Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte

Antworten: 15
  15-01-2007 20:45  walterst
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Innsbruck, 15. Jänner 2007 (AIZ). - Hat die Milchproduktion im Tiroler Berggebiet unter den gegebenen und künftigen Voraussetzungen Zukunft? Diese Frage war kürzlich Thema einer von Bauernbund, Landwirtschaftskammer, IG Milch und Rinderzuchtverband veranstalteten Tagung, die an der landwirtschaftlichen Lehranstalt Rotholz stattfand und 400 Teilnehmer verzeichnete. Leopold Kirner von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft in Wien beantwortet die Frage mit einem klaren Ja, und zwar deshalb, "weil es bei den Bergbauern eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit gibt". Voraussetzung für den Erfolg seien unternehmerische Strategien und Entscheidungen, umsichtige Investitionen, flexible Familienkonzepte sowie Ausdauer und Selbstdisziplin, so Kirner.


War da jemand dabei und kann mir interpretieren, was mit "flexiblen Familienkonzepten, Ausdauer und Selbstdisziplin" gemeint ist?

Heisst das, dass man als Milchbauer statt fairer Milchpreise einzufordern einfach eine überdimensionale Leidensfähigkeit der ganzen Familie mitbringen soll?

Walter

  15-01-2007 21:51  petermoser
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Mit weniger jamern und mehr arbeiten tät kein bauer zu grund gehen. Aber wer glaubt das er mit 10 ha und 10 kühe sich alles möglich leisten kann hat pech. Weil was haben sich dem seine großeltern leisten können. Auch nicht viel aber heut muss jeder alles mögliche haben aber das geht halt nicht. Kannst dir ja ausrechnen.

  16-01-2007 09:52  Christoph38
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Zweifellos haben sich die Großeltern auch nicht viel leisten können. Wenn man noch etwas weiter zurückgeht zu den Urgroßeltern, die um 1900 lebten, würde man vermutlich feststellen, daß die 15 Stunden am Tag gearbeitet haben fürs nackte Überleben am Bauernhof und ein ärmliches zu Hause (aus heutiger Sicht).

Aber genau um derartige Vergleiche geht es nicht ! Ich bin heute Bauer und mir geht es darum, für meine vollwertige Arbeit eine den heutigen Verhältnissen angemessene Bezahlung zu erhalten. Nicht mehr und auch nicht weniger.
Ich bin der Meinung, dass ein Bauer Arbeitsleistungen und Betriebsführungsleistungen erbringt, deren er sich nicht schämen muss. Wenig halte ich davon, wenn sich selbständige Bauern lohnmässig mit dem niedrigsten Regalschlichter im Supermarkt vergleichen, wer ein solches Selbstverständnis hat, braucht sich über seine Entlohnung nicht wundern.

Im übrigen sind flexible Familienkonzepte in der Landwirtschaft offenbar weiterhin gefragt. Zu beobachten sind derartige Konzepte auch jetzt schon nicht selten. Da wird ein Stall gebaut und Vater und Sohn müssen das Geld aus dem Nebenerwerb dazuzahlen, damit sichs finanziell ausgeht. Dafür haben sie dann (wenn er abbezahlt ist) einen tollen Stall (glauben sie).

Was für die Zukunft ausbaufähig wäre, wären flexible Familienkonzepte. Da können überkommene traditionelle Wertvorstellung gleich mitabgebaut werden und flexibles aufgebaut werden, wenn die künftige Arbeit am Bauernhof darin besteht, dass die Bäuerin den Hof bewirtschaftet unter Mithilfe des Exmannes, der Kinder aus früherer Ehe und dem jetzigen Lebensabschnittspartner, samt mitgebrachter Kinder.
Klar erkennbar, dass dadurch drohendem Arbeitskräftemangel abgeholfen werden kann. Modernes Patchwork im besten Sinn, evtl. noch in Verbindung mit multikulturellen Elementen (Exmann = Schwarzafrikaner).

Der Lohn der Arbeit besteht darin, dass der bestehende Familienfrust, anstatt in teuerer psychologischer Betreuung, am Bauernhof gratis bei schwerer Arbeit abgearbeitet werden kann, umgekehrt dafür die Produktionskosten nicht mit Arbeitslöhnen belastet sind. Eine win-win Situation wie aus dem Bilderbuch.



