Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!

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  17-12-2006 09:32  DrachenBiolot
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Aber leider nicht für mich, sondern für meine Molkerei.
Ich halte gerade die letzten 28 Milchgeldabrechnungen in Händen und stelle fest, dass 27 mal der Buchstabe „S“ hinter der angeführten Keim- und Zellzahl steht und 1 mal die Eins. Vielleicht so eine art Benotung , wie in der Schule damals, kommt mir. Die Bezeichnung „S“ könnte nach kurzem Überlegen vielleicht auch stehen für „S“ ehr Ordentlich, „S“ehr brav, „S“ehr sauber, „S“uper Qualität, „S“elten gute Biomilch, oder es bedeutet einfach „S“-Klasse. Und nun aus heiterem Himmel diese Konsumentengefährdung. . . . . . . .

Brief der Landfrischmolkerei:
Betreff:
1. Verwarnung gem. EU- Milchhygieneverordnung
Sehr geehrter Milchlieferant !
Die von Ihnen angelieferte Rohmilch entspricht im Monat November 2006 nicht den Normen der EU- Hygieneverordnungen bei:
Keimzahl (geometr. Mittel) 2 Monate Wert: 113 Grenzwert : 100
Entspricht ihre Rohmilch nicht innerhalb von 3 Monaten dem oben angeführten Grenzwert, müssen Sie mit einem Lieferverbot belegt werden.
Der Amtstierarzt wird von dieser Verwarnung benachrichtigt.
Zur Behebung der Fehler .......Bla- Bla-Bla-............................wenden Sie sich an ..................Bla- Bla- Bla-...........

Wichtig: Wird ein Lieferverbot ausgesprochen, wird dieses erst aufgehoben, wenn Sie durch 2 Untersuchungen im Abstand von mindestens 4 Tagen nachweisen, dass die Grenzwerte nicht mehr überschritten werden.
Diese Untersuchungen sind für Sie mit erheblichen Kosten verbunden.

Zukunfstmusik???
Betreff. 2. Verwarnung gem . EU...............
Nun werden die Medien informiert und dein Betrieb ist in allen Tageszeitungen zu finden ..........???????


Stellt euch vor ihr seid 28 Monate glücklichst verheiratet, alles läuft perfekt, ihr seid verliebt wie eh und je und du kündigst deiner Frau die Scheidung an, weil sich heute Mittag ein stark “keimbelasteten Schneck“ in den Salat verirrt hat.
Versteht mich nicht falsch, ich bin sogar sehr für Sauberkeit und Grenzwerte, nur die Art und Weise auf einen Fehler oder Missstand aufmerksam gemacht zu werden, macht mir ein klein wenig zu schaffen.
Also was rede ich lang, ran an die Arbeit:
Alles zerlegt, sauberst gereinigt, obwohl vor einem guten Jahr alle Schläuche erneuert – nochmals alles neu.
Eineinhalb Tage Arbeit, aber keinen wirklichen Fehler gefunden!
Neuerlicher Schock: gelber Zettel ,Keimzahl 98 000 – Achtung es geht um ihr Milchgeld ............
Schön langsam geht’s wirklich ums Milchgeld, der Biozuschlag von gut 200 Euro ist nämlich schon gestrichen. Und das sind für einen 14 Kuhbetrieb im Vollerwerb schon immerhin, mal hochgerechnet 119 Stück Biobutter, zugestellt versteht sich, beim Hofer sogar 134 Stück, den dort ist ja bekanntlich das selbe Produkt um 18 Cent billiger.
Fragen beschäftigen mich, wie: Ist meine Milch nun nicht mehr Bio? Verfügt die Landfrisch möglicherweise über eine Zaubermaschine welche Milch mit Keimzahlen über 100 000 aus anderer Biomilch ausfiltern kann ???
Oder ist es gar nicht so kompliziert wie ich denke, sondern ganz einfach so, dass meine Milch zwar als Biomilch den Besitzer wechselt, nur ich eben keinen Biozuschlag erhalte?
Mehr Milchgeld eben für hohe Keimzahlen!.
Zitat der Landfrisch: Wir kennen das Problem .........(Ob ernsthaft daran gearbeitet wird das Problem zu lösen, nämlich 200 Euro mit der Not des Landwirts zu verdienen, weiß ich nicht)

