Getreideernte 2009: Was erwartet uns?
Spitzenerträge sind heuer nicht zu erwarten. Die Lagerbestände und die globale Bilanz lassen aber eine Preisexplosion ähnlich 2007 trotz nur durchschnittlicher Ernte nicht erwarten.

Ein April mit Rekordtemperaturen und wenig Niederschlag trübt die Ernteaussichten. Vor allem auf Sommergetreide hat sich die Trockenheit stark ausgewirkt.
Trockenheit schadete Sommergerste
Massiv wirkte sich heuer die Trockenheit auf Sommergetreide aus. Dies schmerzt doppelt, da österreichweit sowohl Sommergerste als auch Durumweizen von den Landwirten flächenmäßig zurückgefahren wurden. So verlor Sommergerste in Österreich nahezu 7.000 ha an Anbaufläche; das macht in Summe eine Reduktion von 6 %. Die heuer erzielbaren Mengen und Qualitäten werden nicht zufriedenstellend ausfallen. Manche Bestände weisen lediglich eine Ähre je Pflanze auf, da die Bestockung aufgrund Wassermangels gänzlich unterblieb. Eine deutliche Ertragsreduktion ist die Folge. Niedrige Erträge bedingen aber auch hohe Proteinwerte, die bei der Braugerstenproduktion unerwünscht sind. Der internationale Marktbeobachter Strategie Grain geht in der letzten Schätzung von nur mehr knapp 4 t/ha Durchschnittsertrag für Österreich aus (4,7 t/ha im Vorjahr).
Weniger braufähige Ware
Auch der Prozentsatz an braufähiger Ware wurde bereits auf 35 % reduziert (47 % im Vorjahr). Eine ähnliche Situation wie in Österreich ergibt sich auch in anderen Staaten der EU-27. Trotzdem wird infolge ausreichender Lagerbestände aus der Vorjahresernte nicht mit Versorgungsengpässen und massiven Preisanstiegen gerechnet. Die zu erwartenden bescheidenen Erträge und Qualitäten lassen für die Zukunft einen weiteren Rückgang des Braugerstenanbaues befürchten, wenn es nicht gelingt attraktivere Vertrags- und Abrechnungsvarianten zu entwickeln. Der Braugerstenmarkt ist schwer prognostizierbar, es gibt nur selten eine Notierung an der Wiener Börse.
Ernte international
Die neue Prognose des internationalen Getreiderates (IGC) schätzt eine globale Weizenerzeugung von derzeit 652 Mio. t. Diese Menge liegt rund 35 Mio. t hinter der geernteten Menge vom Jahr 2008. Der globale Verbrauch wird ähnlich wie im Vorjahr prognostiziert. Somit wird aus heutiger Sicht ein Lageraufbau von 9 Mio. t angenommen. Obwohl die kommende Ernte geringer ausfallen wird als im Jahr zuvor, stellt diese doch die zweitgrößte Ernte der letzten Jahre dar. Die europäische Produktion wird derzeit auf 129 Mio. t geschätzt. Trotz der Korrektur der Produktion nach unten, bleibt das europäische Angebot infolge erheblicher Übermengen aus 2008 hoch. Die EU-27 verfügt über ein Exportpotential von fast 20 Mio. t. Vom Blickpunkt der EU-27 aus, scheint das Potential für die Weizenpreise in Europa begrenzt. Seitens internationaler Analysten besteht allerdings Potential für steigende Preise, wenn die Aussaatprobleme in den USA Folgen zeigen.
Dir. Ferdinand LEMBACHER und Mag. DI Harald SCHALLY, LK Niederösterreich