  16-01-2007 11:00  akut
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Es ist jedem überlassen das zu tun was er gerne macht. Nur meine ich, dass viele Bauern noch immer nicht betriebswirtschaftlich denken.so hab ich einmal zu einem Milchbauern gesagt:wenn du mit den Millionen die du in Stallbau u. Technik investiert hast(und zum Großteil ausgeliehen hast) Aktien v.RaiffeisenInternat. gekauft hättest, die sich inzwischen vervierfacht haben , müsstest du jetzt nicht von früh morgens bis spät in die nacht in den Gummistiefeln herumlaufen. Dazu noch alle Erlöse des Betriebes und seit kurzem deine Pension aufs Raika- Konto einzahlen.Er wird es finanziell überleben. An Lebesqualität hat er verloren.
Ebenso ist es mit Maschinenkäufen. Es werden so viele teure Traktoren gekauft, die wenigsten haben eine betriebswirtschaftliche Berechtigung.
Ein erfolgreicher Unternehmer fagt sich immer was kann ich durch diese Ivestition verdienen, wir denken oft zuwenig an das.


  16-01-2007 11:26  bergig
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Christoph38 ,
dein Eintrag ist sicher nicht gelebt, denn dass verschiedene Familien nochdazu aus verschiedenen Weltkulturen gemeinsam kostenlos einen Hof bearbeiten, ist höchst selten funktionsfähig. Es leben immer mehr Egoisten , wo viel gefordert wird aber die selbst nichts dazu beitragen.

  16-01-2007 19:53  biolix
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
HallO!

na das von christoph ist schon lieb die gschicht... aber walter st. das ist
schon ein berechtigte frage, wie alle arbeitnehmer auch immer flexibler werden sollen.. da ists genauso...
aber noch zu akut: stell dir vor alle bauern wollen ihren hof verkaufen udn gehen an die börse z.b in raiffeisen int. und warten auf 100% ode rwie du schreibst 400 % alles am papier, alles schön bis es kracht, und wann es kracht bei nun auch beginnenden chinesenbörsen mit gewinnen am 1. tag mit 100% ( am papier ) .... ja schöne heile welt lieber bauern ihr seht jeder dumm der was arbeitet....

nachdenklich biolix

  21-01-2007 08:51  naturbauer
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Da gib ich Walter voll und ganz Recht!!
Die Leidenszeit wird weiter gehen!!
Das Problem ist doch das, dass gerade die Milchviehbetriebe die im Bergland sind keine Repräsentation haben. Sie haben niemanden der sie darstellt wie es ist im benachteiligtem Gebiet zu sein. Nach oben hin dringt nur DAS was paradefähig ist, nicht aber die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist hässlich und damit will sich kein Politiker konfrontiert sehen, weil er damit für SICH keine Werbung machen kann. .
Zur Behauptung, dass Vollerwerbsbetriebe faul sind und bloß jammern, kann ich nur sagen: Wer zu faul ist zum Melken und sich "bloß" Mutterkühe hält der ist faul. Denn die Milchviehhaltung ist die INTENSIVSTE Tierhaltung überhaupt.Da muss vielmehr gefüttert und geputzt werden! Deshalb steigen ja viele aus aus der Milchproduktion, weil MUKU im Nebenerwerb noch zu schaffen ist.

  21-01-2007 09:08  theres
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Hallo Naturbauer,
die Veranstaltung hätte mich auch interessiert,
allerdings fällt mir auf, dass bei Veranstaltungen am Tisch geschimpft wird, aber wieviele haben den Mut und stehen auf, wenn Aussagen kommen, die nicht mehr tragbar sind.
Wir sind keine Schafe, die sich von Hirten treiben lassen müssen,
sondern frei denkende und handelnde Menschen.
Wie Biolix schrieb, auch die Arbeitnehmer werden mit Angst gelenkt und bei den Bauern läuft es auf der gleichen Schiene.
Hab mir gestern das landw. Wochenblatt durchgeblättert, da fallen einem die Augen raus, wie wir verkohlt und veräppelt werden, aber ich trau mir zu wetten, dass sich viele wieder in die Herde stellen und sich treiben lassen.
Wo die Reise hingeht, kann keiner sagen, aber als Getriebener fehlt die Zeit und der Raum, um aus dem Kreis einen Schritt zurücktreten zu können um sich das Ganze in Ruhe durchzudenken.
Der Leistungswille der Landwirtschaft wird ganz schön ausgenützt.
Ich habe auf Weihnachten ein Buch über die Worklifebalance bekommen,
ein sehr interessantes Buch, das zeigt, dass nur mit Arbeit alleine das Leben etwas einseitig wird.


