leidiges thema hofübernahme *ggg*

somit wären alle glüchklich!

lg
ANDERSgesehn.

ps: zurückblickend gesehen, war es gut so, man/frau kann alles erlernen und freude damit haben, auch wenn man/frau zuvor anderer ansicht war.



  30-06-2009 20:43  ANDERSgesehn
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@lutz

kennst du das buch:

lol²a - prinzip ... von rene egli ?

lg
ANDERSgesehn.

ps: lol²a .... loslassen, lieben und geliebt werden und agieren!



  30-06-2009 21:28  Felix05
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
ANDERS,
kenn ich nicht, ist das gut?

Gruß, Lutz!

  01-07-2009 06:53  theres
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Hallo Helmar,
lass dir von Gefühstrampeln keinen Unkrautsamen streuen ;-)))).
Ob Kinder Freude an der Landwirtschaft oder an einer anderen Tätigkeit haben, das hat nichts, aber rein gar nichts mit Erziehung zu tun.
Keine Ahnung, ob es die Gene oder sonstwas sind.
Wenn deine Tochter ihren Weg gefunden hat, dann hat du für ihr Lebensglück mehr geleistet, als du meinst.
Für spätere Jahre kommt es ganz viel auf den Partner oder die Partnerin an, ob ein Hof als Last oder Freude empfunden wird.
Du hast ja auch noch ein Stück Leben vor dir- bin ich egoistisch, wenn ich dir rate- das zu tun, was dir Freude macht?
Die Entscheidung, über die hier diskutiert wird, sein Lebenswerk in andere Hände zu geben,
ist immer eine Entscheidung der Beteiligten, nur wenn ich manchmal sehe mit welcher Undankbarkeit von den Kindern so ein Lebenswerk übernommen und niedergemacht wird,
dann könnte ich diese Entscheidung des Bauernehepaares, den Hof an Fremde zu übergeben, auch verstehen.
Heute scheint bei vielen Jungen nur die Ansicht vorzuherrschen, dass ein roter Teppich ausgerollt werden müsste, wenn sie die Gnade hätten, unter Umständen weiter zu machen.
Von Pflichten will keiner was wissen, nur von den Rechten ist die Rede.
Ich seh das ein wenig anders, Generationen vor uns haben sich für diesen Hof abgemüht, wir ebenso und auch als ein Stück Generationenverpflichtung werden wir den Hof weitergeben. Und so weit ich das jetzt überblicken kann, sieht unsere Übernehmergeneration das ähnlich.
Denn aufhören und alles versemmeln, so intelligent wären wir auch :-(((
Wenn keines unserer Kinder den Hof weitermachen würde, dann würden wir jemand aus dem Bekanntenkreis den Hof geben. Der junge Mann kommt jeden Tag nach der Arbeit und hilft im Betrieb mit. So einen liebevollen Umgang mit den Tieren finden wir selten bei jungen Männern, er geht auch mit unserem Boden sehr schonend um, kommt nicht aus der Landwirtschaft, hat einen guten Beruf und macht hier ganz was anderes.

Das Problem mit der Weitergabe in fremde Hände sehe ich darin,
zuerst- wie finden sich hier die beiden Gruppen,
dann wie findet sich ein gemeinsamer Weg
und wie ist das mit der Familie zu klären.
Kenne eine Gastwirtschaft, die auch an fremde Hände gegeben worden ist- sie läuft als Spitzengastronomie weiter, der junge Mann wurde adopiert und die eigenen Kinder haben ihren eigenen Weg gefunden. Der Sohn des Spitzenwirtes ist inzwischen schon auf dem Weg zum guten Koch, die alte Wirtin hat diesen Schritt sicher reiflich überlegt, aber sie betont, dass das die richtige Entscheidung war.
Da heute die Verpflichtung, für die Eltern im Alter zu sorgen, keine Rolle mehr spielt,
müssen sich die Generationen sowieso neu ihre Plätze suchen.



  01-07-2009 08:38  helmar
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Danke, liebe Theres! Ich erlebe derzeit in meiner Umgebung, bei einem Gewerbebetrieb mit, was passieren kann.........eigene Kinder hatte diese nicht, und nach dem Krieg war es sicherlich leichter als jetzt, einen florierenden Baubetrieb aufzubauen. Den Rat, Kinder zu adoptieren, verwarf man. Denn der Bruder hatte ja einen Sohn. So wurde der Neffe mehr oder weniger verpfichtet, diesen Beruf zu erlernen. Und als des anderen Bruders Tochter wäre ich ja dann mit der Zeit die passende Ehefrau dann geworden. Diese Planungen gingen soweit, dass ich mit 15 in die HLA, weil man ja dort Haushalt und Büro lernt, geschickt wurde. Nur in mir schlummerte das Bauerngen, und nach 1 Jahr habe ich von dieser Anstalt die Flucht ergriffen.......besonders als der mir zugedachte junge Herr mich schmunzelnd aufgeklärt hatte, warum ich immer dann zum Üben an die Firmenschreibmaschine durfte, wenn er gerade Pläne im Büro zeichnete. Der junge Mann machte die Meisterprüfung, und als er eigene Ideen einbringen wollte, kamm es zur grossen Streiterei und er ergriff die Flucht und machte sich mit ein paar Leuten selbstständig. Und ist es heute noch. Nun war natürlich der Junge der Böse und an suchte händeringend nach einem der "weitermacht", und in dieser Firma war tatsächlich ein Angestellter, welcher sich, aus heutiger Sicht gesehen, das angetan hat. Übergeben wollte man nicht, nur verpachten. Und er hat gepachtet. Abgesehen von dauernder Einmischung derer welche es eh dann immer besser wussten, war der Pacht ziemlich hoch, was sich natürlich auch darauf ausgewirkt hat, dass so manche Investition in die Zukunft nicht möglich gewesen ist. Heute ist dieser Betrieb geschlossen, derjenige der 30 Jahre seines Lebens sich damit durchgekämpft hat in Pension..........und bei der inzwischen sehr alten Dame stellen sich so manche darum an, vom Kuchen der sich da angesammelt hat, zu naschen, nennen wir es mal so..........denn auch in schlechteren Zeiten hat man drauf bestanden dass der Pacht bezahlt wurde, obwohl die beiden Verpächter auch mal beim Aussetzen desselben nicht verhungert wären.....aber wie oft hiess es" mia san ja froh dass wer weitermacht".........dass man Prügel vor die Füsse warf, hat man höflich verschwiegen. Die Gier is manchmal a Hund....
Und wenn hier im forum eingen die Argumente ausgegangen sind, hat man sehr wohl lesen können dass ich ja nichtmal meine Tochter zur Bäuerin erziehen fähig gewesen bin.
Liebe Grüsse, helmar