Doch worin liegt nun der Fehler wirklich? Etwa bei mir, oder heißt er „Altbauer“. Er, der sein ganzes Leben nur für seinen Betrieb da war, Millionen von Litern Milch gewonnen hat, auf Urlaub verzichtete, einen abgebrannten Hof wieder aufbaute, seine an Alzheimer erkrankte Frau 10 Jahre lang auf dem Hof betreute,
nebenbei hauswirtschaftliche Arbeiten erledigen musste, und heuer nach dem Tod meiner Mutter womöglich an dieser Belastung selber schwer erkrankte. Das einzige was ihm nach seiner sechsmaligen Chemotherapie noch wichtig und geblieben ist: DIE STALL- und MELKARBEIT
Bei mir ist das Problem vielleicht erkannt, die Lösung nicht ..................
Und wie schaut’s beim Umgang der Landfrisch mit ihren verantwortungsvollen Milchlieferanten aus?



  17-12-2006 11:18  donald
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Ich glaube eher er ist mit dem Wortlaut, mit dem man auf die Missstände aufmerksam gemacht wird nicht einverstanden?!

Doch glaub mir, es gibt manche die verstehen es nicht anders, und würden die Sache nicht so ernst nehmen, wenn die Molkerei schreibt: Liebster Bauer, wir bitten sie gnädigst ihre Milchfilter zu tauschen, den die Keimzahl is a bisl hoch......

Was ihre Familie durchmacht (e) tut mir leid, doch es darauf abzuschieben wie arm man doch ist.... ich könnte dir auch meine (unsere) Geschichte erzählen, doch glaube das passt nicht hierher...


Hofberater kommen lassen, und gemeinsam mit ihm den Fehler suchen, würde ich vorschlagen.

Donald

  17-12-2006 11:45  stoariedlbauer
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Wenn das 3 Monatsmittel an oder über 100.000 Keime ist liegt sowieso was im argen! Bei mir persönlich schrillen die Arlamglocken wenn ich eine einzige Probe über 12.000 Keime habe!!!

  17-12-2006 16:19  hofernf
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
so ein brief ist im heutigem wirtschaftsleben undenkbar, nur die bauer lassen sich so etwas gefallen, signalisieren sogar noch zustimmung für diese vorgangsweise!!!!!



  17-12-2006 17:47  meili
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Ein Milchbauer war und ist doch nur ein schlecht bezahlter Molkereiarbeiter ohne Urlaubsanspruch und Sozialleistungen, der sich für seinen Arbeitgeber abrackert (Molkerei) und seinen Lohn in die Firma steckt (Investitionen) und fristlos gekündigt werden kann. In diesen Falle wird er von seinen Kollegen noch schadenfroh ausgelacht. Und unseren Standesvertretern, wenn´s ihr Amterl haben, ist es wurscht.

  17-12-2006 19:39  Almzwerg
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
@ drachenbiolot
Warum verkaufst du den kein Gammelfleisch oder im großen Stil abgelaufene Lebensmittel? Da passiert dir nichts! Und wenn du eine Strafe bekommst, dann höchstens ein paar Tausend Euro. Des hast aber da eh schon vorher zigfach verdient.
Dem Bauern geht es genauso wie dem kleinen Arbeiter oder Angestellten. Wenn Der einen Fehler macht, dann hat es finanzielle Konsequenzen. Wenn ein Bauer mal Fehler macht, dasselbe. Wenn im nachgelagerten Bereich der Verarbeitungsindustrie Fehler entstehen, hat das keine finanziellen Folgen für die Chefs. Je größer der Konzern, desto mehr kann er sich erlauben! Was ist den heraus gekommen, bei dem Gammelfleischskandal in Deutschland? Gar nichts! Die Anwälte richten das schon! So wird es auch sein mit dem Skandal in Ungarn, wo ein Österreicher federführend sein soll.
Wenn im Förderantrag, überspitzt gesagt, der Beistrich nicht richtig gesetzt ist, wird auch mit schwerem Geschütz aufgefahren, selbst wenn die Kammer den Antrag überprüft, der Bauer haftet mit seiner Unterschrift für die Richtigkeit!
Um nochmals zu Thema zurück zu kommen, für die Molkerei ist es kein Schaden, wenn die Keimzahlen bzw. Zellzahlen höher sind. Ein schönes Körberlgeld für die Molkerei.
Und wir müssen auch die Probenergebnisse zu Kenntnis nehmen. Bei der Probennnahme und Transport ins Labor kann ja nie ein Fehler auftreten!