  21-01-2007 09:16  Trulli
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
@naturbauer

Wer zu faul ist zum Melken und sich "bloß" Mutterkühe hält der ist faul.

Dieser provokanten Aussage möchte ich entgegenstellen:
"Wer zu dumm ist um aus, oder mit der Milchviehhaltung ein ordentliches Einkommen zu erzielen, der soll es anstatt zu jammern bleiben lassen.....

mfg...Franz

  21-01-2007 11:36  Fadinger
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Hallo!

Nicht schon wieder gegeneinander!
Ohne den nötigen Engagement läuft es weder dort noch da. Ein schlechter Eindruck der jeweiligen Betriebszweige entsteht meistens dadurch, das zB. ein gescheiterter Milchviehbetrieb sein Glück in der MuKuHaltung versucht, weil ja da "alles von selber geht" und "keine Arbeit mehr ist". Ist dann das Geld vom Kontigentverkauf aufgebraucht, folgt die Ernüchterung und die Erkenntnis, das auch Mutterkühe keine Geldesel sind. Na dann versuchen wir uns halt in der Schafhaltung ... Aber diese "blöden" Viecher wollen auch beizeiten ihren Herrn sehen. Und letztlich kommt dann ein Betrieb heraus, der nicht mehr lebensfähig ist, und nur mehr verpachtet werden kann. Daraus resultiert auch die Aussage "Mutterkuhhaltung ist der Anfang vom Ende" (Bitte nicht wieder falsch auffassen!).

Aber jetzt etwas anderes:
Am 1. Februar ist in Mönchdorf eine Mitgliederversammlung der Berglandmilch. Auch die Anwesenheit von Obmann Haimberger ist angekündigt. Wird da jemand die leidige Milchpreissenkung auf´s Tablet bringen?

Gruß F

  21-01-2007 11:38  naturbauer
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Liebe theres!
Ich habe den Mut aufzustehen und mein Maul aufzutun!! Aber nicht bloß am Tisch!! In der Gemeinde bin ich dafür bekannt, besonders beim Gemeinderat und speziell beim Bürgermeister. (Trotzdem sagte der Bürgermeister zu mir neulich: Könnte man mit jedem so streiten wie mit dir, dann wär Streiten gar nicht so schlimm, weil du immer nach Lösungen suchst und nicht nach Streit) Ich weiß Eigenlob stinkt, aber es konnte fast alles geregelt werden.
Auch schreck ich nicht zurück Politiker anzugreifen, auch auf öffentlichen Versammlungen. Solange niemand direkt beleidigt wird, kann einem nichts geschehen.
Das Problem ist: Arschkriechende Kollegen machen vieles wieder kaputt, sobald es gefährlich wird in Richtung ja man könnte den doch später doch irgendwann wieder brauchen. Feigheit PUR ist die Devise. Damit wird immer auf´s neue Verrat betrieben und es bleibt wieder alles beim alten.
@ Trulli: Hast recht, aber weiter oben wurden Milch, bzw. Vollerwerbsbauern der Faulheit bezichtigt und weiter unten eben Nichtmelkende, hoffe damit ist man quitt. Hätte ich nicht fast jahrzehnte Pflegefälle zu Hause gehabt, wär ich wie früher auch Nebenwerbler, aber wieder einsteigen, wenn kaum mehr Arbeit da ist? Und wo daheim vieles liegen bleiben musste wegen den Pflegefällen uns als faul zu bezichtigen ist mir ohne genaueres zu grob. Jeder hat sein Packerl zu tragen und wenn mir vorgeworfen wird, dass man zu faul, zu dähmlich und alles andere ist, nur weil´s andere tatsächlich ruhig haben ist mir zu einfach es dabei stehen zu lassen. Gerade die die es tatsächlich ruhig haben sind die Verursacher vieler Nachteile, weil SIE überzeugt sind, dass so wie sie es haben auch gehört und es der andere nicht versteht. Als ob absolut langsiechende und tötlich verlaufende Krankheiten was mit Gscheitheit zu tun hätten!! Bei diesen Dramen müssten Politker reinschauen. Ich glaube Politiker ekeln sich vor derartigen Zuständen. Sie haben Glück, weil es noch nicht soviele sind diese Dramen, dass sie nicht ins Gewicht fallen. Also bleibt alles beim ALTEN


  21-01-2007 13:22  walterst
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Muss Fadinger voll recht geben. Ich war in der größten Umstellungsphase Mitte 90er Jahre in der Biokontrolle unterwegs und konnte auf einem beachtlichen Teil der Betriebe genau die von Fadinger dargestellte Entwicklung mit oft einem Maximum an Frustration miterleben und beobachten.