  01-07-2009 08:54  joholt
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Ob die Erziehung davon abhängt ist oder nicht weiß ich nicht. Aber eines ist sicher wenn ein Kind einen anderen Berufswunscht hat solte man diesen Fördern denn es gibt nichts schlimmeres als jemanden zum Bauernsein zu zwingen.
Aber hat es vieleicht etwas mit dem sogenannten Bauernstolz zu tun das mit aller gewalt versucht wird ein Kind zum weitermachen zu zwingen?
Oder weil es einem selber so ergangen ist muß halt das Kind auch so weiter machen.
Mfg


  01-07-2009 10:57  theres
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Hallo Helmar,
ja, wenn die Argumente ausgehen, dann werden manche Schreiber ganz schön "gschert".
Aber juckt es die Eiche, wenn das Wildschwein sich dran reibt :-))))
Ich hab auch nicht das getan, was sich meine Eltern vorgestellt hatten. Einen guten Beruf erlernen, dann mit Ehe-Partner ein Haus bauen und es einmal besser haben, als sie es hatten.
Ist mir doch einer mit Hof untergekommen und inzwischen ist das kein Beruf mehr für mich, sondern eine Berufung. Ich würd das aber von keinem unserer Kinder erwarten, hat bei mir auch ein ganzes Leben gedauert, bis ich den schönsten Platz auf Erden so hinbekommen hab- dass er passt.
Wenn unsere Nachkommen keine Kühe halten möchten oder was anderes draus machen,
dann ist das deren Entscheidung.
Der Obst- und Gemüsegarten und die Selbermacherei bleibt in unseren Händen, solange wir das arbeitsmässig gut meistern können.
Es kann ja auch mal sein, dass andere Zeiten kommen und deine Tochter in 1o Jahren vielleicht mal ganz anders denkt.
Aber bis dahin- mach es wie bisher- leb dein Leben :-))))) Frauen, die so selbstständig wie du den Hof meistern, meine Hochachtung.



  01-07-2009 11:19  Tyrolens
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Bauernstolz? Gute Frage. Ich bin mir da nicht so sicher, vielleicht geht es auch um den reinen Machterhalt. So lange man Eigentümer ist, kann man ja weitgehend mitentscheiden, was gemacht wird. Auch indirekt.
Allerdings kenne ich auch Fälle, da hat das Auflassen der Milchviehhaltung schon zum vorzeitigen Ableben des Altbauerns geführt. ;)

  01-07-2009 19:55  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Ähmm Anders..., mal ne Frage: Wie konntest du deinen Betrieb vervierfachen? Und immer schön bei der Wahrheit bleiben....;-))) Du weißt ja, Lügen haben kurze Beine...:-))
MfG Sturmi


  01-07-2009 20:14  ANDERSgesehn
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?

@sturmi
zu deiner frage. das wichtigste. das letzte wort von lol²a!
lies einmal das buch lol²a-prinzip, dann verstehst etwas mehr!
falls du weitere fragen hast, bitte gerne.


@ lutz
ich habe noch keinen gehört, das dieses buch nicht in jedes buchregal gehört.

lg
ANDERSgesehn.




  01-07-2009 20:26  Spirit
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
ich würd sogar vorschlagen das dieses buch nicht ins regal gehört, sondern unter den kopfpolster. so das man oft darin lesen kann... :-)

alles liebe, spirit.

  01-07-2009 20:55  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@anders
Ich habe keine weiteren Fragen und Danke für deine "Antwort". ;-)
MfG Sturmi

  01-07-2009 21:58  Baumschneider
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Hallo.

Wenn ich mich auch mal zu wort melden darf.

Find es voll arg:

Die einen machen sich sorgen wer den Betrieb weiterführen wird, die anderen machen sich Sorgen wie sie endlich zu einem Betrieb kommen und das alles mit der passenden Frau dazu (ich meine dass diese auch für die Landwirtschaft lebt)

Hatte bis jetzt immer Pech, bin auf der suche nach einem Betrieb zum kaufen oder dergleichen, und die Freundinnen waren auch nie wirklich davon begeistert, deswegen hab ich sie auch dann bald abmontiert.(aber auch aus anderen Gründen).