  17-12-2006 20:09  Flanton
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Hallo,
ich tippe auf Kühlprobleme:
Wie lange dauert es bis sich beim ersten Gemelk in den neuen Tank die Kühlung fertig ist. Länger als eine Stunde?
Hast du schon einmal mit einem Thermometer die Temperatur gemessen?
Vielleicht hat sich beim Tauchkühler der Rührlöffel verstellt, sodass nur um den Kühler die Milch kalt ist, aber oben und am Rand wird nicht gerührt und somit auch nicht gekühlt?
Bei der Rohrmelkanlage alle Einlauföffnungen in die Milchleitung reinigen.
Bei uns gibt es zwischen Milchpumpe und vor dem Einlauf in den Glasbehälter einen Schlauch, der für das Vakuum wichtig ist. Dieser war bei uns schon einmal zu mit lauter Milchresten.
Proben einsenden von einer Milch die aus der Milchpumpe kommt. Und jener aus dem Tank. Dann weißt du ganz schnell ob die Keime schon über die Melkanlage kommen, oder erst im Tank wachsen.

Du sollst nicht so viel jammern, deine Geschichte kannst du deinem Friseur erzählen, sondern du sollst handeln. Wenn die 2. Probe über 20000 Keime kommt ist schon Alarmstufe rot!
Die Molkerei ist verpflichtet diese Warnung auszusprechen. Amtsdeutsch ist eben nicht so "lieb".



  18-12-2006 07:39  helmar
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Wie schon donald vollkommen richtig geraten hat, SOFORT den Hofberater in Bewegung setzen und Stufenproben machen lassen! Sollte es mit der Zellzahl auch zwicken, dann gehen die bakteriologischen Einzelkuhproben auch gleich mit......zumindest in der oft geschmähten NÖM funktioniert es so, und zwar sehr gut.
Es stellt sich aber die Frage ob es mit den Hofberatern anderswo auch so gut läuft, denn vielleicht spart man die als erste ein. Und wenn ich mich so recht erinnere hat auch der Obmann einer Liefergemeinschaft bei einer Veranstaltung in meiner Gegend gemeint dass man sich das sparen könne weil das Qualitätsmanagement in erster Linie den Milchbauern angeht......hoffe deine Molkerei hat noch Hofberater o.ä.
Ich hatte fallweise große Probleme mit der Zellzahl, und da habe ich es gar nicht zum "bösen Brief" kommen lassen, weil ich jeweils bei dem ersten Ausreißer schon den Hofberater kommen habe lassen......und da haben wir immer gleich alles durchgetestet.
Mfg, helmar

  18-12-2006 12:25  kraftwerk81
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Sammelt der Milchwagen nur BIOmilch oder benutzt er ev. einen 2. getrennten Schlauch. Schau Dir mal an wo und wie der Ansaugstutzen beim Tankwagen gelagert wird. Wir hatten auch schon mal unerklärliche Keimzahlprobleme (2 Proben 30.000) und genau das wars.

  18-12-2006 17:34  akut
Mehr Geld für hohe Keimzahlen !!!
Diese Art von Schreiben kenne ich, war auch mal bei Landfrisch.Habe auch schon Wunder erlebt, einmal 3 millionen Keime, keiner konnte mir sagen woher diese kamen. Niemand kam von der Molkerei. das waren bei mir damals rd. 10.000 S .
Jetzt bin ich bei einer Bayerischen Privatmolkerei. Das ist eine Wohltat! Alle Aussendungen, Versammlungen etc. sind ein einem freundschaftlichen partnerschaftlichen Ton.Und nicht nach dem Motto" wir da oben- ihr da unten".Als Draufgabe ein besserer Preis, keine Mengenstaffelung die nur große begünstigt(Sinn d. Genossenschaft?) Weihnachtsgeschenk u.a....
So gehts auch. Ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen mit schlanker Verwaltung, ohne hoch dotierte Funktionäre, nicht ein vermeintlicher Gemeinbesitz der zB. von ausgeschiedenen Lieferanten 5-6 Jahre viele tausend Euro Geschäftsanteile einbehält, unverzinst natürlich. Da lässt sichs gut leben.
Da kann man sich auch in den Medien groß loben lassen für z.B. eine neue Biogasanlage.



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