Selbstverständlich gab es aber auch den umgekehrten Fall:

Betriebe mit passabler Flächenausstattung aber bescheidener Erfolge in der Milchwirtschaft, wo die Betriebe eigentlich schon tot waren, haben sich durch den Rückzug auf die MUKU zur richtigen Zeit erfangen, natürlich auch mit Hilfe des ÖPUL.

Und die dritte Gruppe aus meiner Sicht: Gezielter Einstieg in die MUKU, mit professioneller Jungrindervermarktung in Projekte oder ab Hof mit echter Arbeitsentlastung (flexibler und leichter, aber nicht unbedingt viel weniger!!!) und auch Lebensqualität und trotzdem Einkommen.

Aber zurück zum Thema:

Bei der Veranstaltung in Tirol hat Dr. Kirner, den ich sehr schätze, flexible Familienkonzepte eingefordert, um in der MIlchwirtschaft überleben zu können.
Kirner weiß aber ganz genau, wo die Produktionskosten liegen, und da werden flexible Familienkonzepte allein nicht helfen, diese Kosten zu decken.

Aber vielleicht hat er es eh so gemeint: Die Milchbauernfamilie muss so flexibel sein, dass sich ein paar mal im Jahr jeder Bauer und jede Bäurin auch einen Tag Zeit nehmen kann, um sich für einen kostendeckenden Milchpreis einzusetzen?

An Fadinger: Gibst Du mir einen Tip, welches Genossenschaftsgebiet die Mönchdorfer Veranstaltung abdeckt?

Walter



  21-01-2007 13:43  Fadinger
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Hallo Walter!

Die Einladung zur Mitgliederversammlung stammt von der "Milchunion Alpenvorland Garsten", auf gut deutsch der Einzugsbereich der ehemaligen Molkereigenossenschaft Königswiesen. Es sollte daher auch an die Kollegen in Arbesbach, .... eine Einladung ergangen sein.

Gruß F

  21-01-2007 13:44  Trulli
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Hallo!

Danke "Fadinger", mit den ersten beiden Sätzen im obigen Eintrag ganz genau und richtig auf den Punkt gebracht!

@naturbauer
Leider hast du in diesem Punkt recht! Die, die es "ruhig" haben denken oft so, wie sie es machen ist es richtig.....Ein wenig mehr Verständnis dem anderen gegenüber wäre angebracht!
Meinen Nachbarn (moderner, und nicht zu den kleineren zählender Milchviehbetrieb) ist unsere Betriebsausrichtung auch unverständlich....
Doch ich habe eh zulange gezögert dem- "Was werden denn da die Leut`sagen", oder " ist das den Eltern recht"....den Rücken zu kehren, und mein EIGENES Leben zu leben, ich muß es ja leben!
Stimmt, jeder hat sein Packerl zu tragen und jeder geht seinen Weg!
Ich hoffe jeder findet für sich den richtigen Weg!

@walterst

Faire Milchpreise einfordern! Was sind faire Milchpreise?
Im benachteiligtem Gebiet brauche ich einen höheren Preis um wirtschaftlich sein zu können, in Gunstlagen reibe ich mir die Hände und weite die Produktion aus um noch mehr zu haben.......

mfg..Franz




  21-01-2007 14:42  walterst
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
An Fadinger:

Soviel ich weiss, haben die Alpenvorländer den Sturm von vorgestern in ein paar hundert große Rexgläser eingefangen und wollen den am 1. Februar für die Berglandspitze mitbringen. Der Braunshofer behauptet, ja, dass mindestens 95% der Berglandbetriebe mit der Preissenkung einverstanden sind?

Walter

  21-01-2007 22:00  Fadinger
Milchbauern brauchen flexible Familienkonzepte
Hallo!

Ja dann hoffen wir mal, das es sich, wie bisher üblich, nicht nur um einen "Sturm im Wasserglas" handelt .....

Gruß F



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