Also liebe Leute ihr seht es gibt immer einen "Nachwuchs" der die Landwirtschaft liebt.



Gute N8



  01-07-2009 22:00  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@anders...
Naja, dein empfohlenes Sektenbuch werde ich wohl nicht konsumieren...
infoSekta, Fachstelle für Sektenfragen:
"Die Vollkommenheit der Welt"
oder: Unsere verzerrte Weltwahrnehmung und das "LOL2A-Prinzip" 1
von Philipp Flammer
Seit Jahren hält sich das Buch des Zürcher Betriebswirtschafters René Egli in den Toprängen der Schweizer Bestsellerliste der Sachbücher. Und spätestens seit dem öffentlichen Bekenntnis des Schweizer Skirennfahrers Didier Plaschy im Winter 1999 zum "LOL2A-Prinzip" hat dieses seine öffentliche Weihe als Wunderschlüssel zur mentalen Vervollkommnung erhalten. Egli hat inzwischen ein eigentliches LOL2A -Geschäft aufgebaut. In Oetwil an der Limmat führt er ein Institut für Erfolgsimpulse, gibt Manager-, Leadership-, Ferien- und Basisseminare und geht im ganzen
deutschsprachigen Raum auf Tournee. Sein Prinzip wird inzwischen in rund 30 Regionalgruppen intensiv diskutiert.
Die aufmerksame Leserschaft wird jedoch die Tatsache irritieren, dass sein im eigenen Verlag herausgegebenes Buch in Deutschland vom Ewert-Verlag vertrieben wird. Einschlägig bekannt wurde der Ewert-Verlag als Herausgeber der rassistischen und inzwischen verbotenen Machwerke von Jan van Helsing. Im Verlagsprogramm erscheint Eglis Buch neben revisionistisch rechtsextremer Literatur und Büchern aus der einschlägigen Sektenszene. 2 Im Rahmen ihres wissenschaftlichen Forschungsprojekts "Neue Trends der Esoterik" sind die beiden Österreicher Gugenberger und Schweidlenka immer wieder auf den Namen Egli und sein LOL2A -Prinzip gestossen, und selbst van Helsing habe in seinen Büchern positiv auf Egli verwiesen. 3
Der Erfolg dieses Buches überrascht, macht nachdenklich und stutzig, zumal auch der Untertitel - "Die Vollkommenheit der Welt" - neben den Kriegsmeldungen aus dem Balkan wie blanker Zynismus erscheint. Grund genug also, seinem ideologischen Gehalt kritisch auf den Grund zu gehen. Zuerst interessiert mich, welchen Anspruch Egli mit seinem LOL2A -Prinzip verbindet, dann werde ich die Antworten untersuchen, die Egli auf die Frage gibt, warum wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist, um schliesslich in einem dritten Schritt zu rekonstruieren, wie die Welt wohl wäre, wenn tatsächlich alle Menschen und Völker sämtliche Probleme nach dem LOL2A -Prinzip lösen würden.
LOL2A: Die perfekte Lösung für alle Probleme.
Eglis Bestseller ist im beredten Stil eines Seminarvortrages geschrieben; Egli spricht seine Leserschaft in der Wir- und Sie-Form persönlich und herausfordernd an. Aus den Zitaten zu schliessen, welche viele Kapitel einleiten, muss Hesses "Siddhartha" eine Lieblingslektüre von Egli sein. Seinem Redestil kommt sehr entgegen, dass Egli von der sogenannten "Komplexität des Lebens" nichts hält. Die Wahrheit ist für ihn grundsätzlich einfach; nur die Experten würden halt "alles immer unheimlich kompliziert darstellen", um ihre Macht zu sichern (S. 45f). "LOL2A" meint denn auch nichts anderes als eine einfache mathematische Formel fürs Leben, die sich wie folgt liest: Loslassen x Liebe im Quadrat x Aktion = Reaktion.
Wie der Formelcharakter vermuten und die berühmte Formel für die Relativitätstheorie von Einstein (E = mc2) anklingen lässt, ist die Physik ein besonderes Steckenpferd von Egli. Immer wieder betont er, dass sein LOL2A -Prinzip mit den Erkenntnissen aus der modernsten Physik wie der Quantenphysik und der Chaostheorie übereinstimme. Offenbar hätten nun auch Atomphysiker wie Jean E. Charon die tiefe Weisheit der alten Mystiker erkannt, dass jede Objektivität Illusion und die Welt immer nur das sei, was wir von ihr denken.
Grossen Wert legt Egli zudem auf den Umstand, dass er von Hause aus Ökonom ist und dass Kosten-Nutzen-Überlegungen in seinem Leben eine zentrale Bedeutung haben. Seine Ausgangsfrage lautet denn auch: "Wie komme ich mit einem Minimum an Aufwand und so schnell wie möglich von einem IST-Zustand zu einem SOLL-Zustand?" (S. 15). Dabei meint Egli vor allem immaterielle IST-Zustände wie
"Unzufriedenheit, Arbeitslosigkeit, Drogenabhängigkeit, Krieg etc." Seine Antwort fasst Egli am Schluss seines Buches wie folgt zusammen: "Das LOL2A -Prinzip zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Ziele immer schneller und schneller erreichen können - mit immer weniger Aufwand! Es sind dies die drei Stufen 'Aktion = Reaktion', 'Loslassen' und 'Liebe', welche diesen Weg beschreiben. Dieser Weg führt von wenig Liebe zu immer mehr Liebe; der Endzustand ist der Zustand der bedingungslosen Liebe und somit des kosmischen Bewusstseins. (...) Ein Mensch, der ganz stark in der Materie (Körper!) verhaftet ist, der braucht viel Aufwand, um seine Ziele zu erreichen; alles geht sehr zähflüssig, weil es für ihn gedanklich ja nur die schwere Materie gibt. Es ist recht mühsam. Ein Mensch, der sich gedanklich über die Materie erheben kann (Seele!), der erreicht seine Ziele mit weniger Aufwand; alles fliesst schneller. Und noch schneller fliesst es bei einem Menschen, der sich gedanklich auf dem Niveau des Geistes - und das heisst: der bedingungslosen Liebe - befindet." (S. 198, 200. Hervorhebung gemäss Original)
Mit anderen Worten: Sein LOL2A -Prinzip will eine universelle Problemlösungsmethode sein, die sofort und überall anwendbar ist und das "Leben innerhalb von 1 bis 3 Jahren total verändern" kann (S. 190): "im Privatleben, im Geschäftsleben, im Sport, in der Politik (Krieg/Frieden), in der Gesellschaft" (S. 15). Eglis einleitende Mutmassung, es könnte ja sein, dass das LOL2A-Prinzip tatsächlich der Weg zur Lösung aller Probleme weise, verdichtet sich in seinen Ausführungen schnell zur absoluten Gewissheit und unverrückbaren Grundlage.
Warum wir die Welt nicht so sehen, wie sie ist.
"Das menschliche Drama"
Nun würde man von einem ernsthaften ökonomischen Ansatz, der für den Übergang vom IST zum SOLL eine Lösungsstrategie vorschlägt, vorgängig eine genaue Analyse des IST-Zustandes erwarten. Was Egli in einem ersten von drei grossen Kapiteln über den IST-Zustand, über "das menschliche Drama" tatsächlich zu erzählen weiss, ist jedoch eher ein Nachhilfeunterricht in Psychologie oder Theologie der esoterischen Art und besteht aus einer reichen Sammlung diffuser und widersprüchlicher Aussagen. Im Zentrum seiner Darstellung des IST-Zustandes stehen nicht materielle Ressourcen- und Verteilungsprobleme, Bedürfnis- oder Angebotsanalysen, sondern allein der einzelne Mensch oder präziser: sein "begrenztes", "kleinkariertes" Bewusstsein.
Nach Egli besteht das Hauptproblem des Menschen in "seinem ständigen Urteilen über Gut und Böse" (S. 19). Entsprechend definiert er das Paradies als einen "Geisteszustand" des "Nichturteilens, des Nichtaufteilens in Gut und Böse" (S. 19) und nimmt das Thema in verschiedenen Varianten immer wieder neu auf: Ur-teilen, Be-urteilen, Ver-urteilen, etwas weniger augenfällig aber auch Begriffe wie Analyse, Einmischung, Zweifel, Kritik - also jene zentrale Eigenschaften, die für einen aufgeklärten und verantwortungsbewussten Menschen unabdingbar sind - erscheinen in Eglis Sprachgebrauch lediglich als Synonyme für "Teilen", "Trennen" - einem Prinzip, das dem Leben widerspreche, denn: "Leben ist Einheit, Trennung ist Tod." (S. 143). Oder an anderer Stelle: "Die Idee der Trennung führt unweigerlich zu Konflikten; und Konflikte kosten unnötig Zeit und Geld. Konflikte sind nicht
ökonomisch." (S. 93) In derselben Logik steht auch Eglis Abneigung gegen alles, was mit Ver-teilung zu tun hat: Versicherungen, Sozialstaat, Entwicklungshilfe, Verteilung von Arbeit und Lohngerechtigkeit - Institutionen und Themen, an denen er, seine eigenen Prinzipien vergessend, gerne mit viel Polemik herumkritisiert.
Als zweites grosses Problem unterstellt Egli dem Durchschnittsmenschen, dass er sich bewusst zu einem machtlosen Wesen mache, denn "ein Mensch, der wirklich Macht hat, ist für sein Leben verantwortlich. Und das geht einigen dann doch zu weit" (S. 25). Ein ganzes Arsenal von "Tricks" benutze der Mensch, um sein eigenes "Potential" zu begrenzen: so Angst, die grundsätzlich "für nichts gut ist"; dann die "moralische Kultur" der Sünde als Synoym für kulturellen Niedergang; das Erfinden von Ausreden und die Suche von Schuldigen, die lediglich ein "Abschieben von Verantwortung" sei; weiter die Einmischung in die Angelegenheiten anderer, die nur Konflikte erzeuge; das Warten auf Hilfe von aussen; das Kompliziertmachen der täglichen Realität; und schliesslich die rationale Analyse und die Unfähigkeit, selbständig und logisch zu denken, präziser: die Unfähigkeit zu einer Sowohl-Als-Auch-Logik.
"Die unverrückbaren Grundlagen des LOLA-Prinzips"
Ist der theoretische Ansatz in Eglis IST-Analyse noch luftig verpackt in Allerweltsbeispiele und nur diffus erkennbar, führt er im zweiten Buchteil die "unverrückbaren" esoterischen Grundlagen seines LOL2A -Prinzips detaillierter aus. Im wesentlichen sieht Egli zwei Gründe, warum der Durchschnittsmensch die Welt nicht so sieht, wie sie ist: Erstens, weil er nicht weiss, wie der Mensch tatsächlich funktioniert, und zweitens, weil es eine objektive Welt gar nicht gibt.
Gemäss Egli verstösst der Durchschnittsmensch gegen drei Grundsätze seines wahren Funktionierens: 1. Er sieht nicht, dass jede Änderung zuerst und ausschliesslich bei ihm selber erfolgen muss und jede Einmischung in die Angelegenheiten anderer ein Verstoss gegen diesen Grundsatz ist. 2. Er erkennt die unbegrenzte Macht seines Denkens nicht, denn jeder Mensch kann nicht nur absolut alles denken, was er will, sondern verändert damit immer auch seine Zukunft. Mit anderen Worten: Die Welt, die der einzelne Mensch wahrnimmt, ist nichts als ein Spiegelbild seines willentlichen Denkens. Und 3. Er weiss nicht, wie er sein absolut grenzenloses "Potential" aktivieren kann.
Gemäss Egli besteht das menschliche Potential aus einer "universellen Intelligenz" und aus Energie. Die "universelle Intelligenz", "die unabhängig ist von der Ausbildung und über die grundsätzlich jeder Mensch verfügt", helfe uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen (S. 73). In anderen esoterischen Ansätzen wird diese "Intelligenz" auch als "wahres Selbst", "feinstofflicher Gottesfunke" oder "innerer Führer" bezeichnet. Und in Übereinstimmung mit diesen Ansätzen sieht Egli "die Aktivierung unserer universellen Intelligenz" für unabdingbar auf dem Weg zum "kosmischen Bewusstsein". Im Grunde will sein LOL2A -Prinzip nichts anderes als die perfekte Methode sein, jene "universelle Intelligenz", jene "Wirklichkeit des Nicht-Erklärbaren" für die mentale Vervollkommnung zu öffnen. In Abgrenzung zum analytischen und begrenzten "Kopfdenken" spricht Egli in dem Zusammenhang auch von "Herzdenken".
Wenn Egli von Energie spricht, kokettiert er zwar wieder mit der Physik, zeigt dann aber mit seinen Ausführungen, dass sein Energieverständnis mit Bestimmtheit in keinem Physiklehrbuch zu finden ist. Seine Logik lautet zusammengefasst: Alles ist Energie, somit ist auch der Mensch Energie; Energie ist Schwingung und Schwingung kann durch unser Denken beliebig verändert werden, somit ist auch der Mensch beliebig entwicklungsfähig; Energie ist unvergänglich, somit ist auch der Mensch unsterblich; Energie und Intelligenz sind grenzenlos, somit ist auch das menschliche Potential grenzenlos. Krankheiten, Aggressionen, Konflikte, Unzufriedenheit sind alles Schwingungen, die allein durch unser Denken harmonisiert werden können. Und schliesslich: "Wenn es einem Menschen gelingt, seine Schwingungen beträchtlich zu erhöhen, dann kommt logischerweise der Moment, wo er unsichtbar wird. Das hat nichts mit Mystik oder Magie zu tun, sondern mit Physik." (S. 80) - eine Behauptung, die in ihrer Absurdität der "neunten Einweihung" in einem anderen esoterischen Bestsellerroman gleichkommt, in James Redfields "Prophezeiungen von Celestine".
Für das Funktionieren des Kosmos sind gemäss Egli zwei weitere Gesetzmässigkeiten von Bedeutung: Alles hängt mit allem zusammen, was bedeute, dass an jedem Punkt des Universums die Information über das Ganze vorhanden sei; und: Alles kommuniziert mit allem. "Sie kommunizieren mit allem im Kosmos und der Kosmos kommuniziert mit Ihnen! Die Frage ist nur, ob Sie zuhören." (S. 96). Wie widersprüchlich seine Aussagen klingen, ist Egli wohl nicht bewusst, wenn er unter Berufung auf die Physik und die Erkenntnistheorie des Radikalen Konstruktivismus einschiebt, dass wir "total imprägniert sind von einem ganz bestimmten Weltbild, dem Bild einer objektiven Welt, die für alle Menschen gleich ist. Und diese Welt gibt es nicht." Die Welt sei immer genau das, "was Sie von ihr denken! Und das gibt Ihnen die Macht, Macht über die ganze Welt, über Ihre Welt." (S. 85)
Offensichtlich benutzt Egli die Physik, um die grosse Glaubwürdigkeit, welche die Physik in unserer Gesellschaft geniesst, für seine esoterische Überzeugungsarbeit zu nutzen. Gleichzeitig kann er sich einen falschen Umgang mit physikalischen Begriffen leisten, weil die meisten Leser esoterischer Literatur Nichtphysiker sind und sich wohl auch in der Schule mit Physik schwergetan haben. Der Physiker Martin Lambeck hält denn auch fest: "Diese Mischung von Glaubwürdigkeit und Undurchschaubarkeit (PF: der Physik) erscheint als der Nebelschleier, hinter dem die Beliebigkeit des vertikalen Weltbildes den Esoterikern ein weder demokratisch noch wissenschaftlich legitimiertes Manipulations- und Drohpotential bereitstellt." 4
LOL2A und die "Vollkommenheit der Welt"
Wir erinnern uns: Loslassen x Liebe im Quadrat x Aktion = Reaktion.
"Loslassen"
Mit Loslassen meint Egli "den schnellsten und kostengünstigsten Weg zur Erreichung aller Ziele" (S. 131) und das Schlüsselprinzip für die Art und Weise, wie die "universelle Intelligenz" aktiviert werden kann: "Akzeptieren Sie das, was IST - wie
'schlimm' es auch sein mag" (S. 134), etwas nicht akzeptieren heisst, etwas verurteilen und damit das Leben blockieren. Und sinngemäss weiter: Denken Sie nicht an den Weg, halten Sie sich nicht an irgendwelche Strategien; kämpfen Sie nicht für das SOLL-Ziel oder gegen den IST-Zustand; konzentrieren Sie sich nicht zu sehr auf die Zielsetzung und vor allem zweifeln Sie nicht an der Zielerreichung.
Möglicherweise wäre Eglis ständig loslassender Mensch so perfekt "flexibel", wie ihn die freie globale Marktwirtschaft wünscht. Und für Leute in stressigen Grenzsituationen oder unter Leistungsdruck mögen solche Empfehlungen für sich genommen auch helfen, jenen sprichwörtlichen tranceartigen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem scheinbar ohne besondere Zusatzleistung alles wie am Schnürchen läuft, in dem potentielle Sieger sich mental zur absoluten Meisterschaft aufschwingen können. Im esoterischen Kontext hingegen erhält "Loslassen" einen skeptisch machenden Unterton, den Egli schliesslich auch bestätigt, wenn er schreibt: "Loslassen heisst also: Leben im Hier-und-Jetzt. Es heisst: Loslassen des eigenen kleinen Ichs (Ego, erste Wirklichkeit, Kopfdenken), damit das Grosse ICH (zweite Wirklichkeit, Herzdenken, Gott) wirken kann." (S. 156). Mit anderen Worten: Gib Deinen Verstand auf und vertraue blind der Behauptung, dass eine irrationale Intelligenz Dir den richtigen Weg weist; folge dem Strom der esoterischen Lemminge. Versucht man zudem, sich ein ständig loslassender Mensch im Alltag vorzustellen, kann einem auch leicht das Grausen befallen. Angenommen, ein solcher Mensch ist auf ein bestimmtes Ziel programmiert, könnte ihn nichts mehr von seiner Zielsetzung abbringen. Jedes sich ihm bietende Mittel zur Erreichung des Zieles wäre ihm recht. Kritik, die ihn eines Besseren belehren könnte, würde er als "schlimme" Umweltbedingung ohne weitere Gefühlsregung akzeptieren. Terminator lässt grüssen. Eglis loslassender Mensch ist ein perfekter Befehlsempfänger.
"Liebe im Quadrat"
Wenn Egli am Schluss seines Buches auf die zentrale Bedeutung der Liebe zu sprechen kommt, so wirkt dies nach all dem bisher Gelesenen seltsam und wie eine Kompensation für sein ansonsten herz- und liebloses Menschenbild. Bedenkt man, dass Egli das Modell einer "nicht-objektiven" Gesellschaft skizziert, in der jeder Mensch in seiner höchst eigenen und absolut selbstverantworteten Welt lebt, und lediglich vermittelt über eine okkulte Überwelt mit anderen Geistwesen kommuniziert, ein Modell also, in dem objektive soziale Beziehungen undenkbar sind, kann es kaum erstaunen, dass Egli auch eigenartige Vorstellungen von Liebe hat. Für ihn ist Liebe "ein Gefühl der Einheit", "die stärkste Macht im Kosmos" und die "Abwesenheit von Konflikt". Liebe ist das Gegenteil von Angst, führt zu einem Maximum an Energie und Intelligenz, zu einer Bewusstseinserweiterung, und geht den Weg des geringsten Widerstandes: "Wenn ich in diesem Buch von Liebe spreche, so meine ich damit bedingungslose Liebe. Liebe also, die keine Bedingungen stellt. Die einfach liebt. (...) Von Liebe also, die nicht urteilt; die nicht teilt. (...) Durch Ihre Bereitschaft (...) zu sagen: Ich will lieben, wandeln Sie im Licht und es kann Ihnen nichts, wirklich nichts Schlechtes geschehen." (S. 168 f) Für Egli haben "Liebe und Dankbarkeit nichts mit Schwäche und Armut zu tun - im Gegenteil. Liebe hat sehr viel mit Macht und Wohlstand zu tun. Das ist nichts als logisch; wenn Liebe die stärkste Macht ist im Kosmos, dann wäre es absurd, wenn Liebe irgendetwas mit Armut, mit Schwäche zu tun hätte. (...) Der Mensch, mit seinem begrenzten und begrenzenden Denken, hat
den Mangel, hat Armut geschaffen. Auch Armut ist demzufolge eine Zeichen von mangelnder Liebe. Schauen Sie um sich: Armut, Hunger, Aids, Drogen, Arbeitslosigkeit, bewaffnete Konflikte, Aggressionen etc. etc. - alles eine Folge mangelnder Liebe, mangelnder Dankbarkeit." (S. 189). Wohl nicht erstaunlich ist denn auch, dass die Selbstliebe Eglis liebste Liebe ist (S. 178 ff).
Eglis liebender Mensch ist also ein gefrässiger, selbstverliebter Egomane, der ausser einer bedingunglosen Hingabe an eine diffuse Einheit keine Mitgefühle für seine Umwelt kennt und sich auch nicht für das Geschehen um ihn herum mitverantwortlich fühlt. Eglis liebender Mensch ist ein zutiefst asozialer Mensch. Man kann nur hoffen, dass wenigstens diese diffuse Einheit mehr Sinn für soziale Beziehungen hat.
Die Welt als "Aktion = Reaktion"
Zur Herleitung seines Gesetzes von "Aktion = Reaktion" bemüht Egli wiederum die Physik und "objektiviert" Gedanken als "Energiekörper", die eine "Tendenz, sich zu verwirklichen" hätten (S. 103). Gedanken würden sich wie physikalische Kräfte verhalten: "Kein Gedanke geht verloren", "jeder Gedanke kehrt zum Sender zurück", "was immer Sie denken, es kommt zu Ihnen zurück!" (S. 105) und weil es im geistigen Bereich keine Widerstände gibt, kommen die Gedanken mit der gleichen Energie und unabhängig von jeder Distanz zurück, wie sie weggeschickt wurden (S. 108). In dieser "Gesetzmässigkeit" sieht Egli die grösste Gerechtigkeit im Kosmos. Mit anderen Worten: "Niemand wird zufällig angespuckt, niemand wird zufällig ausgeraubt, und niemand wird zufällig umgebracht." (S. 109. Hervorhebung gemäss Original).
Einmal abgesehen davon, dass eine solche Objektivierungskraft der Gedanken absurd und unhaltbar ist, impliziert dieses Modell von "Aktion = Reaktion" einige höchst bedenkliche soziale Vorstellungen. So meint "Aktion = Reaktion", dass jeder für sein Wohl und sein Leiden absolut selbst verantwortlich ist. Mitleid ist in keiner Weise angebracht, denn jeder erfährt genau das, was ihm kraft seiner Gedanken zusteht: Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Krieg und Vertreibung, aber auch lukrative Börsengewinne, Gesundheit, Reichtum und Erfolg. Eine gerichtliche Verfolgung von kriminellen Übergriffen wird nicht nur überflüssig, sondern ist offensichtlich auch gefährlich, denn: "Wer einen anderen richtet (Aktion), der wird selbst gerichtet (Reaktion). Das ist das universelle Gesetz." (S. 111). Und eingedenk von "Aktion = Reaktion" tut man auch gut daran, seine Gedanken einer "positiven" Zensur zu unterwerfen, denn sobald "ein negatives Ereignis stattfindet, regen wir uns auf und geben diesem negativen Ereignis noch zusätzliche Energie, was bedeutet, dass wir die negativen Ereignisse fördern." (S. 115. Hervorhebung gemäss Original). Aber auch das Lesen negativer Zeitungsmeldungen fördert nur die Idee der Aggression. Und dass Drogenprobleme zunehmen, ist letztlich den Anti-Drogenkampagnen zuzuschreiben, die "dem Drogenproblem ja laufend Energie zuführen" (S. 115). Das Gesetz von "Aktion = Reaktion" bietet somit eine Rechtfertigung zum Verdrängen, zum Verleugnen, zum Wegschauen von dem, was uns stört.
Gemäss Egli wirkt das Gesetz und das damit verbunden Prinzip der "totalen Selbstverantwortung" aber weit über den Tod hinaus und macht nur Sinn, wenn "wir von der Wiedergeburt, von der Reinkarnation ausgehen." (S. 124). Im Konsens mit der Esoterik geht er davon aus, dass der unsterbliche Geistkörper des Menschen in einem endlosen Kreislauf zwischen materieller Welt und jenseitiger Astralwelt zirkuliert: "Was für uns als Tod erscheint, ist aus der Sicht der Astralwelt eine Geburt. Was für uns als Geburt erscheint, ist aus der Sicht der Astralwelt ein Tod. (...) der Tod existiert nicht. Leben kann nie, niemals, getötet werden." (S. 124). 5 Ausgehend von dieser Vorstellung folgert Egli nun: "Dieses Gesetz (Aktion = Reaktion) ist natürlich auch universell gültig, das heisst: über den Tod hinaus. Es kann sein, dass die Reaktion auf eine bestimmte Aktion erst in einem späteren Leben erfolgt." (S. 126). Mit Blick z.B. auf flüchtige Kriegsverbrecher könnte eine solche Vorstellung zwar tröstlich sein. Aber Egli sieht ganz andere Konsequenzen mit seinem "Gesetz" verbunden: "Wer auf diese materielle Welt kommt, der hat sich eine bestimmte Aufgabe vorgenommen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, braucht es gewisse Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen schafft er sich, indem er sich seine Eltern auswählt. Mit der Auswahl der Eltern hat er natürlich gleichzeitig die Rasse, die Hautfarbe, die Region, die Nation ausgewählt. Und zwar nicht zufällig." (S. 125) Das Beispiel eines missgebildeten Kindes einer Alkoholikerin aufnehmend schreibt Egli: "Der Geist kann bis zu 12 Monate nach der Geburt warten, bevor er definitiv in den Körper eines Neugeborenen eintritt. (...) Wenn es nicht der Wunsch des betreffenden Geistes war, einen gehirngeschädigten Körper zu bewohnen, wird das Kind sterben." (S. 126). Also: Ein missgebildetes Kind hat sich nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Eltern selber ausgesucht. Es soll sich also niemals über sein Schicksal beklagen, geschweige denn Hilfe erwarten. Eglis haarsträubende Behauptungen werden nicht besser, wenn man feststellt, dass sie widersprüchlich sind: Sucht sich das Kind nun seinen Körper, seine Eltern selber aus? Oder sind der missgestaltete Körper und die drogensüchtige Mutter lediglich die Reaktion auf eine Aktion des Kindes in einem früheren Leben?
Zusammenfassend kann festgehalten werden: "Aktion = Reaktion" ist eine feudalistische Weltanschauung, indem sie den Wohlstand und die Macht der "positiv Denkenden" ebenso legitimiert wie sie die Ansprüche weniger Bemittelter und Unterdrückter kategorisch als selbstverschuldet in die Schranken weist. Insgesamt legt Egli mit seinen irrationalen Vorstellungen eine weltanschauliche Grundlage, die soziale Verantwortung und jedes Insistieren auf soziale Gerechtigkeit in dieser materiellen Welt nicht nur als überflüssig, sondern gar als schädlich erscheinen lässt, denn ein solches Insistieren würde gegen das sogenannte "Gesetz" von "Aktion = Reaktion" verstossen. "Loslassen x Liebe im Quadrat x Aktion = Reaktion" ist eine weltanschauliche Formel, die sich als Grundlage für totalitäre Machtideologien eignet. Bedenklich, dass ein solches Buch auf der Bestsellerliste figuriert. Liegt es an der Ignoranz der Lesenden oder trifft solches Gedankengut tatsächlich auf so viel Resonanz?
MfG Sturmi

  02-07-2009 19:28  ANDERSgesehn
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@sturmi ... naja, du hast genau dieses prinzip einmal voll gelebt!!! du hast dafür viele briefe verschickt, genau alles geplant, alles schön gemacht, alles für einen tag, und sogar eine unsumme geld dafür freiwillig gegeben, vielleicht nicht du, dann aber liebend gern deine eltern oder schwiegereltern. - deine hochzeit!
lol²a.
lo... für loslassen/aufgeben von der jugendzeit.
l²... lieben und geliebt werden, du und deine frau samt (vereins)freunde
a... agieren, der gewagte erste und somit letzte schritt des erwachsen sein, die abnabelung von den eigenen eltern, hin zum selber eltern sein/werden.
tja, lieber sturmi, du hast es unbewußt genau das lol²a-prinzip sicher nicht nur einmal gelebt.

lg
ANDERSgesehn.



  03-07-2009 22:57  Felix05
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Abend,

ich werd´mir das Buch mal ansehen, im Winter halt.

Aber so ehrlich: Kollegen, ihr lasst ja hier Meinungen vom Polter:
da wird´s mir ja Angst und Bange!

Ihr schafft als freie Unternehmer, ja?

Nu, gut, da besteht noch die Möglichkeit, dass ich bissel von der Zeit eingeholt bin.
Lebensrezepte lehne ich generell ab.
Ich bin wirklich glücklich, mit dem , was ich habe.

Gruß, Lutz!

  04-07-2009 08:30  helmar
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
...und im Endeffekt hat man 2 m2. Und eine Urne braucht noch weniger Platz.....
Mfg, helmar

  04-07-2009 09:34  joholt
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Und bei einigen schaut dann nicht einmal jemand mehr nach !!
Mfg Joholt

  04-07-2009 10:24  Icebreaker
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
Ja, liebe multiple helmar, das ist wie beim Schach.
Am Ende liegen sie alle in der Kiste. Der König, wie der Bauer ;-)


Schönes, Unwetterfreies Weekend wünsch
Ice

  04-07-2009 10:34  sturmi
Mein "Lebenswerk" in "fremde" Hände?
@anders
Das LOL²A Prinzip beschreibt sich als anthropozentrisch und religiös und bezieht sich auf Daoismus und Zen.
Laut dem Soziologen Philipp Flammer vom infoSekta Institut für Sektenfragen, ist das LOL²A Prinzip eine feudalistische Weltanschauung.
Die Ansprüche weniger Bemittelter und Unterdrückter werden kategorisch als selbstverschuldet in die Schranken gewiesen. Das LOL²A Prinzip dient manchen als Grundlage für totalitäre Machtideologien. In Deutschland wurde das Buch vom Ewert-Verlag vertrieben, ein Herausgeber revisionistisch rechtsextremer Literatur und Büchern aus der einschlägigen Sektenszene.
Wie gesagt, für manche mag diese sektenartige, feudale Weltanschauung zu Reichtum und Wohlstand führen. Wie lange hält eigentlich der Körper diesen tranceartigen Zustand aus um überdurchschnittliche Leistungen mit wenig Schlaf zu vollbringen? Die Frage ist auch immer zu welchem Preis geschieht dies, denn alles im Leben hat seinen Preis!
Für eher labile Charaktere kann dieses LOL²A Prinzip durch den selbstauferlegten Druck des positiven Denkens und eventuellem anschließenden Scheiterns zu Depressionen führen, im Extremfall zum Suizid.
@Ice
"multiple Helmar"?
MfG Sturmi



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